Enddarm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Enddarm ist der letzte Abschnitt des Dickdarms. Er dient der Stuhlkontinenz und der Stuhlentleerung. Erkrankungen des Enddarms kommen relativ oft vor: Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen Verstopfungen, Hämorrhoiden, Reizzustände und Tumoren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Enddarm?

Das Rektumkarzinom zählt zu den kolorektalen Karzinomen, die in Mitteleuropa die zweithäufigste Krebsart darstellen.
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Der Enddarm ist etwa 20 cm lang, verläuft durch das kleine Becken und endet im After. Er lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: den 15–18 cm langen Mastdarm (das Rektum) und den ca. 3 cm langen Analkanal.

Der untere Enddarm verfügt über einen mehrgliedrigen Schließapparat, der im gesunden Zustand die Stuhlkontinenz gewährleistet.

Er wird auch als Kontinenzorgan bezeichnet und umfasst die trichterförmige Beckenbodenmuskulatur, den inneren und äußeren Afterschließmuskel sowie ein dichtes venöses Netz, das sogenannte Hämorrhoidalpolster.

Anatomie & Aufbau

Wie alle Darmabschnitte weist der Enddarm einen dreischichtigen Wandaufbau auf: Innen liegt eine Schleimhaut (Mukosa), darüber eine Submukosa aus Bindegewebe und ganz außen Muskulatur.

Die Schleimhaut im Rektum ist von tiefen Einbuchtungen, sogenannten Krypten, durchzogen. Unter den Schleimhautzellen dominieren zahlenmäßig die Saumzellen, die zur Oberflächenvergrößerung feine Fortsätze (Mikrovilli) tragen und der Resorption dienen. Sie werden ständig erneuert, eine einzelne Saumzelle lebt im Durchschnitt nur 6 Tage.

Weitere Zelltypen sind für Schleimproduktion, Immunabwehr und Hormonsekretion verantwortlich. Im Analkanal läuft die Darmschleimhaut schließlich über ein Zylinderepithel in ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel aus. Das Plattenepithel ist fest mit dem inneren Schließmuskel verwachsen und sehr empfindlich innerviert. Während der innere Schließmuskel aus glatter Muskulatur besteht und sich nicht willkürlich steuern lässt, unterliegt der äußere Schließmuskel aus quergestreifter Muskulatur einer bewussten Kontrolle.

Die Schleimhaut des Enddarms ist üblicherweise zu drei Querfalten aufgeworfen, die dem Arzt bei der Tastuntersuchung Orientierungshilfe bieten. Die prominenteste der Falten ist die sogenannte Kohlrausch-Falte, die sich etwa 6-8 cm oberhalb des Anus gerade noch ertasten lässt.

Funktion & Aufgaben

Wenn der Speisebrei den Enddarm erreicht, sind die wesentlichen Verdauungsprozesse bereits abgeschlossen. Im Rektum werden nur noch Elektrolyte und Wasser resorbiert. Hauptaufgabe des Enddarms ist es, den Kot einzudicken, einzulagern und bei Gelegenheit kontrolliert abzugeben. Eingeleitet wird eine Stuhlentleerung durch den sogenannten Defäkationsreflex, der unwillkürliche und willkürliche Komponenten besitzt:

Nehmen Dehnungsrezeptoren in der Darmwand eine starke Füllung wahr, senden sie einen Dehnungsreiz an das Rückenmark. Dieses löst eine automatische Erschlaffung des inneren Schließmuskels sowie eine Anspannung des äußeren Schließmuskels aus. Außerdem informiert es das Gehirn über den Stuhldrang. Durch bewusste Kontrolle kann das motorische Nervensystem jedoch den äußeren Schließmuskel angespannt halten und die Stuhlentleerung unterdrücken.

In diesem Fall passen sich die Dehnungsrezeptoren nach spätestens 60 Sekunden dem Füllungszustand an und schlagen erst ab einem heraufgesetzten Schwellenwert wieder Alarm. Ein gesunder Erwachsener kann so bis zu 2 Liter Stuhl in seinem Enddarm speichern. Durch die sehr feine Innervation kann der Analkanal zusätzlich unterscheiden, ob eine Dehnung durch Kot oder durch Gase hervorgerufen wird. Deshalb ist der Enddarm in der Lage, kontrolliert Darmwinde abzugeben, ohne die Stuhlkontinenz zu gefährden.

Krankheiten & Beschwerden

Im Enddarm spielen sich vergleichsweise häufig pathologische Prozesse ab. Hämorrhoiden zählen beispielsweise in Industrienationen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt, werden jedoch weitgehend tabuisiert. Zurückzuführen sind sie auf krankhafte Vergrößerungen der Venenpolster, die für dem Feinverschluss des Analkanals sorgen.

Die Beschwerden bei Hämorrhoidalleiden sind hellrote Blutungen und anales Nässen, im fortgeschrittenen Stadium auch Juckreiz, Schmerzen und Vorfälle bis hin zum vollständigen Analprolaps. Leider suchen viele Betroffene erst sehr spät einen Arzt auf, wenn große Schmerzen das Schamgefühl überwiegen. Dabei ist eine frühe Abklärung nicht nur wegen der guten Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll, sondern auch, weil Blutungen aus dem Enddarm auch auf gefährlichere Krankheiten hindeuten können, z. B. auf Enddarmkrebs.

Das Rektumkarzinom zählt zu den kolorektalen Karzinomen, die in Mitteleuropa die zweithäufigste Krebsart darstellen. Wie andere Erkrankungen des Enddarms tritt Enddarmkrebs vor allem bei älteren Patienten auf. Insbesondere Patienten jenseits des 45. Lebensjahres sollten daher Warnsymptome ernst nehmen und die kostenlose Darmkrebsfrüherkennung nutzen.


Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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