Serotonin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Laborwerte Serotonin

Serotonin ist ein Hormon, das im zentralen Nervensystem aktiv ist. Im Körper ist es an einer Vielzahl von Prozessen beteiligt, zum Beispiel hat es Auswirkungen auf das Schmerzempfinden, das Gedächtnis, auf das Schlaf- und Sexualverhalten sowie auf den emotionalen Zustand eines Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Serotonin?

Das meiste Serotonin kommt im Magen- und Darmtrakt vor. Dort reguliert es die wichtigen Darmbewegungen (Peristaltik), die zur Verdauung der Nahrung notwendig sind.
© bit24 – stock.adobe.com

Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff (Neurotransmitter) und ein Gewebshormon im Körper. Es kommt zum Beispiel im Blut, im Magen- und Darmtrakt, im zentralen Nervensystem und im Herz-Kreislauf-System vor.

Neurotransmitter wirken in den Nervenzellen. Dort treffen sie auf Rezeptoren und lösen verschiedene Funktionen und Reaktionen aus. Serotonin wurde Ende der 40er Jahre im Organismus entdeckt und seitdem intensiv untersucht.

Der Botenstoff ist in der Natur sehr weit verbreitet: Neben dem menschlichen Organismus produzieren ebenso Pilze, Pflanzen und sogar Amöben den Botenstoff.

Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Serotonin hat eine Vielzahl von Funktionen und Aufgaben im menschlichen Organismus. Das meiste Serotonin kommt im Magen- und Darmtrakt vor. Dort reguliert es die wichtigen Darmbewegungen (Peristaltik), die zur Verdauung der Nahrung notwendig sind. In einigen Fällen kann das Serotonin im Magen- und Darmtrakt zu Übelkeit und Erbrechen führen. Der Neurotransmitter leitet zudem Schmerzreize, die aus Beschwerden in diesem Bereich entstehen, an das Gehirn weitergeleitet.

Im menschlichen Blut ist ebenfalls Serotonin zu finden. Dieses wird durch die Blutplättchen aus den Gefäßen des Darms aufgenommen. Im Blut hat das Serotonin die Funktion, Blutgefäße zu verengen. Dies ist zum Beispiel dann von Bedeutung, wenn Blutungen entstehen. Die Verengung der Blutgefäße hilft bei der Blutgerinnung, sodass Blutungen schneller vom Körper gestoppt werden können. Im Auge reguliert Serotonin den Augeninnendruck.

Der Neurotransmitter wird im Gehirn produziert und kommt folglich im zentralen Nervensystem vor. Dort erfüllt Serotonin die unterschiedlichsten Aufgaben und steuert vielfältige Prozesse. Es reguliert zum Beispiel das Schlaf- und Wachverhalten, die Körpertemperatur, den Appetit, das Sexualverhalten und die Schmerzempfindung.

Zu den bekanntesten Auswirkungen des Serotonins zählt dessen Auswirkung auf die menschliche Stimmungslage. Depressionen können durch einen Mangel an Serotonin verursacht werden, aber auch Ängste und Aggressionen können auftreten.

Wofür braucht der Körper Serotonin?

Serotonin ist ein Neurotransmitter, der im Körper eine zentrale Rolle in zahlreichen physiologischen Prozessen spielt. Es wird hauptsächlich im Gehirn, im Darm und in den Blutplättchen produziert. Im Gehirn ist Serotonin maßgeblich an der Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und Emotionen beteiligt. Es wird oft als "Glückshormon" bezeichnet, da es stimmungsaufhellend wirkt und bei einem Ungleichgewicht im Serotoninhaushalt Depressionen oder Angstzustände entstehen können.

Neben seiner Rolle im Zentralnervensystem hat Serotonin auch wichtige Funktionen im peripheren Nervensystem. Im Magen-Darm-Trakt reguliert Serotonin die Darmbewegungen und die Verdauung, indem es die Kontraktion der glatten Muskulatur anregt. Etwa 90% des körpereigenen Serotonins befinden sich im Magen-Darm-Trakt, wo es für die Regulierung der Darmtätigkeit verantwortlich ist.

Serotonin spielt auch eine Rolle in der Blutgerinnung, indem es bei Verletzungen von Blutgefäßen freigesetzt wird und zur Verengung der Blutgefäße beiträgt, was die Blutgerinnung unterstützt. Zudem ist es an der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt, indem es die Produktion von Melatonin beeinflusst, einem Hormon, das den Schlafzyklus steuert.

Serotonin hat somit vielfältige und essentielle Aufgaben im menschlichen Körper, die weit über seine stimmungsregulierende Wirkung hinausgehen. Ein ausgewogenes Serotoninniveau ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit.

Wie hoch sind normale Referenzwerte

Die Referenzwerte für Serotonin im Körper können je nach Untersuchungsmethode und Labor leicht variieren, aber es gibt allgemein anerkannte Richtwerte, die als Normbereich betrachtet werden. Serotonin wird häufig im Blutplasma oder im 24-Stunden-Urin gemessen, um den Serotoninspiegel im Körper zu bestimmen.

Im Blutplasma liegen die typischen Referenzwerte für Serotonin zwischen 50 und 200 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Dieser Wert kann jedoch von Labor zu Labor leicht abweichen, abhängig von den spezifischen Messmethoden und der verwendeten Technik.

Im 24-Stunden-Urin liegen die Referenzwerte für die Serotoninausscheidung normalerweise zwischen 2 und 10 Milligramm pro 24 Stunden. Diese Messung ist besonders nützlich, um Serotoninüberschüsse zu identifizieren, die auf bestimmte Erkrankungen wie Karzinoid-Tumoren hinweisen können, die zu einer übermäßigen Serotoninproduktion führen.

Abweichungen von diesen Normwerten können auf verschiedene gesundheitliche Zustände hinweisen. Ein erhöhter Serotoninspiegel kann auf das Vorhandensein von Tumoren wie Karzinoiden hinweisen, die Serotonin überproduzieren. Ein erniedrigter Serotoninspiegel kann mit Depressionen, Angstzuständen oder anderen psychischen und physischen Störungen in Verbindung gebracht werden.

Die Interpretation der Serotoninwerte sollte stets im klinischen Kontext und in Absprache mit einem Arzt erfolgen, da viele Faktoren die Serotoninkonzentration beeinflussen können.

Kann zu viel Serotonin schaden?

Ja, ein Überschuss an Serotonin kann schädlich sein und zu einem ernsthaften Zustand führen, der als Serotonin-Syndrom bekannt ist. Das Serotonin-Syndrom tritt auf, wenn der Serotoninspiegel im Körper extrem erhöht ist, was häufig durch die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten verursacht wird, die die Serotoninproduktion oder -freisetzung steigern, wie bestimmte Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) und Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer).

Die Symptome des Serotonin-Syndroms können schnell auftreten und variieren in ihrer Schwere. Zu den milden Symptomen gehören Zittern, Schwitzen, Unruhe und Durchfall. Bei schwereren Fällen können Fieber, unkoordinierte Bewegungen, Muskelzuckungen, Herzrasen, Bluthochdruck und Verwirrtheit auftreten. In extremen Fällen kann das Serotonin-Syndrom lebensbedrohlich sein und zu Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen, hohem Fieber oder sogar zum Koma führen.

Das Serotonin-Syndrom erfordert sofortige medizinische Behandlung. Die Therapie umfasst in der Regel das Absetzen der auslösenden Medikamente, die Gabe von Medikamenten, die den Serotoninspiegel senken, und unterstützende Maßnahmen zur Stabilisierung der Vitalfunktionen.

Es ist daher wichtig, die Einnahme von Serotonin-beeinflussenden Medikamenten stets unter ärztlicher Aufsicht zu halten und mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden, um ein Serotonin-Syndrom zu verhindern.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Nicht nur ein Mangel, sondern auch ein Überschuss an Serotonin kann zu den verschiedensten Beschwerden und Störungen im menschlichen Körper führen. Bei Depressionen liegt häufig ein Serotoninmangel in der menschlichen Hirnflüssigkeit (Liquor) vor.

Die medikamentöse Therapie von Depressionen erfolgt über sogenannte Serotoninhemmer, die verhindern, dass Serotonin zu schnell abgebaut wird, dem Körper also mehr Serotonin zur Verfügung steht. Ebenso ist ein Mangel an Serotonin für bestimmte Angststörungen und Aggressionen verantwortlich. Seine Aufgabe als Neurotransmitter im Gehirn hat nämlich unter anderem mit der Impulskontrolle zu tun. Bei einem Mangel kann diese chemische Reaktion nicht mehr korrekt stattfinden, sodass die Störungen auftreten.

Serotonin steht direkt mit der Nahrungsaufnahme in Verbindung. Es hat eine appetithemmende Wirkung. Bei übergewichtigen Menschen ist der Serotoninspiegel im Hirn verringert. Bei Patienten mit Migräne werden vor der Schmerzattacken Schwankungen des Serotoninspiegels beobachtet, sodass der Neurotransmitter in direktem Zusammenhang mit dieser Erkrankung steht. Der Serotoninspiegel sinkt vor den Attacken stark ab.

Zudem vermuten Wissenschaftler und Ärzte, dass Serotonin für einen Reizdarm verantwortlich sein könnte. Abschließend bewiesen ist diese Vermutung jedoch noch nicht.

Einige Tumore führen zu einem Serotoninüberschuss im Körper. Bei diesem sogenannten Karzinoidsyndrom produziert der Tumor Serotonin. Als Folge des Überschusses an Serotonin treten Bluthochdruck, Luftnot und Durchfälle auf.

Eine mögliche Ursache für Bluthochdruck könnte in einem gestörten Serotoninspiegel liegen. Bewiesen ist, dass bestimmte Medikamente, die Auswirkungen auf den Serotoninspiegel haben, gewisse Bluthochdruckerkrankungen wie beispielsweise eine pulmonal-arterielle Hypertonie begünstigen können.

Serotonin ist in vielen Nahrungsmitteln, wie Bananen, Ananas oder Walnüssen, enthalten. Allerdings kann dieses durch die Nahrung aufgenommene Serotonin nicht im Gehirn wirken, denn das durch die Nahrung ins Blut gelangende Serotonin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überschreiten. Nur das Serotonin, das direkt im Gehirn produziert wird, kann auch dort und im zentralen Nervensystem wirken.


Tipps für eine optimale Versorgung mit Serotonin

Eine optimale Versorgung mit Serotonin ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden, da Serotonin eine wichtige Rolle in der Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und vielen anderen Körperfunktionen spielt. Hier sind zehn Tipps, um die Serotoninproduktion auf natürliche Weise zu unterstützen:

Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Tryptophan ist, unterstützt die Serotoninproduktion. Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die der Körper für die Herstellung von Serotonin benötigt. Lebensmittel wie Eier, Nüsse, Käse, Lachs, Soja und Geflügel sind gute Quellen für Tryptophan.

Ausreichend Sonnenlicht: Sonnenlicht spielt eine wichtige Rolle bei der Serotoninproduktion. Regelmäßige Exposition gegenüber natürlichem Licht, besonders in den Morgenstunden, kann die Serotoninwerte erhöhen. Ein Spaziergang im Freien oder das Arbeiten nahe einem Fenster kann bereits hilfreich sein.

Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität fördert die Freisetzung von Serotonin. Besonders Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen haben sich als effektiv erwiesen, um die Serotoninproduktion anzukurbeln und gleichzeitig Stress abzubauen.

Schlafhygiene: Guter Schlaf ist entscheidend für den Serotoninhaushalt. Eine regelmäßige Schlafroutine und eine angenehme Schlafumgebung unterstützen die natürliche Produktion von Serotonin und dessen Umwandlung in Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert.

Stressreduktion: Chronischer Stress kann den Serotoninspiegel senken. Techniken wie Meditation, Yoga, Atemübungen oder Achtsamkeitstraining helfen, Stress abzubauen und so die Serotoninproduktion zu unterstützen.

Soziale Interaktionen: Positive soziale Kontakte und zwischenmenschliche Beziehungen tragen zur Serotoninproduktion bei. Regelmäßige Treffen mit Freunden, Familie oder das Engagement in sozialen Aktivitäten können das Wohlbefinden steigern.

Vermeidung von Alkohol und Drogen: Substanzen wie Alkohol und bestimmte Drogen können den Serotoninhaushalt stören. Ein maßvoller Umgang mit Alkohol und das Vermeiden von Drogen tragen dazu bei, das Gleichgewicht der Neurotransmitter, einschließlich Serotonin, aufrechtzuerhalten.

Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch wie Lachs und Makrele sowie in Leinsamen und Walnüssen vorkommen, sind wichtig für die Gehirngesundheit und können die Serotoninproduktion fördern.

Vitamin B6 und Folsäure: Diese Vitamine spielen eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Tryptophan in Serotonin. Lebensmittel wie Spinat, Bananen, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte liefern diese wichtigen Nährstoffe. Probiotika und Darmgesundheit: Ein gesunder Darm ist entscheidend für die Serotoninproduktion, da ein Großteil des Serotonins im Darm produziert wird. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und fermentiertes Gemüse können eine gesunde Darmflora unterstützen, was wiederum die Serotoninproduktion begünstigt.

Indem man diese Tipps in den Alltag integriert, kann man die natürliche Produktion von Serotonin unterstützen und so zu einem besseren mentalen und körperlichen Wohlbefinden beitragen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

Das könnte Sie auch interessieren