Kalisaya
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Kalisaya stellt eine von 23 Arten der Pflanzengattung Cinchona (Chinarindenbäume) dar. Sie war ursprünglich nur in Südamerika beheimatet und wurde dort von den Ureinwohnern als Heilpflanze gegen Malaria eingesetzt. Heute spielen Chinarindenbäume nur noch zur Chiningewinnung eine größere Rolle.
Vorkommen & Anbau der Kalisaya
Der wissenschaftliche Name für Kalisaya lautet Cinchona calisaya. Die Pflanze gehört zu den Chinarindenbäumen. Kalisaya kann als Baum sehr hoch wachsen. An kargen Standorten erscheint sie auch als strauchartiges Gewächs. Sie besitzt eine borkige Rinde, die im unteren Bereich gelblich bis hellbraun und an den Zweigen oft rötlich erscheint. Des Weiteren bildet sie längliche dunkelgrün glänzende und gestielte Blätter aus, die sich auf den Zweigen befinden.Die rosaroten Blüten wachsen auch auf Stielen und bilden jeweils fünf Blütenblätter aus. Ursprünglich waren die Chinarindenbäume nur in Südamerika verbreitet. Im Zuge der Kolonialisierung der Kontinente wurden sie jedoch aufgrund ihrer Heilwirkung gegen Malaria und ihrer fiebersenkenden Wirkung auch in Zentralafrika, Indonesien und Indien angebaut. Die Bezeichnung Chinarinde hat jedoch nichts mit China zu tun, sondern wurde abgeleitet aus dem Namen kina-kina aus der Quechua-Sprache.
Das bedeutet dort so viel wie Rinde der Rinden. Cinchona calisaya gilt nicht als die offizielle Chinarinde. Diese wird als Chinchona officinalis bezeichnet. Allerdings wird ein Großteil der offiziellen Chinarinde aus Kalisaya gewonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Bedeutung der Chinarinde stark abgenommen, weil synthetische Wirkstoffe gegen Malaria und Fieber entwickelt wurden. Teilweise wird die Rinde der Kalisaya noch in Magenteemischungen verwendet. Auch in der Homöopathie hat sie noch eine gewisse Bedeutung.
Wirkung & Anwendung
Hauptsächlich die Art Cinchona ledgeriana wurde zur Gewinnung von Chinin bis nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet. Danach verlor Chinin seine Bedeutung zugunsten synthetisch hergestellter Wirkstoffe gegen Malaria wie Chloroquin und Primaquin. Allerdings erweist sich heute, dass die synthetischen Wirkstoffe Resistenzen gegen die Erreger der Malaria ausbilden können. Die Resistenzbildung von Chinin ist jedoch sehr gering.
Malaria wird durch sogenannte Schizonten ausgelöst. Der Schizont stellt ein Entwicklungsstadium von Plasmodien dar. Chinin wirkt abtötend gegenüber Schizonten, ohne dass sich dabei Resistenzen entwickeln. Aufgrund der immer stärkeren Resistenzbildung durch den Einsatz der synthetischen Wirkstoffe wird Chinin heute wieder öfter zur Behandlung von Malaria herangezogen. Nach wie vor wird es aus der Rinde von Chinarindenbäumen gewonnen. Chinin hemmt das von Plasmodien gebildete Enzym Hämpolymerase.
Hämpolymerase ist für den lebensgefährlichen Hämoglobinabbau im Blut verantwortlich. Durch die Hämpolymerase-Hemmung werden die Erreger der Malaria durch Chinin geschädigt. Die Wirkung von Chinin basiert auf dessen Bindung an Proteine. Da auch andere wichtige Proteine blockiert werden, kommt es bei einer Überdosis von Chinin zu Nebenwirkungen. In der Leber wird Chinin jedoch fast vollständig metabolisiert und dann renal ausgeschieden.
Ein weiterer Wirkstoff von Kalisaya und aller anderen Chinarindenbäume ist Chinidin. Seine Wirkung beruht darauf, dass es sich an offene Natriumkanäle bindet, die Kaliumleitfähigkeit verringert und die Kalziumkanäle der Herzmuskulatur hemmt. Daher wird es als Antiarrhythmikum bei Vorhofflimmern eingesetzt. Die Chinarinde, einschließlich der Kalisaya, ist heute die einzige Quelle für Chinin. Für die Pflanzenheilkunde spielt sie durch ihren natürlichen Einsatz jedoch keine Rolle mehr.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Als Heilpflanze wurde sie hauptsächlich bei Fieber angewendet. Ihre Malaria bekämpfende Wirkung wurde schon früh erkannt. Sie wirkt außerdem krampflösend und schmerzstillend. Auch bei Magenproblemen, Wadenkrämpfen und Muskelkrämpfen wird sie angewendet. Besondere Bedeutung besitzen Chinarindenbäume für die Gewinnung von Chinin und Chinidin. Chinin wird wieder öfter bei der Bekämpfung von Malaria, besonders der Malaria tropica, angewendet.
Auch bei grippalen Infekten erweist es sich aufgrund seiner betäubenden und fiebersenkenden Eigenschaften als gut wirksam. Ein besonderes Einsatzgebiet ist seine Anwendung bei der sogenannten Babesiose. Das ist eine Infektion mit einzelligen Sporentierchen, die über Schildzecken auf den Organismus übertragen werden. Die Babesiose äußert sich durch grippeähnliche Symptome. Die Behandlung erfolgt durch orale Gabe von Chinin und Clindamycin.
Allerdings kann Chinin auch solche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, allergische Reaktionen, toxische Wirkungen auf das Nervensystem oder Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Die gleichen Wirkungen erzeugen auch Chinarindenpräparate bei einer Überdosis. Kontraindikationen für Chinin sind Tinnitus, Störungen der Sehnerven oder eine Schwangerschaft.
Bei zu hohen Dosen kann es zu Schwindel, Benommenheit, Erbrechen, Ohrensausen, Schlafsucht, Zittern und Unruhe kommen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Chininrausch, der auch durch eine übermäßige Gabe von Chinarinde hervorgerufen werden kann. Bei manchen Menschen erzeugt bereits der geringste Kontakt zu Kalisaya oder anderen Chinarindenbäumen Rauschsymptome oder Nesselsucht, Ödeme und Hautblutungen.