Halsfaszie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Januar 2022Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Halsfaszie besteht aus drei voneinander unterscheidbaren Schichten und einer weiteren Faszie, die die wichtigsten parallel laufenden Halsarterien, die wichtigste Kopf-Halsvene und den Nervus vagus umhüllt. Die aus Kollagen und Elastin zusammengesetzten Halsfaszien sind mit dem übrigen Fasziensystem des Körpers eng verbunden und sind maßgeblich für die Formgebung der umhüllten Organe und Muskeln im Halsbereich verantwortlich.
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Was ist die Halsfaszie?
Unter Halsfaszie werden mehrere Faszien, die anatomisch dem Halsbereich zugeordnet werden können, zusammengefasst. Der größte Teil der Halsfaszien besteht aus drei voneinander abgrenzbaren Schichten, die als Blätter oder Laminae bezeichnet werden.
Weitere Faszien wie die Vagina carotica, die vor allem die beiden Halsarterien, die Arteria carotis communalis, die Vena jugularis interna und einen Teil des Nervus vagus umhüllt, werden ebenfalls zur Halsfaszie gezählt. Als Teil des kollagenen und elastischen Bindegewebes kommt der Halsfaszie die Aufgabe zu, die im Hals verlaufenden Gefäße, Muskeln und die Luft- und Speiseröhre sowie die Schilddrüse an Ort und Stelle zu halten und ihnen ihre äußere Form zu verleihen. Darüber hinaus ermöglichen die Faszien nahezu reibungsfreie Verschiebungen der Organe und Muskeln gegeneinander.
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben gliedert sich die Halsfaszie in drei sogenannte Blätter oder Laminae, die übereinander liegen. Es sind dies die Lamina superficialis, die den gesamten Hals unterhalb der Haut umspannt, die Lamina praetrachealis und die Lamina praevertebralis. Zu der Halsfaszie wird auch die Vagina carotica gezählt, die den sogenannten Gefäß-Nerven-Strang des Halses umhüllt.
Anatomie & Aufbau
Die oberflächliche Faszie, die den gesamten Hals unterhalb des Fettgewebes der Haut umspannt, spaltet sich jeweils an den großen Oberflächenmuskeln, den Kopfwender und den Trapezmuskel, so dass die beiden Muskeln in die aufgeteilte Lamina superficialis regelrecht eingebettet werden. Im weiteren Verlauf verbinden sich die gespaltenen Teile wieder. Alle Halsfaszien stehen netzwerkartig in enger Verbindung miteinander, so dass die Anspannung oder Entspannung nur einer Faszie Auswirkungen auf die anderen Faszien hat. Spannung und Entspannung wird durch Sympathikus und Parasympathikus gesteuert. Das sympathische und parasympathische Nervensystem ist Teil des autonomen Nervensystems und innerviert die Faszien.
Die Halsfaszien enthalten außerdem eine Vielzahl sensorischer Nervenendigungen für Schmerzempfindung (Nozizeptoren), Mechanorezeptoren, Thermorezeptoren und Chemozeptoren, die dem Gehirn eine „Lagebeurteilung“ erlauben. Zur Steuerung der Faszienspannung sind die Faszien auch mit efferenten, motorischen Nerven verbunden, kontraktile Reize auf die Myofibroblasten ausüben können. Es handelt sich um Bindegewebszellen, die ähnliche Eigenschaften aufweisen wie Zellen der Glattmuskulatur und in unterschiedlicher Konzentration Teil der Faszien sind. Die Ver- und Entsorgung der Faszien erfolgt über ein Netzwerk von arteriellen, kapillaren und venösen Gefäßen sowie durch zahlreiche Lymphgefäße, die mit den Faszien in Verbindung stehen.
Funktion & Aufgaben
Eine der Hauptaufgaben der Halsfaszie besteht darin, Gefäße, Nerven, Muskeln und Organe, die im Halsbereich verlaufen oder lokalisiert sind, an Ort und Stelle zu halten und für die verletzungsfreie und möglichst reibungslose Verschiebbarkeit innerhalb gewisser Grenzen zu sorgen, die dem Hals seine Bewegungsfreiheit garantieren. Die Bewegungsfreiheit der Gelenke ist zum größten Teil von der der Elastizität der Faszien abhängig. Elastizität und Zugfestigkeit der Faszien sind auf ihre Aufgaben abgestimmt, so dass sich die äußeren, mittleren und inneren Faszien in ihren Eigenschaften unterscheiden.
Die variable Spannung der Halsfaszien hält aber nicht nur die einzelnen, voneinander abgrenzbaren Systeme in ihrer Lage, sondern sie unterstützt auch die Muskeln in ihrer Funktion. Beispielsweise fungiert eine elastisch vorgedehnte Faszie als mechanischer Energiespeicher. Während der Kontraktion des Muskels baut sich die Dehnspannung der Faszie ab, und die freiwerdende mechanische Energie unterstützt die Muskelkontraktion. Über ihre zahlreich vorhandenen Rezeptoren für Schmerz, Temperatur und mechanische und chemische Reize wie pH-Wert und Sauerstoffpartialdruck melden sie „Zustandsberichte“ an die dafür zuständigen Hirnzentren, die daraus eine „Lagebeurteilung“ erstellt und mit lokal oder systemisch wirksamen Anregungen reagiert.
Die Faszien dienen darüber hinaus als mechanische und chemische Barriere dem Schutz der umhüllten Organe gegen Krankheitserreger, und über ihr Wasserspeichervermögen haben sie einen großen Anteil an der Regulierung des Wasserhaushalts.
Krankheiten
Die Faszien reagieren darauf mit einer Art ständiger Anspannung, so dass der normale Wechsel zwischen Spannung und Entspannung stark reduziert ist. Hierdurch kommt es zu einer Reduzierung des Lymphflusses zwischen den Faszien, was dazu führt, dass sich das in der Lymphe enthaltene Fibrinogen, ein Gerinnungsfaktor, im Gewebe anreichert und zu Fibrin, dem körpereigenen „Klebstoff“ umgebaut wird. Das Fibrinogen verklebt die Faszien miteinander und kann zu erheblichen Beschwerden führen.
Verklebte Halsfaszien können eine erhebliche Bewegungseinschränkung des Halses zur Folge haben, aber auch zu erheblichen Schmerzen führen, wenn die zwischen den Faszien verlaufenden Nerven gequetscht werden und unspezifische Schmerzen oder sensorische Probleme verursachen. Bekannt sind die Beschwerden unter dem Begriff myofasziales Syndrom (MFS). Wegen der netzartigen Verbindung aller Faszien untereinander lassen sich die verursachten Schmerzen nicht immer lokalisieren.
Quellen
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
- Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2015
- Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004