Höhenkrankheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Höhenkrankheit werden mehrere gemeinsam auftretende Symptome beschrieben, die in großen Höhen auftreten. Sie entsteht, wenn die körperlichen Anpassungsmechanismen an die Höhe versagen, zum Beispiel durch einen zu schnellen Aufstieg. Die Therapie besteht in einem Abstieg.
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Was ist die Höhenkrankheit?
Die Höhenkrankheit tritt bei Menschen auf, die in großen Höhen leben oder sich in große Höhen über 2000 Meter begeben. Durch einen zu schnellen Aufstieg und den damit verbundenen Sauerstoffmangel im Gehirn leidet der Betroffene unter vielseitigen Symptomen wie Leistungsverlust, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Atembeschwerden, Schwindel, Tinnitus und Schlafstörungen.
Auch eine verminderte Nierenfunktion ist möglich und führt zu einem erhöhten Salzgehalt im Körper. Man unterscheidet je nach Schweregrad die leichte und die schwere Form der Höhenkrankheit, bei welcher zusätzlich zu den oben geschilderten Symptomen ein lebensbedrohliches Ödem in Gehirn und/oder Lunge auftritt.
Interessant ist, dass sich der Körper an das Leben in Höhen über 2500 Metern anpassen kann: Während viele Andenbewohner unter der Höhenkrankheit leiden, haben Tibeter eine genetisch verlangte erhöhte Atemfrequenz, die als Schutz vor der Höhenkrankheit wirkt.
Ursachen
Das Zusammenspiel dieser Faktoren bewirkt die Sauerstoffunterversorgung des Körpers. Dieser reagiert mit einer reflektorischen Hyperventilation, es wird verstärkt CO2 ausgestoßen. Es kommt zur Übersauerung des Blutes mit den ersten Symptomen der Höhenkrankheit und unbehandelt zu einer akuten schweren Höhenkrankheit mit Ödemen und Lebensgefahr.
Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Entstehung der Höhenkrankheit, darunter die frühere Erkrankung, Überanstrengung, ein zu schneller Aufstieg, die unzureichende Flüssigkeitsaufnahme und die Schwächung des Körpers durch Alkohol, Infekte oder Schlafmittel und Drogen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den häufigsten Symptomen der Höhenkrankheit zählen Atemnot, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Diese Missempfindungen führen in vielen Fällen zu Erbrechen. Weiterhin leiden erkrankte Personen an einem gestörten Schlafverhalten, was sich auf die gesamte Leistungsfähigkeit des Körpers negativ auswirkt.
Weitere Anzeichen einer bestehenden Höhenkrankheit sind Schwindel, Herzrasen, Krämpfe, hoher Puls und hoher Blutdruck oder trockener Husten. Außerdem treten Bewusstseinsstörungen (langsame bis hin zu gar keinen Reaktionen auf Umwelteinflüsse) auf, was einen gestörten neurologischen Hintergrund zeigt. Diese Störungen müssen unbedingt medizinisch untersucht werden.
Erkrankte Personen neigen ebenfalls zu der Bildung von Ödemen. Ödeme sind Wassereinlagerungen im Bindegewebe unter der Haut. Diese sind gefährlich, da sie sich selbst verstärken können. Innerhalb der Blutgefäße steigt der Druck, was umliegendes Gewebe und somit lebenswichtige Organe schädigt.
Im schlimmsten Fall können sich Ödeme jedoch auch im Gehirn der betroffenen Personen bilden. Dann spricht man von einem Höhenhirnödem, was lebensgefährlich ist. Bei Tauchern ist das lebensbedrohliche Höhenlungenödem zu beobachten. Beide Arten dieser Symptomatik bedürfen einer umgehenden ärztlichen Behandlung.
Diagnose & Verlauf
Da die Symptome in der Regel bei einem Abstieg zurückgehen, ist der Patient auf Selbstdiagnose und die Beobachtung durch seine Begleiter angewiesen. Die ersten Symptome treten bis zu 24 Stunden vor Eintreten von Hirn- und Lungenödem auf, so dass ausreichend Zeit für einen kontrollierten Abstieg, die wichtigste Gegenmaßnahme, bleibt.
Anzeichen einer leichten Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, die zusammen mit einem der oben beschriebenen Symptome auftreten. Leidet der Betroffene bereits unter der schweren Form der Höhenkrankheit mit Gehirnödem, so ist das wichtigste Indiz eine Störung der Bewegungskoordination. Es müssen sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um lebensbedrohliche Verläufe auszuschließen und den tödlichen Verlauf der Höhenkrankheit abzuwenden.
Komplikationen
Weiterhin kann es zu Herzrasen und zu einer Appetitlosigkeit kommen. Der Betroffene ist nicht mehr stark belastbar und kann auch selbst keine besonderen körperlichen Anstrengungen unternehmen. Es können auch Schlafstörungen auftreten, die zu einer erhöhten Müdigkeit führen. In schwerwiegenden Fällen kommt es zu Störungen der Koordination und zu Bewusstseinsstörungen.
Durch Beschwerden am Gehirn oder an der Lunge kann es dabei im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten kommen. In der Regel kann die Höhenkrankheit nicht direkt behandelt werden, sodass beim Auftreten der Symptome gegebenenfalls ein Abstieg notwendig ist. Oft hilft auch ein sehr langsamer Anstieg, damit sich der Betroffene an die neuen Bedingungen gewöhnen kann. Hierbei kommt es in der Regel zu keinen weiteren Komplikationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald sich bei einem Aufenthalt in höheren Lagen gesundheitliche Probleme einstellen. Liegen keine Erkältungserkrankungen vor, sind Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Unwohlsein ungewöhnlich und sollten ärztlich abgeklärt werden. Die Höhenkrankheit betrifft vorrangig Menschen, die sich in Gegenden aufhalten, die oberhalb von 2.000 m liegen. Häufig treten intensive Beschwerden bei Personen auf, die dort leben oder arbeiten. Da ein Abstieg bei diesen Personen keine dauerhafte Lösung darstellt, sollte ein Arztbesuch erfolgen, sobald es zu lebensbeeinträchtigenden Problemen kommt.
Bei Störungen der Atmung, anhaltender Müdigkeit, Schwächezuständen oder einem Abfall des Leistungsniveaus, wird ein Arzt benötigt. Können die alltäglichen Anforderungen nicht mehr erfüllt werden, ist es ratsam, die Situation mit einem Arzt zu besprechen. Um eine Verbesserung der Gesundheit zu erreichen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Menschen, die nur vorübergehend Regionen in hohen Lagen aufsuchen, sollten sich im Vorfeld über das richtige Verhalten bei eintretenden Beschwerden beraten lassen. Oftmals genügt es bei den ersten Symptome zu pausieren oder die Region wieder zu verlassen. Ein Arzt wird in diesen Fällen nicht benötigt. Bei starken Kreislaufproblemen, Angstzuständen oder Bewusstseinsstörungen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zum Verlust des Bewusstseins, muss ein Notarzt verständigt werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Höhenkrankheit besteht im sofortigen kontrollierten Abstieg zum nächsten erreichbaren Rastplatz und mindestens einer Übernachtung an diesem Ort, um dem Körper eine ausreichend lange Ruhepause zu gewähren. Der Abstieg muss unverzüglich eingeleitet werden, gegebenenfalls also auch nachts. Es ist grundsätzlich besser, auf Verdacht die Höhenkrankheit zu behandeln als auf der erreichten Höhe zu bleiben oder gar noch höher zu gehen.
In manchen Fällen reicht die Erholung aus und der Aufstieg kann langsam fortgesetzt werden. Bestehen die Symptome aber weiterhin, so ist der zügige Abstieg auf ungefährliche Höhen unter 2500 Metern die richtige Entscheidung. Bei einem Lungenödem mit Husten, Bewusstlosigkeit und Bewusstseinsstörungen besteht akute Lebensgefahr und die erkrankte Person muss schnellstmöglich beatmet, in einem Überdrucksack untergebracht und aus der Höhe gebracht werden. Ist ein Transport durch die Begleiter nicht möglich, so ist sofort die Bergrettung zu verständigen.
Zwar gibt es bei schwerer Höhenkrankeit die Möglichkeit der Akutbehandlung mit Dexamethason, dieses darf jedoch auf keinen Fall dazu genutzt werden, den Aufstieg fortzusetzen und ist nur als Sofortmaßnahme gedacht.
Vorbeugung
Die Höhenkrankheit kann unabhängig von der körperlichen Verfassung eintreten, mit der Einhaltung einiger Grundregeln lässt sich ihr Risiko jedoch minimieren: Auf vollständige körperliche Gesundheit, ausreichende Schonung, langsame Akklimatisierung und die Vermeidung unnötiger Anstrengungen sollte geachtet werden. Der Verzicht auf Alkohol, Drogen und Medikamente und die ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind unverzichtbare Maßnahmen.
Nachsorge
Die Nachsorge soll insbesondere das Wiederauftreten einer Erkrankung verhindern. Deshalb findet sie etwa nach Tumorerkrankungen regelmäßig statt, wodurch eine frühzeitige und lebensrettende Behandlungsaufnahme ermöglicht wird. Bei einer Höhenkrankheit sind solche planmäßigen Nachuntersuchungen allerdings nicht sinnvoll. Das liegt einerseits daran, dass sich die typischen Beschwerden durch eine Meidung hoher Ebenen einfach umgehen lassen; andererseits liegt die Erkrankung dauerhaft vor und kann nach bisherigem wissenschaftlichem Stand nicht therapiert werden.
Akute Komplikationen verhindern Bergsteiger am besten durch einen langsamen Aufstieg, bei dem sie sich an die veränderten Bedingungen allmählich anpassen. Innerhalb planmäßiger Nachuntersuchungen in den Räumen einer Arztpraxis sind Beschwerden hingegen gar nicht anzutreffen, da kein Höhenanstieg erfolgte. Die Nachsorge erweist sich hier auch nicht als zielführend.
In der Nachsorge geht es auch darum, den Patienten im Alltag zu unterstützen. Der Arzt kann dazu Verhaltenshinweise bezüglich der nächsten Bergwanderung geben. Für die Umsetzung trägt der Patient allerdings selbst Verantwortung. Bei starken Beschwerden sollte man unverzüglich den Abstieg beginnen. Auf längeren Touren sind Unterkünfte in tiefen Ebenen zu bevorzugen. Der Anstieg sollte langsam erfolgen. Es ist zu beachten, dass der Körper für die Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen Zeit benötigt.
Das können Sie selbst tun
Da die Höhenkrankheit fließend in einen lebensbedrohlichen Zustand übergehen kann, sind unnötigen Risiken zu vermeiden. Ein Arzt muss gerufen werden, wenn sich die Symptome verschlechtern oder es zu einer Benommenheit kommt. Der Aufenthalt in höher gelegenen Gebieten sollte gut überlegt und geplant sein. Nach Möglichkeit ist er zu vermeiden.
Betroffene sowie nahe Angehörige sollten sich umfassend über die Krankheit, die Symptome und die daraus resultierenden Folgen informieren. Spontane Bergtouren sollten unterlassen werden. Häufig kann sich der Organismus langsam an bestimmte Höhen anpassen. Daher sind bei einem notwendigen Aufenthalt in bestimmten Höhen mehrere Tage oder Wochen Zeit einzuplanen, in der nur schrittweise ein Aufstieg stattfindet.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013