Venen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Venen

Blutgefäße durchziehen als sprichwörtliche Lebensadern den gesamten menschlichen Körper. Man unterscheidet dabei zwei verschiedene Arten von Gefäßen, nämlich Arterien und Venen. Siehe dazu auch: Blutkreislauf.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Venen?

Die Wand einer Vene ist aufgrund des geringeren Innendrucks normalerweise dünner als die einer gleich großen Arterie und setzt sich aus drei Schichten zusammen.
© SciePro – stock.adobe.com

Venen sind Gefäße, die das Blut zum Herzen transportieren, im Gegensatz zu den Arterien, die es in die Peripherie leiten. Im Inneren der Venen herrscht ein geringerer Druck als in den Arterien.

Die vermeintliche Definition, nach der in den Arterien sauerstoffreiches und in den Venen sauerstoffarmes Blut fließe, trifft nur auf den Körperkreislauf zu, nicht jedoch auf den Lungenkreislauf.

Die Hohlvenen des Herzens haben einen Durchmesser von etwa 2 cm, wohingegen die meisten peripheren Venen wesentlich kleiner sind, bis hin zu winzigen Venolen mit ca. 15 μm Querschnitt.

Anatomie & Aufbau

Die Wand einer Vene ist aufgrund des geringeren Innendrucks normalerweise dünner als die einer gleich großen Arterie und setzt sich aus drei Schichten zusammen: Die innere Schicht wird als Tunica intima bezeichnet.

Sie besteht aus einschichtigem Plattenepithel, d. h. aus einem Verband flacher Schleimhautzellen, die einer Basalmembran aufsitzen. Diese Schicht bildet bei vielen herzfernen Venen die Venenklappen aus. Darunter befindet sich die mittlere Schicht oder Tunica media, die hauptsächlich aus ringförmig oder spiralig angeordneten Bündeln glatter Muskulatur aufgebaut ist. Diese Muskelschicht ist bei den Venen schwächer ausgeprägt als bei den Arterien.

Die äußere Tunica adventitia ist eine Bindegewebsschicht, welche die Vene in ihrer Umgebung fixiert. In ihr verlaufen Nerven und – bei sehr großen Venen – kleinere Blutgefäße oder Vasa vasorum, die zur Ernährung der großen Gefäße dienen.

Funktionen & Aufgaben

Der Herzschlag, der das Blut durch die Arterien treibt, hat kaum noch Einfluss, nachdem das Blut in der Körperperipherie die winzigen Kapillaren mit ihrem hohen Gefäßwiderstand passiert hat und schließlich in die Venen eintritt.

Der Bluttransport in den Venen wird durch mehrere andere Mechanismen ermöglicht, die zusammen als Venenpumpe bezeichnet werden: Venen, die in der Nähe eines Muskels verlaufen, werden bei dessen Kontraktion zusammengedrückt, wodurch das Blut weitertransportiert wird. Viele Venen lagern sich als Begleitvenen einer Arterie an, deren Pulswellen ebenfalls für eine Kompression der Venen und somit für das Vorwärtsfließen des Blutes sorgen.

Der Blutfluss in den herznahen Venen wird zudem von den atmungsbedingten Druckveränderungen in der Brusthöhle beeinflusst. Im Bauchraum übernimmt die Darmperistaltik diese Aufgabe. Da all diese Faktoren auf einer Kompression der Venen beruhen, könnte das Blut theoretisch auch in die falsche Richtung gedrückt werden – dies verhindern die Venenklappen. Diese Taschenklappen fungieren als Wegeventile und öffnen sich nur, wenn Blut in die richtige Richtung – zum Herzen hin – durch sie hindurchfließt, während sie das Zurückströmen in die andere Richtung blockieren.

Sie wirken somit der Schwerkraft entgegen und sind daher besonders zahlreich in den Venen der Arme und Beine vertreten. Weiterhin dienen Venen als Kapazitätsgefäße, d. h. sie können durch Weitstellung ihrer elastischen Wände große Blutmengen aufnehmen und speichern. Bei Bedarf geben sie dieses Blut wieder ab, um den Kreislauf zu regulieren.

Krankheiten

Ein verbreitetes Venenleiden ist die Varikosis oder Krampfaderbildung. Sie entsteht durch angeborene oder erworbene Bindegewebsschwäche und/oder Venenklappeninsuffizienz und äußert sich als Blutstau mit Venenerweiterung.

Je nach Lokalisation unterscheidet man Besenreiser (Hautvenen), retikuläre Varikosis (subkutane Venen) und Stammvarikosis (tiefe Venen). In leichten Fällen stellen Varizen nur ein kosmetisches Problem dar, doch es kann auch zu Schwellungen, Krämpfen oder Rupturen kommen. Varizen können verödet, mit Laserstrahlen behandelt oder chirurgisch entfernt werden. Gestaute Venen können mit der Zeit zu einem venösen Ödem führen, d. h. zu einer Wasseransammlung im umgebenden Gewebe. Eine weitere mögliche Spätfolge ist das Ulcus cruris oder Unterschenkelgeschwür.

Eine besonders gefährliche Venenerkrankung ist die Thrombose, bei der ein abgelöstes Blutgerinnsel eine Vene verstopft. Gelangt der Thrombus bis in die Lunge, kommt es zur lebensgefährlichen Lungenembolie. Außerdem können sich Venen aus verschiedenen Gründen entzünden – man spricht von einer Phlebitis. Wenn sie mit einer Thrombenbildung einhergeht, handelt es sich um eine meist gutartige Thrombophlebitis (oberflächliche Venen) oder eine gefährlichere Phlebothrombose (tiefe Venen).


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

Das könnte Sie auch interessieren