Geburtskanal

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Geburtskanal fasst alle weiblichen Geschlechtsorgane zusammen, die das Baby während seiner Geburt passieren muss. Es verlässt während der Presswehen die Gebärmutter durch den geöffneten Muttermund und wird durch die Scheide aus dem Körper der Mutter gepresst. All diese Organe gehören zum menschlichen Geburtskanal.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Geburtskanal?

Das Becken ist breit genug, um Kopf und Körper durchzulassen. Der Muttermund öffnet sich und gibt den Weg nach draußen frei.
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Ein ungeborenes Baby liegt beim Menschen tief im Becken der Mutter, wo es sich über 9 Monate hinweg gut geschützt entwickeln kann. Anders als etwa bei Fischen oder Fröschen können Menschen somit nur ein Kind pro Geburt auf die Welt bringen, da dieses die Geburt und die ersten kritischen Lebensmonate viel wahrscheinlicher überlebt als ein frisch geschlüpfter Fisch etwa.

Der Umfang des menschlichen Geburtskanals ist deswegen evolutionär bedingt, denn so eingebettet im Körper das menschliche Baby liegt - es muss diesen Weg bei seiner Geburt hinter sich bringen, um den Körper der Mutter zu verlassen. Der Geburtskanal umfasst neben der Scheide und dem Muttermund im weiteren Sinne auch das Becken der Mutter, da dieses eine der größten Hürden für das ungeborene Baby werden kann.

Der Geburtskanal dient somit dem ungeborenen Kind während seiner Entwicklung als Schutz gegen schädliche und lebensbedrohliche Umwelteinflüsse aller Art, da die Mutter ihr Kind so lange gut schützen kann, wie es sich in ihrem eigenen Körper befindet.

Anatomie & Aufbau

Im engeren Sinne besteht der Geburtskanal beim Menschen aus Muttermund und Scheide. Der Muttermund stellt Ein- und Ausgang der Gebärmutter dar. Während der Schwangerschaft ist er fest verschlossen und zusätzlich durch einen schützenden Schleimpfropf geschützt.

Dadurch kann keine Flüssigkeit entweichen und es können kaum Keime nach oben in die Gebärmutter dringen, da sie dazu am Muttermund vorbeimüssen. Er öffnet sich im Laufe der Geburt und eröffnet somit dem Baby den Weg in den weiteren Geburtskanal. Geschieht das nicht, kann keine natürliche Geburt stattfinden. Die Scheide liegt zwischen Gebärmutter und der Außenwelt und hat für das ungeborene Kind ebenfalls eine schützende Wirkung. Viele Krankheitserreger verenden bereits in der Scheide, da sie ein leicht saures Milieu hat und weder Bakterien noch Viren in diesem gut überleben können.

Im weiteren Sinne gehört auch das Becken selbst noch zum Geburtskanal. Das Kind liegt zunächst noch im Becken der Mutter, bevor es in den Geburtskanal gepresst wird. Weibliche Beckenknochen sind breiter als männliche, da ein Kinderkopf und der Körper durch sie hindurchpassen müssen. Kann das Kind nicht durch diesen Teil des Geburtskanals, ist eine natürliche Geburt unmöglich.

Funktion & Aufgaben

Der Geburtskanal ist vor allem für die 9-monatige Schwangerschaft wichtig, in der seine Bestandteile dem ungeborenen Baby einen wertvollen Schutz bieten. Der Mensch bekommt nur deswegen nur ein Kind pro Geburt, da er dazu in der Lage ist, einem einzelnen Nachkommen einen weit besseren Schutz zu bieten als andere Arten.

Während sich ein menschliches Baby entwickelt, liegt es sicher und gut geschützt "hinter" den Schutzmechanismen des Geburtskanals. Das saure Milieu der Schleimhaut der Scheide verhindert, dass Keime zu ihm vordringen, bevor sein Immunsystem weit genug entwickelt ist, um mit ihnen zurechtzukommen. Der Muttermund wirkt als zusätzlicher Schutz gegen Krankheiten.

Da das ungeborene Kind außerdem im Körper der Mutter liegt, schützt sie sich beim Selbstschutz vor Feinden gleichzeitig selbst und beschützt auch ihr Kind, solange es noch nicht den Weg durch den Geburtskanal angetreten hat - so zumindest der evolutionäre Gedanke hinter dieser Fortpflanzungsstrategie. Ist das Kind nach 9-monatiger Schwangerschaft schließlich lebensfähig, ermöglicht jeder Teil des Geburtskanals ihm die Geburt.

Das Becken ist breit genug, um Kopf und Körper durchzulassen. Der Muttermund öffnet sich und gibt den Weg nach draußen frei. Die Scheide dient als abschließender Kanal, durch den das Kind durch die Wehen gepresst wird.


Krankheiten

Eine der häufigsten Komplikationen, die den Geburtskanal betreffen, ist der Beckenknochen. Er ist bei der erwachsenen Frau unveränderlich ausgeformt, sodass das Kind entweder durch seine Form hindurchpasst - oder im schlimmsten Fall nicht. Vor der Möglichkeit, Unterstützung durch moderne Medizin zu erhalten, führten Geburtskanäle, die nicht zum Kindskörper passten, zu Knochenbrüchen oder schlimmstenfalls zu Todesfällen bei Mutter und Kind während der Geburt.

Das Kind konnte den mütterlichen Körper nicht verlassen und es entstanden schwerwiegende Geburtsverletzungen. Zu den hormonellen Problemen, die den Geburtskanal betreffen, gehört der Muttermund, der sich trotz Wehen nicht öffnet. Er sollte zur reibungslosen Geburt mindestens etwa 10 cm geöffnet sein - öffnet er sich gar nicht oder stagniert seine Öffnung trotz Wehen, kann das Kind die Gebärmutter nicht verlassen. Ein Notkaiserschnitt wird nötig, genau wie beim unpassenden Becken.

Weiterhin kann es im Geburtskanal dazu kommen, dass das Kind die eigene Nabelschnur um seinen Hals wickelt und entweder noch im Geburtskanal erstickt oder so schwere Schäden durch den Sauerstoffmangel davonträgt, dass es Minuten oder Stunden nach der Geburt stirbt. Je nach Lage des Kindes kann es auch gar nicht auf natürlichem Wege durch den Geburtskanal geboren werden - besonders die Beckenendlage mit den Füßen nach vorne ist für eine natürliche Geburt problematisch.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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