Kanadisches Berufkraut

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vorkommen & Anbau des Kanadischen Berufkrauts
In Nord- und Mittelamerika ist das Kanadische Berufkraut sehr häufig in wilden Beständen anzutreffen, während es bei uns als Neophyt eine eingewanderte Pflanze ist, die sich von allen Pionierarten am schnellsten verbreitet hat. Ursprünglich wurde das Scharfkraut im 17. Jahrhundert in Deutschland als Zierpflanze eingeführt und vermehrte sich dann schnell in allen Teilen des Landes.
Nach dem Ende des II.Weltkrieges vermehrte sich das Kraut explosionsartig als Trümmerschuttpflanze, was von ihrer Anpassungsfähigkeit und Anspruchslosigkeit zeugt. Jeder mögliche Lebensraum wird durch die Flugsamen erreicht und besiedelt, oft an Stellen, wo die Konkurrenz nicht besonders groß ist. Das Hexenkraut verträgt problemlos Wärme und ist sogar zwischen Pflastersteinen in den Städten zu finden. Vorzugsweise fühlt sich der Korbblütler an Wegesrändern, in Gärten, Weinbergen und auf Äckern wohl.
Der deutsche, etwas seltsam klingende Name „Berufkraut“ hat einen geschichtlichen Hintergrund. Das Gewächs wurde in der Volksmedizin zum „Besprechen“ oder „Berufen von Krankheiten“ verwendet. Die Menschen waren der Meinung, sie könnten sich mit dieser „Hexenpflanze“ vor allerlei anzauberten Beschwerden und Hexereien schützen. Büschel der Blüten und Blätter wurden in Ställe und Häuser gehängt und in Dachsparren gegen einschlagende Blitze. Auf diese Tradition sind die alternativen Namen Hexenkraut, Katzenschweif oder Hexenbesen zurückzuführen.
Der Name Wilder Hanf leitet sich von der gelben Farbe der Pflanze ab, die Hanfgewächsen tatsächlich sehr ähnlich sieht. Das einjährige Gewächs kann unter guten Wachstumsbedingungen mit ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffversorgung 1,5 Meter hoch werden, selbst 10 Meter sind sogar unter weniger positiven Bedingungen möglich. Das Greisenkraut fällt durch einen aufrechten und straffen Wuchs und die hellgelbe Farbe seiner vielen Blüten auf.
Als Tiefwurzler verzeichnet das Kanadische Berufkraut Wurzeln in ein Meter Tiefe, wobei der Stängel nur im oberen Bereich verzweigt ist. Am Rand sind die Blätter wie die ganze Pflanze borstig behaart und lineal lanzettlich ausgebildet. Die kleinen endständigen Blütenkörbe tragen weiße, zierliche Zungenblüten. Der Katzenschweif bildet mehrere Zehntausend Früchte pro Pflanze, die sich als Schirmchenflieger mit dem Wind verbreiten. Die Farbe des Pappus, der Flughaare, ist graugelb. Das kanadische Berufkraut blüht in Form einer Rosette.
Unter guten Wachstumsbedingungen ist die Größe der Rosette durchaus beachtlich. Sobald die Temperaturen im Frühjahr ansteigen, wächst die Rosette in die Höhe und die Pflanze mit nur einem Hauptstängel fällt leicht auf. Bevor die gelb-weißen Blüten im Spätsommer austreiben, sind sie rispenartig angeordnet und durch die Hüllschuppen der Blütenkörbchen geschützt. Im oberen Bereich verzweigt sich die Pflanze häufig.
Die Samen bleiben lange hell gefärbt und sind im Verhältnis zum Pflanzenschirm recht groß. In dieser Phase trägt der Wilde Hanf eine große Anzahl an Blüten und Samenkörbchen, die dem Gewöhnlichen Löwenzahn ähnlich sehen. Trotz der ausgedehnten Verbreitung richtet das Kanadische Berufkraut keine nennenswerten Schäden an, da es in bestehende Pflanzungen nicht eindringen kann.
Wirkung & Anwendung
In der Volksheilkunde setzte sich der Neophyt nur langsam durch. Die Wirkungen der Pflanze sind im Gegensatz zu anderen Heilkräutern nicht so stark ausgebildet. In Ermangelung anderer verfügbarer Kräuter bekam der Katzenschweif jedoch die Gelegenheit, sich zu bewähren. Die Blätter werden im Frühling gesammelt und können als Beimischung zu Kräutersalz und Kräuterbutter verwendet werden. Ätherische Öle, Gerbstoffe, Gerbsäure, Linanol, Citronellal, Cholin, Kaffeesäure, Harz, Gallsäure und Flavonoide sind die natürlichen Inhaltsstoffe der Heilpflanze.
Die Naturheilkunde verwendet die blühenden Sprossspitzen und den frischen Saft der Pflanze. Der Geschmack ist würzig bitter. Der Korbblütler wirkt entzündungshemmend, blutstillend, astringierend, harntreibend, wurmtreibend, Blutzucker senkend, Menstruationsfördernd und tonisierend. Die Heilpflanze wird gegen Arthritis, Cellulitis, Rheumatismus, Gicht, Durchfall, Albuminurie, Nasen-, Zahnfleisch- und Magenbluten, Blasensteinen, Koliken und Weißfluss eingesetzt. Als Pflanzenauszug verwendet, verzeichnet der Kosmopolit positive psychische Wirkungen. Er wird bei Ängsten und Unsicherheit eingesetzt und verhilft zur Unbefangenheit und Unbeschwertheit. Verlustängste, die aus der Vergangenheit her rühren, können damit bewältigt werden. Zudem wird Berufkraut als Bachblütenessenz verwendet, die auch für kleine und ängstliche Kinder geeignet ist.
Das Greisenkraut enthält Beta-Sitosterol, einen natürlichen Wirkstoff, der dem Östrogen sehr ähnlich ist. Aus diesem Grund werden die natürlichen Heilstoffe der Pflanze auch gerne im Bereich der Frauenheilkunde verwendet. In diesem Zusammenhang ist der Korbblütler als Frauenkraut bekannt. Ein wohltuendes Kräuteröl für die äußerliche Einreibung bei Blutungen, Durchblutungsstörungen der Venen und gegen Hämorrhoiden ist leicht herzustellen.
Das Kanadische Berufkraut eignet sich sehr gut als Tee bei Nierenschmerzen, Durchfall und Blasensteinen. Die Blütenköpfchen haben ein bitter-scharfes Aroma und lassen sich für die Zubereitung eines Wildsalates oder zum Würzen von Speisen verwenden.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Als Kombinationspräparat ist die Verwendung der natürlichen Wirkstoffe unbedenklich. Als Kräutermischung im Versand ist der Korbblütler allerdings schwer zu beziehen, da nur weniger Anbieter dieses Kraut in ihrem Programm führen. Das Kanadische Berufkraut darf nicht von schwangeren Frauen und Müttern während der Stillzeit angewendet werden und bei einer Überempfindlichkeit gegenüber den einzelnen Inhaltsstoffen und anderen Korbblütler-Gewächsen. Vorsicht ist geboten bei möglichen Verwechslungen mit giftigen Hahnenfußgwächsen und blühenden Doldengewächsen, denen der Dürrwurz optisch ähnelt.