Helicobacter pylori

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das häufig auf der menschlichen Magenschleimhaut zu finden ist. Die Infektion mit Helicobacter pylori stellt einen wichtigen Risikofaktor für Entzündungen, Geschwüre und Krebs im Magen- und Darmbereich dar. Eine Besiedlung mit Helicobacter pylori lässt sich durch orale Antibiotika bekämpfen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Helicobacter pylori?

Helicobacter pylori ist ein Stäbchenbakterium, das den menschlichen Magen besiedeln kann. Mit einer Häufigkeit von ca. 50 % ist die Helicobacter-pylori-Infektion eine der häufigsten chronischen bakteriellen Infektionen. Klicken, um zu vergrößern.

Helicobacter pylori ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das den menschlichen Magen besiedelt. Es handelt sich um den mit Abstand wichtigsten humanpathogenen Erreger der Gattung Helicobacter.

Der Name Helicobacter pylori leitet sich vom spiralförmigen Aussehen der Bakterien und vom Magenpförtner (Pylorus) ab. Das Bakterium besitzt Geißeln zur Fortbewegung und spezielle Haftstrukturen für die Einnistung. Entdeckt wurde Helicobacter pylori 1983 von den australischen Forschern Robin Warren und Barry Marshall.

Die weitreichende klinische Bedeutung des Bakteriums wurde allerdings erst im folgenden Jahrzehnt offenbar. 2005 erhielten die Entdecker von Helicobacter pylori den Nobelpreis für Medizin.

Bedeutung & Funktion

In westlichen Ländern sind etwa 20% aller 40-Jährigen mit Helicobacter pylori infiziert. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Prävalenz an, sodass sie bei den 60-Jährigen bereits 50% beträgt. In Entwicklungsländern finden sich noch weit höhere Infektionsraten. Insgesamt gelten 30%-50% der Weltbevölkerung als infiziert. Es handelt sich somit um eine der häufigsten chronischen bakteriellen Infektionen überhaupt.

Das Bakterium gelangt vermutlich auf fäkal-oralem Weg über verunreinigtes Wasser oder verunreinigte Nahrung in den Magen. Diskutiert werden auch oral-orale und gastro-orale Infektionswege (z. B. Kontakt mit infiziertem Erbrochenem). Sobald es einmal in den Magenvorhof gelangt ist, kann sich Helicobacter pylori mithilfe seiner Geißeln über die gesamte Magenschleimhaut ausbreiten. Dabei verfügt es über zwei Mechanismen, um sich vor der antibakteriell wirksamen Magensäure zu schützen: Zum einen nistet es sich innerhalb oder unterhalb der Schleimschicht ein, mit der die Magenschleimhaut sich selbst vor ihrem sauren Sekret schützt.

Zum anderen spaltet Helicobacter pylori mithilfe des Enzyms Urease Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid. Das basische Ammoniak neutralisiert die Magensäure und hebt den pH-Wert in der unmittelbaren Umgebung von Helicobacter pylori an. Neben der Urease besitzt das Bakterium weitere Enzyme und Zellgifte, welche die Epithelzellen des Magens angreifen und die Magensaftproduktion steigern. Wird die Magenschleimhautbarriere zusätzlich durch weitere Faktoren wie Medikamente, Alkohol oder Stress angegriffen, entstehen Geschwüre, v. a. im Bereich des Magenpförtners und des Zwölffingerdarms (Duodenum).

Dass Helicobacter pylori eine positive Funktion im menschlichen Organismus erfüllt, ist nicht bekannt. Das menschliche Immunsystem ist nicht in der Lage, den Keim zu eliminieren. Unbehandelt bleibt die Infektion mit Helicobacter pylori daher lebenslang bestehen.


Krankheiten

Eine Infektion mit Helicobacter pylori kann bei intakter und widerstandsfähiger Magenschleimhaut unauffällig verlaufen. Das Bakterium gilt jedoch als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung von Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) sowie von Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwüren.

Die Gastritis Typ B (bakterielle Form) wird in 90% der Fälle von Helicobacter pylori hervorgerufen. Bei Magengeschwüren werden rund 75%, bei Zwölffingerdarmgeschwüren sogar so gut wie 100% aller Fälle auf den Erreger zurückgeführt. Bei chronischen Magenbeschwerden wird daher heute routinemäßig auf Helicobacter pylori-Befall getestet. Den sichersten Nachweis liefert eine endoskopische Biopsieentnahme mit anschließender histologischer Untersuchung. In der Gewebeprobe kann v. a. die Urease durch den einfach durchführbaren Helicobacter-Urease-Test nachgewiesen werden.

Nicht-invasive Methoden sind ein Atemgastest sowie Antikörpernachweise im Serum oder im Stuhl. Antikörpertests eignen sich jedoch eher für epidemiologische Untersuchungen und weniger für die akute klinische Diagnostik. Wird bei einem Patienten Helicobacter pylori nachgewiesen, kann eine Antibiotika-Therapie die Besiedlung vollständig ausräumen. Üblich sind eine sogenannte Triple-Therapie oder eine Quadruple-Therapie. Dabei werden Antibiotika mit Protonenpumpenhemmern und im Falle der Quadruple-Therapie mit Bismutsalz kombiniert.

Eine radikale Ausräumung ist sinnvoll, da Helicobacter pylori langfristig die Entstehung von Krebs begünstigt. Die WHO stuft Helicobacter pylori seit 1994 als Kanzerogen I. Ordnung ein. Das Bakterium gilt als wichtiger Risikofaktor für Magenkarzinome und MALT-Lymphome (Krebserkrankungen des mukosa-assoziierten Lymphgewebes). Seit einiger Zeit wird auch an Impfstoffen gegen Helicobacter pylori geforscht.

Quellen

  • Buselmaier, W.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin Heidelberg 2006
  • Graw, J. et al.: Genetik. Springer, Berlin Heidelberg 2005
  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

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