Faustschluss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Faustschluss ist an vielen Aktivitäten beteiligt, die im alltäglichen Leben gebraucht werden. Krankheiten oder Beschwerden können zu starken Beeinträchtigungen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Fausschluss?

Beim großen Faustschluss werden Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleinfinger so stark gebeugt, dass die Fingerkuppen die Handfläche erreichen und die Innenflächen der End-, Mittel- und Grundglieder in Kontakt zueinander kommen.

Beim großen Faustschluss werden Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleinfinger so stark gebeugt, dass die Fingerkuppen die Handfläche erreichen und die Innenflächen der End-, Mittel- und Grundglieder in Kontakt zueinander kommen. Die Flexion in den Mittel- und Endgelenken der Finger ist maximal, im Grundgelenk submaximal, da durch den Kontakt die weitere Bewegung gestoppt wird. Der Daumen wird schließlich diagonal über den Zeigefinger gelegt.

Die komplette Ausführung des Faustschlusses ist nur mit einem gewissen Kraftaufwand möglich, den die Fingerbeuger und die Muskeln aufbringen, die den Daumen in die Opposition bringen. Die Stellung des Handgelenkes hat Auswirkungen auf die Funktionsmöglichkeiten. Die Ausführung mit einer leichten Extension (Dorsalextension) wird häufig unbewusst bevorzugt, da der mechanische Wirkungsgrad der ausführenden Muskeln größer ist und die Gegenspieler (Fingerextensoren) den Bewegungsablauf besser freigeben. Diese Art der Durchführung wird Funktionshand genannt. Die Nutzung mit einer Flexion (Palmarflexion) ist auch möglich, jedoch weniger kräftig.

Der kleine Faustschluss stellt eine Restfunktion dar, wenn die Fingergrundgelenke nicht mehr gebeugt werden können. Durch die maximale Flexion in den anderen Fingergelenken sind noch gewisse Aktivitäten möglich.

Funktion & Aufgabe

Der Faustschluss ist für viele alltägliche, berufliche und sportliche Aktivitäten eine unabdingbare Voraussetzung. Dazu gehören alle Bewegungsabläufe, die zum Ergreifen, Festhalten und Bewegen von Gegenständen mit relativ hohem Gewicht benutzt werden, während leichte Dinge auch mit anderen Griffformen gehalten und geführt werden können.

Typische Tätigkeiten, die mit einer Faustschlussaktivität einhergehen, entstehen dann, wenn ein Gegenstand mit einem Stiel oder einem ähnlich geformten Objekt ergriffen und bewegt wird. Im Haushalt sind dies Verrichtungen wie Wischen, Staubsaugen oder Fegen, bei der Gartenarbeit sind es Graben, Hacken oder das Arbeiten mit dem Rechen. Das Gleiche gilt für viele handwerkliche Tätigkeiten. Maurer, Gipser, Fliesenleger oder Maler benutzen ebenfalls viele Geräte mit Griffen verschiedener Länge und Form für Tätigkeiten am Boden, an der Wand oder an der Decke. Die gleiche Art der Aktivität der Faust tritt bei allen Rückschlagsportarten wie Tennis, Squash und Badminton auf.

Auffällig ist, dass immer dann, wenn bei diesen Funktionen viel Stabilität benötigt wird, die Funktionshand die bevorzugte Ausführung darstellt. Das hängt mit den günstigeren mechanischen Bedingungen zusammen, die diese Art der Realisierung bietet.

Bei Bewegungsabläufen wird das Handgelenk dagegen dynamisch in die Palmarflexion gebracht, wie zum Beispiel bei den Vorhand- oder Schmetterschlägen in den Rückschlagsportarten oder dem Bewegen einer Hantel im Kraftsport.

Ein Kennzeichen aller beschriebenen Arten der Aktivität ist, dass die Gegenstände, die gehalten werden, den kompletten Faustschluss verhindern, dennoch ist die Muskelaktivität in vollem Maße vorhanden.

Anders ist das beim Boxen und anderen Kampfsportarten, wenn sie ohne Handschuhe ausgetragen werden. Der stabile Faustschluss wird in seiner kompletten Ausführung ausgenutzt, um die knöchernen Anteile der Finger gut zu positionieren und damit wirksame Aktionen gegen einen Widersacher oder Gegenstände auszuführen. Diese Handhaltung kann auch als Drohgebärde benutzt werden, um entweder mögliche Angreifer abzuschrecken oder dem Gegenüber Angst einzujagen.


Krankheiten & Beschwerden

Voraussetzung für die Ausführung des Faustschlusses sind funktionsfähige Fingergelenke und Muskeln. Alle Verletzungen im Bereich der Finger können ihn beeinträchtigen oder komplett verhindern. Prellungen, Stauchungen, Bänderrisse oder Frakturen in diesem Bereich kommen relativ häufig im Sport oder im Arbeitsleben vor. Neben den direkten Folgen bei einem Bruch sind es häufig Schmerzen, die die Beweglichkeit in den Gelenken limitieren und den Faustschluss nicht zulassen. Die Funktionalität der Hand kann dadurch deutlich eingeschränkt sein.

Eine typische Handerkrankung, die den Faustschluss beeinträchtigen kann, ist die Sehnenscheidenentzündung. Sie ist ein typisches Überlastungssyndrom, das unter anderem die langen Endsehnen der Fingermuskulatur betreffen kann. Sind die Streckersehnen entzündet, die am Handrücken entlang zu den Fingern verlaufen, wird der Faustschluss oft unmöglich gemacht. Beim Beugen der Finger werden die Sehnen gedehnt und die akuten zunehmenden Schmerzen limitieren die Bewegung.

Ein ähnlicher Effekt kann beim sogenannten Tennisarm auftreten, bei dem die Ursprünge der Dorsal- und Fingerextensoren schmerzhaft gereizt sind. Auch bei dieser Erkrankung kann der beschriebene Dehnungsschmerz den Faustschluss verhindern. Zusätzlich wird die Einnahme der korrekten Position im Handgelenk für die Funktionshand beeinträchtigt, durch auftretende Kontraktionsschmerzen.

Ein kompletter oder inkompletter Ausfall der Fingerbeuger führt dazu, dass der Faustschluss nicht vollständig oder überhaupt nicht ausgeführt werden kann. Eine typische Erkrankung, bei der dieser Mechanismus auftritt, ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom. Bei dieser Erkrankung wird der Nervus medianus, der die Fingerbeuger versorgt, im Karpaltunnel im Bereich des Handgelenkes eingequetscht. Die Muskeln der ersten 3 Finger verlieren zunehmend ihre Beugefunktion und verharren in einer mäßigen Streckung. Wegen des typischen Erscheinungsbildes wird dieses Phänomen Schwurhand genannt. Ein Faustschluss ist nicht mehr möglich.

Die chronische Polyarthritis ist eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises, die zunächst bevorzugt die kleinen Gelenke betrifft. An der Hand sind typischerweise das Handgelenk und die Fingergelenke betroffen. Der schubweise verlaufende, entzündliche Prozess bei dieser Autoimmunerkrankung führt dazu, dass die betroffenen Gelenke allmählich zerstört werden. Alle Hand- und Fingerfunktionen sind von diesem Prozess betroffen, auch der Faustschluss. Mit zunehmender Dauer führt diese Erkrankung zu massiven Funktionsverlusten.

Quellen

  • Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Krämer, J., Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013

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