Rheuma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Rheuma, Rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis sind Begriffe für eine rheumatische Krankheit. Rheuma lässt sich zudem in entzündliche und degenerative rheumatische Erkrankungen untergliedern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rheuma?

Erste Anzeichen für Rheuma ist die sogenannte Morgensteifigkeit, die mit leichten Schmerzen verbunden sein kann. Nach eigenen Minuten Bewegung werden die betroffenen Gelenke wieder beweglicher.
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Rheuma ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von schmerzhaften Zuständen des Stütz- und Bewegungsapparates. Nicht immer sind nur die Knochen betroffen, sondern auch das Bindegewebe an und in den Gelenken. Rheuma, welches sich am Bindegewebe abspielt wird zu den Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen) gezählt. Kollagen ist ein eiweissartiger Bestandteil des Bindegewebes.

Kollagenes Bindegewebe ist in der Haut, in Knochen, Sehnen, Knorpel, Muskeln und Blutgefäßen vorhanden. Kollagen gibt anderen Strukturen des Körpers Festigkeit und Halt. Degenerative Gelenkerkrankungen, wie z.B. die Arthrose zählen zu den rheumatischen Erkrankungen. Dank moderner medizinischer Diagnostik kann man heute die ca. 200 verschiedenen Rheumaerkrankungen besser diagnostizieren, wenn auch noch nicht gänzlich heilen.

Ursachen

Für die Erkrankung Rheuma gibt es eine Vielzahl von Ursachen. An erster Stelle steht ein fehlgesteuertes Immunsystem (Autoimmunerkrankung). Das Immunsystem erkennt manche körpereigenen Strukturen als Fremdkörper an und versucht so diese zu bekämpfen, was Entzündungsreaktionen zur Folge hat. Heute lassen sich die Autoantikörper labortechnisch sehr gut differenzieren, so dass eine Früherkennung möglich ist.

Die Autoimmunerkrankung Rheuma hat eine familiäre Komponente, d.h. in manchen Familien kommen rheumatische Erkrankungen gehäuft vor. Infektionen mit Streptokokken, Borrelien, Chlamydien oder Einwirkungen von Feuchtigkeit, Kälte oder Giftstoffen können Rheuma auslösen. Die Schuppenflechte kann die Gelenke und/oder die Wirbelsäule zusätzlich befallen. Das Auftreten von Rheuma ist an bestimmte Vorgänge im Blut gebunden. Man nimmt an, dass eine besondere Form von Allergie vorliegt. Diese bewirkt eine Sensibilisierung der Gelenkflächen.

Das menschliche Immunsystem kann diese dann als fremdes Gewebe erkennen und reagieren. Rheuma heißt übersetzt "fließen, strömen, reißen". Und genau so schildern Betroffene die Schmerzen bei Rheuma.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Erste Anzeichen für Rheuma ist die sogenannte Morgensteifigkeit, die mit leichten Schmerzen verbunden sein kann. Nach eigenen Minuten Bewegung werden die betroffenen Gelenke wieder beweglicher. Dabei kann es sich um einen oder mehrere Finger handeln. Ebenso können die Fußgelenke betroffen sein. Im weiteren Krankheitsverlauf verlängert sich die Dauer der Morgensteifigkeit deutlich. Die schmerzhaften Gelenkbeschwerden können auch bereits im Ruhezustand auftreten.

In den betroffenen Gelenkbereichen bilden sich Schwellungen. Die Bewegungseinschränkungen verstärken sich. Außer funktionalen Beschwerden können Formveränderungen eintreten. Die auftretenden Schmerzen können sich als ziehend, reißend oder fließend darstellen. Neben den Gelenken können bei einer entzündlichen rheumatoiden Erkrankung (Arthritis) auch Knochen, Muskeln und Bänder betroffen sein. Die Anzahl der betroffenen Körperstellen wird größer.

Davon ist die linke wie die rechte Körperhälfte betroffen. Die Beschwerden können auch an größeren Gelenken wie dem Schultergelenk oder Kniegelenk auftreten. Über einen langen Zeitraum können sich durch Rheuma knöcherne Deformierungen bilden. Bei einer rheumatischen Erkrankung in Form einer Arthritis beeinträchtigen die entzündlichen Prozesse auch die Organe und das Nervensystem.

Es können sich allgemeine Krankheitsgefühle wie Nachtschweiß, Erschöpfung und übermäßige Müdigkeit sowie eine Gewichtsabnahme einstellen. Rheumatische Symptome können schubweise auftreten. Bei einer rheumatischen Erkrankung in Form von Gicht treten plötzlich heftige Schmerzen an einem bestimmten Gelenk auf (Gichtanfall). Anzeichen für ein Weichteilrheuma sind Schmerzen an Muskeln, Sehnen, Knorpeln sowie im Fettgewebe.

Krankheitsverlauf

Infogramm zu den Schmerzregionen und den betroffenen Gelenken bei rheumatoider Arthritis. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Rheuma als Erkrankung hat im Verlauf viele Gesichter. Sie kann akut, in Schüben oder chronisch verlaufen. Rheuma macht sich bemerkbar durch Druckempfindlichkeit, Schmerzhaftigkeit und Steifheit der Muskeln und Gelenke. Viele Betroffenen klagen im Anfangsstadium über Müdigkeit und morgendliche Steifheit des gesamten Bewegungsapparates. In diesem Stadium lassen sich nur leichte Veränderungen im Blutbild erkennen.

Sind einige Gelenke dann in der akuten Phase geschwollen, entzündet und sehr schmerzhaft, bleiben Deformationen (sichtbare Veränderungen) zurück. Einige Rheumaerkrankungen aus dem Bereich der Kollagenosen haben in Ihrem Krankheitsbild Abgeschlagenheit, Fieber, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust als Begleitsymptome. Rheuma kann aber auch mehrere Jahre ohne Erkrankungsanzeichen und somit auch ohne Beeinträchtigung des Alltags ablaufen.

Komplikationen

Rheuma oder eine rheumatoide Arthritis können verschiedene Komplikationen hervorrufen. Diese Gefahr besteht besonders dann, wenn eine geeignete Behandlung ausbleibt. Zu den häufigsten Folgeerscheinungen rheumatischer Erkrankungen zählen Schwellungen an den Fingergrund- und Fingermittelgelenken. Die Veränderung der Gelenke geht schleichend voran und kann bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Während sich einige Gelenke überstrecken, nehmen andere eine Beugefehlhaltung ein. Nicht selten kommt es auf der Gelenkstreckseite zur Bildung von sogenannten Rheumaknoten. Im angrenzenden Bereich leiden die betroffenen Personen häufig unter Knochenschwund (Osteoporose), wobei der Knochen seine Festigkeit verliert. Im Randbereich der Gelenke entstehen zudem Knochendefekte, die von der Medizin als Erosionen bezeichnet werden. Selbst mit Hilfe einer medizinischen Therapie lassen sich die Beschwerden oft nur lindern.

Eine weitere Komplikation stellt die Ausbreitung der Rheumaknoten in die Eingeweide dar. Oft zeigen sich die Knoten schmerzfrei, in manchen Fällen verursachen sie jedoch Beschwerden, wovon in erster Linie stark beanspruchte Körperregionen betroffen sind.

Schreitet das Rheuma weiter voran, wirkt sich dies negativ auf die Greiffunktionen der Hände aus. Dies kann wiederum die Pflegebedürftigkeit der Betroffenen zur Folge haben. So leiden rund zehn Prozent aller Rheuma-Patienten unter schweren Behinderungen. Im schlimmsten Fall tritt die Zerstörung der erkrankten Gelenke ein.

Ebenfalls zu den Rheuma-Folgeerkrankungen gehört das Karpaltunnelsyndrom. Dabei erfolgt eine Druckschädigung der Nerven durch die rheumatoide Arthritis, die neben Schmerzen auch Lähmungen der Handmuskeln hervorruft.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die ersten Anzeichen für eine rheumatische Erkrankung ist eine Morgensteifheit. Die Finger, Gelenke oder Füße lassen sich nur mühsam oder kaum bewegen. Die volle Beweglichkeit wird erst nach mehreren Minuten erreicht. Die betroffenen Bereiche schwellen häufig an. Zudem kommt es zu einem Hitzeempfinden und Verfärbungen der Haut. Ein Arzt sollte bereits bei den ersten Anzeichen aufgesucht werden, da Rheuma zu den chronischen Erkrankungen zählt.

Je eher eine medizinische Versorgung einsetzt, desto bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt es und die Geschwindigkeit des Krankheitsfortschritts kann beeinflusst werden. Allgemeine Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten oder Mobilität weisen auf eine Beeinträchtigung hin. Fehlhaltungen treten ein und geben Anlass zur Besorgnis. Sinkt die gewohnte körperliche Leistungsfähigkeit oder treten anhaltende Schmerzen auf, wird ein Arzt benötigt.

Die Konsultation eines Arztes ist nicht vonnöten, wenn es zu einer Überanstrengung des Organismus gekommen ist. In diesen Fällen stellt sich bereits nach einer ausreichenden Ruhephase sowie einem erholsamen Nachtschlaf eine Spontanheilung ein. Eine Ursachenforschung ist angezeigt, wenn die Beschwerden allmählich zunehmen, ein Krankheitsgefühl auftritt oder der Betroffene mit Nachtschweiß erwacht. Müdigkeit oder Deformierungen des Skelettsystems sollten einem Arzt vorgestellt werden. Treten Gelenkschmerzen in einer Ruheposition auf, ist dies ein Alarmsignal des Körpers, dem nachgegangen werden sollte.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmöglichkeiten für Rheuma sind dank der Forschung sehr vielfältig geworden und speziell auf die einzelnen rheumatischen Erkrankungen besser einsetzbar. Trotz allem steht im Akutfall Cortison (Kortison) als Medikament an erster Stelle. Cortison lässt die Entzündung abklingen. Der chronische Verlauf von Rheuma spricht ebenfalls sehr gut auf Cortison an. Mittlerweile gibt es neuartige Cortisonpräparate, die mit Ihre Wirkung in der Nacht einsetzen, so dass die morgendliche Steifheit geringer ausfällt.

Bringt Cortison nicht die erhoffte Linderung, so kommen Immunsuppressiva zum Einsatz. Dies sind Medikamente, die die natürliche Abwehrreaktion des Körpers gegen das eigene Gewebe hemmen. Durch den Einsatz von Immunsuppressiva kann die Cortisongabe verringert werden. Jeder Rheumatiker sollte zusätzlich seine Ernährung auf die Erkrankung umstellen. Da Cortison die Knochen entkalkt, sollte eine ausreichende Calciumzufuhr nicht fehlen. Ommega-3-Fettsäuren und Vitamin E haben eine positive Wirkung auf Rheuma. Spaziergänge, Schwimmen und Krankengymnastik lindern Schmerzen bei Rheuma.

Nachsorge

Um die Symptome von Rheuma zu lindern, muss der Betroffene seinen Lebensstil entsprechend anpassen. Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Rheumaforschung weiß heute, dass bestimmte Ernährungsmuster die Krankheit negativ beeinflussen und bereits aufgetretene Symptome verschlimmern können. Der Patient sollte zunächst ein normales Körpergewicht anstreben.

Rheumatische Erkrankungen erfordern eine vorwiegend pflanzliche Kost, ergänzt durch fettarme Milchprodukte und Fisch. Tierische Fette begünstigen Entzündungsvorgänge im Körper und sollten daher möglichst gemieden werden. Omega-3-Fettsäuren werden hingegen entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben und sollten dem Organismus in ausreichendem Maß zugeführt werden.

Rheumatiker sollten deshalb regelmäßig, etwa zweimal wöchentlich, fettreiche Seefische wie Hering, Makrele und Lachs in ihren Speiseplan integrieren. Omega-3-Fettsäuren finden sich auch in pflanzlichen Ölen, wie Raps-, Walnuss- oder Leinöl, die sich gut zum Kochen und Verfeinern von Salaten nutzen lassen. Um dem Körper ausreichend Flüssigkeit zuzuführen, eignen sich Wasser und ungesüßte Tees.

Der Alkoholkonsum sollte minimiert werden. Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, die Beweglichkeit und damit die Selbstständigkeit des Erkrankten zu erhalten. Moderate Sportarten wie Schwimmen und Radfahren stabilisieren das allgemeine Körpergefühl. Ausgedehnte Spaziergänge sind gelenkschonend und tragen ebenfalls zum Wohlbefinden des Patienten bei. Vielen Patienten hilft es, sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen auszutauschen und dadurch den psychischen Leidensdruck zu lindern.


Das können Sie selbst tun

Die Symptome von Rheuma können durch lebensstilabhängige Faktoren vom Patient selbst gelindert werden. Dabei spielt die Ernährung eine ganz zentrale Rolle. Rheuma-Forscher gehen davon aus, dass bestimmte Ernährungsmuster die Entstehung von Symptomen begünstigen bzw. bereits aufgetretene Symptome verschlimmern können. Dabei ist es erstrebenswert, ein normales Körpergewicht anzustreben. Bei der Auswahl von Lebensmitteln sollten Lebensmittel-Unverträglichkeiten und mögliche Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel kardiovaskuläre Erkrankungen, berücksichtigt werden.

Bei rheumatoiden Erkrankungen ist eine hauptsächlich pflanzliche Kostform in Kombination mit dem Verzehr fettarmer Milchprodukte und Fisch empfehlenswert. Tierische Fette aus Ei, Fleisch, Wurstwaren, Leber oder Butter enthalten hohe Mengen Arachidonsäure. Diese Fettsäure begünstigt Entzündungen im Organismus und sollte daher, insbesondere bei Rheuma, möglichst gemieden werden.

Entzündungshemmende Eigenschaften werden allen voran Omega-3-Fettsäuren zugesprochen. Diese sind vor allem in fettreichen Seefischen wie Hering, Lachs und Makrele enthalten. Menschen mit Rheuma sollten daher regelmäßig, etwa zweimal wöchentlich, Fisch in ihren Speiseplan integrieren. Weitere wichtige Lieferanten für Omega-3-Fettsäuren sind pflanzliche Öle aus Lein-, Raps- und Walnussöl. Diese eignen sich zum Verfeinern von Salaten oder zum Kochen. Rheuma-Patienten sollten darauf achten, ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tee zuzuführen und gleichzeitig ihren Alkoholkonsum möglichst gering halten.

Um die Selbstständigkeit und Bewegungsfähigkeit im Alltag aufrecht zu erhalten, sollten sich Rheuma-Patienten regelmäßig bewegen. Je nach Krankheitsverlauf und Beschwerden sind gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen zu empfehlen. Regelmäßige und großzügige Spaziergänge sind geeignete Alternativen.

Weiterhin können Rheuma-Patienten an Selbsthilfegruppen teilnehmen um mit anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen. Der regelmäßige Besuch von Selbsthilfegruppen hilft Patienten im Umgang mit Alltagsproblemen, gibt weitere individuelle Tipps und kann den psychischen Leidensdruck erheblich senken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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