Innere Ruhe

Innere Ruhe bezeichnet die Fähigkeit, auch in psychisch herausfordernden Situationen die Fassung zu wahren und rational auf sie zu reagieren. In der Psychologie wird dies auch als Gelassenheit oder Besonnenheit bezeichnet, wobei es einen emotionalen und einen rationalen Aspekt zur inneren Ruhe gibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist innere Ruhe?

Innere Ruhe bezeichnet die Fähigkeit, auch in psychisch herausfordernden Situationen die Fassung zu wahren und rational auf sie zu reagieren.

Innere Ruhe kann in einer Ruhesituation, aber auch in einer belastenden Lebenslage zum Tragen kommen. Ohne besonderen Anreiz oder Trigger wird innere Ruhe in der Psychologie auch als Gelassenheit bezeichnet. In diesem Zustand ist der Mensch gleichmütig. Wenn sich ein Trigger ergibt, der diese innere Ruhe in Frage stellen könnte, bezeichnet man Menschen, die davon größtenteils unbeeinflusst bleiben, als besonnen. Das bedeutet, der Betroffene ist nach wie vor eher durch die Vernunft als durch emotionale Motivationen gesteuert und bewahrt trotz psychischer Herausforderung die Ruhe.

Ruhe bezeichnet in den meisten Fällen einen gesunden, sogar wünschenswerten Zustand. Sie geht schließlich damit einher, dass der Mensch innerlich ruhig und gelassen ist und sich keine unnötig Gedanken und Sorgen macht, wenn es keine Veranlassung gibt. Allerdings kann innere Ruhe auch dann auftreten, wenn der Mensch sich anders verhalten könnte oder sollte. Bleibt er in einer emotionalen Situation gelassen, in der Emotionen normalerweise die Oberhand nehmen, kann dies auch auf eine emotionale Störung hindeuten.

Funktion & Aufgabe

Der Begriff "Gelassenheit" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutete damals, sich dem Willen der Götter zu unterwerfen. Damals glaubten die meisten Religionen, sie seien der Willkür ihrer Götterwesen unterworfen und könnten daran nichts ändern. Die innere Ruhe, die sie sich gegenüber Schicksalsschlägen wünschten, war somit auch eine Art der Bewältigung von Ereignissen, die sie nicht beeinflussen konnten.

Eine gewisse innere Ruhe verhilft dem Menschen dazu, nicht auf jeden Einfluss im Affekt zu reagieren, sondern abwägen zu können, wie er reagieren sollte. Einflüsse, die eine emotionale, affektgesteuerte Reaktion auslösen können, strömen jeden Tag auf den Menschen ein: Lärm auf der Straße, Erwartungen von Mitmenschen und Stress im Job sind nur einige davon. Somit kann die innere Ruhe auch dem Schutz vor schädlichen Einflüssen für die Psyche dienen, wenn sie eingesetzt wird, um bekanntermaßen Schädliches weniger emotional zu betrachten.

Viele Religionen und Denkrichtungen der Philosophie haben bereits versucht, die innere Ruhe als Standard zu leben und sich durch die Lösung von der emotionalen Reaktion vor möglichem emotionalem Schmerz zu schützen. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Stoiker, für die die affektierten Reaktionen als Gegensatz zur inneren Ruhe nur unreflektiertes Verhalten waren.


Krankheiten & Beschwerden

Innere Ruhe ist in vielen Situationen ein gesunder psychischer Mechanismus. Ein Mensch kann nicht zu jedem Reiz eine emotionale Regung entwickeln, manches muss zu seinem eigenen Schutz auf Desinteresse stoßen. So stören uns Einzelschicksale anderer Menschen weniger, wenn wir den Betroffenen nicht kennen.

Die innere Ruhe kann allerdings auch problematisch werden, denn als Gegensatz zum Affekt ist sie sehr nutzbar, wenn der Mensch ein Interesse daran entwickelt, sich emotional abzugrenzen. Häufig ist die innere Ruhe dann nicht mehr echt und der Mensch leidet tatsächlich unter ihr, da sie emotionale Regungen unterdrückt. Ein langfristiges Unterdrücken der Gefühle mit gespielter Gelassenheit oder gar Kälte ist psychisch ungesund und hat früher oder später zur Folge, dass sich unterdrückte Emotionen ein anderes Ventil suchen. Folgen können Lieblosigkeit gegenüber geschätzten Menschen sein, aber auch selbst verletzendes Verhalten, Alkoholismus oder Kriminalität.

Innere Ruhe im Sinne von Gleichgültigkeit wird auch dann problematisch, wenn sie zwar echt ist, aber in Situationen auftritt, in denen diese Gleichgültigkeit ungesund ist. Innere Ruhe in Situationen, in denen sie ungewöhnlich ist, kann so auch bei Kindern auf psychische Probleme hindeuten, meistens auf Bindungsstörungen mit Ursachen in frühester Kindheit.

Zusammen mit vielen anderen Symptomen zeichnen sich nicht zuletzt Menschen mit Psychopathie durch eine Art von innerer Ruhe aus, die sie dazu befähigt, ihre Handlungen genau zu durchdenken und sich taktisch so zu verhalten, wie sie wissen, dass es von ihnen erwartet wird, um ein Ziel zu erreichen.

Quellen

  • Becker-Carus, C., Wendt, M.: Allgemeine Psychologie. Springer 2. Auflage, Berlin 2017
  • Faller, H.: Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie und Soziologie. Springer, Berlin 2019
  • Melchart, D. et al.: Naturheilverfahren. Schattauer, Stuttgart 2007

Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021

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