Kielbrust
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Begriffe Kielbrust oder Hühnerbrust bezeichnen eine deutlich sichtbare Hervorwölbung des Brustbeins. Nur in seltenen Fällen führt dies zu körperlichen Problemen, wie etwa Fehlhaltungen. Sehr häufig ist eine Kielbrust jedoch eine erhebliche psychische Belastung für Betroffene, sodass in vielen Fällen eine ärztliche Betreuung nötig ist.
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Was ist eine Kielbrust?
Bei der Kielbrust, gemeinhin auch als Hühnerbrust bezeichnet, handelt es sich um eine Verformung des Brustbeins, welches sichtbar nach vorne gewölbt ist. Auch die Rippenansätze am Brustbein können nach vor gewölbt sein.
Das Hauptproblem beim Vorliegen einer Kielbrust ist nicht medizinischer sondern psychologischer Art. Nur selten macht eine Hühnerbrust körperliche Beschwerden, führt jedoch häufig zu psychologischen Problemen, wie etwa mangelndem Selbstbewusstsein. Die psychologische Belastung ist vor allem in der Pubertät nicht selten erheblich und erfordert häufig ärztliche Hilfe.
Aufgrund der Kielbrust kann es zu Fehlhaltungen und falschen Bewegungsabläufen kommen, welche physiotherapeutisch betreut werden müssen. Eine kielförmige Vorwölbung des Brustbeins tritt öfter bei Jungen bzw. Männern als bei Frauen auf.
Ursachen
Nur in Ausnahmefällen wird ein Kind mit einer Kielbrust geboren. Typischerweise entwickelt sich diese erst ab bzw. nach dem zehnten Lebensjahr. Die genauen Ursachen für die Entwicklung einer Kielbrust sind noch unklar.
Es wird angenommen, dass es bei Betroffenen zu einer übermäßigen Wölbung des Brustbeines kommt, weil Knorpel, die an den Rippen liegen zu stark wachsen und das Brustbein zwingen sich nach vor zu wölben. Was genau die Ursache für das übermäßige Wachstum der Knorpel ist, muss noch geklärt werden. Es dürfte jedoch eine gewisse genetische Vorbelastung eine Rolle spielen.
So wurde von Ärzten beobachtet, dass es innerhalb von Familien gehäuft zum Auftreten von Verformungen der Brust kommen kann. Die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Keilbrust ist also erhöht, wenn es bereits derartige Fälle in der Familie gibt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Kielbrust macht sich zunächst durch die charakteristische Wölbung des Brustbeins bemerkbar. Der Knochen ragt auffällig nach vorne, während der obere Teil der Brust abgeflacht sein kann. Diese Missbildung ruft Begleitsymptome wie Atemnot und Brustschmerzen hervor. Selten stellen sich schwerwiegende Verformungen ein, die einer eigenständigen Behandlung bedürfen.
Die Betroffenen klagen zudem häufig über eine eingeschränkte Lungenfunktion, die nicht nur das Atmen erschwert, sondern infolge der Sauerstoffunterversorgung auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit reduziert. Betroffene müssen regelmäßig Atempausen einlegen und sind meist nicht mehr in der Lage, sich sportlich zu betätigen. Zuletzt kann eine Kielbrust zu Fehlhaltungen führen.
Viele Erkrankte schämen sich für die Missbildung und versuchen diese, mit einer gestreckten Haltung zu kaschieren. Dies kann unter anderem zu Rückenschmerzen führen. Bei Kindern kann eine ausgeprägte Kielbrust das Wachstum behindern. Eine chronische Sauerstoffunterversorgung der Organe hat oft weitere Erkrankungen und Störungen zur Folge. Diese stellen eine große Belastung für die Betroffenen dar und rufen in der Folge psychische Beschwerden hervor. Die Kielbrust entwickelt sich üblicherweise erst nach dem zehnten Lebensjahr, meist beginnend mit der Pubertät. Eine angeborene Missbildung ist relativ selten.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose einer Kielbrust wird durch die eingehende Betrachtung des Patienten gestellt; dies nennt man dann Blickdiagnose. Die Abweichung von der Norm ist direkt und ohne weitere Untersuchungen vom Arzt erkennbar. Häufig wird zur Diagnosestellung auch noch eine Röntgenaufnahme angefertigt.
Dies ermöglicht dem behandelnden Arzt die übermäßige Wölbung des Brustbeins sowie den Knorpelwachstumsfehler an den Rippen genauer zu betrachten. Die Röntgenaufnahme sichert die Blickdiagnose. Grundsätzlich ist eine Kielbrust keine Krankheit, da sie in aller Regel ohne körperliche Symptome verläuft. In manchen Fällen können Schmerzen im Brustbereich auftreten. Auch das Schlafen auf dem Bauch wird manchmal als unangenehm empfunden.
Nur in Ausnahmefällen, bei denen eine schwere Verformung des Brustbeines vorliegt, kommt es zu Einschränkungen der Lungenfunktion. Betroffene kommen dann schnell außer Atem und müssen bei körperlichen Tätigkeiten mehr Atempausen als gewöhnlich einlegen.
Komplikationen
Nicht selten kommt es dadurch beim Patienten zu einem verringerten Selbstwertgefühl oder sogar zu Minderwertigkeitskomplexen. Auch Depressionen oder anderen psychische Belastungen können durch diese Krankheit auftreten. Weiterhin kann die Kielbrust zu Atembeschwerden führen, sodass die Betroffenen an einer erhöhten Atemfrequenz leiden. Auch die Belastbarkeit des Betroffenen sinkt dadurch ab und gewisse Tätigkeiten können eventuell nicht mehr durchgeführt werden.
Auch sportliche Aktivitäten sind beim Patienten gegebenenfalls eingeschränkt. Eine Behandlung der Kielbrust erfolgt nur dann, wenn es tatsächlich zu Beschwerden kommt. Dabei können Teile der Rippen und des Brustbeins entfernt werden, sodass sich die Beschwerden reduzieren. Oftmals ist eine psychologische Behandlung notwendig, falls es zum Beispiel zu Hänseleien oder zu Mobbing kommt. Es kommt dabei in der Regel nicht zu weiteren Komplikationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Kielbrust stellt aus medizinischer Sicht in den meisten Fällen keinen Anlass zur Besorgnis dar. Die körperlichen Funktionen der einzelnen Systeme des Organismus sind durch die Vorwölbung des Brustkorbs nicht beeinträchtigt. Eine Verkürzung der Lebenszeit oder Störungen der Herztätigkeit sind durch die Deformierung ebenfalls nicht gegeben. Für eine Diagnosestellung und eine gründliche Kontrolluntersuchung sollte ein Arzt bei den ersten Anzeichen der Entwicklung einer Hühnerbrust aufgesucht werden.
Im Normalfall ist anschließend kein weiterer Arztbesuch aufgrund der Kielbrust nötig. Die Ausnahme stellen Patienten dar, die neben der Kielbrust unter weiteren Fehlbildungen des Skelettsystems leiden. Kommt es zu Schiefhaltungen, einseitigen Belastungen oder Beschwerden des Muskelapparates, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei anhaltenden oder regelmäßig wiederkehrenden Verspannungen sowie einem Gefühl der Steifheit ist ein Arzt aufzusuchen. Ein allgemeines Unwohlsein, Verhaltensauffälligkeiten oder Änderungen der Persönlichkeit sind Hinweise, bei denen der Betroffene Hilfe benötigt.
Kommt es zu emotionalen und seelischen Problemen, ist ein Arztbesuch anzuraten. Schlafstörungen, eine innere Unruhe, Unterbrechungen der Konzentrationsfähigkeit, Stimmungsschwankungen oder ein depressives Auftreten sind weiterführende Beschwerden, die mit einem Therapeuten besprochen werden sollten. Unterstützung und Hilfe werden bei einem verminderten Wohlbefinden, einem sozialen Rückzug, partnerschaftlichen sowie Bindungsproblemen, Angstgefühlen oder Scham benötigt.
Behandlung & Therapie
Da eine Kielbrust meist keine gesundheitlichen Beschwerden verursacht, muss diese nicht unbedingt behandelt werden. Fühlt sich der Patient subjektiv nicht eingeschränkt, dann liegt kein Grund für etwaige Therapien vor, da eine Keilbrust medizinisch gesehen harmlos ist.
Leidet ein Patient unter der Deformation seiner Brust und entwickelt Selbstwertprobleme, sollte psychologische oder psychotherapeutische Hilfe angeboten werden. Eine psychotherapeutische Betreuung hilft vor allem den Patienten, bei denen die Keilbrust nicht sehr stark ausgeprägt ist und daher eine Operation aufgrund der Risiken nicht empfehlenswert ist. Bei Kindern, die noch wachsen, kann die Therapie mit einer Pelotte, also einer Bandage, sehr vielversprechend sein und eine Operation ersetzen. Ein solches Vorgehen ist langwierig und oft unangenehm und nur bei entsprechender Motivation des Betroffenen erfolgversprechend.
Liegt eine starke Verformung des Brustbeins vor, kann dies durchaus auch zu gesundheitlichen Problemen, wie etwa Atemnot, führen. Darüber hinaus leiden Betroffene sehr oft unter ihrem Aussehen. Besonders Kinder und Jugendliche mit einer Kielbrust werden oft gehänselt, wodurch das ohnehin bereits angeschlagene Selbstbewusstsein zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wird. In solchen Fällen ist eine Operation empfehlenswert.
Im Rahmen der Operation werden Teile des Brustbeins und der der Rippen entfernt. Nach dem Eingriff ist eine weitere Behandlung nötig, um die Lungenfunktion verbessern zu können.
Aussicht & Prognose
Die Prognose einer Kielbrust ist günstig. Im Normalfall kommt es trotz der Vorwölbung des Brustkorbes zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Daher handelt es sich um ein optischen Makel, der in den meisten Fällen keinen Krankheitswert besitzt. Häufig findet aus diesem Grund keine weitere Behandlung des Patienten statt. Die Lebenszeit ist nicht verkürzt und körperliche Folgeerkrankungen sind durch die Kielbrust unwahrscheinlich.
Die Prognose verschlechtert sich, wenn aufgrund der optischen Auffälligkeiten emotionale und seelische Probleme auftreten. Diese können zu der Entwicklung und Ausbildung einer psychischen Störung beitragen. Bei der Stellung der Gesamtprognose sind daher das Wohlbefinden und die psychische Stabilität mit zu berücksichtigen. Liegt eine psychische Erkrankung vor, kann sich dies erheblich auf die Gesundheit des Betroffenen auswirken. Neben Verhaltensauffälligkeiten, Wandlungen der Persönlichkeit sowie einer verschlechterten Lebensqualität, kann es zu Angststörungen oder Bindungsproblemen kommen.
In seltenen Fällen führt die Kielbrust zu einer Atemnot oder Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit. Entscheidet sich der Patient aufgrund der körperlichen Einschränkungen oder der seelischen Belastung zu einem operativen Eingriff, kann eine deutliche Veränderung und damit Optimierung der Optik des Brustkorbes erfolgen. Im Regelfall treten bei der Operation keine weiteren Komplikationen auf. Dennoch ist jeder Eingriff sowie eine Veränderung des menschlichen Körperbaus mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden.
Vorbeugung
Erfolgsversprechende Maßnahmen zur Vorbeugung einer Kielbrust gibt es keine, da noch nicht klar ist, was die eigentliche Ursache für das übermäßige Wachstum der Rippenknorpel ist.
Nachsorge
Inwiefern eine Nachsorge notwendig wird, hängt von der gewählten Therapiemaßnahme und dem individuellen Beschwerdeempfinden ab. Im günstigsten Fall besteht lediglich ein optischer Makel, der zu keinem körperlichen Leiden führt. Dann kann eine Nachsorge nicht angezeigt sein. Der Patient führt nach erhaltener Diagnose sein Leben fort. Anders verhält es sich, wenn sich durch die Kielbrust ein seelisches Leiden einstellt.
Dann ist eine Psychotherapie notwendig. Sie führt in den meisten Fällen zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins und kann mitunter mehrmals erfolgen. Nur in seltenen Fällen wird zu einer Operation geraten. Diese Behandlung lässt erwarten, dass nach einiger Zeit Patienten vollkommen beschwerdelos ihr Leben weiterführen. Die Kielbrust ist dann verschwunden. Ein Wiederauftreten ist genauso ausgeschlossen wie Alltagsbeschwerden.
Bis dahin können allerdings Monate oder Jahre vergehen. Unmittelbar nach einer Operation besteht die Nachsorge aus einer Atem- und Krankengymnastik. Die Stabilisierung des Körpers wird über eine Druckpelottenbandage erreicht. Weiterhin spielen die Verbesserung der Beweglichkeit und Stärkung der Muskulatur eine bedeutende Rolle. Die Nachsorge erfolgt meist ambulant. Zur Beurteilung des Therapieerfolgs veranlasst der behandelnde Arzt Röntgenaufnahmen. Planmäßige Nachuntersuchungen finden für gewöhnlich in einem immer größeren Abstand statt. Sie enden sobald das gewünschte Ergebnis erreicht wurde.
Das können Sie selbst tun
Sollte die Kielbrust bereits eine sichtbare Fehlhaltung hervorgerufen haben, bedarf dies einer [Physiotherapie|physiotherapeutischen Behandlung]]. Bewusstes Gehen und Übungen aus dem Yoga oder der Krankengymnastik sind Möglichkeiten, die Fehlhaltung zuhause oder unterwegs zu korrigieren. Meist dauert es allerdings Monate oder sogar Jahre, bis die Haltung wieder normal ist. Zudem ist immer auch eine medikamentöse Therapie vonnöten, da eine Fehlhaltung in der Regel mit Schmerzen verbunden ist.
Die Kielbrust selbst kann langfristig nur durch einen operativen Eingriff korrigiert werden. Betroffene, die das Leiden chirurgisch behandeln lassen möchten, sollten sich frühzeitig um eine ärztliche Untersuchung bemühen und die notwendigen Schritte veranlassen.
Quellen
- Laux, G.; Möller, H.: Memorix Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2011
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004