Flow

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Steht die Zeit scheinbar still und breitet sich im Inneren eine Zufriedenheit aus, dann ist der Mensch ganz bei sich und somit im Flow.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Flow?

Der fast weltvergessende Zustand des Flows findet sich in ganz natürlicher Weise bei Kindern, die bis zu einem bestimmten Alter kein oder kaum vorhandenes Zeitgefühl haben.

In der Psychologie wurde durch den bekannten Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi der Begriff Flow zu einem populären Wort, das einen ganz bestimmten Zustand tief im Inneren eines Menschen beschreibt. Der englische Begriff Flow kann vereinfacht mit einem Strömen oder Fließen ins Deutsche übersetzt werden und erweist sich bei einer näheren Betrachtung als nichts anderes als ein tiefer mentaler Zustand, der jedoch weit über eine herkömmliche Konzentration hinaus geht.

Es ist ein Zustand, der allerdings nicht erst seit den Veröffentlichungen des Glücksforschers bekannt ist, sondern schon seit den 1950er Jahren im Rahmen der sogenannten Spieltheorie, begründet durch Hans Scheuerl, zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gelangte. So konnte der Flow sehr gut und nachdrücklich bei Kindern beobachtet werden, die in ihrem Spielen vollkommen eingefangen waren. Einschließlich ohne dem Feststellen wie rasch die Zeit vergeht und dem nachhaltigen Gefühl sich einfach nur glücklich und „ganz“ zu fühlen. Erlebnisse, die bis heute bei Kindern, und immer häufiger auch bei Erwachsenen, zu beobachten sind.

Flow. Unter diesem Begriff finden sich zahlreiche geistige und seelische Zustände, deren gemeinsames Merkmal ein tiefes Glücksgefühl aufweist. Charakteristisch ist bei einem „im Flow sein“, dass eine Tätigkeit nicht als Arbeit oder als etwas Anstrengendes betrachtet wird. Im Gegenteil, denn Menschen im Flow sind den Herausforderungen eines Spiels oder Tätigkeit geistig gewachsen, so dass sie sich nicht in einem überfordernden Maße anstrengen müssen, sie aber auch nicht unterfordert sind. Die Menschen können so in tiefer Konzentration ihrem Tun nachgehen.

Das Leben an und für sich findet im Zustand des Flows weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft statt, sondern ganz im Hier und Jetzt. Das entsprechende negative Zeitgefühl, wie es beispielsweise dann auftritt, wenn eine Aufgabe als schwierig oder unangenehm empfunden wird, entfällt bei einem Menschen, der sich im „Fließen“ befindet. Zeit und Raum verschwinden fast unbemerkt und das Denken und Handeln verschmelzen zu einem großen Ganzen.

Funktion & Aufgabe

Der fast weltvergessende Zustand des Flows findet sich in ganz natürlicher Weise bei Kindern, die bis zu einem bestimmten Alter kein oder kaum vorhandenes Zeitgefühl haben. Erst mit zunehmendem Alter kann der von Natur aus vorhandene mentale Flowzustand in den Hintergrund rücken, da die Zeit einen stetig sich erweiternden Rahmen im Leben eines Menschen einnimmt.

Seit es jedoch in der Wissenschaft den eigenen Bereich der Glücksforschung gibt, zeigt sich, dass immer häufiger erwachsene Frauen und Männer gezielt den Zustand des Flows erreichen wollen und diesen auch erreichen. Als Beispiele gelten Menschen, die in einem kreativen Hobby vollkommen eintauchen und darin aufgehen. Oder (Extrem-) Sportler, die sich sogar gezielt in den Flow versetzen können, um Bergmassive zu besteigen oder einen Ultra-Marathon zu laufen.

Auch wenn vielfach angenommen wird, dass Flow eine Technik ist, die sich leicht erlernen lässt, so zeigt sich vielmehr die Tatsache, das Flow ein Zustand auf einer geistigen Ebene ist. Allerdings kann der Mensch lernen sich nach zu nach selbst in diesen zeitvergessenden Zustand des glücklichen Tuns zu versetzen.

Der Nutzen ist vielfältig. Durch ein kreatives, angstfreies Handeln werden Lösungen für Probleme rascher gefunden, das Selbstbewusstsein gestärkt und ausgebaut sowie das Gefühl von Erfolg und Anerkennung aus sich selbst heraus ausgelöst. Eine weitere Folge des Flows: die Unabhängigkeit von einer Hilfe oder lobende Bestätigung durch andere Menschen.


Krankheiten & Beschwerden

Insgesamt betrachtet ist der Flow in einer Person etwas sehr positives. Selbst aus gesundheitlichen, also körperlichen Aspekten heraus betrachtet, zeigt sich bei einem Zustand im Fließen eine erhöhte Freisetzung von Serotonin (Glückshormon) sowie Adrenalin.

Allerdings gibt es durchaus auch negative Auswirkungen, wenn ein Mensch sich allzu sehr und zu häufig im Flow regelrecht verliert. So können bestehende Beziehungen zum Partner oder zur Familie leiden, da immer wieder und immer häufiger die Zeit komplett ausgeblendet wird. Ein Zustand, der bis hin zur Flow-Sucht führen kann, die vielfach weder vom Betroffenen selbst noch von seinen ihn umgebenden Menschen zunächst festzustellen ist.

Menschen im Flow können zudem durch die vorhandene Konzentration auf eine bestimmte Sache alles andere vollkommen ausblenden, was u.a. zu einer Gefahr im Straßenverkehr führen kann. Hinzu kommt, dass der Mensch sich so sehr an das unendlich schöne Glücksgefühl gewöhnen kann, dass er jeden Tag auf der Suche nach seiner „Dosis Glück“ ist und dabei die Dosierung, wie ein Süchtiger, ständig erhöhen muss. Bleibt die tägliche Dosis einmal aus, zeigen die Betroffenen vielfach regelrechte Entzugserscheinungen: Nervosität, Antriebslosigkeit, Verstimmungen bis hin zu Depressionen, Kopfschmerzen, einer inneren Unruhe, Herzbeschwerden, Schlafstörungen oder auch eine bleierne Müdigkeit gepaart mit dem Gefühl einer tiefen Sehnsucht, die sich scheinbar nicht stillen lässt.

Weist der einstige zufrieden und glücklich stimmende Zustand des Flows, und somit des zeitlich unbegrenzten inneren Fließens, derartige Auswirkungen auf, bleibt dem Betroffenen zumeist nur der Weg einer Therapie, um das Suchen und Ausleben des zeitlosen Glückszustandes wieder in gesunde und nicht belastende Bahnen zu lenken.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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