Geschmacksstörung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Geschmacksstörung oder Schmeckstörung äußert sich in einer Beeinträchtigung des Geschmackserlebens. Eine gesunde Lebensweise kann manchmal dazu beitragen, das Erkrankungsrisiko zu senken.
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Was ist eine Geschmacksstörung?
In der Medizin wird die Geschmacksstörung auch als Dysgeusie bezeichnet. Dabei umfasst der Begriff der Geschmacksstörung mehrere Formen von Störungen des Geschmacksempfindens:
Zunächst wird die Geschmacksstörung unterteilt in die sogenannte qualitative und die quantitative Geschmacksstörung. Von einer qualitativen Geschmacksstörung sprechen Fachleute, wenn nicht die quantitative Ausprägung der Geschmacksempfindung gestört ist, sondern die Beschaffenheit der Geschmacksempfindung: So zählen zu der qualitativen Geschmacksstörung beispielsweise das Empfinden von Geschmackseindrücken, obwohl kein entsprechender Schmeckreiz (beispielsweise Lebensmittel) vorhanden ist. Man spricht hier von der sogenannten Phantogeusie. Wird dagegen ein Geschmack erlebt, der nicht adäquat für den zu Grunde liegenden Gegenstand ist, so wird dies als Parageusie bezeichnet.
Von einer quantitativen Geschmacksstörung spricht man dagegen, wenn die Ausprägung der Geschmacksempfindung gestört ist; die Hypergeusie beschreibt dabei ein gesteigertes, die Hypogeusie ein eingeschränktes Geschmackserleben. Bei einer Ageusie liegt ein vollständiger Geschmacksverlust vor.
Ursachen
Die Ursachen einer Geschmacksstörung können vielfältig sein. Meist entwickelt sich eine Geschmacksstörung erst mit der Zeit; in seltenen Fällen kann eine Geschmacksstörung angeboren sein.
Bei den Ursachen einer Geschmacksstörung unterscheidet man zwischen den sogenannten nervalen, zentralen und den epithelialen Ursachen: Eine nerval bedingte Geschmacksstörung beruht meist auf der Schädigung verschiedener Hirnnerven, die am Geschmacksempfinden beteiligt sind. Dies kann unter anderem geschehen während Operationen im Kopfbereich oder in Folge von Sturzverletzungen.
Zentrale Ursachen (das zentrale Nervensystem betreffend) einer Geschmacksstörung können hervorgerufen werden durch Verletzungen des Gehirns oder verschiedene neurologische, degenerative Erkrankungen.
Sind epitheliale (das Deck- und Drüsengewebe betreffend) Ursachen für eine Geschmacksstörung vorhanden, können beispielsweise entzündliche oder virale Prozesse, aber auch Nebenwirkungen von Medikamenten vorliegen.
Eine weitere Ursache für Geschmacksstörungen könnte die neuartig Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) sein. Ärzte aus verschiedenen Ländern weisen auf diese neue Symptom bei einer Coronainfektion hin.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Geschmacksstörungen können in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen auftreten. Die Symptome richten sich danach, wie lange die Störung bereits besteht und welche Ursachen ihr zugrunde liegen. Grundsätzlich äußern sich Geschmacksstörungen dadurch, dass der Betroffene Geschmäcker und teilweise auch Gerüche verändert wahrnimmt.
Bei einigen Menschen kommt es zu einem vollständigen Verlust des Geschmackssinns, andere nehmen Reize verstärkt wahr. Manche Patienten nehmen einen bestimmten Reiz verändert wahr und können beispielsweise den Geschmack von Zwiebeln nicht mehr eindeutig zuordnen. In Einzelfällen wird ein Geschmack wahrgenommen, der nicht vorhanden ist.
Begleitend dazu kommt es häufig auch zu merklichen Empfindungsstörungen im Bereich von Mundraum und Zunge. Die Betroffenen verspüren dann eine Taubheit oder sogar ein Kribbeln im Mund. Die Symptome einer Geschmacksstörung treten oft plötzlich auf und bleiben für Wochen, Monate oder sogar Jahre bestehen. Meist können sie durch eine medikamentöse Behandlung schnell gelindert werden oder sie bilden sich sogar spontan von selbst zurück.
Begleitsymptome treten bei einer Geschmacksstörung normalerweise nicht auf. Allerdings wird das veränderte Geschmacksempfinden von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden. Bei stark ausgeprägten Beschwerden kommt es zu Appetitlosigkeit und in der Folge zu einem unerwünschten Gewichtsverlust.
Diagnose
Der Diagnose einer Geschmacksstörung liegen zunächst die Schilderungen eines betroffenen Patienten zu Grunde. So erkundigt sich ein Mediziner in der Regel zunächst danach, ob eine Einschränkung des Geschmacksempfindens vorliegt und wie ausgeprägt eine solche ist. Auch kann sich der Mediziner danach erkundigen, ob sich das eingeschränkte Geschmacksempfinden im Rahmen einer Geschmacksstörung nur auf bestimmte Geschmacksrichtungen bezieht oder auf das gesamte Geschmacksspektrum. So kann unter anderem die Art einer vorliegenden Geschmacksstörung genauer definiert werden.
Nach dem Einholen der Informationen durch den Patienten sind weitere diagnostische Verfahren üblich; zu diesen zählen unter anderem Geschmackstests und das Untersuchen von Mund und Rachen. Je nach durch den Mediziner vermuteter Ursache einer Geschmacksstörung können außerdem Verfahren angewandt werden, die Hirnströme erkennbar werden lassen, die bei Darbietung eines Geschmacksreizes entstehen (beispielsweise das EEG).
Komplikationen
Eine Geschmacksstörung kann unterschiedliche Ursachen haben, die verschiedene Komplikationen nach sich ziehen kann. Zum Beispiel kann eine Grippe die Störungen verursachen. Im Verlauf können Bakterien neben der Grunderkrankung den Körper infizieren und so zu einer Mittelohrentzündung (Otitis media) führen. Auch eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) oder Bronchitis sind möglich.
Eine der gefürchtetsten Komplikationen beinhaltet die bakterielle Pneumonie. Des Weiteren wird das Herz auch durch die Grippe stark belastet, so dass Herzrhythmusstörungen hinzu kommen können. Auch ein Diabetes mellitus kann ursächlich für die Geschmacksstörungen sein. Ein langjährig erhöhter Zucker kann zu einem Verschluss von Gefäßen führen, was anschließend zu einer Schädigung von bestimmten Organen führt.
Häufigerweise sind dabei die Nieren betroffen, diee im Verlauf der Erkrankung versagen können (Diabetische Nephropathie). Störungen im Elektrolyt- und Wasserhaushalt sind die Folgen. Auch sind die Gefäße am Auge häufig betroffen. Das kann zu Sehschwäche führen, die bis hin zu einer Erblindung führen können (Diabetische Retinopathie).
Nerven können auch geschädigt werden, der Betroffene bekommt dann meist Störungen in der Sensibilität. Dies kann dazu führen, dass der Patient keine Schmerzen mehr fühlt, vor allem am Fuß. Wunden können so nicht mehr gefühlt werden, welche sich ausbreiten können und zu einem Absterben des Fußes führen können.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald der Betroffene Veränderungen seiner Geschmackswahrnehmung registriert. Stellt er fest, dass seine Geschmacksempfindung von der seiner Mitmenschen erheblich abweicht, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei einem Taubheitsgefühl auf der Zunge oder einer Überempfindlichkeit gegenüber Nahrungsmitteln, ist ein Arzt zu konsultieren. Können durch die Geschmacksstörung Gift- und Gefahrenstoffe nicht mehr erkannt werden, ist es nötig, einen Arzt aufzusuchen.
In vielen Fällen kann auch mit einer Geschmacksstörung der Alltag gut bewältigt werden. Dennoch ist eine ärztliche Untersuchung notwendig, um das Ausmaß und die Ursache der Störung zu ermitteln. Nur so kann ein künftiges Fehlverhalten verhindert werden und auf die Beeinträchtigungen Rücksicht genommen werden. Kommt es unmittelbar nach einer Lebensmittelzufuhr zu Erscheinungen wie plötzlichem Erbrechen, Übelkeit oder Schwindel, ist ein Arzt aufzusuchen. Die Konsultation eines Arztes ist ebenfalls erforderlich, wenn es zu Magenschmerzen oder Beeinträchtigungen des Verdauungstraktes kommt.
Bei Durchfall oder Verstopfung sollte eine ärztliche Kontrolluntersuchung stattfinden, damit keine weiteren Beeinträchtigungen auftreten. Leidet der Betroffene unter Kopfschmerzen, Krämpfen oder einem allgemeinen Unwohlsein, ist ein Arztbesuch vonnöten. Bei einem diffusen Schmerzgefühl, Druck im Brustkorb oder einem Völlegefühl sollte ein Arztbesuch zur Abklärung der Ursache erfolgen. Treten durch die Geschmacksstörung psychische Probleme auf, wird ebenfalls ein Arzt benötigt.
Behandlung & Therapie
Eine effektive Behandlung einer Geschmacksstörung bedarf zunächst einer detaillierten Diagnose. So kann gezielt die Ursache behandelt werden, die hinter einer Geschmacksstörung steht.
Liegt eine qualitative Geschmacksstörung vor (also eine Geschmacksstörung, die sich darin äußert, dass ein Betroffener ein qualitativ verändertes Geschmacksempfinden hat oder Geschmäcker ohne Vorliegen eines realen Geschmackträgers wahrnimmt), besteht eine hohe Chance, dass sich die Symptome nach circa 12 Monaten selbstständig wieder verlieren.
Therapieerfolge werden hier beispielsweise auch verzeichnet nach der therapeutischen Gabe von Zink oder von sogenannter Alpha-Liponsäure, die dazu beitragen sollen, entsprechende Missempfindungen zu bekämpfen. Wird die qualitative Geschmacksstörung beispielsweise verursacht durch die Einnahme von Medikamenten (dies kann sich beispielsweise äußern durch einen bitteren oder metallenen Geschmack), so führt ein Absetzen des entsprechenden Medikaments in der Regel zu einem raschen Wiedererlangen des ursprünglichen Geschmacksempfindens.
Ist eine Geschmacksstörung bedingt durch entzündliche Prozesse im Mundraum (aufgrund mangelnder Mundhygiene oder durch Infektionen), kann eine Behandlung mit Antibiotika wirksam sein.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Geschmacksstörung richtet sich nach der vorliegenden Ursache. Sind aufgrund einer Verbrennung die Geschmacksknospen in der Zunge zerstört worden, kommt es binnen weniger Tage oder Wochen zu einer Linderung der Beschwerden. Der Organismus kann abgestorbene Geschmacksknospen neu entstehen lassen, so dass nach kurzer Zeit eine Beschwerdefreiheit zu erwarten ist.
Bei einer Schädigung der Nervenbahnen ist zu prüfen, ob diese regenerativ oder irreparabel ist. Eine dauerhafte Beeinträchtigung der Nervenfasern führt zu einer lebenslangen Beeinträchtigung der Geschmackswahrnehmung. Bei einer vorhandenen Lähmung ist beispielsweise keine Genesung mehr möglich.
Liegt eine Tumorerkrankung vor, sinkt die Aussicht auf eine Heilung der Geschmacksstörung ebenfalls. Der gutartige oder maligne Tumor muss restlos entfernt werden, bevor es zu einer Linderung der Beschwerden kommen kann. In einigen Fällen kommt es im Anschluss zu einer Regeneration der Geschmacksstörung, da sich die Geschmacksknospen neu ausbilden. Grundsätzlich ist bei einer Krebserkrankung die Prognosestellung dennoch abhängig von den individuellen Gegebenheiten und der Gesamtdiagnose des Patienten. Nicht immer ist eine Heilung möglich.
Bei einer traumatischen Störung ist eine Linderung der Geschmackswahrnehmung an den Therapieerfolg und die Mitarbeit des Patienten geknüpft. Im Normalfall kommt es zu einer Verbesserung der Gesundheit, sobald die seelischen Belastungen verarbeitet oder kognitiv neu bewertet werden.
Vorbeugung
Ein effektives Vorbeugen gegen eine Geschmacksstörung kann vor allem geschehen durch positives Beeinflussen der möglichen Ursachen. So kann beispielsweise eine konsequente Mundhygiene dazu beitragen, Entzündungen oder Beeinträchtigungen im Mundraum zu vermeiden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit vorliegenden Grunderkrankungen, die zu einer Geschmacksstörung führen können, kann dazu beitragen, die Risiken der Entwicklung einer Geschmacksstörung zu senken.
Nachsorge
Eine Nachsorge bei einer Geschmacksstörung erweist sich in der Regel als relativ schwierig. Dabei kann die Geschmacksstörung auch nicht immer vollständig behandelt werden, sodass der Betroffene in einigen Fällen auf eine lebenslange Behandlung angewiesen ist oder sein gesamte Leben lang mit dieser Störung leben muss. Allerdings wird die Lebenserwartung des Patienten durch diese Störung nicht verringert oder anderweitig eingeschränkt.
In einigen Fällen können bei einer Geschmacksstörung Medikamente eingenommen werden, wobei sich vor allem die Einnahme von Zink positiv auf den Verlauf dieser Erkrankung auswirken kann. Der Betroffene sollte daher auf eine regelmäßige Einnahme dieses Medikamentes achten, wobei natürlich auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten sind.
In Zweifelsfällen ist immer ein Arzt aufzusuchen und zu konsultieren. Weiterhin kann auch eine richtige Mundhygiene die Geschmacksstörung verringern oder vollständig entfernen. Betroffene sollten daher immer seine Zähne putzen und gegebenenfalls auch eine Mundspülung benutzen. Nur dadurch können die Beschwerden gelindert werden.
Falls die Geschmacksstörung mit Hilfe von Antibiotika behandelt wird, ist zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten. Weiterhin kann sich auch der Kontakt zu anderen Betroffenen dieser Erkrankung als sinnvoll erweisen. Dabei kommt es nicht selten zu einem Austausch an Informationen.
Das können Sie selbst tun
Der Betroffene kann je nach der Ursache der Erkrankung einige Beträge leisten, um eine Linderung oder auch Heilung der Beschwerden zu erwirken.
Wird die Geschmacksstörung durch eine ungesunde Lebensweise ausgelöst, kann eine Umstellung der Nahrungsmittel und eine Vermeidung von Gift- und Schadstoffen bereits nach einigen Wochen oder Monaten zu einer Genesung beitragen. Liegt eine genetische Erkrankung oder eine Schädigung der Nerven vor, ist eine Heilung der Geschmacksstörung eher unwahrscheinlich. Der Betroffene sollte in diesen Fällen zum Zwecke der Selbsthilfe die Gestaltung seiner Lebensführung in der Form anpassen, dass er wichtige Gefahrenquellen vermeidet.
Mit dem Ausfall des Geschmackssystems steht ihm ein wichtiges natürliches Warnsignal des Organismus nicht zur Verfügung. Dies ist bei der Aufnahme von Lebensmitteln zu berücksichtigen. Dabei sollte auf die Temperatur, die Optik sowie den Geruch der Nahrung geachtet werden, bevor sie verzerrt werden. So können Verbrennungen im Mund oder die Aufnahme von verdorbenen Lebensmitteln vermieden werden.
Besteht Zweifel an der Qualität der Nährmittel, sollte der Rat einer Vertrauensperson erbeten werden. Da der Geschmack vor der Aufnahme von zu scharfen Lebensmitteln warnt, ist es ratsam, auf Produkte mit einem starken Schärfegehalt grundsätzlich zu verzichten. Dies beugt einem Unwohlsein sowie Magen- und Darmproblemen vor.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015