Kombinationstherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Kombinationstherapie ist das Gegenteil der Monotherapie und bezeichnet einen Behandlungsweg, der gleichzeitig mehrere verschiedene Therapierichtungen oder Wirkstoffe umfasst, um zur selben Zeit gegen mehrere Faktoren einer Krankheit vorgehen zu können.
Vor allem für die Behandlung von HIV-Patienten spielt die Kombinationstherapie eine Rolle, wobei in diesem Fall von einer hochaktiven, antiretroviralen Therapie die Rede ist, die die Vermehrung der Viren stoppt, damit die Progression der Erkrankung unterbindet oder zumindest verschleppt und so das Leben der Patienten verlängern kann. Kombinationstherapien sind in der Regel mit einer weitaus höheren Nebenwirkungsrate verbunden als Monotherapien, wobei die einzelnen Wirkstoffe vorab genaustens auf ihre Wechselwirkungen und ihre allgemeine Kombinierbarkeit getestet werden müssen.
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Was ist die Kombinationstherapie?
Die Medizin versteht unter der Kombinationstherapie eine Behandlungsform, die gleichzeitig mehr als einem Therapieprinzip folgt. Meist handelt es sich dabei um medikamentöse Behandlungen, die auf mehr als nur einen Wirkstoff ausgerichtet sind. Diese Art der Medikamentengabe kann zwei verschiedene Medikamente umgreifen oder einem Kombinationspräparat entsprechen, das mehr als einen Wirkstoff trägt.
Das Gegenteil einer solchen Behandlungsform wird als Monotherapie bezeichnet und beschränkt sich auf einen Wirkstoff. Kombinationstherapien lassen sich in mehrere Unterformen differenzieren. Die bekanntesten sind die Triple- und die Quadruple-Therapie. Während bei der Triple-Therapie drei Arzneistoffe zum Einsatz kommen, beinhaltet die Quadruple-Therapie gleichzeig vier Wirkstoffe. Für die erste Gruppe ist die Helicobacter-pylori-Eradikation zur möglichst vollständigen Beseitigung des Helicobacter-Bakteriums eines der bekanntesten Beispiele.
Daneben ist auch die lebesnverlängernde HIV-Therapie zuweilen eine Triple- und teilweise sogar eine Quadruple-Therapie. Der größte Vorteil jeder Kombinationstherapie besteht in der gleichzeitigen Einwirkung auf verschiedene Krankheitsparameter. Der größte Nachteil liegt, verglichen mit der Monotherapie, andererseits in den meist hohen Nebenwirkungen der Behandlungsform.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Kombinationstherapie spielt in der gegenwärtigen Medizin insbesondere eine Rolle bei der Behandlung von HIV-Patienten. Die effektivste Behandlungsform im Kampf gegen den HIV-Virus entspricht gegenwärtig einer hochaktiven antiretroviralen Therapie, die auf mindestens drei verschiedene Medikamente setzt. Alle drei Medikamente enthalten antiretrovirale, also virenblockierende Wirkstoffe. Normalerweise werden zwei nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren eingesetzt und zusammen mit einem nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer oder Proteasehemmern kombiniert.
Oft wird die Wirksamkeit von letzterem zusätzlich über eine Boosterung angehoben. Diese Kombination kann die Vermehrung der Viren so weit begrenzen, dass sich HIV fortan nicht mehr direkt nachweisen lässt und das Leben der Patienten durch eine dauerhafte, wenn auch nicht immer vollständige Wiederherstellung der Immunfunktionen verlängert werden kann. Viele typische Symptome von HIV gehen im Zuge der Therapie zurück und das Risiko für eine Progression der Erkrankung wird minimiert.
Ähnlich dieser Kombinationstherapie kommen auch bei der Helicobakter-pyori-Eradikation drei verschiedene Medikamente zum Einsatz. Meist wird im Zuge dieser Maßnahme Amoxicillin mit Clarithromycin und Protonenpumpeninhibitoren kombiniert, aber auch die Kombination von Amoxicillin, Metronidazol und Protonenpumpeninhibitoren ist denkbar. Ein dritter Weg ist die gleichzeitige Gabe von Metronidazol, Clarithromycin und Protonenpumpeninhibitoren. Neben diesen Kombinationstherapien wird zum Beispiel auch bei Epilepsie, bei Blutdruckerkrankungen oder Diabetes des Typ II oft auf Kombinationstherapien zurückgegriffen.
Auch für Erkrankungen wie Hepatitis C, ADHS, Herzrhythmusstörungen und komplexe Tumore können sich Kombinationstherapien aber als sinnvoll erweisen. In der Regel gilt der Grundsatz: je komplexer und vielseitiger die Erkrankung, desto sinnvoller auch eine Therapieform mit mehreren Wirkstoffen, da gerade komplexe Erkrankungen im Normalfall vielerlei unterschiedliche Faktoren beinhalten, denen sich über einen einzigen Wirkstoff meist nicht ausreichend begegnen lässt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Bei der Triple-Therapie für HIV-Kranke ist der Nutzen in der Regel zum Beispiel deutlich höher angesiedelt, als die Risiken. Die meisten Patienten vertragen die seit 1996 bestehende Therapiemethode über viele Jahre hinweg äußerst gut. Trotzdem können für diesen Behandlungsweg Nebenwirkungen wie Völlegefühl, Erbrechen oder Durchfall auftreten. Auch eine leichte Erhöhung der Leberwerte kann vorkommen, da den Medikamenten teilweise lebertoxische Eigenschaften innewohnen, die allerdings in nur äußerst seltenen Fällen tatsächliche Leberschäden verursachen.
Auch Nierenfunktionsstörungen sind denkbar und Neuropathien, Schlafstörungen sowie Alpträume können im Laufe der Behandlung eintreten. Allergien und Fettverteilungsstörungen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen. Die Liste dieser Nebenwirkungen lässt sich selbstverständlich nicht auf Kombinationstherapien zu anderen Krankheiten übertragen, die gänzlich andere Wirkstoffe und somit Auswirkungen auf den Körper umgreifen.
Die Aufzählung soll daher lediglich der Veranschaulichung für allgemein erhöhte Nebenwirkungen bei Kombinationstherapien dienen. Gerade wenn eine Kombinationstherapie über einen längeren Zeitraum angewandt wird, entwickeln Patienten häufig Resistenzen gegen einen der eingesetzten Wirkstoffe. Daher wird permanent und für jeden kombinationstherapeutischen Weg nach anderen Wirkstoffen geforscht, die sich ohne Risiken miteinander kombinieren lassen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003
- Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012