Blutzucker

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Laborwerte Blutzucker

Zu einem der lebenswichtigen Inhaltsstoffe des Blutes gehört der Blutzucker. Er bildet den körpereigenen Treibstoff, ohne den viele Zellen nicht existieren könnten. Eng mit dem Blutzucker verbunden ist die neue Volkskrankheit Diabetes mellitus (Typ 2).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Blutzucker?

Eine Blutzuckeruntersuchung dient dem Arzt zur weiteren Diagnose von verschiedenen Krankheiten.

Der Begriff Blutzucker steht für die Menge gelöster Glucose im Blut. Die Aufnahme von Kohlenhydraten jeder Form - etwa als gewöhnlicher Haushaltszucker, aus Nudeln, Reis oder Brot – führt zu einem Anstieg des Blutzuckers.

Gemessen werden kann der aktuelle Blutzucker auf einfachem Wege in einem Schnelltest mit Blut aus der Fingerbeere. Eine Blutentnahme beim Arzt ermöglicht die Ermittlung des HbA1c-Wertes, der Ausschluss über den Verlauf des Blutzuckers im Zeitraum einiger Monate liefert.

Wofür braucht der Körper Blutzucker?

Blutzucker, auch Glukose genannt, ist eine essentielle Energiequelle für den menschlichen Körper. Er wird aus den Kohlenhydraten der Nahrung gewonnen und über den Blutkreislauf zu den Zellen transportiert, wo er zur Energiegewinnung genutzt wird. Glukose ist besonders wichtig für das Gehirn, das sie als primäre Energiequelle verwendet. Da das Gehirn keinen eigenen Glukosespeicher hat, ist es auf eine konstante Zufuhr von Blutzucker angewiesen, um normal zu funktionieren und kognitive Prozesse zu unterstützen.

Neben dem Gehirn nutzen auch Muskeln und andere Gewebe Glukose als Hauptenergiequelle, insbesondere bei körperlicher Aktivität. Während des Trainings oder bei erhöhter körperlicher Anstrengung wird der Bedarf an Glukose erhöht, um die Muskelarbeit zu unterstützen. Insulin, ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Es hilft den Zellen, Glukose aus dem Blut aufzunehmen und als Energie zu verwenden oder als Glykogen in der Leber und den Muskeln zu speichern.

Wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist (Hypoglykämie), kann dies zu Müdigkeit, Schwäche, Schwindel und Verwirrtheit führen. Andererseits kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) langfristig zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Daher ist die Aufrechterhaltung eines stabilen Blutzuckerspiegels entscheidend für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden.

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Gelangen Kohlenhydrate ins Verdauungssystem, beginnt der Körper mit der Aufnahme des Blutzuckers ins Blut. Die Bauchspeicheldrüse setzt in benötigter Menge das Hormon Insulin frei, welches als Schlüssel die Zellen für den Blutzucker öffnet.

Ist sie erst mit Blutzucker versorgt, kann die Zelle die von ihr erwartete Leistung erbringen. Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel, wie er oft bei Sportlern und erst recht bei Diabetikern mit zu hoher Insulingabe auftritt, führt zum Funktionsausfall der Zellen, der im schlimmsten Fall den Tod bedeuten kann. Entscheidend hierbei ist, dass der Körper über eigene Blutzuckerreserven verfügt, sodass im Falle einer solchen Hypoglykämie über die Leber eine Notfallregulierung stattfinden kann.

Ist der Blutzucker zu hoch (was im Regelfall auf eine Diabeteserkrankung schließen lässt), fühlt sich der Patient schlapp und ausgelaugt, verliert an Gewicht und spürt unstillbaren Durst verbunden mit starkem Harndrang. Akut gefährlich ist ein sehr hoher Blutzuckerspiegel indes nur für Typ-1-Diabetiker.

Körperliche Anstrengung hat ebenso Einfluss auf den Blutzucker wie ausreichende Getränkezufuhr. Arbeiten die Muskelzellen beim Sport, reagieren sie um einiges leichter auf Insulin als bei Bewegungslosigkeit. Hierdurch sinkt der Blutzuckeranteil genauso wie durch einen gesunden Wasserhaushalt, der eine positive Blutverdünnung nach sich zieht.

Wie hoch sind normale Referenzwerte

Die Referenzwerte für den Blutzuckerspiegel variieren je nach Zeitpunkt der Messung und dem physiologischen Zustand einer Person. Im nüchternen Zustand, das heißt nach einer Fastenperiode von mindestens 8 Stunden, liegt der normale Blutzuckerspiegel bei gesunden Erwachsenen typischerweise zwischen 70 und 100 mg/dL (Milligramm pro Deziliter).

Nach dem Essen steigt der Blutzuckerspiegel, erreicht jedoch bei gesunden Menschen in der Regel keine Werte über 140 mg/dL. Dieser Anstieg des Blutzuckerspiegels nach einer Mahlzeit wird als postprandialer Blutzucker bezeichnet und sollte etwa zwei Stunden nach dem Essen gemessen werden. Werte zwischen 140 und 199 mg/dL in dieser Phase können auf eine gestörte Glukosetoleranz oder Prädiabetes hinweisen, während Werte über 200 mg/dL auf Diabetes mellitus hindeuten können.

Für Menschen mit Diabetes gelten unterschiedliche Zielwerte, die von den individuellen Gesundheitszielen und dem Managementplan abhängen. Beispielsweise sollten Menschen mit Diabetes darauf abzielen, ihren Blutzuckerspiegel vor den Mahlzeiten zwischen 80 und 130 mg/dL und zwei Stunden nach den Mahlzeiten unter 180 mg/dL zu halten.

Langfristige Blutzuckerkontrollen werden durch den HbA1c-Wert gemessen, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über die letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt. Ein HbA1c-Wert unter 5,7% gilt als normal, Werte zwischen 5,7% und 6,4% weisen auf Prädiabetes hin, und ein Wert von 6,5% oder höher bestätigt eine Diabetesdiagnose.

Diese Referenzwerte sind wichtige Richtlinien zur Beurteilung der Blutzuckerkontrolle und zur Identifizierung von Risiken für die Entwicklung von Diabetes und anderen metabolischen Erkrankungen.

Kann zu viel Blutzucker schaden?

Ja, zu viel Blutzucker, auch Hyperglykämie genannt, kann erheblichen Schaden anrichten und verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel ist das Kennzeichen von Diabetes mellitus, einer chronischen Erkrankung, die schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird.

Hohe Blutzuckerwerte können zu einer Schädigung der Blutgefäße führen, sowohl der großen (Makroangiopathie) als auch der kleinen (Mikroangiopathie). Dies erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für periphere arterielle Verschlusskrankheiten. Mikroangiopathie kann auch zu Schäden an den Augen (diabetische Retinopathie), den Nieren (diabetische Nephropathie) und den Nerven (diabetische Neuropathie) führen.

Diabetische Retinopathie ist eine Hauptursache für Erblindung bei Erwachsenen, da hohe Blutzuckerwerte die Netzhautgefäße schädigen können. Diabetische Nephropathie kann zur Niereninsuffizienz führen, was Dialyse oder eine Nierentransplantation erforderlich machen kann. Diabetische Neuropathie verursacht Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühle, vor allem in den Extremitäten, und kann zu schweren Infektionen und Amputationen führen.

Zusätzlich kann eine unkontrollierte Hyperglykämie die Wundheilung verlangsamen und das Infektionsrisiko erhöhen. Der Körper wird anfälliger für bakterielle und Pilzinfektionen, da hohe Blutzuckerspiegel das Immunsystem beeinträchtigen können.

Insgesamt ist es entscheidend, den Blutzuckerspiegel im normalen Bereich zu halten, um diese Komplikationen zu vermeiden und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Regelmäßige Kontrolle und ein gut abgestimmtes Management des Blutzuckers sind daher unerlässlich für Menschen mit Diabetes und für diejenigen, die ein Risiko für Hyperglykämie haben.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Ist das ausgewogene Zusammenspiel von Blutzucker und Insulin gestört, leidet der Patient an Diabetes mellitus. Hierbei müssen im Wesentlichen zwei grundverschiedene Krankheitsbilder unterschieden werden. Von Typ 1 der Erkrankung spricht man, wenn die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion endgültig eingestellt hat. Diese Autoimmunerkrankung hat zur Folge, dass der Patient sein Leben lang auf Fremdinsulin über Spritzen angewiesen ist.

Bleibt die Insulingabe aus, steigt der Blutzucker in kurzer Zeit gefährlich an und es kommt zu einer schweren Stoffwechselentgleisung (Diabetische Ketoazidose), die unbehandelt unweigerlich zum Tod führt. Eher mit den Spätfolgen hohen Blutzuckers zu kämpfen haben Diabetiker des Typs 2, die den weitaus größten Anteil der Zuckerkranken darstellen. Diese Krankheit kommt vermehrt im hohen Lebensalter vor, weshalb sie früher als „Alterszucker“ bekannt war.

Durch dramatisch verschlechtertes Essverhalten in der heutigen Gesellschaft leiden aber auch viele junge Menschen mit Übergewicht an erhöhtem Blutzucker. Bei ihnen ist die Bauchspeicheldrüse überlastet und produziert nicht genügend Insulin, um das Übermaß an Blutzucker in die Zellen zu befördern. Die Zellen wiederum stumpfen ab und sind immer weniger auf Insulin sensibilisiert. Dadurch ist der Patient einem dauerhaft hohem Blutzuckerspiegel ausgesetzt (meistens über viele Jahre), ohne über ernsthafte akute Symptome zu klagen.

Hoher Blutzucker über den Zeitraum von Jahrzehnten ist Ursache einer Vielzahl von Erkrankungen. Allen gemein ist, dass kleine Blutgefäße und Nervenverbindungen nach und nach zerstört werden. Jeder kennt Zucker als kleine, spitze Kristalle. Modellhaft gesprochen werden diese Kristalle im Blut als Blutzucker durch enge Kapillaren gepresst, was auf Dauer zum Zerreißen der winzigen Blutgefäße führt. Dies hat etwa im Auge zur Folge, dass regelmäßig Patienten erblinden (Retinopathie).

Auch die Nierenfunktion kann zum Erliegen kommen (Nephropatie). Vier von fünf Diabeteserkrankten leiden an Bluthochdruck, und viele von ihnen haben einen so genannten „diabetischen Fuß“, der im Extremfall nicht gerettet werden kann. Auf diese Weise kommt dem lebenswichtigen Blutzucker eine Bedeutung zu, die der Körper nie für ihn vorgesehen hat.


Tipps für eine optimale Versorgung mit Blutzucker

1. Ausgewogene Ernährung:

Eine ausgewogene Ernährung ist der Schlüssel zur Regulierung des Blutzuckerspiegels. Integrieren Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte in Ihre Ernährung. Diese Lebensmittel verlangsamen die Glukoseaufnahme und verhindern Blutzuckerspitzen.

2. Regelmäßige Mahlzeiten:

Essen Sie regelmäßig und vermeiden Sie längere Fastenperioden. Regelmäßige Mahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und verhindern große Schwankungen. Kleine, häufige Mahlzeiten können besonders hilfreich sein.

3. Kohlenhydratkontrolle:

Überwachen Sie die Aufnahme von Kohlenhydraten. Wählen Sie komplexe Kohlenhydrate, die langsam verdaut werden, wie Haferflocken, Quinoa und brauner Reis. Reduzieren Sie den Konsum von einfachen Kohlenhydraten und Zucker, die schnelle Blutzuckeranstiege verursachen.

4. Ausreichend Wasser trinken:

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um den Blutzucker zu regulieren. Wasser hilft, überschüssigen Zucker über die Nieren auszuscheiden und unterstützt die allgemeine Körperfunktion.

5. Regelmäßige körperliche Aktivität:

Bewegung ist entscheidend für die Blutzuckerregulation. Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Gehen, Joggen, Radfahren oder Schwimmen, hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Insulinsensitivität zu verbessern.

6. Stressmanagement:

Stress kann den Blutzuckerspiegel negativ beeinflussen, indem er die Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol erhöht. Techniken wie Meditation, Yoga, Atemübungen und ausreichend Schlaf können helfen, Stress zu reduzieren und den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.

7. Vermeidung von zuckerhaltigen Getränken:

Zuckerhaltige Getränke wie Limonaden, Fruchtsäfte und Energydrinks können zu schnellen Blutzuckerspitzen führen. Trinken Sie stattdessen Wasser, ungesüßten Tee oder Kaffee und zuckerfreie Getränke.

8. Protein und gesunde Fette:

Integrieren Sie Proteine und gesunde Fette in jede Mahlzeit. Diese Nährstoffe verlangsamen die Verdauung und helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Gute Quellen sind Fisch, Hühnchen, Nüsse, Samen, Avocados und Olivenöl.

9. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen:

Für Menschen mit Diabetes oder Prädiabetes sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen wichtig, um den Blutzuckerspiegel im Auge zu behalten und Anpassungen in der Ernährung oder Medikation vorzunehmen. Ein Blutzuckermessgerät kann hierbei hilfreich sein.

10. Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum:

Alkohol kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen und zu Hypoglykämie führen, insbesondere wenn er auf leeren Magen konsumiert wird. Trinken Sie Alkohol in Maßen und essen Sie dabei etwas, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

Durch die Umsetzung dieser Tipps können Sie eine optimale Blutzuckerversorgung gewährleisten und langfristig Ihre Gesundheit fördern. Eine bewusste Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind die besten Maßnahmen, um den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten und das Risiko für Diabetes und andere metabolische Erkrankungen zu reduzieren.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019

Das könnte Sie auch interessieren