Granulosazelle

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Granulosazellen sind Epithelzellen mit Lokalisation im Ovarialfollikel und bilden demzufolge eine Einheit mit der weiblichen Eizelle. Je nach Reifestadium des Follikel und genauer Lokalisation der Zelle erfüllen sie unterschiedliche Funktionen, so unter anderem durch die Bildung von Östrogenvorläufern. Die bekannteste Erkrankung des Granulosazellgewebes ist der Granulosazelltumor, der nach einer invasiven Behandlung verlangt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Granulosazelle?

Granulosazellen erfüllen je nach Reifestadium des Follikel und abhängig von ihrer genauen Lokalisation unterschiedliche Funktionen. Im reifen Tertiärfollikel bilden Granulosazellen zum Beispiel die innere Schicht des Wandbereichs und wachsen zum Eihügel (Cumulus oophorus) zusammen.
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Epithelzellen sind die Elemente des Drüsen- und Epithelgewebes. Die Zellen sind aus einer apikalen und einer basalen Seite aufgebaut. Über die Basalseite ist jede Epithelzelle mit dem darunterliegenden Gewebe vernetzt. Auch im Ovarialfollikel kommen Epithelzellen vor.

Das Ovarialfollikel entspricht einer Einheit aus Eizelle und umliegenden Follikelepithelzellen, die auch als Granulosazellen bezeichnet werden. Damit ist die Granulosazelle ein bestimmter Typ Epithelzelle. Außerhalb des Ovarialfollikels kommen keine Granulosazellen vor. Die Bezeichnung der Zellen leitet sich vom lateinischen "granum" ab, was wörtlich übersetzt so viel wie "Korn" bedeutet. Die Granulosazellen werden in der Literatur daher auch als Körnchenzellen bezeichnet. Im männlichen Organismus spielen Granulosazellen keinerlei Rolle.

Anatomie & Aufbau

Granulosazellen liegen in der mehrlagigen Körnerzellschicht, dem Stratum granulosum, des weiblichen Ovarialfollikel. Sie entwickeln sich durch Gonadotropine im Rahmen der Follikelreifung aus Follikelepithelzellen. Durch diesen Prozess wird ein Primärfollikel zu einem Sekundärfollikel. Die reife Follikelform wird als Tertiärfollikel bezeichnet.

In diesem Stadium bilden Granulosazellen die innere Follikelwandschicht und werden zum Eihügel, an den sich die Eizelle haftet. Granulosazellen geben Flüssigkeit in die Follikelhöhle ab. Sie umgeben die Eizelle außerdem nach dem Follikelsprung und werden dann als Corona radiata bezeichnet, die der Zona pellucida anhaftet. Im Eierstock verbleibende Granulosazellen sind auf die Einlagerung von Lipiden im Sinne einer Luteinisierung gepolt. Aus ihnen werden die Granulosaluteinzellen des Corpus luteum.

Funktion & Aufgaben

Granulosazellen erfüllen je nach Reifestadium des Follikel und abhängig von ihrer genauen Lokalisation unterschiedliche Funktionen. Im reifen Tertiärfollikel bilden Granulosazellen zum Beispiel die innere Schicht des Wandbereichs und wachsen zum Eihügel (Cumulus oophorus) zusammen. Später spielt der Eihügel zur Anheftung der Eizelle eine wesentliche Rolle. Granulosazellen übernehmen außerdem drüsenähnliche Aufgaben. Sie sind für die Sekretion einer Flüssigkeit verantwortlich, die später die Follikelhöhle anfüllt.

Über diese Funktionen hinaus bilden Granulosazellen nach stattgefundenem Follikelsprung eine feste Schicht um die Eizelle. Sie bilden damit eine Hülle und sind in diesem Verbund auch als Corona radiata bekannt. In Form der Corona radiata liegen die Zellen der Eizelle oder genauer gesagt der Zona pellucida von außen an. Nicht alle Granulosazellen verlassen den Eierstock. Die im Eierstock zurückgebliebenen Zellen erfüllen ihre Aufgabe mit der Einlagerung von Lipiden. Diese Einlagerung wird in der medizinischen Literatur auch als Luteinisierung bezeichnet. Im Laufe der Luteinisierung werden die zurückgebliebenen Granulosazellen zu Granulosaluteinzellen.

Diese Variante der Zellen bildet später den Gelbkörper oder Corpus luteum. Zusätzlich zu diesen Aufgaben übernehmen Granulosazellen außerdem Funktionen im Rahmen der Hormonproduktion. Die Zellen sind in diesem Zusammenhang an der Bildung von Östrogenen beteiligt. Zu diesem Zweck findet in den Granulosazellen eine Katalyse statt, die Aromatase zu einem Vorläufer der Hormone werden lässt. Da Granulosazellen ein notwendiger Bestandteil des Ovarialfollikel sind und das Follikel zusammen mit der Eizelle und den Bindegewebsschichten erst ausmachen, spielen sie im Rahmen der Ovulation die mit wesentlichste Rolle.

Unter der Ovulation wird die Lösung einer Eizelle aus dem weiblichen Eierstock inklusive der daran anschließenden Aufnahme in den Eileiter verstanden. In der Mitte des weiblichen Zyklus kommt es Monat für Monat zur Ovulation. Die Reifung des Ovarialfollikel wird durch das follikelstimulierende Hormon reguliert und verläuft in mehreren Stadien. Auf das Stadium des Primärfollikel folgen die Stadien des Sekundär- und Tertiärfollikel. Das Stadium des Graaf-Follikel entspricht dem letzten Stadium der Follikelreifung. Ist der Ovarialfollikel zur vollständigen Ausreifung fortgeschritten, so tritt die Ovulation ein.


Krankheiten

Die mitunter bekannteste Erkrankung der Granulosazellen ist der Granulosazelltumor. Bei dieser Art von Tumoren handelt es sich um Ovartumore, die eine relativ wenig maligne Potenz besitzen. Granulosazelltumore zählen zu den mesenchymalen oder hormonbildenden Ovarialtumoren und treten vor allem zu einem Altersgipfel zwischen 45 und 55 Jahren auf. Von allen Ovarialtumoren sind lediglich zwei Prozent Granulosazelltumore.

Als histologische Typen der Tumore werden juvenile und adulte Granulosazelltumore unterschieden. Juvenile Granulosazelltumore treten zuweilen an Säuglingen oder Kindern auf. Da die Tumore wie alle anderen Tumore einer Raumforderung entsprechen, treten leitsymptomatisch unspezifische Beschwerden auf. Dabei kann es sich um ein Druck- oder Völlegefühl handeln. Auch Verstopfung oder ein zunehmender Bauchumfang können symptomatisch sein. Größere Raumforderungen des Granulosagewebes können eine Stieldrehung verursachen, die in einen akuten Abdomen münden kann.

Da es sich um hormonbildende Tumore handelt, tritt in etwa einem Viertel aller Fälle vermehrte Östrogenbildung auf. Diese vermehrte Bildung von Östrogenen kann glandulär-zystische oder adenomatöse Hyperplasien im Bereich des Endometriums nach sich ziehen. Zwischenblutungen sind in diesem Stadium denkbare Symptome. Junge Mädchen entwickeln im Rahmen der Erscheinung oft eine Pseudo-Pubertas praecox.

Schlimmstenfalls entwickelt sich unter Daueröstrogenstimulation ein Endometriumkarzinom aus dem Granulosazelltumor. Zur Therapie stehen für Patientinnen mit Granulosazelltumor chirurgische Eingriffe zur Resektion des Tumors zur Verfügung. Der betroffene Ovar wird bei dem Eingriff meist mit entfernt. Fortgeschrittenen Tumoren wird meist mit einer Chemotherapie begegnet.

Quellen

  • Bommas-Ebert, U. et al.: Kurzlehrbuch Anatomie. Und Embryologie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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