Giftpilze und Pilzvergiftung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Giftpilze und Pilzvergiftung
So groß die Wertschätzung ist, die der Speisepilz von vielen Menschen erfährt, so groß ist aber auch die Ablehnung von anderen, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Furcht vor Vergiftungen. Wenn die Pilze oftmals als „Fleisch des Waldes“ bezeichnet werden, so ist das, vom Standpunkt des Pilzsammlers gesehen und etwas übertrieben.
Giftpilze erkennen
Der reine Nährwert der Pilze ist nicht allzu hoch und außerdem je nach Art und Alter der Pilze recht unterschiedlich. Sie enthalten zwar Vitamine, aber nur in bescheidenen Mengen. Was an den Pilzen am meisten geschätzt wird, ist ihr hoher Geschmackswert.
Leider gibt es, abgesehen von der genauen Kenntnis der Pilze, kein Mittel, um Giftpilze zu erkennen. Weder die Färbung beim Anschneiden noch Milchsaft oder ein milderer oder schärferer Geschmack sind Kennzeichen für essbare oder giftige Pilze. Auch Fraßstellen von Schnecken sind kein Beweis für ihre Genussfähigkeit, am allerwenigsten die Probe mit Zwiebel und Silberlöffel. Gerade der giftigste aller Pilze würde diese Probe glänzend bestehen. Es gibt nur ein einziges Mittel, sich vor Pilzvergiftungen zu schützen:
Man darf nur solche Pilze sammeln, die man ganz genau kennt! Nur bei Missachtung dieser Regel können Pilzvergiftungen entstehen, wobei wir es als Selbstverständlichkeit betrachten, dass schlecht, alte, angefaulte Pilze von vornherein aussortiert und die einwandfreien Pilze möglichst schnell verarbeitet werden, denn das Eiweiß der Pilze ist leicht verderblich.
Die gefährlichsten Giftpilze in Deutschland
Die gefährlichsten aller Giftpilze in Deutschland sind die grünen und weißen Knollenblätterpilze, die oft mit Champignons verwechselt werden, obwohl die Unterschiede augenfällig genug sind. Der Knollenblätterpilz entwickelt sich aus einer eiförmigen Knolle, deren Oberhaut beim Wachsen des Pilzes platzt und die schließlich als lappig gerandete Scheide im Boden zurückbleibt und beim Sammeln leicht übersehen wird. Beim jungen Knollenblätterpilz sind Hutrand und Stiel durch einen Schleier verbunden, ähnlich wie auch beim Champignon. Beim erwachsenen Pilz, wenn dieser Schleier geplatzt ist, hängen die Reste als feine, gereifte Manschette noch am Stiel.
Der wesentliche Unterschied gegenüber allen Champignonarten aber ist die Farbe der Lamellen, der „Blätter“, der Hutunterseite. Sie sind beim Knollenblätterpilz stets und ausnahmslos weiß, beim jungen Champignon leicht grau-rosa, bald aber kräftig rosa und schließlich schokoladenbraun. Außerdem hat der Champignon am Stiel höchstens eine ganz undeutliche, knollenartige Verdickung, die sich jedoch niemals als Scheide absetzt. Der Knollenblätterpilz kommt nur in der Nähe von Eichen oder Buchen vor, nicht auf offenen Viehkoppeln und Wiesen.
Er ist außerordentlich giftig, ein einziges, ja ein halbes Exemplar kann schon tödlich wirken.
Zahlenmäßig häufig sind auch Vergiftungen durch den Pantherpilz. Er entwickelt sich ebenfalls aus einer eiförmigen Knolle, doch bleibt dieser Knollenrest besser erhalten als beim Knollenblätterpilz. Es sieht aus, als wenn der Stiel in die Knolle hineingedrückt worden wäre. Der Pantherpilz hat einen helleren oder dunkleren braunen Hut, der bei ausgewachsenen Exemplaren am Rande deutlich gerieft ist. Ähnlich dem Fliegenpilz ist sein Hut mit weißen Pusteln bedeckt. Wenn sich beim erwachsenen Pilz der Schleier vom Hutrand löst, so hängen die Reste als undeutliche Manschette noch am Stiel, sind aber glatt und niemals gerieft. Der Stiel ist weißlich.
Giftpilze in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Der Pantherpilz wird sehr häufig mit dem essbaren Perlpilz verwechselt, der von ähnlicher Form ist und die gleichen Pusteln besitzt, die jedoch bei Regen auch abgewaschen sein können. Die Hutfarbe ist hellrot-braun bis weinrot, oft aber auch ganz blass.
Im Gegensatz zum Pantherpilz ist sein Hutrand nicht gerieft, dafür am Stiel anliegende Manschette eine deutliche, feine Riefelung. Das wichtigste Kennzeichen ist neben der gerieften Manschette die weinrote Färbung, besonders am unteren Teil des Stiels, sowie die gleiche Färbung an Schneckenfraßstellen und Madengängen.
Seltener, aber sehr gefährlich sind Vergiftungen mit Rißpilzen. Besonders der ziegelrote Rißpilz hat schon zu manchen Todesfällen geführt. Die einzelnen Arten sind schwer zu unterscheiden. Jedoch sind alle mehr oder minder giftig und deshalb zu meiden. Die Pilze sind leicht an ihrer kegelförmigen Hutform mit dem Buckel in der Mitte zu erkennen. Die Farbe kann zwischen weiß, gelblich bis ziegelrot schwanken. Alte Pilze sind am Rand meist mehrfach eingerissen, daher der Name.
Ein sehr heimtückischer Pilz ist auch die Frühjahrslorchel, die fälschlich in vielen Gegenden auch Morchel genannt wird. Man glaubte früher, dass es genüge, das Kochwasser möglichst restlos abzugießen, um den Pilz zu entgiften. Leider sind trotz dieser Behandlung schon tödliche Vergiftungen vorgekommen. Die echten Morcheln hingegen sind alle gute Speisepilze und als erste Pilze des Jahres im Frühling sehr beliebt. Die Lorchel hat keinen deutlichen Hut, sondern einen aus unregelmäßigen Windungen bestehenden Kopf von dunkler Farbe. Die Morchel hingegen hat einen kolben- bis kegelförmigen Hut mit mehr oder minder regelmäßigen grubigen Vertiefungen, so dass sie an Bienenwaben erinnern. Ihre Farbe ist meist heller.
Es gibt auch Pilze, die nur im rohen Zustand giftig, gekocht aber unschädlich sind. Als Beispiel sei der bekannte Hallimasch erwähnt. Noch mehr gilt dies vom Krempling, der, roh genossen, schon zu vielen schweren Vergiftungsfällen geführt hat und daher vom Verkauf ausgeschlossen wurde.
Die immer noch häufigsten und zugleich schwersten Vergiftungen werden durch den Knollenblätterschwamm hervorgerufen, dessen Gifte weder durch Trocknen noch durch Hitze zerstört werden, dessen Pilzfleisch aber sehr schmackvoll ist. Über 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen sind auf diesen Pilz zurückzuführen.
Symptome, Anzeichen & Beschwerden
Die Zeit vom Genuss der Pilze bis zu den ersten Vergiftungserscheinungen beträgt im allgemeinen 12 bis 24 Stunden. Je später die ersten Erscheinungen auftreten, um so mehr Gift hat der Körper aufgenommen und um so schwerer sind die Beschwerden und Symptome. Die Vergiftung beginnt meist mit starkem Erbrechen und kolikartigen Bauchschmerzen. Der Patient zeigt bläulich verfärbte Lippen mit üblem Mundgeruch. Er macht einen verfallenen, schwerkranken Eindruck, ist aber dennoch bei auffallend klarem Bewusstsein.
Infolge des erheblichen Wasser- und Salzverlustes vermindert sich die Urinmenge erheblich, was bis zum Unvermögen des Urinlassens und schließlich zur Harnstoffvergiftung (Urämie) führen kann. Oft tritt im Verlauf der Erkrankung eine Gelbsucht auf, die als ernstes Symptom eines beginnenden Leberschadens anzusehen ist. Bei ungünstigem Ausgang stellen sich dann krampfartige Erscheinungen und Bewusstlosigkeit ein und schließlich der Tod.
Ursachen & Beschwerden
Ursache dieser Vergiftung ist immer das Pilzgift Amanitin, das zu schweren Schädigungen der Leber, der Nieren und des Kreislaufs führt. Ähnlich wie Chloroform, Arsen und Tetrachlorkohlenstoff verursacht auch das Amanitin eine unmittelbare Schädigung der Leberzellen, die oft so stark sein kann, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist.
Schon bei den ersten Anfangssymptomen einer Pilzvergiftung, Übelkeit, Würgegefühl im Hals, Brechreiz, und den oben geschilderten Krankheitszeichen ist so schnell wie möglich ein Krankenhaus aufzusuchen, denn nur durch rasche ärztliche Eingriffe ist das Leben des Schwerkranken noch zu retten. Auch die kleinste Verzögerung kann diese Aussichten nur verschlechtern, weil ja nie von vornherein feststeht, welche Giftmenge der Patient zu sich genommen hat.
Neben den bösartigen gibt es auch noch die sogenannten gutartigen Pilzvergiftungen, die als gastroenteritische Erkrankungen verlaufen, das heißt, bei denen die Gifte lediglich auf den Magen-Darmtrakt wirken, ähnlich wie bei einer bakteriellen Lebensmittelvergiftung. Die Krankheitszeichen, die zunächst recht stürmisch eintreten und ein bedrohliches Ausmaß annehmen können, klingen meistens nach wenigen Stunden, spätestens am nächsten Tag ab, ohne dass es zu den charakteristischen schweren Schädigungen der Leber und sonstiger innerer Organe kommt.
Durch den gelbfleckigen Champignon, durch den falschen Hallimasch, durch den Kartoffelbovist und eine Reihe anderer, an sich ungiftiger Pilze können solche und ähnliche Krankheitsbilder auftreten. Meist genügt bei frühzeitiger Einweisung ins Krankenhaus eine Magenspülung, um weitere Komplikationen zu verhindern.
Gelegentlich, wenn auch wesentlich seltener, entstehen leichte Vergiftungserscheinungen nach dem Genuss von essbaren Pilzen. Dies liegt jedoch häufig daran, dass die Pilze zu lange roh oder auch gekocht aufbewahrt worden sind. Es kommt dann im Körper zu Zersetzungserscheinungen die wiederum Vergiftungserscheinungen auslösen.
Komplikationen
Durch eine Pilzvergiftung kann es zu sehr starken und schwerwiegenden Komplikationen für den Patienten kommen. Nicht selten kommt es zum Tode, wenn die Vergiftung gar nicht oder nicht rechtzeitig behandelt wird. Aus diesem Grund müssen Pilzvergiftungen immer durch einen Arzt oder durch ein Krankenhaus behandelt werden.
In der Regel treten die Symptome erst nach ungefähr einem Tag auf, sodass die Diagnose verspätet erfolgt. Es kommt dabei zu Bauchschmerzen und zu Übelkeit, die mit Erbrechen einhergeht. Nicht selten leiden die Patienten auch an Durchfall. Die Lippen färben sich blau und der Betroffene zeigt auch einen verstärkten Mundgeruch, der sich nicht durch eine erhöhte Mundhygiene beseitigen lässt.
Im weiteren verlauf kann die Pilzvergiftung zur Bewusstlosigkeit und zur Gelbsucht führen. Unbehandelt kommt es in den nächsten Stunden schließlich zum Tode. Ob allerdings der Todesfall wirklich eintritt, hängt von der eingenommenen Menge des Giftes und von der letalen Dosis ab. Die Behandlung erfolgt in schwerwiegenden Fällen in einem Krankenhaus.
Dabei kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen, wenn diese frühzeitig eingeleitet wird. Die Symptome können allerdings einige Tage lang anhalten. Die Lebenserwartung wird nicht verringert, wenn die Pilzvergiftung erfolgreich bekämpft wurde.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Pilzvergiftung kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen. Es sollte deshalb immer vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden, wenn nach dem Verzehr eines Pilzgerichts gesundheitliche Beschwerden auftreten. Oft stehen Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfall im Vordergrund – auch wenn diese nach zwei bis drei Tagen von selbst abklingen, ist eine ärztliche Abklärung empfehlenswert: Bei einer Vergiftung durch den hochgiftigen Knollenblätterpilz kann dieser ersten Phase nach einer vorübergehenden Besserung eine lebensbedrohliche Zerstörung von Leber und Nieren folgen.
Weitere Alarmzeichen, die auf eine Pilzvergiftung schließen lassen, können Schwindelgefühle, Benommenheit, Sehstörungen, vermehrter Speichelfluss und Schweißausbrüche sein. Auch Kreislaufbeschwerden, Atemnot, Gleichgewichtsstörungen und ein stark erhöhter oder erniedrigter Herzschlag müssen umgehend ärztlich behandelt werden. Bestimmte Giftpilze lösen Rauschzustände, aber auch Ängste, Aggressionen, depressive Verstimmungen und Halluzinationen aus, die einige Stunden anhalten können: Während dieser Zeit ist eine medizinische Überwachung sinnvoll.
Eine ärztliche Behandlung ist ebenfalls notwendig, wenn bis zu zwei Wochen nach dem Genuss einer Pilzmahlzeit starker Durst, ständiger Harndrang, Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Magen-Darm-Beschwerden auftreten – diese Symptomatik kann auf ein beginnendes Nierenversagen durch Pilzgift hinweisen. In Kombination mit Alkohol können manche Pilzarten Herzklopfen, Hautrötungen und Übelkeit hervorrufen, was aber in der Regel nicht behandlungsbedürftig ist.
Behandlung & Therapie
Als erste Maßnahme sind hier Brech- und Abführmittel zu verabreichen. Wenn kein Brechmittel im Haus ist, so muss versucht werden, durch reichliches Trinken von warmen Wasser oder besser noch durch Kitzeln des Gaumenzäpfchens mit dem Finger oder mit einer Feder das Erbrechen künstlich zu erzeugen.
Der erbrochenen Mageninhalt und der Pilzrest sind aufzuheben, um sie eventuell von einem Sachverständigen untersuchen zu lassen. Als Abführmittel empfehlen sich Rizinusöl oder Bittersalz oder auch stark wirkender Abführtee. Ein gutes Mittel ist auch die Tierkohle, die die Fähigkeit besitzt, Giftstoffe zu binden. Statt ihrer kann auch feingemahlener, gerösteter Kaffee genommen werden.
Auf keinen Fall dürfen jedoch alkoholische Getränke genossen werden, da manche Gifte durch Alkohol noch leichter gelöst werden und somit in die Blutbahn gelangen können.
Während sich die gutartigen Pilzvergiftungen bereits eine Stunde bis vier Stunden nach dem Genuss von Pilzen bemerkbar machen, treten die Krankheitserscheinungen bei bösartigen erst nach sechs bis acht Stunden oder noch längerer Zeit auf. Wie schon gesagt, bedürfen sie immer einer sofortigen Krankenhauseinweisung. Noch besser ist es, wenn sich während der Pilzzeit jeder so verhält, dass es gar nicht erst zu Vergiftungen kommen kann.
Wer die Pilzsorten nicht ganz genau kennt, darf entweder keine sammeln oder muss die Pilzberatungsstellen aufsuchen, die in allen größeren Orten und auch schon in vielen kleinen Gemeinden bestehen. Hier werden seine Pilze von Sachkennern kostenlos begutachtet. Die Tätigkeit dieser oft ehrenamtlich arbeitenden Menschen hat schon manchen vor Pilzvergiftung bewahrt.
Aussicht & Prognose
Ob und wie schnell sich ein Patient nach einer Pilzvergiftung wieder erholt, hängt vor allem von deren Ursachen ab. Wurden eigentlich genießbare, aber verdorbene oder falsch zubereitete sowie nur schwach giftige Pilze verzehrt, ist die Prognose für gesunde Erwachsene ausgezeichnet.
Die mit der Pilzvergiftung einhergehenden Symptome, die einer Magen-Darm-Verstimmung ähneln, können sehr gut behandelt werden und klingen meist bereits nach wenigen Tagen wieder ab, ohne dass es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Gesundheit kommt. Betroffene ohne Vorerkrankungen erholen sich in der Regel auch ohne ärztliche Hilfe vollständig.
Bei älteren Patienten sowie bei Personen mit einem schwachen Allgemeinzustand kann sich die Rekonvaleszenz in die Länge ziehen, in der Regel erholen sich aber auch diese Patienten vollständig. Mit schweren, auch dauerhaften Schäden muss dagegen gerechnet werden, falls ein hochgiftiger Pilz, wie beispielsweise der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), verzehrt wurde.
In diesen Fällen kann es zu Leber- und Nierenversagen sowie zu inneren Blutungen kommen, die oftmals zum Tod führen. Überlebende Patienten erholen sich meist nicht mehr vollständig. Schwere Nierenschäden können dazu führen, dass der Patient lebenslang auf Dialysebehandlungen angewiesen ist. Falls das Gift die Leber zerstört, kann der Patient in der Regel nur durch eine Organtransplantation gerettet werden.
Nachsorge
Eine Nachsorge bei einer Pilzvergiftung ist nur in wenigen Fällen möglich. Vielmehr geht es bei einer Pilzvergiftung darum, die Vergiftung so schnell wie möglich abzumildern und dem Betroffenen durch Erste-Hilfe-Maßnahmen zu helfen. Bei milden Pilzvergiftungen sind keine Maßnahmen notwendig. In der Regel verschwinden die Symptome binnen Stunden oder Tagen. Dies gilt etwa für das Coprinus-Syndrom oder die Wirkung von Psilocybin.
Bei schweren Vergiftungen durch Giftpilze, die auch die inneren Organe - vor allem die Nieren sind oftmals betroffen - schädigen, sind hingegen umfassende Nachsorgemaßnahmen notwendig. Es muss auch nach einer Notfallbehandlung eine weitere Gabe von Gegengiften, anderen Mitteln zur Giftbeseitigung und Nährstoffen erfolgen. Der Patient muss stabilisiert werden, da auch der Kreislauf häufig in Mitleidenschaft gezogen wird. Eine Beobachtung über Tage im Krankenhaus folgt nach der Behandlung.
Außerdem ist es notwendig, die Funktionen der inneren Organe nach einer überstandenen Pilzvergiftung zu überwachen. Schäden können so früh erkannt werden und gegebenenfalls kann medizinisch eingegriffen werden. Ansonsten ergeben sich weitere Maßnahmen zur Nachsorge durch entstandene Schäden an den Nieren, der Leber und aufgrund eines krankhaft veränderten Blutbildes. In sehr schweren Fällen sind Transplantationen notwendig.
Das können Sie selbst tun
Die wichtigste Selbsthilfemaßnahme besteht bei Pilzvergiftungen in der Vorbeugung. Wer nicht im Stande ist, zumindest hochgiftige Sorten zu identifizieren, sollte keinesfalls selbst gesammelten Pilze essen.
Wenn nach dem Verzehr eines Pilzgerichts dennoch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Zittern oder Muskelkrämpfe auftreten, ist schnelles Handeln erforderlich. Nicht in allen Fällen liegt eine echte Pilzvergiftung vor, oftmals sind an und für sich genießbare Speisepilze nur verdorben, was dann einer Lebensmittelvergiftung gleichkommt.
Letztere verläuft meist harmlos. Da echte und unechte Pilzvergiftungen zu Beginn aber sehr ähnliche Symptome zeigen, ist Vorsicht geboten und ein Arzt zuzuziehen. Von Hausmitteln muss unbedingt Abstand genommen werden. Bei leichten Symptomen sollte der Hausarzt konsultiert werden.
Bei schwereren Symptomen muss dagegen sofort das nächste Krankenhaus aufgesucht oder die Gift-Notruf-Zentrale informiert werden. Außerdem ist es wichtig, Reste des Pilzgerichts sicherzustellen und mit ins Krankenhaus zu bringen, damit festgestellt werden kann, durch welches Toxin der Patient zu schaden kam.
Die Gift-Notruf-Zentralen raten entschieden davon ab, zu angeblich bewerten Hausmittel zu greifen oder ein Erbrechen beim Betroffenen herbeizuführen. Im akuten Vergiftungsfall sollte der Patient stattdessen so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
- Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2009