HistoScanning
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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HistoScanning ist ein bildgebendes Diagnoseverfahren auf Basis einer Ultraschalluntersuchung, das Urologen seit dem Jahr 2008 zur Erkennung von krebsverdächtigen Prostata-Arealen verwenden, die gezielt biopsiert werden. Die Bestätigung des Anfangsverdachts liefert ausschließlich die Biopsie.
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Was ist das HistoScanning?
HistoScanning ist ein innovatives Verfahren zur Diagnose von Tumorherden in der Prostata. Der Begriff beinhaltet das Wort „Histologie“. Diese ist ein Teilbereich der Medizin, genauer der Pathologie und Anatomie.
Es handelt sich um die Wissenschaft des biologischen Gewebes. Die traditionelle Histologie untersucht mikroskopische Gewerbeschnitte mittels Färbetechnik. An diesem Punkt setzt das HistoScanning an. Mit einer dreidimensionalen Ultraschalluntersuchung werden tumorverdächtige Areale durch computergestützte Auswertungen farbig markiert. Diese zeitgemäße und innovative Datenverarbeitung verbessert den Informationsgehalt der klassischen Ultraschalltechnik und geht weit über das Niveau der regulären Graustufentechnik hinaus.
Die Untersuchung gibt Aufschluss über die Ausbreitung, Lokalisierung und Anzahl der Tumorherde. Das Ergebnis ist eine konsekutiv erhöhte Detektionsrate tumorverdächtiger Areale durch perineale Prostatabiopsie. Durch die ultraschallgesteuerte Nadelführung bei reduzierter Anzahl von Biopsie-Zylindern ermöglicht diese Methode einen gezielten Karzinomnachweis. Durch das HistoScanning hat die bildgebende Diagnostik des klinischen Tumorstadiums in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Funktion, Wirkung & Ziele
HistoScanning wertet rechnergestützt die Rohdaten einer rektalen und konventionellen Ultraschalluntersuchung aus. Mit diesen Daten sind Urologen in der Lage, eine genaue Visualisierung, Unterscheidung und Größenbestimmung des veränderten und krebsverdächtigen Prostatagewebes vorzunehmen. Karzinomähnliche Gewebe werden anhand dieser Daten durch Unterschiede im Ultraschallverhalten farblich markiert und vom benignen (gesunden) Gewebe abgegrenzt.
Die Besonderheit dieser Untersuchungsmethode besteht in der farblichen Markierung durch patentierte Algorithmen, die die Visualisierung des krankhaft veränderten Gewerbes erst möglich macht. Diese Visualisierung geht bei der klassischen Ultraschalluntersuchung im „allgemeinen Grauverfahren“ unter. Die Untersuchung erfolgt durch den Enddarm und beträgt fünfzehn Minuten. Dabei wird eine filigrane Ultrasonde in den Enddarm eingeführt, um so nah wie möglich an die Prostata zu gelangen. Diese Sonde wird mit einem Magneten an einem Motor befestigt, der das kleine Gerät um die eigene Achse dreht, während es hochauflösende Bilder in 3-D-Qualität aufnimmt und bis zu drei Scan-Vorgänge ausführt.
Die Untersuchung ist schmerzlos, kann für den Patienten jedoch etwas unangenehm sein. Die Bilder werden in 3-D-Technik aufgenommen und die Prostata dreidimensional dargestellt. Nach manueller Bearbeitung des Computerbildes erfolgt die Auswertung durch patentierte Algorithmen. Mit dieser Methode ist der Mediziner in seiner Untersuchung unabhängig, da er die computergestützten Daten direkt im Anschluss auswertet. Bestätigt sich der Anfangsverdacht von Prostatakrebs, ist der Urologe in der Lage, die Anzahl der Tumorareale in der Prostatadrüse mit hoher Treffsicherheit zu bestimmen.
HistoScanning ermöglicht bei sicher diagnostizierten Prostatakrebs eine gezielte Prostatabiopsie und eine verbesserte Planung der lokalen Therapie, um eine Schonung der neurovaskulären Strukturen zu erreichen. Mit der Biopsie erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, die tumorverdächtigen Areale zu treffen, um Folgebiopsien zu reduzieren. Kritische Kollegen werfen den Urologen vor, zu viele unnötige Biopsien vorzunehmen. Dieses ultraschallbasierte Diagnoseverfahren hilft, die Ursache des erhöhten PSA-Wertes festzustellen und im Fall eines positiven Befundes den Schwerpunkt auf den verdächtigen Bereich zu legen, um damit negative Biopsien zu vermeiden.
Sie hilft dem Urologen über die Anzahl der zu entnehmenden Biopsie-Zylinder zu entscheiden. Die standardmäßig festgelegte Anzahl der Gewebezylinder im Rahmen einer Prostatabiopsie hat sich in den letzten Jahren deutlich nach unten entwickelt. Während vor fünfzehn Jahren noch sechs Zylinder als Standard galten, werden heutzutage 12 bis 14 Biopsien in einem festgelegten Schema während einer Sitzung entnommen. Dieser positiv gesunkene Standard verringert das mit der Häufigkeit steigende Risiko dieses Eingriffs.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Diese bildgebende Untersuchungsmethode bietet bisher nicht gekannte Methoden der aktiven (active surveillance) Beobachtung festgestellter Tumorherde, denn nicht jeder Prostatakrebs muss zwingend operativ entfernt werden. Die besondere Ultraschalluntersuchung ermöglicht den Medizinern, zu beurteilen, ob der nachgewiesene Tumorherd wächst und wie nah er an die Prostatakapsel (Organgrenze) heranreicht. Anhand dieser Informationen beurteilt der Urologe, ob die bisher eingesetzte abwartende Strategie weiterhin gerechtfertigt ist oder ob andere Therapiemöglichkeiten angezeigt sind.
HistoScanning ist auch in Kombination mit anderen Vorsorgeuntersuchungen möglich, um dem interessierten Mann eine größtmögliche diagnostische Gewissheit ohne langwierige und unangenehme Untersuchungen zu garantieren. Obwohl die operative Entfernung des Prostatakarzinoms noch immer „Gold-Standard“ ist, rückt neben der Tumorkontrolle immer mehr die postoperative Lebensqualität des Patienten in den Mittelpunkt. Hierzu zählt die Erhaltung der Kontinenz und Potenz.
Ziel des HistoScannings ist, diesen Wunsch von Patienten und Urologen umzusetzen. Erkennt der Mediziner keine verdächtigen malignen Strukturen, werden die Gefäß- und Nervenbahnen, die auf den beiden äußeren Seiten der Prostatakapsel verlaufen, verschont, ohne die Radikalität des operativen Eingriffs zu begrenzen. Ferner verfolgt der Urologe mit dieser Untersuchung das Ziel, die Anzahl der Biopsien deutlich herabzusetzen. Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen zahlen diese Untersuchung selbst, da es sich um eine Selbstzahlerleistung handelt. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Untersuchung in der Regel nach Antragstellung.
Quellen
- Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
- Krams, M., et al.: Kurzlehrbuch Pathologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012