Hackenfuß
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Hackenfuß (Pes calcaneus) ist eine relativ häufig vorkommende Fehlstellung, bei welcher der Fuß so stark nach oben abgeknickt ist, dass die Zehen mit leichtem Druck das Schienbein berühren können und die Ferse der tiefste Punkt ist. Es gibt zwei Formen des Hackenfußes, den angeborenen oder den erworbenen.
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Was ist ein Hackenfuß?
Beim Hackenfuß steht der Fuß gerade nach oben, ein Aufstellen auf die Fußsohle ist nicht möglich. Mit einem Hackenfuß kann man nur auf der Ferse stehen. Die Fußsohle ist leicht nach außen gedreht.
Durch die übermäßige Beugung nach oben, besonders bei Säuglingen mit der angeborenen Form des Hackenfußes, kann man den Fußrücken bis an das Schienbein bewegen. Die Achillessehne ist durch diese Fehlhaltung sehr stark überdehnt und ausgeleiert.
Die Sehnen und die Haut auf dem Fußrücken dagegen sind verkürzt. Diese Form der Fehlstellung ist das Gegenteil vom Spitzfuß, bei dem der Fuß stark überstreckt ist und nicht die Ferse sondern die Zehen nach unten zeigen.
Ursachen
Der Hackenfuß kann verschiedene Ursachen haben, je nachdem ob er angeboren oder erworben ist. Die angeborene Form kann durch ein genetisch bedingtes Muskelungleichgewicht entstehen.
Der Hackenfuß tritt auch bei bestimmten Erkrankungen des Rückenmarks auf, wie beispielsweise Spina bifida oder bei einer Schädigung des Gehirns, wie sie durch Hypoxie (Sauerstoffmangel) verursacht wird. Eine weitere mögliche Ursache des Hackenfußes ist eine ungünstige Lage des Embryos in der Gebärmutter.
Wenn der Fuß nicht genug Platz hat und zwangsweise stark nach oben geknickt wird entsteht ein Hackenfuß. Diese Form bildet sich allerdings in den ersten Lebenswochen gut wieder zurück.
Der erworbene Hackenfuß entsteht wenn die Muskulatur der Wade in ihrer Funktion gestört ist. Dies kann durch Verletzungen des Schienbeinnervs (Nervus tibialis) oder der Achillessehne geschehen. Auch durch einen falsch angelegten Gipsverband kann ein Hackenfuß entstehen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einem Hackenfuß ist die Ferse nach oben abgeknickt, so dass Betroffene fast ausschließlich auf der Ferse gehen müssen, was diese extrem belastet und zu Druckstellen führt. Durch die Fehlstellung wird der Fuß insgesamt überdehnt und es ist kaum möglich, ihn beim Gehen auf dem Boden aufzusetzen. Er lässt sich nur sehr eingeschränkt strecken und das Stehen auf den Zehen ist nahezu unmöglich.
Die Fehlstellung kann teilweise so stark sein, dass der Fußrücken den Unterschenkel berühren kann. Kinder, die mit einem Hackenfuß geboren werden, haben Schwierigkeiten, laufen zu lernen und lernen es durch die Fußdeformation erst spät. Weil der Fuß nicht richtig aufgesetzt werden kann, kommt es zu einer dauerhaften Fehlstellung beim Gehen, bei der die Knie- und Hüftgelenke gebeugt werden und das Becken stark gekippt ist.
Durch diese fehlerhafte Art des Gehens belastet der Hackenfuß zunehmend die Statik des gesamten Skeletts. In der Ferse kommt es zu Schmerzen, weil sie beim Gehen und Stehen chronisch überlastet wird. Der permanente Druck auf das Fersengewebe kann zu Drucknekrosen führen, weil die Sauerstoffversorgung des Gewebes durch den ständigen Druck beeinträchtigt wird.
Diagnose & Verlauf
Der Hackenfuß lässt sich eindeutig durch sein Aussehen diagnostizieren. Der stark nach oben gebeugte Fuß und die Auswärtsdrehung der Fußsohle ergeben das typische Erscheinungsbild. Mit einem Röntgenbild kann der Arzt die Fehlstellung des Fußes bildlich darstellen und eventuelle Auswirkungen auf das restliche Skelett feststellen.
Beim Neugeborenen bildet sich der Hackenfuß, wenn er durch eine Zwangslage in der Gebärmutter verursacht wurde innerhalb einiger Tage von selbst zurück. Besteht diese Fehlstellung bei Erwachsenen, beispielsweise durch eine Verletzung des Schienbeinnervs, so ist es ihm nicht mehr möglich, die Zehen auf den Boden zu bringen. Das Laufen findet auf den Fersen statt, was zu einer Überlastung des Fersengewebes führt.
Auf Dauer entstehen Schmerzen, das Gehen ist erschwert bis unmöglich, je nach Ausprägung der Fehlstellung. Die Körperhaltung verändert sich durch den Hackenfuß, da die Betroffenen nicht mehr die normalen Bewegungsabläufe beim Gehen durchführen können.
Dies kann zu einer Kippung des Beckens führen, begleitet von einem immer stärker werdenden Hohlkreuz. An den Fersen kann sich durch den dauernden Druck das Gewebe entzünden und mit der Zeit absterben (Drucknekrose).
Komplikationen
Durch den Hackenfuß kommt es beim Fuß zu einer sehr starken Fehlstellung. Diese Fehlstellung führt zu verschiedenen Beschwerden beim Laufen und beim Stehen und führt in der Regel auch zu relativ starken Schmerzen. Durch die Fehlstellung treten mit der Zeus auch weitere Beschwerden auf, wie zum Beispiel das sogenannte Hohlkreuz.
Durch die Bewegungseinschränkungen und die dauerhaften Schmerzen leiden viele Patienten darüber hinaus auch an psychischen Beschwerden oder an Depressionen. Ebenso kann es zu einer leichten Reizbarkeit kommen. Kinder können aufgrund der Krankheit auch gehänselt oder gemobbt werden. Die Behandlung der Krankheit erfolgt symptomatisch und kausal.
Die Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln eingeschränkt werden, wobei es nicht zu Komplikationen kommt. Allerdings kann eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln auch zu einer Schädigung des Magens führen. Weiterhin kann der Hackenfuß auch relativ einfach korrigiert werden.
In den meisten Fällen sind allerdings auch weiterhin verschiedene Therapien notwendig, um die Beschwerden vollständig einzuschränken. Bei der Behandlung kommt es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden. In der Regel treten die Beschwerden des Hackenfußes im Erwachsenenalter nicht mehr auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In den meisten Fällen ist ein Hackenfuß angeboren und wird bei Säuglingen direkt nach der Geburt festgestellt. Er kann durch eine ungünstige Lage im Mutterleib während der Schwangerschaft verursacht oder genetisch veranlagt sein. Oft handelt es sich um eine vorübergehende Fehlstellung, die sich nach ein paar Tagen von allein wieder reguliert.
Ein Hackenfuß kann aber auch später durch eine Verletzung, z. B. einen Riss der Achillessehne, verursacht werden. Bei einer stärkeren Fehlstellung, durch die es zu Schmerzen und Druckstellen kommt und die das Gehen erschwert, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Er kann meistens schon durch die Art der Fehlstellung und die Beschwerden, die dadurch verursacht werden, den Grund erkennen. Darüber hinaus kann ein Röntgenbild noch detaillierter Aufschluss über die Ursache geben.
Wenn der Fuß nicht von allein wieder in die richtige Position kommt, kann der Arzt physiotherapeutische Maßnahmen verordnen, in selteneren Fällen muss ein operativer Eingriff erfolgen, um die Fehlstellung zu beheben. Da ein Hackenfuß durch die Fehlhaltung weitere Beschwerden am Bewegungsapparat nach sich ziehen kann, sollten Betroffene so früh wie möglich einen Arzt aufsuchen, damit rechtzeitig korrigierende Maßnahmen eingeleitet werden können.
Behandlung & Therapie
Die Therapie orientiert sich an der Ursache. Der Hackenfuß, der beim Neugeborenen durch eine zu enge Lage in der Gebärmutter entstanden ist, kann leicht behandelt werden. In der Regel bildet er sich beinahe von selbst zurück.
Die hierbei zu erfolgende Behandlung wirkt lediglich unterstützend auf den Fuß ein, indem man ihn immer wieder mit sanften Druckmassagen in die richtige Stellung bringt, ein paar Sekunden festhält und dann wieder loslässt. Ist der Hackenfuß stärker ausgebildet, kann es nötig sein, ihn während der Nacht mit Schienen in der richtigen Stellung zu halten.
Mit physiotherapeutischen Maßnahmen kann man die Rückbildung unterstützen. Ist der Hackenfuß erworben, so kann eine Operation nötig sein. Dabei wird ein Keil aus dem Fersenknochen herausgeschnitten und somit die Fehlstellung korrigiert. Eine weitere mögliche operative Therapie ist das Kürzen der Achillessehne oder das Versteifen des Sprunggelenks.
Aussicht & Prognose
Ein Hackenfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, wobei der Fuß dabei ständig nach oben gebeugt ist. Dabei steht das gesamte Fersenbein steil in einer Art Verlängerung des Unterschenkels. Hinzu kommt oftmals ein Knick der Ferse, die dabei nach Außen zeigt. Eine gezielte Prognose bei einem bestehenden Hackenfuß zu geben ist sehr schwer, da dieses Krankheitsbild in unterschiedlichen Schweregraden auftreten kann.
Allgemein lässt sich bei einem Hackenfuß eine positive Prognose abgeben, da durch Physiotherapie oder durch einen operativen Eingriff eine Besserung herbeigeführt werden kann. Bei Neugeborenen tritt ein solcher Hackenfuß sehr häufig auf. Allerdings spricht man dabei nicht von einem expliziten Krankheitsbild. Diese Erscheinung verschwindet in der Regel innerhalb weniger Tage, sodass keine entsprechende Behandlung eingeleitet werden muss.
Wer sich gegen eine Behandlung entscheidet, der muss mit erheblichen Komplikationen rechnen. Im Laufe des Alters kann es unter Umständen zu dauerhaften Folgeschäden an den Gelenken kommen.
Vorbeugung
Dem angeborenen Hackenfuß kann man nicht vorbeugen, da er genetisch bedingt ist oder durch eine die Raumenge in der Gebärmutter verursacht wird. Um den erworbenen Hackenfuß zu verhindern, sollte nach Unfällen, wenn das Bein durch einen Verband oder einen Gips ruhiggestellt werden muss, auf die korrekte Stellung des Fußes geachtet werden. Hat sich der Hackenfuß gebildet, so sollte er schnellstmöglich behandelt werden, um weitere Schäden zu verhindern.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei einem Hackenfuß in den meisten Fällen keine besonderen oder direkten Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit muss in erster Linie eine frühzeitige Erkennung und Diagnose der Krankheit stattfinden, damit es nicht zu weiteren Beschwerden oder zu weiteren Komplikationen kommt. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.
Die Behandlung der Erkrankung erfolgt dabei in der Regel durch das Tragen einer Schiene oder durch das Tragen von Einlagen. Der Betroffene sollte darauf achten, diese Hilfsmittel dauerhaft zu benutzen, damit der Hackenfuß vollständig verschwindet. Auch Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik können bei einem Hackenfuß sehr hilfreich sein und die Beschwerden dauerhaft lindern.
Häufig können dabei die Übungen aus der Physiotherapie auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden, um die Heilung zu beschleunigen. Sollte der Hackenfuß durch einen operativen Eingriff korrigiert werden, so sollte der Betroffene den Fuß nach dem Eingriff schonen und sich nicht anstrengen.
Dabei sind körperliche und stressige Tätigkeiten ebenfalls zu vermeiden. In der Regel verringert der Hackenfuß nicht die Lebenserwartung des Betroffenen. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge sind nicht notwendig.
Das können Sie selbst tun
Ein angeborener Hackenfuß bildet sich meist innerhalb weniger Tage von selbst zurück. In allen anderen Fällen muss die Fußfehlstellung therapeutisch behandelt werden. Die Behandlung kann durch einige Maßnahmen effektiv unterstützt werden.
Begleitend zur krankengymnastischen Behandlung empfiehlt sich gezieltes Fußtraining, um die Fuß- und Zehenbeuger zu stärken. Sanfte Druckmassagen sind ebenso wirksam und helfen vor allem bei einem leichten Hackenfuß. Stark ausgeprägte Fehlstellungen müssen unter Umständen mit Hilfe von Schienen oder Gipsverbänden – teilweise nur in der Nacht – korrigiert werden. Wenn es nicht gelingt, den Hackenfuß ausreichend zu korrigieren, ist das Tragen orthopädischer Schuhe mit Einlagen angezeigt.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist – vor allem bei unfallbedingtem Hackenfuß – eine operative Behandlung vonnöten. Nach dem chirurgischen Eingriff gilt für die Betroffenen strikte Bettruhe und Schonung. Der betroffene Fuß muss mit Hilfe von Krankengymnastik oder leichtem Sport langsam auf die alltäglichen Belastungen vorbereitet werden. In den ersten Tagen bis Wochen nach der Operation ist das Tragen orthopädischer Einlagen sinnvoll. Welche Maßnahmen die Betroffenen davon ab selbst ergreifen können, muss in jedem Fall der zuständige Arzt entscheiden.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015