Herzinfarkt
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Herzinfarkt, Herzanfall oder Myokardinfarkt ist oftmals eine lebensbedrohliche und akute Krankheit des Herzens. Dabei kommt es zum Absterben (Infarkt) von Herzgewebe bzw. Herzmuskel (Myokard). Die dann folgende Durchblutungsstörung (Ischämie) führt zum bekannten Herzinfarkt.
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Was ist ein Herzinfarkt?
Als Herzinfarkt wird eine Erkrankung des Herzens bezeichnet, die für den Menschen lebensbedrohlich ist. Man bezeichnet diesen umgangssprachlich auch als Herzanfall oder Myokardinfarkt. In der Humanmedizin wird die Abkürzung AMI (sogenanntes acute myocardial infarction) für den Herzinfarkt genutzt. Doch was genau versteht man unter einem Herzanfall? Ein Teil des Herzmuskels (sogenanntes Myokard) stirbt durch den Verschluss eines der drei Herzkranzgefäße ab.
Dies geschieht aufgrund einer Durchblutungsstörung, die regelmäßig über einen Zeitraum von länger als 20 Minuten auftritt. Meistens geschieht dies durch ein Blutgerinnsel, welches eines der Herzkranzgefäße bei einem Herzinfarkt verstopft. Das Blut kann dort nun nicht mehr zirkulieren. Die Folge ist eine Unterbrechung der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr zum Herzen. Ist es nicht möglich, diesen Verschluss des Herzmuskels wieder zu öffnen, stirbt der Teil des Herzmuskels ab, der eigentlich von diesem Gefäß versorgt werden sollte.
Ursachen
Doch welche Ursachen gibt es für einen Herzinfarkt? In den Industrieländern kommt eine derartige Erkrankung des Herzens immer häufiger vor. Bezogen auf Deutschland, erleiden etwa 250.000 Menschen jedes Jahr einen Herzinfarkt. Ganze 50 Prozent dieser neu-erkrankten Patienten sterben innerhalb von vier Wochen nach dem Erleiden eines Herzinfarktes.
Verschiedene Risikofaktoren begünstigen eine Erkrankung des Herzmuskels: so beispielsweise Übergewicht, Bewegungsmangel, aber auch das Konsumieren von Nikotin. Weitere altersunabhängige Faktoren können sein: Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ein zu hoher Blutdruck oder aber auch eine familiäre Belastung (insbesondere Herzerkrankungen bei nahen Blutsverwandten).
Ein weiter zunehmender Risikofaktor ist zudem der Stresspegel. Plötzliche Belastungen und/oder extreme Stresssituationen, die eine starke Schwankung des Blutdrucks zur Folge haben, können einen Herzinfarkt auslösen. Etwa 40 Prozent aller Herzinfarkte werden morgens (in einem Zeitraum von 6 bis 10 Uhr) und vor allem auch an Montagen registriert.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Charakteristisch für einen Herzinfarkt sind plötzlich auftretende Schmerzen hinter dem Brustbein, die rasch an Intensität zunehmen und über längere Zeit anhalten. Häufig strahlen die Schmerzen in den linken Arm (selten auch in den rechten), in die Schulter, den Oberbauch oder den Unterkiefer aus.
Daneben treten typischerweise ein Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, oft auch Schwindel, Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen auf. Der Patient ist blass und kaltschweißig, er leidet unter starker Unruhe bis hin zur Todesangst. Die Höhe des Blutdrucks lässt keinen sicheren Rückschluss auf einen Herzinfarkt zu: Er kann aufgrund der eingeschränkten Herztätigkeit absinken, infolge einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen aber ebenso erhöht sein.
Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt oftmals weniger auffällig und wird daher in vielen Fällen nicht oder zu spät als solcher erkannt. Brustschmerzen treten seltener auf, meist stehen Atemnot, ein Druckgefühl im Brustbereich, Übelkeit und Erbrechen im Vordergrund. Häufig klagen Betroffene über Schmerzen im Oberbauch, die nicht selten als Magenbeschwerden fehlinterpretiert werden. Auch hinter einem Ohnmachtsanfall ohne weitere Symptomatik kann sich ein Herzinfarkt verbergen.
Bei beiden Geschlechtern können schon längere Zeit vor dem Infarkt unter Belastung auftretende Atemnot, Brustschmerzen und ein Engegefühl in der Brust auf eine beginnende Durchblutungsstörung des Herzens hinweisen.
Verlauf
Wie erkenne ich das Auftreten eines Herzinfarktes? Zumeist äußert sich das Auftreten eines Herzinfarktes durch Brustschmerzen unterschiedlicher Stärke und Qualität, je nachdem, wie es die erkrankte Person empfindet. Das Gefühl eines starken Drucks hinter dem Brustbein oder aber ein Gefühl der Enge (Beklemmung) im gesamten Bereich des Brustkorbs sind typische Anzeichen eines Herzinfarktes.
Die empfundenen Schmerzen wirken sich meist auch auf den linken Arm, die Schulter, den Hals, den Oberbauch oder den Rücken aus. Zumeist tritt dieser Schmerz mehr als 20 Minuten anhaltend auf.
Begleiterscheinungen eines Herzinfarktes sind nicht selten Schweißausbrüche, Übelkeit oder gar Erbrechen. Das Auftreten gefährlicher Herzrhythmusstörungen in der sogenannten Akutphase eines Herzinfarktes machen auch kleinere Infarkte lebensbedrohlich.
Insbesondere bei Frauen treten andere Symptome für einen Herzinfarkt hinzu: Atemnot, Allgemeine Schwäche, Magenverstimmung und körperliche Erschöpfungszustände.
Komplikationen
Durch den Herzinfarkt kommt es zu sehr schweren und lebensgefährlichen Beschwerden und Komplikationen, die nicht selten zum Tode des Patienten führen. In der Regel ist auch nach der Behandlung des Herzinfarktes die Lebenserwartung des Betroffenen stark verringert. Die weiteren Beschwerden hängen stark davon ab, wie lange nach dem Infarkt die Behandlung eintritt.
Bei einer frühzeitigen Behandlung wird das Risiko von irreversiblen Folgeschäden minimiert. Der Betroffene leidet beim Herzinfarkt an starken Schmerzen in der Brust und an Angstgefühlen. Es kommt zu Schweißausbrüchen und zu Panikattacken. Nicht selten erbrechen die Betroffenen und verlieren das Bewusstsein. Dabei kann es durch einen Sturz zu schweren Verletzungen kommen.
Im weiteren Verlauf des Infarktes kommt es zu Schäden am Gehirn und zum Absterben von Gewebe im gesamten Körper. Dadurch können Regionen im Gehirn irreversibel geschädigt werden und Organe können absterben. Die Schäden im Gehirn führen dann zu Einschränkungen im Denken und Handeln des Patienten und gegebenenfalls zu Bewegungseinschränkungen. Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Medikamente oder anhand eines operativen Eingriffs. Nicht selten kommt es durch den Herzinfarkt allerdings zum Tode des Patienten, falls die Behandlung nicht früh genug eingeleitet werden kann.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da ein Herzinfarkt einen medizinischen Notfall darstellt, ist bei dessen Eintreten sofort ein Rettungsdienst zu alarmieren. Der Betroffene schwebt in einer akuten Lebensgefahr, die unverzügliches Handeln notwendig macht. Ohne eine schnelle und professionelle ärztliche Versorgung des Patienten kommt es innerhalb kurzer Zeit zu dessen Ableben.
Bis zum Eintreffen des Notarztes ist den Anweisungen des Rettungsdienstes Folge zu leisten, um das Überleben des Patienten zu sichern. Insbesondere eine ausreichende Beatmung muss gewährleistet sein, damit die Folgeschäden möglichst gering gehalten werden. Ratsam ist es jedoch, bereits bei Warnhinweisen eines Herzinfarktes einen Arzt zu konsultieren.
Leidet der Betroffene über einen längeren Zeitraum unter Herzrasen, einem Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen, sind diese rechtzeitig untersuchen und kontrollieren zu lassen. Bei Schmerzen in der Brust oder einem Ziehen in den linken Oberarm sollte eine medizinische Abklärung der Beschwerden erfolgen. Fühlt sich der Betroffene unwohl, klagt er über ein allgemeines Krankheitsgefühl oder anhaltende Schwäche, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Eine Kontrolluntersuchung ist bei Abfall des gewohnten Leistungsniveaus, einem auffallenden Rückgang körperlicher Möglichkeiten oder dem Gefühl eines Burnouts zu empfehlen. Kommt es zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Störungen der Aufmerksamkeit, ist ein Arzt zu konsultieren. Ein Druckgefühl im Brustkorb gilt als ungewöhnlich und sollte untersucht werden.
Behandlung & Therapie
Aber auch nach einem Herzinfarkt stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die alle zum Ziel haben (sollten), den geschädigten Herzmuskel zu entlasten, ebenso jedoch auch, eine weitere Ausdehnung des Infarktes zu vermeiden und die Durchblutung wieder herzustellen. Natürlich lassen sich nachfolgende Behandlungsmethoden auch miteinander kombinieren, um das Ergebnis zu steigern:
1. Blutverdünnende Therapie (oft werden dazu Aspirin und Heparin genutzt).
2. Betablocker, die zur direkten Entlastung des Herzmuskels führen.
3. Medikamente zur Senkung des Blutdrucks, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel.
4. Die Öffnung des durch den Herzinfarkt verschlossenen Gefäßes kann durch die sogenannte Lysetherapie erfolgen oder aber durch die Ballondilatation mit Hilfe einer Herzkatheteruntersuchung.
Aussicht & Prognose
Die Prognose eines Herzinfarkts ist gebunden an den Zeitpunkt der medizinischen Versorgung. In den meisten Fällen muss der Patient sofort notfall- sowie intensivmedizinisch behandelt werden, damit das Überleben gesichert wird. Das Risiko eines tödlichen Verlaufs ist bei einem Herzinfarkt sehr groß. Mit zunehmenden Alter erhöht sich die Sterberate immens. Patienten in einem Alter über 75 Jahre unterliegen einer dreimal so hohen Sterbewahrscheinlichkeit wie durchschnittlich Erwachsene.
Zudem kommt es meist durch einen Herzinfarkt zu lebenslangen Beeinträchtigungen sowie gesundheitlichen Beschwerden. Neben Lähmungserscheinungen, Funktionsstörungen sowie psychischen Belastungen kann es zum Verlust des Arbeitsplatzes und starken Einschränkungen der gewohnten Lebensführung kommen. Die allgemeine Lebensgestaltung muss verändert und an die Gegebenheiten des Patienten angepasst werden.
Die medizinische Versorgung in ersten beiden Stunden nach dem Herzinfarkt sind entscheidend für den weiteren Verlauf. Gelingt es, das Kammerflimmern zu stoppen und die Herzrhythmusstörungen zu korrigieren, hat der Patient eine gute Langzeitprognose.
Entwickelt sich eine Herzschwäche oder kommt es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Herzkranzgefäße, verschlechtert sich die Prognose. Innerhalb von zwei Jahren nach einem Herzinfarkt versterben ungefähr 5-10 % der Patienten an einem plötzlichen Herztod. Bei einer gesunden Lebensweise, optimaler Ernährung und Vermeidung von Stress verbessert sich die Aussicht.
Vorbeugung
Wie kann man das Risiko eines Herzinfarktes reduzieren bzw. vorbeugen? Mit Hilfe folgender Punkte kann das Risiko eines Herzinfarkts deutlich gesenkt werden:
1. Man sollte regelmäßig seinen Blutdruck messen (lassen). Insbesondere Erwachsene ab einem Alter von 40 Jahren sollten mindestens einmal jährlich ihren Blutdruck überprüfen lassen, Ein zu hoher Blutdruck belastet das Herz. Werte unter 130 zu 80 gelten als gut.
2. Man sollte sich gesund ernähren. Eine bewusste und gesunde Ernährung verringert das Risiko eines Herzinfarktes. Auf gesättigte Fettsäuren vor allem in tierischen Produkten wie Butter, ahne, Schweinefleisch u. a. sollte verzichtet werden, da diese den Cholesterinspiegel im Blut ansteigen lassen.
3. Man sollte ausreichend Sport treiben. Insbesondere leichte Sportarten der Ausdauer wie Nordic Walking, Radfahren oder auch Schwimmen verringern das Infarkt-Risiko.
4. Sofern man übergewichtig ist, sollte man dieses Übergewicht senken. Bereits 10 Kilo zu viel haben eine negative Auswirkung auf unsere Gesundheit, sowohl der Blutdruck als auch die Blutfettwerte erhöhen sich.
5. Man sollte sich selbst ein Rauchverbot erteilen. Bereits sechs Zigaretten pro Tag verdoppeln das Risiko eines Herzinfarktes, also Finger weg davon!
6. Man sollte zudem Stress möglichst vermeiden. Im Grunde hält der Körper Stresssituationen durchaus stand, dennoch sollte man es hier nicht übertreiben, da diese zu Bluthochdruck führen können.
Nachsorge
Das Wichtigste nach einem Herzinfarkt ist es, weitere Attacken zu vermeiden. Der Patient muss sich bewusst sein, dass die Grunderkrankung, die zum Herzinfarkt geführt hat, immer noch vorhanden ist. Hauptursache ist zumeist eine Arteriosklerose. Diese betrifft jedoch nicht nur das Herz, sondern die Gefäße des gesamten Körpers. Die Ausschaltung von Risikofaktoren ist deshalb eines der wichtigsten Ziele in der Nachsorge bei einem Herzinfarkt.
Zumeist ist eine grundlegende Änderung des Lebenswandels notwendig. Dass das Rauchen unter Umständen aufgegeben werden muss, steht hier an erster Stelle. Rauchen verursacht zusätzlich eine Verengung der ohnehin schon belasteten Gefäße und gilt als Risikofaktor Nummer 1. Sport und Bewegung sorgen dafür, dass der Körper ein besseres Stoffwechselergebnis hat.
Nicht zuletzt ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung nach einem Herzinfarkt wichtig. Medizinisch gesehen sollten vor allem die Blutwerte im Auge behalten werden, besonders die Cholesterinwerte sollten regelmäßig kontrolliert werden. Falls auch ein Bluthochdruck diagnostiziert wurde, sollte dieser entsprechend medikamentös eingestellt werden, da es sonst zu weiteren Gefäßschädigungen kommen kann.
Auch sollten Diabetes-Kontrollen durch den behandelnden Arzt erfolgen. Durch den Ausschluss der Risikofaktoren wird die Gefahr einer erneuten Herzattacke minimiert, jedoch muss sich der Patient stets bewusst sein, dass die Grunderkrankung weiterhin besteht und die genannten Maßnahmen konsequent in seinen Lebensalltag eingebaut werden.
Das können Sie selbst tun
Ein akuter Herzinfarkt ist eine lebensbedrohliche Situation in der sofort der Notarzt gerufen werden muss. Patienten können aber dazu beitragen, dass es gar nicht so weit kommt und bereits bei den ersten Frühwarnzeichen einen Arzt konsultieren.
Ein Herzinfarkt kündigt sich fast immer an. Häufig haben die Betroffenen Schmerzen in der Brust, die als beklemmend beschrieben werden und empfinden einen starken Druck hinter dem Brustbein. Spätestens sobald der Schmerz beginnt, in den linken Arm oder die Schulter auszustrahlen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Frauen treten oftmals etwas andere Symptome auf. Die Schmerzen in der Brust gehen dann mit Atemnot, Magenverstimmungen und einem Gefühl allgemeiner Erschöpfung einher.
Herzinfarkt ist noch immer eine männlich besetzte Krankheit, weshalb viele Ärzte das Risiko bei Frauen unterschätzen. Patientinnen, die die beschriebenen Symptome bei sich beobachten, sollten deshalb explizit auf die Möglichkeit eines Herzinfarkts hinweisen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Person einer Risikogruppe angehört oder bereits andere Familienmitglieder einen Herzinfarkt erlitten haben.
Zu den Risiken, die die Gefahr einen Herzinfarkt zu erleiden deutlich steigern, zählen eine ungesunde Lebensweise, insbesondere Übergewicht, zu wenig körperliche Bewegung, übermäßiger Verzehr tierischer Produkte (Fleisch, Wurstwaren, fetter Käse, Butter, Sahne) sowie regelmäßiger hoher Alkohol- und Nikotinkonsum. Das Vermeiden dieser Risikofaktoren stellt die beste Selbsthilfemaßnahme gegen Herzinfarkt dar. Wer an hohem Blutdruck leidet, sollte diesen außerdem regelmäßig von einem Arzt kontrollieren lassen.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004