Dorsalextension

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Dorsalextension werden regelmäßige bestimmte Bewegungen an der Hand und am Fuß bezeichnet. An den Zehen und an der Wirbelsäule taucht der Begriff nur alternativ auf, gebräuchlicher sind dort andere Bezeichnungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Dorsalextension?

Als Dorsalextension werden regelmäßige bestimmte Bewegungen an der Hand und am Fuß bezeichnet.

Die Bezeichnung Dorsalextension stammt aus der anatomischen Nomenklatur. Sie setzt sich aus zwei lateinischen Vokabeln zusammen. 'Dorsal' gibt die Richtung der Bewegung an: 'zum Rücken' ('dorsum') gerichtet. Sie verläuft von vorne unten nach hinten oben. 'Extension' bedeutet 'Streckung' und bildet den Gegensatz zur 'Flexion' (Beugung).

Als Bezeichnung wird die Dorsalextension zur Streckung von Hand und Fuß benutzt. Sie beschreibt das Anheben des jeweiligen beiden Körperteile im Handgelenk beziehungsweise im oberen Sprunggelenk.

Die gedachte Bewegungsachse verläuft quer zum Körper durch die Knöchel im Unterschenkel und durch die proximale Handwurzelreihe. Ausgehend von der Nullstellung beschreiben Hand oder Fuß eine Kreisbahn, auf der sie sich dem Unterarm oder dem Unterschenkel annähern. Eine Besonderheit besteht beim Fuß darin, dass die Nullstellung die 90°-Position ist. Die Gegenrichtung an der Hand heißt Palmarflexion und am Fuß Plantarflexion.

Die sonst übliche Definition von Flexion und Extension macht bei der Dorsalextension Schwierigkeiten. Sie geht nicht, wie in anderen Gelenken beschrieben, mit einer Vergrößerung des Gelenkwinkels einher. Deshalb wird teils in der Literatur auch der Begriff Dorsalflexion verwendet. Für die Bewegungen in den Zehen und der Wirbelsäule hat sich die Extension als übliche Bezeichnung durchgesetzt, Dorsalextension wird dort selten angewandt.

Funktion & Aufgabe

Die Dorsalextension hat sowohl als freie Bewegung, als auch als Stabilitätskomponente eine wichtige Bedeutung bei vielen Aktivitäten. Alle Tätigkeiten, bei denen die Hand etwas ergreift und festhält, erfordern eine stabile Position im Handgelenk in leichter Dorsalextension. Diese Funktionsstellung verleiht dem Gelenk die nötige Stabilität, die die Grundlage für die optimale Kraftentwicklung der Finger darstellt.

Nicht nur das Halten schwerer Gewichte fordert die Muskeln, die in dieser Position aktiv sind, sondern häufiger Funktionen mit wenig Last, bei gleichzeitiger Bewegung des gesamten Armes und der Finger. Typische Beispiele sind lange Schreibtätigkeiten mit der Tastatur oder das Benutzen der Maus.

Als freie Bewegung spielt die Dorsalextension im Handgelenk eine wichtige Rolle bei allen Ausholbewegungen der Hand. Die gesamte Gelenkkette wird dabei in eine vorgedehnte Position gebracht, wodurch die anschließende Wurf- oder Schlagbewegung effizienter gestartet werden kann.

Ein typischer Bewegungsablauf im Sport, bei dem die ganze Kette vom Schultergelenk, über das Ellenbogengelenk bis zum Handgelenk und den Fingern in eine Vordehnung gebracht wird, ist das Ausholen beim Volleyball vor dem Schmetterschlag. Das gleiche gilt für den Überkopfvolley beim Tennis, mit dem Unterschied, dass die Finger durch den Griff geschlossen sind.

Die Dorsalextension am Fuß hat ihre wichtigste Funktion beim Gehen. Zusammen mit den Zehenextensoren wird der Fuß in der Schwungbeinphase angehoben, damit das Bein frei und ohne Störung nach vorne gesetzt werden kann. Verstärkt tritt diese Form der Aktivität auf, wenn das Tempo gesteigert wird. Beim Laufen und vor allem beim Sprint, werden Bein und Fuß deutlich mehr vom Boden abgehoben als beim Gehen. Die Funktion der ausführenden Muskeln wird dadurch noch mehr gefordert.


Krankheiten & Beschwerden

Das Heben der Hand und des Fußes kann durch verschiedene Verletzungen oder Erkrankungen beeinträchtigt sein. Eine spezifische Ursache für eine Schwäche der ausführenden Muskeln und einem daraus resultierenden Defizit der Dorsalextension sind Nervenläsionen.

Eine Schädigung des Nervus radialis führt zum Ausfall der Dorsalextensoren der Hand und zum Erscheinungsbild der sogenannten Fallhand. Bei einer kompletten Lähmung ist ein Anheben überhaupt nicht mehr möglich, bei einer inkompletten sind noch Restfunktionen vorhanden. Ursache für die Nervenschädigung können Verletzungen wie Knochenbrüche sein, aber auch Druckbelastungen durch einen zu festen Gipsverband und neurologische Erkrankungen wie eine Hemiplegie oder eine Polyneuropathie.

Das komplementäre Phänomen am Fuß ist die sogenannte Fußheberschwäche. Sie kann hervorgerufen werden durch eine Läsion verschiedener Nervenäste, die die Dorsalextensoren versorgen. Ursachen dafür können die gleichen wie am Arm sein. Häufiger als in der oberen Extremität ist eine Druckschädigung durch einen Bandscheibenvorfall Grund für diesen Funktionsverlust, da er die Nervenwurzel bedrängt.

Die fehlende oder eingeschränkte Dorsalextension macht sich vor allem beim Gehen oder Laufen negativ bemerkbar. Der Fuß kann nicht oder nur wenig angehoben werden und schleift in der Schwungbeinphase über den Boden. Gefährlich wird es, wenn gleichzeitig die Sensibilität gestört ist. Sensibilitätsstörungen dieser Art treten bei neurologischen Störungen auf, also etwa beim einem Schlaganfall, der Polyneuropathie und infolge eines Bandscheibenvorfalls.

Alle Formen von Muskelerkrankungen führen früher oder später zu einer eingeschränkten Dorsalextension der Hand und des Fußes. Dazu gehören die Muskeldystrophien und die amyotrophe Lateralsklerose.

Eine besondere Form der Einschränkung der Fußbeweglichkeit stellt der sogenannte Spitzfuß dar. Durch Ruhigstellung, aber häufiger durch eine lange währende Inaktivität verkürzt sich die Achillessehne massiv. Die Bewegung in die Dorsalextension wird dadurch zunehmend geringer und ist irgendwann nicht mehr möglich.

Ein typisches Überlastungssyndrom, welches die Dorsalextensoren der Hand betrifft, ist der sogenannte Tennisarm, bei dem die Ursprünge der Muskeln schmerzhaft gereizt sind.

Quellen

  • Halle, M., Schmidt-Trucksäss, A., Hambrecht, R., Berg, A.: Sporttherapie in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Spring, H. et al.: Theorie und Praxis der Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2008

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