Extrauteringravidität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Extrauteringravidität, die auch als ektope Schwangerschaft bezeichnet wird, beschreibt den Umstand eines nicht in der Gebärmutterhöhle eingenisteten Embryos. Vorwiegend handelt es sich um die sogenannte Eileiterschwangerschaft; eine Einnistung des Embryos kann aber auch in der Bauchhöhle oder in den Eierstöcken auftreten. Der Embryo ist, außer die Einnistung findet in der Bauchhöhle statt, nicht überlebensfähig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Extrauteringravidität?

Die Beschwerden, die im Rahmen einer Extrauteringravidität auftreten, sind zu Beginn kaum wahrnehmbar; in vielen Fällen haben die Patientinnen auch keinerlei Symptome, die auf eine Extrauteringravidität hinweisen.
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Besteht eine Extrauteringravidität, hat sich der Embryo nicht in der Gebärmutterhöhle, sondern außerhalb - etwa im Eileiter, im Eierstock oder in der Bauchhöhle - eingenistet. Die häufigste Form stellt die Eileiterschwangerschaft dar. Das Ei hat sich bereits mehrfach geteilt, wobei sich die Zellen kugelförmig angesammelt haben (Morula).

Besteht eine Veränderung des Eileiters, wandert die Frucht nur langsam, sodass sie das Einnistungsstadium vor dem Erreichen der Gebärmutterhöhle erreicht. Eine Eierstockschwangerschaft kommt sehr selten vor. Eine sogenannte Ovarialgravidität wird bei einer von 40.000 Schwangeren festgestellt.

Das befruchtete Ei kann, weil Eileiter und Eierstock nicht fest miteinander verbunden sind, auch in die Bauchhöhle wandern und sich im Bauchfell einnisten. Derartige Schwangerschaften bleiben, weil genügend Platz für das Wachstum gegeben ist, für lange Zeit unbemerkt. Nistet sich das Ei im Gebärmutterhals ein, spricht der Mediziner von einer Gebärmutterhalsschwangerschaft (Zervixgravidität). Eine derartige Schwangerschaft ist äußerst selten.

Ursachen

Vorerkrankungen und andere Faktoren können das Risiko für eine Extrauteringravidität erhöhen. Dazu zählen etwa Eileiter- oder Eierstockentzündungen, die etwa durch Geschlechtskrankheiten (Chlamydien) ausgelöst wurden.

Aufgrund der Entzündungen, kann es zu Schäden an den Flimmerhärchen kommen. Diese können dafür Sorge tragen, dass das Ei, welches sich im Eileiter befindet, auch schnell genug in die Gebärmutterhöhle wandert. Mitunter können die Eileiter auch verkleben. Das Ei verfängt sich oder kann auch in der Verengung steckenbleiben.

In manchen Fällen können die Eileiter auch zu lange sein; auch Fehlbildungen oder Muskelbeeinträchtigungen sind mitunter Gründe, warum das befruchtete Ei nicht rechtzeitig in die Gebärmutterhöhle kommt. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen bereits erlittene Fehlgeburten, Operationen an der Gebärmutter, Operationen im Bauchraum oder auch Schwangerschaftsabbrüche.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden, die im Rahmen einer Extrauteringravidität auftreten, sind zu Beginn kaum wahrnehmbar; in vielen Fällen haben die Patientinnen auch keinerlei Symptome, die auf eine Extrauteringravidität hinweisen. Ein Spannungsgefühl in den Brüsten, eine ausbleibende Periode, häufiger Harndrang, Erbrechen, Übelkeit und starke Unterbauchschmerzen sind möglich. Mitunter kann es auch zu leichten vaginalen Blutungen kommen.

Diagnose & Verlauf

Besteht eine bekannte Schwangerschaft oder ist die Periode ausgeblieben, wobei mitunter Beschwerden auftreten, die in Verbindung mit einer Extrauteringravidität gebracht werden, sollte so schnell wie möglich ein Frauenarzt kontaktiert werden. Der Frauenarzt wird zuerst die Krankengeschichte erfragen; in weiterer Folge wird der Mediziner Tastuntersuchungen vornehmen.

Im Rahmen der Tastuntersuchungen kann es dabei zu Schmerzen in der Gebärmutter und/oder auch im Bauchraum kommen. Besteht der Verdacht, dass eine Extrauteringravidität vorliegt, folgt eine Ultraschalluntersuchung. Urin und Blut werden ebenfalls untersucht, wobei hier auf das Beta-HCG geachtet wird.

Beta-HCG ist jener Wert, der einen Aufschluss darüber gibt, ob eine Schwangerschaft besteht oder nicht. Auch wenn der Frauenarzt nicht zu 100 Prozent sicher ist, ob es sich tatsächlich um eine Extrauteringravidität handelt, wird er die Patientin schon beim kleinsten Verdacht in ein Krankenhaus überweisen lassen.

Eine Extrauteringravidität führt oft zu lebensbedrohlichen Komplikationen für die Betroffene. So stellt die Extrauteringravidität im ersten Schwangerschaftsdrittel die noch immer häufigste Todesursache von Schwangeren dar. Aus diesem Grund muss die Schwangerschaft, wenn der Mediziner eine Extrauteringravidität feststellt, sofort abgebrochen werden.

Komplikationen

Die Extrauteringravidität wirkt sich sowohl physisch als auch psychisch negativ auf die Patientin aus und kann das gesamte Leben erschweren. In den meisten Fällen wird die Extrauteringravidität durch die Betroffenen nicht erkannt. Es kommt lediglich zu einem Spannungsgefühl in den Brüsten, zu Erbrechen und Übelkeit. Meistens bleibt auch die Periode aus.

In einigen Fällen kann es allerdings zu einer vaginalen Blutung kommen. Die Extrauteringravidität muss durch den Frauenarzt festgestellt werden. Die Behandlung richtet sich dabei nach den jeweiligen Möglichkeiten. Der Arzt kann die Frucht durch einen operativen Eingriff entfernen. Hierbei kann allerdings nicht garantiert werden, dass die Eileiter nicht ebenso entfernt werden muss.

Fall die Eileiter erhalten bleibt, ist das Auftreten einer erneuten Extrauteringravidität nicht ausgeschlossen. In schwerwiegenden Fällen ist die Entfernung der Gebärmutter notwendig. Durch die Entfernung der Gebärmutter oder der Eileiter ist es für die Frau nicht mehr möglich, ein Kind zur Welt zu bringen. Dies führt bei den meisten Menschen zu starken psychologischen Problemen und Depressionen.

Auch der Partner ist durch die Extrauteringravidität indirekt betroffen und leidet an psychischen Problemen. Hier können Therapien und Gespräche mit einem Psychologen hilfreich sein. In den meisten Fällen kann das psychische Leiden überwunden werden, sodass es dabei zu keinen weiteren Komplikationen kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Extrauteringravidität muss in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Allerdings kommt es bei dieser Erkrankung in der Regel zum Tode des ungeborenen Kindes. Die Betroffenen sollten immer dann einen Arzt aufsuchen, wenn es während der Schwangerschaft zu einem sehr starken Spannungsgefühl in den Brüsten kommt. Auch die Periode bleibt dabei in der Regel aus und die Betroffenen leiden an starken Stimmungsschwankungen oder auch an einer Gereiztheit.

Weiterhin kann auch ein erhöhter Harndrang auf die Extrauteringravidität hindeuten und sollte von einem Arzt untersucht werden. Ebenso stellen Erbrechen und Übelkeit Symptome der Erkrankung dar und müssen dann von einem Arzt untersucht werden, falls sie über einen längeren Zeitraum auftreten. Dabei kann es auch zu starken Schmerzen im unteren Bereich des Bauches kommen.

In der Regel wird bei der Extrauteringravidität ein Frauenarzt oder das Krankenhaus aufgesucht. Die Betroffenen sind dann allerdings auf eine sofortige Behandlung angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen kommt. Durch regelmäßige Untersuchungen kann die Krankheit schon frühzeitig erkannt und diagnostiziert werden. Die Lebenserwartung der Frau wird dabei in der Regel nicht verringert.

Behandlung & Therapie

Stellt der Mediziner die Diagnose Extrauteringravidität, gibt es zwei Möglichkeiten: Operation oder Medikamente. Entscheidet sich der Mediziner für einen operativen Eingriff, entfernt er die Frucht und versucht den Eileiter zu erhalten. Mitunter muss der Eileiter aber entfernt werden. Entfernt der Mediziner den Eileiter nicht, kann es bei einer neuerlichen Schwangerschaft abermals zu einer Extrauteringravidität kommen.

Mitunter können auch Eizellreste im Eileiter verbleiben, sodass das Risiko besteht, dass jene mit der Zeit entarten. Aus diesem Grund entscheiden sich die Mediziner, sofern die Frau ihre Familienplanung abgeschlossen hat, für die Entfernung des Eileiters. Besteht eine Eierstockschwangerschaft, versucht der Mediziner die Frucht aus dem Eierstock zu entfernen; in wenigen Fällen muss jedoch der Eierstock zur Gänze entfernt werden.

Kommt es zu einer Zervixschwangerschaft, also zu einem Einnisten im Gebärmutterhals, muss der Arzt die Gebärmutter entfernen. Entscheidet sich der Mediziner für eine medikamentöse Behandlung, verordnet er Methotrexat (MTX, ein sogenanntes Zellgift, das auch bei Krebs- oder Rheumatherapien zur Anwendung kommt), Dinoproston, Prostaglandine, hyperosmolare Glukose und Antigestagene wie etwa Mifepriston.

Die Kombination führt zum Absterben und auch zum Abstoßen der Frucht, die sodann in den Bauchraum wandert. MTX wird bei einer ohne Komplikationen auftretenden Eileiterschwangerschaft verabreicht; mitunter kann MTX auch nach der Operation, um etwaige Eizellreste absterben zu lassen, verabreicht werden.

Ob die Medikamente am Ende die gewünschte Wirkung bringen, kann über das Beta-HCG, das Schwangerschaftshormon, festgestellt werden. Die Medikamente werden ausschließlich über Muskelspritzen oder Blutinfusionen verabreicht; nur selten werden die Wirkstoffe in Tablettenform verabreicht.

Aussicht & Prognose

Eine Extrauteringravidität endet in den meisten Fällen im Abort. Lediglich wenige Fälle der Extrauteringravidität sind bekannt, in denen sich außerhalb der Gebärmutter ein lebensfähiges Kind entwickeln konnte. Diese seltenen Schwangerschaften mussten durch eine Schnittgeburt beendet werden.

Im Regelfall aber löst die Extrauteringravidität nach Tagen oder Wochen die ersten Symptome aus, darunter starke Bauchschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und das Ausbleiben der Regelblutung. Wird die Frau jetzt nicht behandelt, verteilen sich Giftstoffe im Körper und es kann zu Entzündungen an den umliegenden inneren Organen mit schweren Komplikationen bis hin zum Organversagen kommen.

Wird eine Extrauteringravidität rechtzeitig erkannt und durch den Gynäkologen operativ beendet, braucht die Frau hingegen nur eine kurze Phase der Erholung und kann danach wieder nach Hause gehen. Der Eingriff ist mit einer Abtreibung zu vergleichen. Sie kann auch kurze Zeit danach erneut schwanger werden, sofern es nicht zu selten vorkommenden Verletzungen während des Eingriffs gekommen ist.

Je länger eine Extrauteringravidität jedoch ohne Behandlung besteht, desto höher ist das Risiko irreversibler Schäden an Eileiter und Gebärmutter, sodass eine erneute Schwangerschaft im Einzelfall erschwert oder gar nicht mehr möglich sein kann. Auch braucht eine Patientin nach einer Notfall-OP wegen einer Extrauteringravidität mehr Zeit zur Erholung und muss stationär überwacht werden, um Komplikationen und Folgeschäden auszuschließen.

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Vorbeugung

Eine Extrauteringravidität kann kaum vorgebeugt werden. Leidet die Frau an einer Entzündung der Eileiter, ist es wichtig, jene Erkrankung so schnell wie möglich zu behandeln, sodass es zu keinen Schädigungen kommt, die mitunter eine Extrauteringravidität begünstigen.

Nachsorge

Bei einer Extrauteringravidität sind die Möglichkeiten der Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. In erster Linie ist die Patientin dabei auf die medizinische Behandlung der Krankheit angewiesen, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Hierbei kann es nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass die Behandlung der Extrauteringravidität durch einen Arzt unabdingbar ist.

In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung dieser Krankheit durch einen operativen Eingriff, welcher ohne besondere Komplikationen verläuft. Nach dem Eingriff sollte sich die Patientin dabei immer ausruhen und seinen Körper schonen. Von anstrengenden Tätigkeiten oder von anderen Beschwerden sollte abgesehen werden, um die Heilung zu beschleunigen. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollten regelmäßige Untersuchungen des Körpers durchgeführt werden, da die Extrauteringravidität auch die Bildung von Tumoren fördern kann.

Um die Ausbreitung der Tumore zu verhindern, muss ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Die Betroffenen sind weiterhin auch auf die intensive Pflege und Unterstützung durch die eigene Familie und durch Freunde angewiesen, damit es nicht zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen kommt. Dabei kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Extrauteringravidität sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Ob sich im Falle einer Schwangerschaft die befruchtete Eizelle normgemäß in der Gebärmutter oder außerhalb im Eileiter einnistet, kann von der jeweiligen Frau nicht beeinflusst werden. Es gibt jedoch im Alltag einige Möglichkeiten, mit denen die Frau im Rahmen der Selbsthilfe die Extrauteringravidität sowohl in Bezug auf den akuten Verlauf als auch die anschließende Regeneration günstig beeinflussen kann.

Zunächst ist es im Verlauf einer Frühschwangerschaft nötig, dass eine Frau sich möglichst rasch durch eine entsprechende Ultraschalluntersuchungen durch den behandelnden Gynäkologen den korrekten Sitz der Schwangerschaft bestätigen lässt. Dies bietet vor allem in solchen Fällen Schutz, in denen ungewöhnliche Beschwerden vorliegen oder die Frau bereits einmal eine Eileiterschwangerschaft hatte. Denn je früher die Extrauteringravidität behandelt wird, umso geringer sind in der Regel auch deren Komplikationen und die Regeneration kann umso schneller ablaufen.

Nach der Therapie der Extrauteringravidität kann die betroffene Frau im Alltag selbst dazu beitragen, ihre körperliche und seelische Verfassung nachhaltig zu bessern. Im physischen Bereich sind dies ganz nach ärztlichem Rat die Schonung sowie der Verzicht auf Bäder. Im psychischen Bereich helfen der Frau einfühlsame Gespräche mit vertrauten Personen, den Verlust der Schwangerschaft zu verarbeiten. Nach erfolgter körperlicher Regeneration stabilisieren oft auch sportliche Bewegung und Yoga die seelische Verfassung.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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