Innere Ruhe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Innere Ruhe
Innere Ruhe bezeichnet die Fähigkeit, auch in psychisch herausfordernden Situationen die Fassung zu wahren und rational auf sie zu reagieren. In der Psychologie wird dies auch als Gelassenheit oder Besonnenheit bezeichnet, wobei es einen emotionalen und einen rationalen Aspekt zur inneren Ruhe gibt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist innere Ruhe?
Innere Ruhe kann in einer Ruhesituation, aber auch in einer belastenden Lebenslage zum Tragen kommen. Ohne besonderen Anreiz oder Trigger wird innere Ruhe in der Psychologie auch als Gelassenheit bezeichnet. In diesem Zustand ist der Mensch gleichmütig. Wenn sich ein Trigger ergibt, der diese innere Ruhe in Frage stellen könnte, bezeichnet man Menschen, die davon größtenteils unbeeinflusst bleiben, als besonnen. Das bedeutet, der Betroffene ist nach wie vor eher durch die Vernunft als durch emotionale Motivationen gesteuert und bewahrt trotz psychischer Herausforderung die Ruhe.
Ruhe bezeichnet in den meisten Fällen einen gesunden, sogar wünschenswerten Zustand. Sie geht schließlich damit einher, dass der Mensch innerlich ruhig und gelassen ist und sich keine unnötig Gedanken und Sorgen macht, wenn es keine Veranlassung gibt. Allerdings kann innere Ruhe auch dann auftreten, wenn der Mensch sich anders verhalten könnte oder sollte. Bleibt er in einer emotionalen Situation gelassen, in der Emotionen normalerweise die Oberhand nehmen, kann dies auch auf eine emotionale Störung hindeuten.
Funktion & Aufgabe
Der Begriff "Gelassenheit" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutete damals, sich dem Willen der Götter zu unterwerfen. Damals glaubten die meisten Religionen, sie seien der Willkür ihrer Götterwesen unterworfen und könnten daran nichts ändern. Die innere Ruhe, die sie sich gegenüber Schicksalsschlägen wünschten, war somit auch eine Art der Bewältigung von Ereignissen, die sie nicht beeinflussen konnten.
Eine gewisse innere Ruhe verhilft dem Menschen dazu, nicht auf jeden Einfluss im Affekt zu reagieren, sondern abwägen zu können, wie er reagieren sollte. Einflüsse, die eine emotionale, affektgesteuerte Reaktion auslösen können, strömen jeden Tag auf den Menschen ein: Lärm auf der Straße, Erwartungen von Mitmenschen und Stress im Job sind nur einige davon. Somit kann die innere Ruhe auch dem Schutz vor schädlichen Einflüssen für die Psyche dienen, wenn sie eingesetzt wird, um bekanntermaßen Schädliches weniger emotional zu betrachten.
Viele Religionen und Denkrichtungen der Philosophie haben bereits versucht, die innere Ruhe als Standard zu leben und sich durch die Lösung von der emotionalen Reaktion vor möglichem emotionalem Schmerz zu schützen. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Stoiker, für die die affektierten Reaktionen als Gegensatz zur inneren Ruhe nur unreflektiertes Verhalten waren.
Krankheiten & Beschwerden
Innere Ruhe ist in vielen Situationen ein gesunder psychischer Mechanismus. Ein Mensch kann nicht zu jedem Reiz eine emotionale Regung entwickeln, manches muss zu seinem eigenen Schutz auf Desinteresse stoßen. So stören uns Einzelschicksale anderer Menschen weniger, wenn wir den Betroffenen nicht kennen.
Die innere Ruhe kann allerdings auch problematisch werden, denn als Gegensatz zum Affekt ist sie sehr nutzbar, wenn der Mensch ein Interesse daran entwickelt, sich emotional abzugrenzen. Häufig ist die innere Ruhe dann nicht mehr echt und der Mensch leidet tatsächlich unter ihr, da sie emotionale Regungen unterdrückt. Ein langfristiges Unterdrücken der Gefühle mit gespielter Gelassenheit oder gar Kälte ist psychisch ungesund und hat früher oder später zur Folge, dass sich unterdrückte Emotionen ein anderes Ventil suchen. Folgen können Lieblosigkeit gegenüber geschätzten Menschen sein, aber auch selbst verletzendes Verhalten, Alkoholismus oder Kriminalität.
Innere Ruhe im Sinne von Gleichgültigkeit wird auch dann problematisch, wenn sie zwar echt ist, aber in Situationen auftritt, in denen diese Gleichgültigkeit ungesund ist. Innere Ruhe in Situationen, in denen sie ungewöhnlich ist, kann so auch bei Kindern auf psychische Probleme hindeuten, meistens auf Bindungsstörungen mit Ursachen in frühester Kindheit.
Zusammen mit vielen anderen Symptomen zeichnen sich nicht zuletzt Menschen mit Psychopathie durch eine Art von innerer Ruhe aus, die sie dazu befähigt, ihre Handlungen genau zu durchdenken und sich taktisch so zu verhalten, wie sie wissen, dass es von ihnen erwartet wird, um ein Ziel zu erreichen.
Achtsamkeit: Ein Weg zur inneren Ruhe und verbesserten Gesundheit
Achtsamkeit ist eine Praxis, die tief in der Meditation verwurzelt ist und darauf abzielt, das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu schärfen. Sie lehrt uns, unsere Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu beobachten. Diese Technik hat sich als wirksam erwiesen, um innere Ruhe zu fördern und hat gleichzeitig zahlreiche gesundheitliche Vorteile.
Reduktion von Stress: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) ist eine Methode, die speziell entwickelt wurde, um Stress zu bewältigen. Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis dazu beiträgt, das Stressniveau signifikant zu senken, indem sie das Nervensystem beruhigt und die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol reduziert.
Verbesserung der psychischen Gesundheit: Achtsamkeit kann eine therapeutische Wirkung bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen haben. Durch regelmäßiges Üben können Betroffene lernen, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen und eine objektivere Sicht auf ihre Probleme zu entwickeln, was zu einer Verringerung der Symptome führen kann.
Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung: Achtsamkeit steigert die Konzentration und die kognitive Flexibilität, indem sie das Gehirn trainiert, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Dies kann nicht nur in der Schule oder am Arbeitsplatz von Vorteil sein, sondern auch dabei helfen, den kognitiven Abbau im Alter zu verlangsamen.
Förderung emotionaler Resilienz: Durch Achtsamkeitsübungen lernen Menschen, ihre Emotionen besser zu regulieren. Sie entwickeln eine größere Fähigkeit, auf emotionale Herausforderungen gelassener zu reagieren, was zu stärkerer emotionaler Stabilität und innerer Ruhe führt.
Verbesserung der Herzgesundheit: Einige Studien deuten darauf hin, dass Achtsamkeit zur Senkung des Blutdrucks und zur Verbesserung der Herzrate beitragen kann, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann. Dies wird teilweise durch die stressreduzierenden Effekte der Achtsamkeit erreicht.
Schmerzmanagement: Achtsamkeit wird zunehmend als Methode zur Schmerzbewältigung eingesetzt. Sie hilft Patienten, ihre Einstellung zu Schmerzen zu verändern, was zu einer verringerten Wahrnehmung von Schmerzen führen kann. Dies ist besonders bei chronischen Schmerzpatienten von Bedeutung.
Verbesserung des Schlafs: Durch die Reduzierung von Stress und die Förderung einer entspannten geistigen Haltung kann Achtsamkeit dazu beitragen, Schlafstörungen zu überwinden und die Schlafqualität zu verbessern.
In der heutigen schnelllebigen Welt bietet Achtsamkeit einen wertvollen Ansatz, um nicht nur die mentale und emotionale, sondern auch die körperliche Gesundheit zu verbessern. Durch einfache tägliche Übungen kann jeder die Vorteile von mehr innerer Ruhe und einem gesteigerten Wohlbefinden erfahren.
Die heilende Kraft der Natur: Wie Umwelteinflüsse die innere Ruhe fördern
Die Natur als Ort der Entspannung und des inneren Friedens ist seit Jahrhunderten bekannt, doch erst in den letzten Jahrzehnten beginnt die Wissenschaft zu verstehen, wie tiefgreifend die Auswirkungen der natürlichen Umwelt auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind. Dieses Verständnis fördert das Konzept des "Waldbadens", eine Praxis, die in Japan als Shinrin-yoku bekannt ist und sich weltweit zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Idee dahinter ist einfach: Durch das Eintauchen in die Natur können wir Stress abbauen und innere Ruhe finden.
Senkung von Stresshormonen: Forschungen haben gezeigt, dass Zeit in der Natur, insbesondere in Wäldern, die Konzentration von Cortisol, einem Stresshormon, im Körper signifikant reduzieren kann. Die natürliche Umgebung stimuliert die Sinne auf eine Weise, die beruhigend und erdend wirkt, was zu einer natürlichen Stressreduktion führt.
Verbesserung der Stimmung und Verringerung von Angstzuständen: Die Farben der Natur, insbesondere das beruhigende Grün der Bäume und Pflanzen, können die Stimmung verbessern und Gefühle von Angst und Depression mindern. Die visuelle Stimulation durch natürliche Landschaften wirkt oft beruhigend auf den Geist und kann helfen, negative Gedankenmuster zu durchbrechen.
Steigerung der körperlichen Gesundheit: Neben den psychologischen Vorteilen hat die Natur auch direkte physiologische Effekte. Beispielsweise kann die frische Luft und der erhöhte Sauerstoffgehalt in Wäldern und an anderen grünen Orten die Herz-Kreislauf-Funktion verbessern und das Immunsystem stärken.
Verbesserung der kognitiven Funktion: Studien haben gezeigt, dass Naturerlebnisse die Konzentration und kognitive Flexibilität verbessern können. Kinder, die regelmäßig Zeit in der Natur verbringen, zeigen bessere Aufmerksamkeitsleistungen. Auch Erwachsene profitieren von erhöhter Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten nach Aufenthalten in natürlichen Umgebungen.
Förderung der sozialen Interaktion: Naturerfahrungen sind oft kollektive Erlebnisse, die das Gefühl der Verbundenheit und Gemeinschaft fördern. Dies kann zu einem verbesserten sozialen Wohlbefinden und einer Verringerung von Gefühlen der Einsamkeit beitragen.
Langfristige Gesundheitseffekte: Regelmäßige Ausflüge in die Natur können langfristig zur Prävention von chronischen Krankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes, und psychischen Störungen beitragen. Die kombinierten Effekte von Stressabbau, erhöhter physischer Aktivität und verbesserten sozialen Bindungen wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
In einer Zeit, in der urbane Umgebungen und technologische Ablenkungen dominieren, bietet die Rückkehr zur Natur eine einfache, doch kraftvolle Methode, um unsere Gesundheit zu fördern und innere Ruhe zu finden. Ob es ein Spaziergang im lokalen Park ist oder ein längerer Aufenthalt in einem Waldgebiet – die Zeit in der Natur ist eine wertvolle Investition in unser physisches und psychisches Wohlbefinden.
10 Dinge, die Sie über Innere Ruhe wissen sollten
Innere Ruhe ist ein Zustand des geistigen und emotionalen Friedens, bei dem eine Person frei von Stress, Angst und anderen negativen Gedanken ist. Dieser Zustand kann erhebliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Hier sind zehn interessante Fragen und Antworten zum Thema Innere Ruhe und ihre Bedeutung für die Gesundheit:
Wie beeinflusst Innere Ruhe den Blutdruck?
Innere Ruhe kann helfen, den Blutdruck zu senken, da Stress und Angst oft zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen. Entspannungstechniken wie Meditation oder tiefes Atmen können diese Effekte mindern.
Kann Innere Ruhe das Immunsystem stärken?
Ja, regelmäßige Entspannung und ein ruhiger Geist können das Immunsystem stärken. Stress beeinträchtigt die Immunantwort, während Ruhe die Fähigkeit des Körpers verbessert, Infektionen abzuwehren.
Welche Rolle spielt Innere Ruhe bei der Prävention chronischer Krankheiten?
Chronischer Stress ist ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie Herzkrankheiten und Diabetes. Innere Ruhe reduziert Stress und kann somit helfen, diese Krankheiten zu verhindern.
Wie kann Innere Ruhe zur Gewichtskontrolle beitragen?
Stress kann zu Heißhungerattacken und ungesunden Essgewohnheiten führen. Ein ruhiger Zustand fördert hingegen oft eine bewusstere Ernährung und bessere Entscheidungen in Bezug auf Lebensmittel.
Kann man durch Innere Ruhe besser schlafen?
Ja, Menschen mit einem friedvollen Geisteszustand neigen dazu, schneller einzuschlafen und tiefer zu schlafen, was die Schlafqualität verbessert.
Wie beeinflusst Innere Ruhe die mentale Gesundheit?
Innere Ruhe kann Symptome von Depressionen und Angstzuständen mildern. Ein entspannter Geist fördert positive Gedanken und eine höhere Lebenszufriedenheit.
Wie kann Innere Ruhe die Lebenserwartung beeinflussen?
Da Stress mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen verbunden ist, kann ein Leben mit weniger Stress und mehr innerer Ruhe potenziell die Lebenserwartung erhöhen.
Welche täglichen Praktiken fördern die Innere Ruhe?
Techniken wie Meditation, Yoga, regelmäßige Bewegung und Zeit in der Natur können effektiv dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und innere Ruhe zu fördern.
Kann Innere Ruhe die Beziehungsqualität verbessern?
Ja, ein ruhiger und entspannter Geisteszustand kann die Kommunikation verbessern und Konflikte in Beziehungen reduzieren, was zu gesünderen und stärkeren Beziehungen führt.
Wie kann man erkennen, dass man innere Ruhe erreicht hat?
Zeichen innerer Ruhe können ein Gefühl von Zufriedenheit, wenig oder keine Angst vor der Zukunft und eine generelle positive Einstellung zum Leben sein.
Innere Ruhe ist also nicht nur für die psychische Gesundheit wichtig, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle für die körperliche Gesundheit. Durch regelmäßige Praktiken, die Stress reduzieren und die mentale Klarheit fördern, kann jeder Einzelne sein Wohlbefinden deutlich steigern und ein gesünderes Leben führen.
Quellen
- Becker-Carus, C., Wendt, M.: Allgemeine Psychologie. Springer 2. Auflage, Berlin 2017
- Faller, H.: Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie und Soziologie. Springer, Berlin 2019
- Melchart, D. et al.: Naturheilverfahren. Schattauer, Stuttgart 2007