Fersenbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Fersenbein oder auch Calcaneus ist der hinterste und zugleich größte Fußknochen. Er gibt dem Fuß Stabilität und ist Ansatzpunkt für die Achillessehne, für die wichtigsten Wadenmuskeln und für die Sehnenplatte unterhalb des Fußes sowie für mehrerer Muskeln im Fußsohlenbereich. Der hinterste Teil des Fersenbeins bildet die knöcherne Grundlage für die Ferse, mit der von oberhalb kommende Druckkräfte an den Boden abgeleitet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Fersenbein?

Dem Calcaneus kommt eine Hauptrolle zur Aufnahme von Druck-, Scher-, und Verwindungskräften zu. Die Hauptdruckkräfte entstehen beim Laufen und vor allem bei Sprüngen aus großer Höhe.
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Das Fersenbein, der Calcaneus, ist der größte und hinterste Fußwurzelknochen von insgesamt 26 Fußknochen. Er liegt etwas seitlich nach innen versetzt und erfüllt vielfältige komplexe Funktionen. Der nahezu quaderförmig erscheinende Knochen dient als Anlenkpunkt für die Achillessehne und die wichtigsten Wadenmuskeln sowie der Sehnenplatte der Fußsohle und einiger weiterer Bänder und Muskeln unter dem Fuß.

Ihm kommt daher eine enorm wichtige Stellung für die Statik des Fußes zu. Auf der oberen Seite ist der Calcaneus mit dem Sprungbein (Talus) verbunden und nimmt dessen Kräfte auf, die beim Gehen, Springen und Laufen beträchtlich sein können.

Die enormen Druckkräfte leitet das Fersenbein an den Boden weiter. Um nicht zu kollabieren, muss er hohen Festigkeitsanforderungen genügen. Nach vorne, zu den Zehen hin, sorgt der Calcaneus für die Aufrechterhaltung der Spannung des Fußgewölbes und stützt sich deshalb am Würfelbein ab, mit dem er über eine Gelenkfläche verbunden ist.

Anatomie & Aufbau

Das Fersenbein besteht aus Knochenmasse und trägt zur Erfüllung seiner vielfältigen Funktionen speziell geformte Vorsprünge und Gelenkflächen. Auf der oberen Seite des Calcaneus sind drei Gelenkflächen ausgebildet, von denen sich die mittlere auf einem Fortsatz, dem Sustentaculum tali, befindet. Er stellt die Verbindung zum Sprungbein (Talus) her.

An der plantaren Seite ist eine breite Sehnenfurche zu erkennen. Die Verbindung zum vor dem Fersenbein liegenden Würfelbein (Os cuboideum) wird durch eine weitere Gelenkfläche hergestellt. Der hintere, von außen erkennbare, Teil des Calcaneus ist als Höcker (Tuber calcanei) ausgebildet, der an der oberen Seite als Ansatzpunkt für die Achillessehne (Tendo calcaneus), die Zwillingswadenmuskel und den Schollenmuskel dient.

An der Unterseite sind zwei Höcker ausgebildet, an denen die Sehnenplatte der Fußsohle und mehrere Muskel angewachsen sind, über die die Bewegung der einzelnen Zehen gesteuert werden kann. Weitere Knochenvorspünge und –rinnen dienen als Schutz und Führungskanäle zahlreicher weiterer Sehnen und Muskel.

Funktion & Aufgaben

Das Fersenbein übernimmt eine Vielzahl komplexer Aufgaben und Funktionen. Der aufrechte Gang des Menschen erfordert differenzierte Bewegungsmuster des Fußes, für die insgesamt 26 Fußknochen, einschließlich der Zehenknochen, zur Verfügung stehen.

Dem Calcaneus kommt hierbei eine Hauptrolle zur Aufnahme von Druck-, Scher-, und Verwindungskräften zu. Die Hauptdruckkräfte entstehen beim Laufen und vor allem bei Sprüngen aus großer Höhe. Der Calcaneus fängt die Kräfte auf und leitet sie an den Boden weiter, ohne zu kollabieren.

Scher- und Verwindungskräfte treten bei Beanspruchung der angewachsenen Muskeln und Bänder auf, so z. B. beim Laufen und Springen und beim Klettern, wenn die Zehen belastet werden. Eine weitere wichtige Rolle nimmt der Calcaneus bei der Aufrechterhaltung der Spannung des Fußlängsgewölbes ein.


Krankheiten & Beschwerden

Die häufigsten Beschwerden im Zusammenhang mit dem Fersenbein entstehen durch einen knöchernen unteren oder oberen Fersensporn (Calcaneussporn) im Ansatzbereich der Achillessehne (oberer Sporn) oder der plantaren Sehnenplatte (unterer Sporn).

Es kann zu schmerzhaften Reizungen und Entzündungen der betroffenen Sehnenansätze kommen und erhebliche Beschwerden verursachen. Typisch sind morgendliche Anlaufschmerzen, die sich bei Bewegung wieder verringern. In dem Zusammenhang sind auch ein totaler Abriss der Achillessehne sowie Schleimbeutelentzündungen und das Haglund-Syndrom oder die Haglund-Exostose (Überbein) zu nennen. Ähnliche Beschwerden können auch durch eine Arthrose an den Gelenkflächen des Fersenbeins verursacht werden.

Eher selten kann der Calcaneus einer Fraktur durch direkte heftige Stoßeinwirkung oder durch Ermüdung unterliegen, z. B. durch einen Sturz aus mehreren Metern Höhe und ungebremster Landung direkt auf die Ferse. Bei Fersenbeinbrüchen handelt es sich meist um sogenannte Trümmerbrüche, die eine operative Versorgung (Platten und Nagelung) erfordern. Zu allmählich anwachsenden Schmerzen im Bereich des Fersenbeins können angeborene Fehlstellungen des Fußes beitragen und ungeeignetes Schuhwerk, das über einen längeren Zeitraum getragen wird.

Weiterhin bilden sich selten im Bereich des Calcaneus primäre – von den Knochenzellen direkt ausgehende – Tumore oder auch sekundäre Krebsgeschwüre (Tochterkarzinome). Ebenso selten entstehen mit Gewebsflüssigkeit gefüllte Knochenzysten direkt im Fersenbein. Sie sind in der Regel gutartig, können aber Beschwerden bei Druck auf das Fersenbein verursachen, also Beschwerden beim Gehen machen. Stechenden Schmerzen beim Gehen können durch sogenannte Dornwarzen unter der Fußsohle entstehen. Dornwarzen bilden dornartige Fortsätze aus, die beim Gehen einen stechenden Schmerz hervorrufen.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Lang, J.: Praktische Anatomie, Band 5 – Bein und Statik. Springer, Berlin 2004
  • Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017

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