Geringes Wasserlassen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von geringem Wasserlassen oder geringem Harndrang (Oligurie) spricht man, wenn durch verschiedene Ursachen die natürliche Urinmenge von ca. 800 ml unterschritten wird. Normalerweise passiert dies aufgrund einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme. Jedoch können auch ernst zu nehmende Krankheiten als Ursachen in Betracht kommen, wie zum Beispiel Nierenschwäche bzw. Niereninsuffizienz. Auch viele ältere Menschen, die an Demenz leiden, trinken aufgrund ihrer Vergesslichkeit und geringerem Durstgefühl viel weniger, als ihr Körper benötigt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Geringes Wasserlassen (Oligurie)?

Von geringem Wasserlassen oder geringem Harndrang (Oligurie) spricht man, wenn durch verschiedene Ursachen die natürliche Urinmenge von ca. 800 ml unterschritten wird. In vielen Fällen ist eine Erkrankung der Prostata oder der Harnblase die Ursache.

Bei normalem Wasserlassen, was in der Medizin als Miktion bezeichnet wird, verhält es sich so, dass ein gesunder Mensch während der Blasenentleerung etwa 800 ml Urin je Toilettengang ausscheidet. Das gesunde Maß der Miktion beträgt am Tag insgesamt etwa 1,5 Liter. Die Häufigkeit des Wasserlassens hängt von verschiednen Faktoren.

Sind die ausgeschiedenen Mengen des Harns pro Tag auffallend gering und beschränken sich die Toilettengänge zum Wasserlassen nur auf drei bis vier Mal täglich, dann wird vom geringen Wasserlassen oder von einer Oligurie gesprochen. Das geringe Wasserlassen oder die Oligurie liegen dann vor, wenn die täglich abgegebene Harnmenge zwischen 100 und 600 ml liegt. Im Gegensatz um geringen Wasserlassen steht das krankhaft bedingte häufige Wasserlassen oder häufiger Harndrang.

Ursachen

Das verminderte Ausscheiden von Harn kann unterschiedliche Ursachen haben. Ein geringes Wasserlassen kann durch eine Erkrankung des Schließmuskels der Blase hervorgerufen werden. Durch Verwachsungen oder Tumore kann es möglich sein, dass der Schließmuskel nicht arbeitet und eine Abgabe von Harn eingeschränkt wird. Dies kann häufig bei Männern der Fall sein, die unter einer krebsartigen Erkrankung der Prostata leiden. Dies betrifft insbesondere auch die Durchgangsfähigkeit der Harnröhre. Ist diese verlegt, dann kann sich die Blase nicht ausreichendem Maß entleeren.

Durch nervale Beeinträchtigungen, die vorrangig die Reizleitung spezieller Impulse ausgehend von der Blase über Nervenbahnen betreffen, kann ein geringes Wasserlassen verursacht werden. Die Harnblase, physiologisch gesehen sind es die Dehnungsrezeptoren in der Blase, gibt ab einem bestimmten Fassungsvermögen eine Information an die entsprechenden Gehirnareale ab, die das Signal für eine Entleerung darstellt. Wenn die Reizleitung unterbrochen oder gestört ist, dann verringert sich die abgegebene Harnmenge.

Die Harnmenge basiert außerdem auf dem Funktionsvermögen der Nieren. Ist dieses durch Nierenerkrankungen eingeschränkt, dann können diese nicht mehr genügend Harn produzieren und ein geringes Wasserlassen ist die Folge. Ein typisches Symptom ist das geringe Wasserlassen für eine bestehende Glumerulonephritis oder das akute nephritische Syndrom.


Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Eine Oligurie (geringes Wasserlassen von weniger als 500 ml innerhalb von 24 Stunden) kann zu unterschiedlichen Komplikationen führen. Wenn das Harnverhalten, auch Harnretention genannt, länger andauert, kann es zu einer Überdehnung der Blasenwand kommen. Daraus resultiert häufig ein starkes Druckgefühl mit starken Schmerzen im Unterleib. Wenn die Blase lange prall gefüllt bleibt, besteht die Gefahr, dass der Blasenmuskel nicht mehr richtig schließt und folglich irgendwann nachgibt. Es entsteht eine Überlaufblase mit leichtem Harnträufeln.

Mediziner sprechen dann von einer Überlaufinkontinenz. Daraus kann nicht nur ein Harnstau in den Harnleitern und Nierenbecken resultieren, sondern auch eine Schädigung der Nieren hervorgehen. Bei letzter Symptomatik ist dann von einer Harnstauungsniere die Rede. Der Zustand der Verwirrtheit und eine verminderte (zu geringe) Füllung der Jugularvenen (Gefäße der Halsregion) sind nur zwei schwerwiegende Komplikationen, die im Zusammenhang mit einer Harnstauung auftreten können. Auch eine Hypotonie (zu niedriger Blutdruck) sowie eine Sturzneigung können auftreten. Ein akutes Nierenversagen sowie ein Schock zählen zu den schlimmsten Komplikationen. Diese können nur durch eine sofortige Behandlung vermieden werden.

Eine Störung im Elektrolythaushalt durch einen Anstieg der Kaliumelektrolyte im Körper aufgrund einer eingetretenen Oligurie kann zu Vergiftungserscheinungen führen. In besonders schweren Fällen kann ein akutes Nierenversagen eintreten. Manchmal kommt es auch zu Wasseransammlungen zum Beispiel in den Beinen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Von geringem Wasserlassen spricht man, wenn jemand innerhalb 24 Stunden eine Urinmenge von weniger als 500 ml ausscheidet. Manche Ärzte setzen diese Grenze bei 800 ml an. Die tägliche normale Urinmenge beträgt zwischen 1000 ml und 1500 ml. Meistens liegt geringes Wasserlassen an einer geringen Trinkmenge oder einer Erkrankung des Urogenitaltraktes. Herzschwäche ist eine weitere mögliche Ursache für geringes Wasserlassen. Hier lagert der Körper das Wasser im Gewebe ein, statt es über die Nieren ausscheiden.

Ein Arzt sollte bei geringem Wasserlassen in jedem Fall aufgesucht werden. In Fällen einer zu geringen Trinkmenge handelt es sich fast immer um alte Menschen. Sie haben ein geringeres Durstempfinden und vergessen das Trinken oft. Im Extremfall kann eine geringe Trinkmenge zur Austrocknung führen, weshalb allein deshalb schon ein Arzt konsultiert werden sollte.

Sehr hilfreich bei der Diagnose der Ursache für geringes Wasserlassen ist neben dem Internisten der Urologe. Mechanische Hindernisse in der Niere aufgrund einer Thrombose, Embolie oder eines Tumors können geringes Wasserlassen zur Folge haben. Weitere Probleme der ableitenden Harnwege wie Nierenentzündung einschließlich Nierenbeckenentzündung, Zystennieren, Nierenversagen sowie Nierensteine begünstigen geringes Wasserlassen und ebenso Elektrolytstörungen und Kaliummangel. Geringes Wasserlassen bei Männern hängt zudem häufig mit einer vergrößerten Prostata zusammen.

Behandlung & Therapie

Da eine Oligurie bzw. geringes Wasserlassen in den meisten Fällen auf ein akutes Nierenversagen hindeutet, können bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn die Symptome häufig erkannt werden, sodass das geringe Wasserlassen behoben wird.

Neben den allgemeinen Therapiemaßnahmen, zu denen ein Ausgleichen von fehlendem Flüssigkeitsvolumen und die Behandlung eines erniedrigten Blutdrucks gehören, wird eine überhöhter Anstieg der Kaliumelektrolyte im Körper reduziert. Dazu wird Glukose oder Resonin verabreicht. Günstig wirken sich sogenannte Diuretika aus, die eine vermehrte Ausscheidung von Harn anregen, um einer Vergiftung des Organismus vorzubeugen. Eine Dialyse ist außerdem beim geringen Wasserlassen auf Grund eines akuten Nierenversagens angebracht.

Handelt es sich nicht um ein akutes Nierenversagen und liegt das verminderte Wasserlassen an einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr, dann ist eine ausreichende Gabe von Flüssigkeit entweder oral oder über Infusion angezeigt. Bei einigen Patienten zeigt sich ein geringes Wasserlassen dadurch, dass sich Wasseransammlungen beispielsweise in den Beinen bilden. Therapeutisch wird das geringe Wasserlassen in diesem Zusammenhang mit entwässernden Medikamenten behandelt.

Aussicht & Prognose

Ein zu geringer Flüssigkeitsabgang kann oft auf eine ungenügende Flüssigkeitszufuhr zurückgeführt werden. Geringes Wasserlassen ist dann die Folge. Vor allem alte Menschen trinken häufig zu wenig. Bei ihnen ist das Durstgefühl verringert. Die Prognose bei geringem Wasserlassen ist unterschiedlich. Bleibt es bei der mangelnden Flüssigkeitsversorgung, können Nierenschädigungen und Dehydration als Folgen auftreten.

Bei einer Oligurie wird zu wenig Flüssigkeit über Nieren und Blase ausgeschieden. Dies kann auf Erkrankungen im Urogentialtrakt oder Nierenerkrankungen hinweisen. Somit ist die Prognose nur dann gut, wenn der Betroffene den Ursachen nachgeht. Dies gilt vor allem bei Neugeborenen und alten Menschen. Bei einer Anurie ist die Prognose jedoch schlecht, wenn nicht umgehend ein Krankenhaus bzw. der Notarzt hinzugezogen werden. Dort kann festgestellt werden, ob eine Erkrankung oder andere Ursachen dahinter stecken. Der Patient kann mit Flüssigkeit versorgt und gründlich durchgecheckt werden.

Zu einer Dehydrierung mit nachfolgendem geringem Wasserlassen kommt es, wenn Menschen das Trinken "vergessen" oder an anhaltenden Durchfallerkrankungen leiden. Kommt es infolgedessen zu einer zunehmenden Austrocknung, ist schnelles Handeln angezeigt. Die Prognose ist nur gut, wenn die Dehydrierung zeitnah aufgehoben wird.


Vorbeugung

Um geringes Wasserlassen zu vermeiden, ist eine normale Flüssigkeitszufuhr in regelmäßigen Abständen lebensnotwendig. Außerdem sollten Nieren- und Blasenentzündungen, Beschwerden der Prostata und Wasseransammlungen rechtzeitig dem Arzt vorgestellt werden. Viele Menschen neigen zu Blasen- und Nierenentzündungen oder einer Herzinsuffizienz, die das Entstehen von Wassereinlagerungen hervorruft. Eine ärztliche Kontrolle ist in dieser Hinsicht die beste Vorbeugung gegen geringes Wasserlassen.

Das können Sie selbst tun

Bei geringem Wasserlassen liegt der Verdacht nahe, dass tagsüber nicht genug getrunken wurde. Wenn der Körper mit Flüssigkeit unterversorgt ist, dann gibt er auch keines mehr in Form von Urin ab, da er es hortet. Deswegen hilft es, zunächst Wasser, Tee oder auch elektrolythaltige Flüssigkeiten wie Sportler-Getränke zu trinken. Allerdings sollte das nicht spätabends oder nachts geschehen, denn wenn jetzt noch große Mengen Flüssigkeit auf einmal aufgenommen werden, führt das zu nächtlichem Harndrang. Besser wäre, dem Körper in kleinen Schritten Flüssigkeit zuzuführen. Dadurch entsteht kein plötzlicher starker Harndrang und der Körper hat Zeit, die aufgenommene Flüssigkeit aufzunehmen.

Anders ist der Fall, wenn geringes Wasserlassen mit Schmerzen und dem Gefühl einhergeht, trotzdem dringend zur Toilette zu müssen. Da Männer und Frauen anatomisch unterschiedlich gebaut sind, kann es sich um eine geschlechterspezifische Erkrankung der Ausscheidungsorgane handeln, etwa um ein Problem mit der Prostata oder eine Harnwegsentzündung. In diesen Fällen hilft nur ein Arztbesuch - bei starken Schmerzen auch als Notfall. Bestenfalls werden bis dahin keine Schmerzmedikamente eingenommen, doch es spricht nichts dagegen, bis zum Arzttermin trotzdem zu versuchen, zur Toilette zu gehen. Auch bei Kindern, älteren und kranken Menschen, die sehr wenig Wasser lassen und gleichzeitig nicht trinken wollen, ist der Arzt die bestmögliche Art der Hilfe.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Haag, P., Nanhart, N., Müller, M.: Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/2015. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2015

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