Harnröhrenstriktur
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Harnröhrenstriktur oder Harnröhrenverengung ist eine Verengung der Urethra (Harnröhre), die angeboren oder erworben sein kann und in aller Regel operativ behandelt wird. Überwiegend Männer sind von echten Harnröhrenstrikturen betroffen.
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Was ist eine Harnröhrenstriktur?
Eine angeborene oder erworbene Verengung der Urethra wird als Harnröhrenstriktur bezeichnet. Dabei sind Harnröhrenstrikturen durch narbige Verengungen von Stenosen (Engstellen) infolge benigner Prostatahyperplasien (vergrößerte Prostata) zu differenzieren.
Am häufigsten sind Strikturen in der prostatischen, membranösen, bulbären oder penilen Harnröhre sowie in der Fossa navicularis lokalisiert. Durch die Stenose der Harnröhre ist eine vollständige Entleerung der Blase lediglich eingeschränkt möglich. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, die bei ausgeprägten Verläufen zu einem Rückstau des Urins in die Nieren und somit zu Schädigungen der Nieren führen kann.
Eine Harnröhrenstriktur manifestiert sich symptomatisch anhand eines abgeschwächten Harnstrahls, der gießkannenartig verformt, gedreht oder geteilt ausfallen kann, und einem „Nachtröpfeln“ nach der Miktion (Wasserlassen). Ebenso sind Schmerzen während der Miktion, am Penis bzw. der Vagina sowie im Bereich des Dammes charakteristisch für Harnröhrenstrikturen.
Ursachen
Bei Harnröhrenstrikturen kann grundsätzlich zwischen erworbenen und angeborenen Verengungen differenziert werden. Zu den angeborenen Stenosen gehören Fehlbildungen im Bereich der äußeren Genitalien wie eine Hypospadie, bei welcher die Harnröhre nicht durch das Schwellkörpergewebe geschützt wird.
Erworbene Harnröhrenstrikturen werden vor allem durch Verletzungen infolge von Unfällen (straddle trauma, Beckenbrüche) oder Manipulationen bzw. chirurgische Eingriffen an der Urethra bedingt. Insbesondere endoskopische Eingriffe über die Harnröhre (Anastomosenenge nach Radikaloperation an der Prostata, Harnblasenspiegelung) und langfristig angelegte Blasenkatheder stellen Risikofaktoren für Harnröhrenverengungen dar.
Zudem können bakterielle Harnröhreninfektionen (Urethritis, Gonorrhoe), pathologische Bindegewebsveränderungen (Balanitis xerotica obliterans, Lichen sclerosus) sowie Tumoren im Bereich der Harnröhre und der umliegenden Strukturen Harnröhrenstrikturen verursachen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Harnröhrenstriktur behindert die vollständige Entleerung der Blase. Obwohl ein ständiger Harndrang besteht, ist der Harnstrahl nur sehr schwach. Manchmal teilt oder verdreht sich der Strahl auch. Häufig kommt es zum Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen. Durch den rückgestauten Urin treten oft Schmerzen beim Wasserlassen auf.
Außerdem bleibt durch die unvollständige Blasenentleerung Restharn in der Blase zurück. Dieser erhöht das Risiko für Harnwegsinfektionen. Als Folge entwickelt sich nicht selten eine Blasenentzündung, welche die Schmerzen und das Brennen beim Wasserlassen noch verstärkt und gleichzeitig zu einem nächtlichen Harndrang führt. Bisweilen ist der Urin rot gefärbt.
Eine chronische Überdehnung der Blase schädigt außerdem die Blasenmuskulatur. Bei schweren Formen einer Harnröhrenstriktur kann es auch zum völligen Harnverhalt kommen. Die Blase läuft voll und kann nicht mehr entleert werden. Es kommt lediglich zu einem unwillkürlichen Tröpfeln, welches durch einen sogenannten Überlauf verursacht wird. Die übervolle Blase bereitet starke und unerträgliche Schmerzen.
Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der sofort behandelt werden muss. Bei längerem Rückstau des Urins kann es zum Nierenversagen kommen und beim Mann kann sich dabei auch eine Prostataentzündung oder Entzündung der Nebenhoden entwickeln. Eine schwerwiegende Komplikation ist die Ausweitung eines Harnwegsinfektes zu einer lebensbedrohlichen Urosepsis (Blutvergiftung), die sich oft mit Verwirrtheitszuständen, Fieber und schließlich sogar einem Kreislaufschock bemerkbar macht.
Diagnose & Verlauf
Eine Harnröhrenstriktur wird anhand der charakteristischen Symptome im Rahmen der Anamnese diagnostiziert. Abgesichert wird die Diagnose durch eine Messung von Fluss und Druck des Harns während der Miktion. Eine Mikrohämaturie (Blut im Harn), die mikroskopisch oder mit Hilfe des Sangur-Tests festgestellt werden kann, deutet ebenso auf eine Harnröhrenstriktur.
Sonographisch können zudem möglicher Restharn nach der Miktion, Veränderungen der Blase, der Harnröhre und der Nieren sowie die Blasenwanddicke ermittelt werden. Im Rahmen einer Röntgenaufnahme unter Kontrastmittel (retrograde Urethrographie) kann die Striktur lokalisiert sowie deren Ausmaß bestimmt werden. Etwaige Unklarheiten können abschließend durch eine Endoskopie der Harnröhre (Urethroskopie) beseitigt werden.
Allgemein weist eine Harnröhrenstriktur eine gute Prognose auf. Um langfristige Komplikationen wie Nierenschäden oder einen kompletten Harnverhalt zu vermeiden, sollte die Verengung frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden.
Komplikationen
In den meisten Fällen tritt die Harnröhrenstriktur fast nur bei Männern auf. Durch die Verengung der Harnröhre kann es dabei zu unterschiedlichen Beschwerden kommen. Der Harnstrahl ist durch die Krankheit abgeschwächt und das Wasserlassen ist damit nur noch eingeschränkt möglich, sodass der Betroffene in der Regel die Toilette öfter aufsuchen muss.
Nicht selten kommt es durch die Harnröhrenstriktur auch zu einer Blasenentzündung. Diese ist mit starken und stechenden Schmerzen verbunden und schränkt die Lebensqualität des Patienten extrem ein. Ebenso kommt es zu Schmerzen und anderen Beschwerden beim Wasserlassen. Dieses ist in der Regel mit einem starken Brennen verbunden. Durch die Schmerzen beim Wasserlassen kommt es bei den meisten Patienten auch zu psychischen Beschwerden und zu einer Reizbarkeit.
Dabei wird absichtlich weniger Flüssigkeit angenommen, um diese Schmerzen zu vermeiden. Dadurch kann sich eine Dehydrierung ausbilden. Die Behandlung der Harnröhrenstriktur erfolgt durch einen operativen Eingriff und führt nicht zu besonderen Beschwerden oder Komplikationen. Nach dem Eingriff treten ebenfalls keine Beschwerden auf und die Schmerzen lassen nach. Auch ein möglicher Tumor kann ohne Komplikationen entfernt werden. Die Lebenserwartung wird durch die Harnröhrenstriktur nicht beeinflusst oder verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Harnröhrenstriktur kommt es nicht zu einer Selbstheilung, sodass die Krankheit in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden muss. Sie kann nur durch einen operativen Eingriff bekämpft werden. Da die Harnröhrenstriktur in der Regel angeboren ist, treten die Beschwerden schon in einem sehr jungen Alter auf.
Die Betroffenen leiden unter einem sehr schwachen Harnstrahl. Es bleibt weiterhin Harn in der Blase zurück, sodass die Betroffenen relativ häufig die Toilette aufsuchen müssen. Bei diesen Beschwerden sollte eine Untersuchung durchgeführt werden. Weiterhin deuten auch häufige Entzündungen der Blase auf eine Harnröhrenstriktur hin. Diese werden von Schmerzen oder einem Brennen beim Wasserlassen begleitet.
Bei Verdacht auf eine Harnröhrenstriktur sollte ein Urologe aufgesucht werden. Dieser kann meistens auch die Behandlung durchführen, bei der es nicht zu besonderen Komplikationen kommt. Die Beschwerden werden dadurch vollständig gelindert. Da vor allem Männer sehr häufig von dieser Erkrankung betroffen sind, sollten diese, wenn die Symptome eintreten, einen Arzt aufsuchen.
Behandlung & Therapie
In aller Regel wird eine Harnröhrenstriktur operativ therapiert. Prinzipiell stehen hierzu zwei Operationsverfahren zur Verfügung, deren Wahl von der Art und dem Ausmaß der Stenose sowie vom allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen abhängt.
Bei der sogenannten Urethrotomie (Harnröhrenschlitzung) wird entweder blind (Urethrotomie nach Otis) oder unter Sicht (Urethrotomie nach Sachse) ein Urethrotom in die Harnröhre eingeführt und diese im Bereich der Striktur durch einen Schnitt eingeschlitzt. Im Anschluss wird zur Vermeidung von Komplikationen (insbesondere bei einer Urethrotomie nach Sachse) ein Blasenkatheder gelegt, der für mehrere Tage verbleibt.
Zur Reduzierung des Risikos für Rezidive kann über diesen ein kortisonhaltiges Gel in die betroffene Harnröhre gespritzt werden. Führt die Operationsmethode nicht zum gewünschten Erfolg, treten wiederholt Rezidive auf oder liegen langgezogene Strikturen vor, ist in aller Regel eine Mundschleimhautplastik angezeigt. Im Rahmen dieser Mundschleimhautplastik wird die Harnröhre über der Engstelle eröffnet und ein Stück der Mundschleimhaut (aus der Unterlippe oder Wange) von korrespondierender Größe und Länge eingenäht.
Anschließend werden zur Schienung und Offenhaltung der Harnröhre für etwa acht Tage ein Blasen- und zur Blasenentleerung ein Bauchdeckenkatheter gelegt. Kann im Rahmen einer Urethrographie eine problemlose und vollständige Blasenentleerung nachgewiesen werden, wird der Bauchdeckenkatheter entfernt (nach etwa drei Wochen).
Bei Strikturen von einer Länge von bis zu zwei Zentimetern kann der verengte Teilbereich chirurgisch entfernt und die Harnröhrenenden vernäht werden. Liegt der Verengung ein Tumor zugrunde, hängen die Therapiemaßnahmen der Harnröhrenstriktur von der Tumorbehandlung ab.
Aussicht & Prognose
Die Aussicht auf eine Heilung hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Harnröhrenstruktur behandelt wird, desto günstiger ist der Ausgang. Darüber hinaus spielt für die Erfolgsaussichten auch das Maß der Verengung eine Rolle. Je geringer es ausfällt, desto eher kann ein beschwerdefreies Leben glücken. Statistisch gesehen verfügt die bulbäre Hahnröhrenstriktur mit einer Heilung von 50 Prozent über die beste Prognose.
Problematisch erscheint, dass die Verengung in vielen Fällen erneut auftritt. Auch dann müssen Patienten und Ärzte schnell handeln. Mit wiederkehrenden Eingriffen nach der Erstbehandlung sinkt allerdings die Chance auf eine Heilung. Auf lange Sicht leidet die Lebensqualität. Durch den Harnaufstau werden die Nieren angegriffen. Der vollständige Verlust der Nierenfunktion kann sich nach Jahren einstellen. Manchmal wirken sich erneute Eingriffe negativ auf den Alltag aus. Personen urinieren deutlich verringerte Mengen und klagen gehäuft über ein Brennen und Entzündungen.
Insgesamt ergibt sich ein differenziertes Bild: Findet der Ersteingriff frühzeitig statt, bleiben Patienten meist ein Leben lang beschwerdefrei. Andere Betroffene müssen allerdings erneut behandelt werden. Die Chancen auf eine vollständige Heilung lassen sich als durchwachsen bewerten.
Vorbeugung
Einer Harnröhrenstriktur kann durch eine Vermeidung auslösender Faktoren vorgebeugt werden. So sollten beispielweise Infektionen der Harnröhre frühzeitig und konsequent behandelt bzw. durch geeignete Schutzmaßnahmen (Gonorrhoe) verhindert werden, um Strikturen der Harnröhre zu vermeiden.
Nachsorge
Bei einer Harnröhrenstriktur sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen stark eingeschränkt. Hierbei ist der Betroffene in erster Linie auf eine schnelle Diagnose mit der anschließenden Behandlung angewiesen, damit es nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Je früher die Krankheit dabei erkannt und behandelt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf.
Da es bei der Harnröhrenstriktur nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, sollte der Patient schon bei den ersten Symptomen und Beschwerden der Harnröhrenstriktur einen Arzt aufsuchen. In den meisten Fällen wird diese Krankheit durch einen kleinen operativen Eingriff behandelt. Dabei sollte sich der Betroffene nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.
Auf Anstrengungen oder stressige Tätigkeiten sollte dabei ebenfalls verzichtet werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Die Krankheit verringert nicht die Lebenserwartung des Betroffenen, falls sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Da es durch die Harnröhrenstriktur auch zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen kommen kann, ist die Unterstützung und die Pflege durch die eigene Familie oder Freunde sehr wichtig. Bei ernsthaften psychischen Verstimmungen sollte jedoch immer ein Arzt aufgesucht werden.
Das können Sie selbst tun
Wurde eine Harnröhrenstriktur festgestellt, können die Betroffenen selbst einige Maßnahmen ergreifen, um die Beschwerden zu lindern und den Heilungsverlauf zu fördern.
Zunächst gilt es, etwaige Begleiterscheinungen wie Blasenentzündungen oder Harnverhalt auszukurieren. Dies gilt durch Bettwärme und das Tragen ausreichend warmer Kleidung. Eine gesunde und ausgewogene Diät kann zur Genesung beitragen. Bei starken Beschwerden sollten die individuellen Symptome durch einen Arzt abgeklärt und gegebenenfalls medikamentös behandelt werden.
Nach einer Operation an der Harnröhre gelten Schonung und Bettruhe. Betroffene sollten sich für mindestens eine Woche krankschreiben lassen und während dieser Zeit auf anstrengende körperliche Tätigkeiten verzichten. Daneben muss die Operationswunde nach den Anweisungen des Arztes gepflegt werden, damit keine Wundheilstörungen auftreten oder Narben zurückbleiben.
Sollten sich nach der Behandlung erneut Beschwerden einstellen, wird am besten mit dem zuständigen Arzt gesprochen. Womöglich muss ein erneuter Eingriff durchgeführt werden oder der Harnröhrenstriktur liegt eine ernste Ursache zugrunde, die bislang nicht festgestellt wurde. Zuletzt gilt es, eine weitere Harnröhrenstriktur zu vermeiden. Dies gelingt, indem Infektionen der Harnröhre frühzeitig und konsequent therapiert werden. Idealerweise werden Infektionen durch geeignete Schutzmaßnahmen verhindert.
Quellen
- Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016