Lebensmittelvergiftung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Lebensmittelvergiftung (Nahrungsmittelvergiftung) ist eine Vergiftung durch Lebensmittel, die aufgrund von Infektionen, Bakterien, Keimen und Erregern, sowie Schwermetallen für die menschliche Verdauung ungenießbar oder giftig erscheinen.
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Was ist eine Lebensmittelvergiftung?
Eine Nahrungsmittel- oder auch Lebensmittelvergiftung wird durch die Aufnahme von verunreinigten oder vergifteten Lebensmitteln verursacht. Oftmals sind die Lebensmittel vom Haltbarkeitsdatum her abgelaufen oder sie sind bakteriell infiziert.
Bei der Lebensmittelvergiftung können verschiedene Beschwerden auftreten, die zu Krankheiten und auch zum Tod führen können. Wichtig für ein schnelles Handeln ist daher das Wissen, um welche Art von Lebensmittelvergiftung es sich handelt.
Eine Lebensmittelvergiftung ist aber von der Lebensmittelallergie abzugrenzen. Typische Anzeichen für eine Lebensmittelvergiftung sind zumeist Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Es sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden, um Komplikationen auszuschließen.
Ursachen
Neben chemischen Giften gibt es auch natürliche Gifte, die eine Lebensmittelvergiftung auslösen können. Hierzu gehören Gifte aus Fischen, Beeren oder Pilzen (siehe Pilzvergiftung.
Die bakterielle Lebensmittelvergiftung tritt am häufigsten auf. Ursache hierbei ist eine bakterielle Infektion durch Keime und Mikroorganismen. Diese Bakterien finden sich in erster Linie in der Milch und Molkereiprodukten. Kontaminiert sind ebenfalls Eier, Salate, Softeis und Trinkwasser, vor allem in südlichen Urlaubsgebieten (siehe Salmonellenvergiftung). Die Keimvermehrung wird durch warme Temperaturen zusätzlich gefördert. Doch auch in unseren Breitengraden genügt eine Lücke in der Kühlkette von Nahrungsmitteln, um mit Salmonellen infiziert zu werden.
Kontaminationen mit dem Erreger Clostridien Shigellen oder Bazillen sind weniger häufig als Verursacher einer Lebensmittelvergiftung verantwortlich. Über verweste und infizierte Nahrung können weiterhin lebensgefährliche Infektionen wie Tuberkulose, Cholera und Milzbrand verbreitet werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei der Betrachtung der Symptome einer Lebensmittelvergiftung müssen die zwei Formen einer solchen Vergiftung unterschieden werden. So sind die Symptome unterschiedlich und das abhängig davon, ob das Gift direkt aufgenommen wurde oder es durch aufgenommene Bakterien zu einer Infektion kommt. Dennoch gibt es ein paar Symptome, die fast alle Formen der Lebensmittelvergiftung gemeinsam haben.
So kommt es in den meisten Fällen zu starker Übelkeit mit Erbrechen. Bauchkrämpfe und starke Schmerzen sind ebenfalls häufig. Krämpfe in anderen Körperteilen können vorkommen. Der Stuhl geht meist in einen wässrigen Durchfall über, dem mitunter Blut beigemengt ist. Der Prozess kann akut oder mit einiger Verzögerung von Fieber begleitet sein. Die meisten Symptome bei akuten Lebensmittelvergiftung sind sehr stark, aber nicht besonders lang anhaltend.
Die weiteren Symptome hängen von den aufgenommen Giftstoffen ab. So führen einige Pilze oder Pflanzen zu Halluzinationen, haben aber weniger Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Das Gift des Kugelfisches führt zu Lähmungen und kann dadurch zu einem Atemstillstand führen.
Lebensmittelinfektionen - also durch in der Nahrung vorkommende Erreger ausgelöste Infektionen - führen meist zu tagelangen Symptomen. Diese konzentrieren sich meist auf den Magen-Darm-Trakt und führen zu Durchfall und Krämpfen. Auch kann es zu tagelanger Übelkeit mit Erbrechen kommen.
Krankheitsverlauf
Eine Lebensmittelvergiftung kann wenige Minuten bis einige Stunden nach der Nahrungsaufnahme auftreten. Es kommt meist zu typischen gastrointestinalen Symptomen.
Zu den typischen Merkmalen der Lebensmittelvergiftung zählen Durchfall, Erbrechen und Bauchkrämpfe. Durch ein Stoffwechselgift, dass Clostridium botulinum, wird eine der schlimmsten Lebensmittelvergiftungen herbeigeführt.
Dieses Bakterium verursacht eine klassische Lebensmittelvergiftung, die oftmals über infiziertes Fleisch oder Wurst zustande kommt. Diese Botulinumtoxine gehören zu den heftigsten biologischen Giften.
Häufig führen sie zu einer zentralen Atemlähmung und damit zum Tod. Es bedarf der sofortigen Einnahme eines antitoxischen Botulismus-Serums, welches der Lebensmittelvergiftung entgegenwirkt.
Komplikationen
Besonders gefährdet sind Babys und alte Menschen. Als Folgeerkrankung bakteriell bedingter Lebensmittelvergiftungen können Gelenkentzündungen, Hirnhautentzündungen und Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) auftreten. Abhängig vom Erreger sind weitere Komplikationen möglich: Eine Infektion mit Clostridium botulinum geht häufig mit Sehstörungen, Schluckbeschwerden und Lähmungserscheinungen einher, ohne Behandlung können Herz- und Atemstillstand die Folge sein.
Listerien sind vor allem für immungeschwächte Menschen und Schwangere gefährlich, sie können zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen und Fehl- oder Totgeburten auslösen. Infektionen mit Salmonellen verlaufen in der Regel unkompliziert, in etwa fünf Prozent aller Fälle gehen die Erreger jedoch in die Blutbahn über und siedeln sich an inneren Organen oder dem Skelettsystem an.
Die Folge können Lungen-, Nieren- oder Leberabszesse sowie Gelenk- und Knochenentzündungen sein. Das Bakterium Campylobacter jejuni gilt als Verursacher des Guillain-Barré-Syndroms, bei dem durch eine Entzündung der Nervenbahnen Sensibilitätsstörungen auftreten. Eine seltene Komplikation einer Lebensmittelvergiftung stellt das durch Gelenk-, Bindehaut- und Harnwegentzündungen gekennzeichnete Reiter-Syndrom dar.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung besteht, sollte in jedem Fall ein Arzt eingeschaltet werden. Notwendig ist dies vor allem, wenn die Beschwerden einige Stunden nach dem Verzehr von rohem Fisch oder Geflügel auftreten. Falls sich weitere Krankheitszeichen einstellen, etwa Fieber oder Durchfall, ist medizinischer Rat gefragt. Bei Blut im Stuhl oder starken Kreislaufproblemen ist das nächste Krankenhaus aufzusuchen. Eine Lebensmittelvergiftung kann schwere Komplikationen hervorrufen, wenn sie nicht frühzeitig behandelt wird. Darum müssen schon erste Symptome abgeklärt werden.
Spätestens nach ein bis zwei Tagen andauernder Symptome ist der Hausarzt aufzusuchen. Säuglinge sollten zum Arzt gebracht werden, wenn Durchfall und/oder Erbrechen länger als sechs Stunden anhalten. Kleinkinder müssen nach spätestens 10 bis 12 Stunden mit andauernden Beschwerden ärztlich untersucht werden. Schwangere und ältere oder immungeschwächte Personen müssen sich beim Auftreten der genannten Beschwerden ebenfalls ärztlich untersuchen lassen. Nach der Genesung sollte eine weitere Kontrolluntersuchung stattfinden, um sicherzustellen, dass die Erkrankung vollständig auskuriert wurde.
Behandlung & Therapie
Genauso wie die Ursachen für eine Lebensmittelvergiftung sehr vielfältig sein können, so müssen auch unterschiedliche Therapien zur Behandlung einer Lebensmittelvergiftung eingeschlagen werden. Bei Krankheitssymptomen wie Durchfall und Erbrechen muss zuerst der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden. Unterstützt werden kann die Therapie durch die zusätzliche Gabe von Antibiotika, sofern dies vom Arzt als notwendig erachtet wird.
Beim Butolismus hingegen muss ein Antitoxin gegeben werden. Weiterhin gehört die Schockbekämpfung zur Therapie dieser Lebensmittelvergiftung. In Extremfällen, wie bei einer Pilzvergiftung durch Knollenblätterpilze, kann ein Blutaustausch nötig sein.
Wichtig zur Verhinderung einer Lebensmittelvergiftung ist in erster Linie eine vorschriftsmäßige Lebensmittelhygiene und eine richtige Trinkwasseraufbereitung. Beides kann eine Lebensmittelvergiftung eindämmen. Bei Milch sollte auf pasteurisierte Produkte geachtet werden. Wichtig ist auch die richtige Lebensmittellagerung. Hierzu gehört eine ununterbrochene Kühlung.
Ausschlaggebend für die Vermeidung einer Lebensmittelvergiftung ist ebenfalls, auf das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln zu achten. Ebenso dürfen tiefgefrorene und dann aufgetaute Lebensmittel nicht erneut eingefroren werden.
In tropischen Ländern, wie Indien, muss besonders auf die Hygiene des Trinkwassers und des Essens geachtet werden. Die Mägen europäischer Touristen sind die Nahrungsmittel in diesen Ländern meist nicht gewöhnt. Selbst bei einwandfreien Lebensmitteln können Symptome wie Durchfall auftreten, ohne das eine Lebensmittelvergiftung die Ursache ist. Erkundigen Sie sich also bezüglich einer vorbeugenden Reiseapotheke beim Ihrem Hausarzt.
Aussicht & Prognose
Auch wenn eine Lebensmittelvergiftung für den betroffenen Patienten sehr unangenehm ist, verläuft sie in den meisten Fällen ohne größere Komplikationen. Vor allem wenn sich die Erkrankung nur durch Durchfall zeigt und weitere Symptome wie Fieber oder blutiger Durchfall ausbleiben, sind die Chancen einer Heilung durchaus gut. Bereits nach wenigen Tagen gehen die typischen Symptome wieder zurück.
Die Prognose wird natürlich begünstigt, wenn der Flüssigkeitsmangel aufgrund des Durchfalls durch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen wird. Um einen möglichen Elektrolytmangel zu vermeiden, sollten vor allem Kinder und ältere Menschen viel trinken, da ansonsten ein stationärer Aufenthalt notwendig werden kann.
Lässt sich die Lebensmittelvergiftung den schlimmeren Vergiftungen zuordnen (zum Beispiel Botulismus aufgrund verunreinigter Fleischwaren), ist die Prognose mitunter ungünstig. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Symptome nicht frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Erfolgt bei einer schlimmen Lebensmittelvergiftung wie Botulismus keine rechtzeitige Behandlung, kann es innerhalb eines Zeitraums von drei bis sechs Tagen im schlimmsten Fall zu einer Atemlähmung mit Todesfolge durch die Botulismuserreger kommen. Doch auch bei frühzeitiger Diagnose sowie Behandlung liegt die Sterblichkeitsrate noch bei etwa zehn Prozent.
Vergiftungen, die durch das Gift eines Kugelfischs entstanden sind, weisen eine Sterblichkeitsrate von etwa 60 Prozent auf. Eher harmlos verlaufen hingegen Salmonellenvergiftungen, doch hier kann es vor allem bei älteren Menschen zu Komplikationen kommen.
Nachsorge
Bei einer Lebensmittelvergiftung handelt es sich um eine teils schwerwiegende Infektion des Magen-Darm-Trakts mit diversen Erregern. Je nach Art der Keime, der Schwere der Erkrankung und der Dauer der Lebensmittelvergiftung sind Magen und Darm auch einige Wochen bis Monate nach der Krankheit beeinträchtigt. Deshalb ist eine adäquate Nachsorge so wichtig, die sich insbesondere auf die Auswahl der Lebensmittel, ihre Zubereitung sowie der Einhaltung hygienischer Standards richtet.
Um die in Mitleidenschaft gezogene Darmflora nach einer Lebensmittelvergiftung wieder aufzubauen, können die Patienten beispielsweise eine Kur mit Milchsäurebakterien durchführen. Der Arzt ist nach einer geheilten Lebensmittelvergiftung grundsätzlich immer dann aufzusuchen, wenn sich Schmerzen in Magen und Darm oder sonstige Verdauungsbeschwerden wie erneute Durchfälle und Erbrechen anzeigen.
Da das Immunsystem durch die Lebensmittelvergiftung angeschlagen ist, ist die Anfälligkeit für Keime erhöht und es kann schneller zu einer erneuten Lebensmittelvergiftung kommen. Die Betroffenen können zwecks Nachsorge auch eine Stuhlprobe beim Arzt untersuchen lassen, wodurch das Vorhandensein bestimmter Erreger nachweisbar ist.
Generell gehört zur Nachsorge einer Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittel mit einem erhöhten Keimgehalt mindestens für einige Wochen zu meiden. Patienten sollten beispielsweise auf rohen Fisch und rohes Fleisch verzichten. Der Arzt kann zudem feststellen, ob sich nach der Lebensmittelvergiftung eine Gastritis entwickelt hat, die entsprechend zu therapieren ist.
Das können Sie selbst tun
Zunächst empfiehlt es sich, ausreichend zu trinken – vorzugsweise stilles Wasser oder Tee. Der Mineralhaushalt wird am besten mit Elektrolytlösungen aus der Apotheke ausgeglichen. Alternativ dazu bieten sich Bananen, geriebene Äpfel, Brühe oder Zwieback an. Auch probiotischer Joghurt kann probiert werden.
Das Lebensmittel hilft dem Körper dabei Mikroorganismen zu bilden und reguliert außerdem den Darmtrakt. Ein wirksames Hausmittel ist Papaya-Saft, der am besten mit Samen und mehrmals täglich getrunken wird. Oder ganz klassisch: warme Milch mit Honig. Daneben gilt Bettruhe. Bei einer Lebensmittelvergiftung benötigt der Körper viel Schlaf und Schonung, denn nur so kann er die Giftstoffe schnell und ohne Komplikationen wieder ausscheiden.
Verschiedene Mittel aus der Naturheilkunde beschleunigen diesen Vorgang: das homöopathische Präparat Eupatorium perfolatium, Zink oder kolloidales Silber. Auch Eigenurin soll bei einer Lebensmittelvergiftung helfen. Die Anwendung dieser Mittel sollte allerdings immer in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Der Mediziner kann weitere Tipps geben, um eine Lebensmittelvergiftung rasch auszukurieren.
Quellen
- Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
- Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009