Fingerhut
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Fingerhut ist eine giftige Pflanze, die unter Naturschutz steht. Bereits im 18. Jahrhundert fand sie medizinische Anwendung gegen Herzschwäche. In der Schulmedizin sind Inhaltsstoffe des Fingerhuts heute noch ein bewährtes Mittel bei Herzerkrankungen.
Vorkommen & Anbau des Fingerhut
Der Fingerhut, lateinisch Digitalis, ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Der lateinische Name Digitalis leitet sich von dem Wort digitus für Finger ab und bezieht sich auf die Blüten, die in der Form einem Fingerhut ähneln. Am Häufigsten kommt in Mitteleuropa der rote Fingerhut (Digitalis purpurea) vor.In Europa kommen außerdem weitere Fingerhut-Arten vor, zu denen der großblütige Fingerhut, der gelbe Fingerhut und der wollige Fingerhut zählen. Alle Pflanzenteile sind sehr giftig, wobei sich in Wirkung und Giftigkeit alle Fingerhutarten gleichen. Der Fingerhut wächst als zweijährige, krautige Pflanze und wird bis zu zwei Meter hoch. Er blüht von Juni bis August.
Die Blüten des endständigen, traubigen Blütenstandes haben beim roten Fingerhut eine purpurrote oder selten eine weiße Farbe. Die Blütenfarben der anderen Fingerhutarten sind gelb bis grau-gelb. Die Pflanze kommt vor allem auf Waldlichtungen, an Waldrändern und auf Kahlschlägen vor. Als Zierpflanze wird Fingerhut bereits seit dem 16. Jahrhundert auch in Parks und Gärten angepflanzt.
Wirkung & Anwendung
Die Pflanze geriet dadurch in Verruf und erlangte in der Therapie erst durch Withering wieder Bedeutung. Durch Untersuchungen zu verschiedenen Dosierungen von Fingerhut unterschied er erstmals zwischen therapeutischer und toxischer Wirkung. Die Wirkung von Fingerhut beruht auf verschiedenen Herzglykosiden wie dem sogenannte Digitoxin, die in der Pflanze enthalten sind. Diese Herzglykoside binden in den Zellen des Herzmuskels an ein spezifisches Enzym, die Natrium-Kalium-ATPase. Dieses Enzym wird dadurch in seiner Aktivität gehemmt.
Es kommt zu einer Anreicherung von Kalzium in den Zellen des Herzmuskels. Eine Erschlaffung des Herzmuskels wird so verhindert und es kommt zu einer Anregung des geschwächten Herzmuskels, sich stärker zusammen zu ziehen. Die Leistung des Herzens wird gestärkt, dadurch verlangsamt sich die Herzfrequenz. Außerdem wird die Erregungsüberleitung des Herzens verzögert. Die Herzglykoside werden meist aus dem roten oder dem wolligen Fingerhut gewonnen.
Bei Herzschwäche, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen kommen Präparate mit Herzglykosiden aus dem Fingerhut ebenso zur Anwendung wie bei [[Angina pectoris]] oder Ödemen, die als Folge einer Herzschwäche entstanden sind. Digitalis-Präparate haben eine sehr lange Halbwertszeit. Digitoxin hat eine Halbwertszeit von einer Woche, das heißt nach dieser Zeit ist die Hälfte des Wirkstoffs abgebaut.Für eine Therapie mit Fingerhut müssen standardisierte Digitalis-Präparate verwendet werden, bei denen die genaue Konzentration des Wirkstoffs bekannt ist. Die Anwendung von Tees oder Tinkturen aus Fingerhut ist nicht zu empfehlen, da der Gehalt an Herzglykosiden hierbei stark variieren kann. Standardisierte Digitalis-Präparate sind für die innere Anwendung als Tabletten, Tropfen und Ampullen erhältlich. Bei Kontakt mit den Blättern der Fingerhut-Pflanze kann es zu Allergieartigen Hautausschlägen kommen.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Bei einem gesunden Herzen haben die Herzglykoside abgesehen von unerwünschten Nebenwirkungen keinen Effekt. Da bereits der Verzehr von zwei Blättern des Fingerhuts zu tödlichen Vergiftungen führen kann, ist von einer Selbstmedikation dringend abzuraten. Da die Pflanze einen sehr bitteren Geschmack hat, sind Vergiftungen durch den Verzehr eher selten. Aufgrund der hohen Giftigkeit findet Fingerhut in der Naturheilkunde kaum Anwendung. Lediglich in der Homöopathie wird Fingerhut unter dem Namen Digitalis in den Potenzen D6 bis D12 verabreicht.
Durch die Verdünnungsstufen tritt keine giftige Wirkung mehr ein. Bei einer schulmedizinischen Therapie mit Digitalis-Präparaten muss die Dosis sorgfältig eingestellt werden, da sich die Wirkstoffe im Körper ansammeln. Außerdem liegt die Dosierung, in der die Mittel ihre Wirkung entfalten, nah bei einer bereits giftigen Dosis. Daher kann es häufiger zu ersten Anzeichen einer Vergiftung mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und niedrigem Puls kommen.
Bei einer starken Vergiftung mit Digitalis kommt es zu Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen, Desorientiertheit und Blutdruckabfall bis hin zum Herzstillstand und Tod. Mögliche Nebenwirkungen einer Digitalis-Therapie sind außerdem Herzrhythmusstörungen, Verdauungsbeschwerden und Nervenstörungen. Aufgrund der Nebenwirkungen und den Risiken einer Vergiftung sind Präparate mit Digitalis verschreibungspflichtig und die Therapie muss von erfahrenen Ärzten überwacht werden.
Bei Nebenwirkungen dürfen Patienten keinesfalls die Dosierung eigenmächtig anpassen, sondern sollten umgehend mit ihrem Arzt Rücksprache halten. Da es sich bei Digitalis-Präparaten jedoch um bewährte, wirksame und preiswerte Herzmedikamente handelt, kann die Therapie bei der Behandlung durch einen erfahrenen Arzt für den Patienten vorteilhaft und sicher sein.