Fiebersenkende Mittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Da Fieber eine begleitende Erscheinung für eine Vielzahl von Erkrankungen ist, bedarf es fiebersenkender Mittel im Allgemeinen nicht, solange das Fieber keine Unannehmlichkeiten verursacht. Um den Organismus im Heilungsprozess bei anhaltenden fiebrigen Zuständen zu entlasten und akute Zustände zu vermeiden, können fiebersenkende Mittel eingesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind fiebersenkende Mittel

Zur Entscheidung zum Einsatz fiebersenkender Mittel ist zuvor auf zuverlässige Art die Körpertemperatur zu ermitteln.

Fiebersenkende Medikamente hemmen die Synthese von Prostaglandin-E2 im Gehirn, wodurch sich die Hautgefäße erweitern. Dadurch wird vom Körper in erhöhtem Maße Wärme abgegeben und mehr Schweiß abgesondert – es tritt ein Kühlungsprozess ein.

Fieber an sich ist ein Zeichen für funktionierende Körperprozesse, die sich bei der Bekämpfung von Infektionen abspielen. Eine frühzeitige Unterbindung kann sich kontraproduktiv auswirken und wirkt nicht krankheitsverkürzend. So spielt die Einschätzung, ob ein krankhafter Zustand mit fiebersenkenden Mitteln begleitet werden muss, eine wichtige Rolle.

Bei Kleinkindern und Säuglingen kann bereits eine leicht erhöhte Temperatur auf eine schwere Krankheit hinweisen. Für Erwachsene ist Fieber ist in der Regel bis zu 39 – 40 Grad nicht gefährlich. Hier ist es eher von Bedeutung, in welcher Fieberphase die fiebersenkenden Mittel zum Einsatz kommen, da bei zunächst eintretendem Schüttelfrost ein zusätzlicher Wärmeverlust vermieden werden sollte.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der fiebersenkenden Mittel, auch Antipyretika genannt, reicht weit zurück und zeigt eine faszinierende Entwicklung von natürlichen Heilmitteln zu modernen synthetischen Medikamenten.

Im antiken Griechenland und Rom nutzten Ärzte wie Hippokrates Weidenrinde zur Behandlung von Fieber und Schmerzen. Die aktive Verbindung in Weidenrinde, Salicin, wurde erst im 19. Jahrhundert identifiziert. 1828 gelang es Johann Buchner, das Salicin zu isolieren, und wenige Jahre später synthetisierte der Chemiker Charles Frederic Gerhardt Acetylsalicylsäure (ASA), den Hauptbestandteil von Aspirin. Die industrielle Produktion von Aspirin begann 1899 durch die Firma Bayer, die das Medikament zu einem der ersten weitverbreiteten synthetischen Antipyretika machte.

Parallel zur Entwicklung von Aspirin wurde 1887 Acetanilid entdeckt, das ebenfalls fiebersenkende Eigenschaften hatte, aber wegen seiner toxischen Nebenwirkungen bald durch Paracetamol (Acetaminophen) ersetzt wurde. Paracetamol wurde erstmals 1877 synthetisiert, seine fiebersenkenden Eigenschaften jedoch erst 1948 entdeckt und in den 1950er Jahren populär.

Ein weiterer wichtiger Fortschritt kam 1961 mit der Einführung von Ibuprofen durch die Boots Group in Großbritannien. Ibuprofen wurde schnell zu einem der meistverwendeten Antipyretika aufgrund seiner Wirksamkeit und relativen Sicherheit.

Zusammen haben diese Entwicklungen den Weg für eine Vielzahl von Antipyretika geebnet, die heute weltweit zur Behandlung von Fieber und Schmerzen eingesetzt werden, und haben das therapeutische Arsenal erheblich erweitert.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Fieber ist ein komplexer Körpervorgang zwischen Immunsystem und Nervensystem zur Regeneration infektionsbedingter Ursachen, der nur in angeratenen Fällen unterbrochen werden sollte.

Zur Entscheidung zum Einsatz fiebersenkender Mittel ist zuvor auf zuverlässige Art die Körpertemperatur zu ermitteln. Die mit Gefahren versehenen Quecksilberthermometer sind inzwischen durch preiswert erhältliche Thermometer mit Digitalanzeigen ersetzt worden. Bei der Verwendung sollte genau auf die Anweisungen zur Interpretation der Pieptöne geachtet werden.

Kleinkindern sollte die Temperatur rektal gemessen werden. Dazu wird das Thermometer dem sicher auf dem Bauch liegenden Kind vorsichtig in den Anus eingeführt. Bei einer anhaltenden Temperaturerhöhung ab 38 Grad ist der Einsatz fiebersenkender Mittel empfohlen. Erkrankten Kindern zwischen 2-17 Jahren und Erwachsenen wird die Temperatur abgelesen, indem das Thermometer unter die Zunge gelegt wird.

Erst ab 39 Grad sollten hier fiebersenkende Mittel verwendet werden. Zwingend angeraten ist eine ärztliche Konsultation, wenn verbunden mit dem Fieber starke Kopfschmerzen, ungewöhnlicher Hautausschlag oder Lichtempfindlichkeit, ein steifer Nacken, geistige Verwirrung, schweres Erbrechen, Atemnot oder Bauchschmerzen auftreten. Von einer Messung im Ohr ist aufgrund der erhöhten Fehleranfälligkeit infolge falscher Handhabung eher abzuraten.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische fiebersenkende Mittel

Fiebersenkende Medikamente werden als Antipyretika bezeichnet und basieren auf den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Metamizol. Acetaminophen (Tylenol), Aspirin und Ibuprofen (Motrin, Advil) gehören zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten. Sie greifen direkt in das Nervensystem ein und haben neben einer fiebersenkenden zumeist auch eine schmerzstillende Wirkung. Aufgrund ihrer Wirkweise wird von einer Regulierung des Temperatursollwertes gesprochen.

Die Naturheilkunde präferiert Fieber und warnt vor einer Überbetonung der Notwendigkeit fiebersenkender Mittel. Sie empfiehlt die Stärkung des Körpers durch Ruhe und Diät, was ganz natürlich zu einer Fiebersenkung führen wird. Hausmittel basieren oft auf der Anwendung von Wasser und der angestrebten Ableitung von Wärme. Dazu werden feuchtwarme Tücher auf die Stirn gelegt oder um die Waden gewickelt. Bequeme Kleidung verhindert zusätzliche Wärme. Kühlung von innen kann auch durch kühle Speisen erzeugt werden, dringend erforderlich ist ausreichendes Trinken, um Dehydrierung entgegenzuwirken.

Da Fieber krankheitsbedingt wirkt, ist die Auswahl eines geeigneten homöopathischen Mittels auf die Krankheit abzustimmen, um die Ursache zu bekämpfen. In vielen Fällen wird Aconitum D30 oder Belladonna D30 verwendet. Von der Methode, Fieber durch Überhitzung zu senken, ist ohne ärztliche Begleitung eher abzuraten.


Risiken & Nebenwirkungen

Aspirin sollte bei Kindern oder Jugendlichen nicht als fiebersenkendes Mittel angewendet werden. Es wird im Falle des Einsatzes während einer viralen Krankheit (besonders Windpocken und Influenza) mit dem Reye-Syndrom in Verbindung gebracht, einer gefährlichen Krankheit, die anhaltendes Erbrechen, Verwirrung sowie Koma und Leberversagen verursachen kann. Ein weit verbreitetes Missverständnis ist der Einsatz von kaltem Wasser, was die Kerntemperatur zu stark absenken kann und den geschwächten Organismus zusätzlich belastet.

Anwendung & Sicherheit

Die genaue Anwendung von fiebersenkenden Mitteln hängt vom spezifischen Medikament und der Altersgruppe des Patienten ab. Zu den häufigsten Antipyretika gehören Paracetamol und Ibuprofen. Paracetamol wird in der Regel alle 4-6 Stunden eingenommen, wobei die maximale Tagesdosis für Erwachsene 4000 mg nicht überschreiten sollte. Für Kinder wird die Dosis basierend auf dem Körpergewicht berechnet. Ibuprofen wird normalerweise alle 6-8 Stunden eingenommen, wobei die maximale Tagesdosis für Erwachsene 2400 mg beträgt. Auch hier wird die Dosierung für Kinder nach Körpergewicht angepasst.

Die Sicherheit dieser Medikamente ist gut etabliert, jedoch gibt es wichtige Vorsichtsmaßnahmen. Paracetamol kann bei Überdosierung zu schwerwiegenden Leberschäden führen, weshalb die empfohlene Dosis nicht überschritten werden sollte. Ibuprofen kann bei längerer Einnahme Magen-Darm-Beschwerden, Nierenprobleme und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Beide Medikamente sollten mit Vorsicht bei Patienten mit bestehenden Leber- oder Nierenerkrankungen verwendet werden.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Antipyretika ist streng reguliert. Herstellungsprozesse unterliegen den Good Manufacturing Practices (GMP), die sicherstellen, dass die Produkte konsistent und von hoher Qualität sind. Dies umfasst die Kontrolle der Rohstoffqualität, die Überwachung der Herstellungsverfahren und die Durchführung von Tests auf Reinheit, Wirksamkeit und Sicherheit der Endprodukte. Regelmäßige Inspektionen und Tests durch Gesundheitsbehörden und unabhängige Prüflabore gewährleisten, dass die Medikamente sicher und wirksam für den Konsumenten sind.

Alternativen

Neben den klassischen fiebersenkenden Mitteln wie Paracetamol und Ibuprofen gibt es alternative Medikamente und Therapieformen zur Behandlung von Fieber.

Medikamente:

Acetylsalicylsäure (Aspirin): Ein weiteres Antipyretikum, das ebenfalls entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften besitzt. Allerdings ist es für Kinder unter 16 Jahren wegen des Risikos des Reye-Syndroms nicht empfohlen.

Naproxen: Ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAID), das ähnlich wie Ibuprofen wirkt, jedoch eine längere Halbwertszeit hat und daher weniger häufig eingenommen werden muss.

Nicht-medikamentöse Therapieformen:

Körperliche Kühlung: Methoden wie lauwarme Wickel, kalte Umschläge oder ein kühles Bad können helfen, die Körpertemperatur zu senken. Diese Methoden sind vor allem bei Kindern und in Situationen, in denen Medikamente nicht gewünscht sind, eine sinnvolle Ergänzung.

Hydration: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend bei Fieber, um Dehydration zu vermeiden und den Körper bei der Temperaturregulation zu unterstützen. Wasser, Kräutertees und Elektrolytlösungen sind empfehlenswert.

Ruhe und Erholung: Fieber ist oft eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Ruhe und Schlaf unterstützen das Immunsystem bei der Bekämpfung der Infektion.

Vergleich:

Medikamentöse Behandlung bietet schnelle und effektive Linderung der Symptome und ist besonders nützlich bei hohem Fieber oder starken Beschwerden. Nicht-medikamentöse Methoden sind sicherer in Bezug auf Nebenwirkungen und können besonders bei mildem Fieber und bei Personen mit Kontraindikationen für Antipyretika effektiv sein. Beide Ansätze können kombiniert werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen und die Belastung für den Körper zu minimieren.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu fiebersenkenden Mitteln konzentrieren sich auf die Entwicklung sichererer und effektiverer Behandlungsoptionen sowie auf das Verständnis der Mechanismen von Fieber und Entzündung. Ein bedeutender Trend ist die Untersuchung von zielgerichteten Therapien, die spezifische molekulare Pfade ansprechen, um Fieber zu reduzieren, ohne die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers zu beeinträchtigen.

Biologika sind eine neue Klasse von Medikamenten, die spezifische Entzündungsmediatoren, wie Zytokine, hemmen. Diese werden bereits in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt und könnten potenziell auch bei der Fieberbehandlung Anwendung finden.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Nanomedizin. Forscher entwickeln Nanopartikel-basierte Systeme, die Wirkstoffe gezielt an Entzündungsherde im Körper transportieren können, wodurch die Effektivität erhöht und Nebenwirkungen minimiert werden.

Phytotherapie und die Untersuchung von pflanzlichen Wirkstoffen gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Pflanzliche Extrakte wie Curcumin und Ingwer haben entzündungshemmende Eigenschaften und werden als potenzielle natürliche Antipyretika untersucht.

Die Forschung zielt auch darauf ab, die Langzeitsicherheit herkömmlicher Antipyretika zu verbessern. Modifikationen in der Molekülstruktur von Paracetamol und Ibuprofen werden erforscht, um das Risiko von Nebenwirkungen zu verringern, insbesondere in Bezug auf Leber- und Nierenschäden.

Zusätzlich wird die individualisierte Medizin immer relevanter. Durch genetische und biomarkerbasierte Ansätze können individuell abgestimmte Behandlungen entwickelt werden, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse und Gesundheitsprofile der Patienten eingehen.

Diese Entwicklungen versprechen verbesserte und sicherere Behandlungsoptionen für Patienten und könnten die Zukunft der fiebersenkenden Therapien maßgeblich beeinflussen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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