Betablocker

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Betablocker, auch bekannt als Beta-Rezeptorenblocker oder Beta-Adrenorezeptor-Antagonisten, sind eine Gruppe von Arzneistoffen, die im Organismus die Wirkung der Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin hemmen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Betablocker?

Bei arteriellem Bluthochdruck werden Betablocker oft in Kombination mit anderen Blutdrucksenkern, zum Beispiel Diuretika, verschrieben.

Diese beiden Überträgersubstanzen, die auch als "Stresshormone" bekannt sind, binden im Körper an die ß-Rezeptoren verschiedener Organe und lösen dadurch teils physiologisch wichtige, teils krankhafte Vorgänge aus. Betablocker besitzen ähnliche chemische Strukturkomponenten wie Adrenalin und Noradrenalin, wodurch sie als kompetitive Antagonisten deren Rezeptoren besetzen können, ohne die entsprechenden Wirkungen auszulösen.

Sie können grob in ß1-selektive und nicht-selektive Betablocker eingeteilt werden. Erstere zeichnen sich durch eine höhere Herz-Selektivität aus, da die Dichte des Rezeptoren-Subtyps ß1 am Herzen besonders hoch ist.

Dies ist bei den meisten Indikationen eine gewünschte Eigenschaft, Wirkstoffbeispiele sind Atenolol, Bisoprolol, Metoprolol und Nebivolol. Die nicht-selektiven Betablocker wie Propranolol, Timolol und Sotalol haben sich bei anderen Anwendungsgebieten bewährt.

Medizinische Wirkung & Anwendung

Die häufigste medizinische Anwendung der Betablocker bezieht sich auf das Herz-Kreislauf-System. Durch die Blockade der ß-Rezeptoren senken Betablocker die Kontraktionskraft und Erregbarkeit des Herzens sowie seine Schlagfrequenz, was zu einem Blutdruckabfall führt. Bei arteriellem Bluthochdruck werden Betablocker oft in Kombination mit anderen Blutdrucksenkern, zum Beispiel Diuretika, verschrieben.

Im Gegensatz zu den Wirkstoffgruppen der ACE-Hemmer, Diuretika und AT1-Antagonisten können ß1-selektive Betablocker wie Metoprolol auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Auch bei der koronaren Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und zur Herzinfarktprophylaxe werden Betablocker verschrieben.

Betablocker senken außerdem die Kammerwasserproduktion am Auge durch Senkung der Kammerwassersekretion und können daher auch zur Therapie des Glaukoms genutzt werden (Timolol). Metoprolol und Propranolol werden des Weiteren als Mittel der ersten Wahl bei der Migräneprophylaxe angewendet. Weitere Indikationen sind Schilddrüsenüberfunktion, Tremor und Phäochromozytom, ein Katecholamin-produzierender Tumor der Nebenniere.

Wechselwirkungen

Die meisten Wechselwirkungen der Betablocker betreffen ihre blutdrucksenkende Wirkung und ihre Verstärkung durch andere Mittel. Werden während der Betablocker-Therapie Acetylcholinesterase-Hemmer wie Rivastigmin, Donepezil und Galantamin (Mittel zur Behandlung der Alzheimer-Demenz) eingenommen, kann es durch gegenseitige Wirkungsverstärkung zu einer Bradykardie (erniedrigte Herzfrequenz) und einer Bronchienverengung mit Luftnot führen.

Auch eine gleichzeitige Behandlung mit anderen Blutdrucksenkern sowie den Antiarrhythmika Amiodaron und Dronedaron kann einen verstärkten Blutdruckabfall und Bradykardie zur Folge haben. Lässt sich eine Co-Medikation mit den genannten Mitteln nicht vermeiden, sollten die Herzfrequenz und der Blutdruck überwacht und die Dosierungen gegebenenfalls angepasst werden.

Bei Diabetikern, die mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen wie Glibenclamid behandelt werden, kann es zu verstärkten Unterzuckerungen kommen. Ferner werden die Warnsymptome einer Unterzuckerung, wie Unruhe, Kopfschmerzen, Zittern und Tachykardie, maskiert. Insbesondere die nicht-selektiven Betablocker können die bronchienerweiternde Wirkung des Theophyllins und seiner Derivate teilweise aufheben, was zu Atemnot führen kann.


Risiken & Nebenwirkungen

Betablocker sollten grundsätzlich ein- und ausschleichend dosiert werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Das heißt, zu Beginn der Therapie wird niedrig dosiert und die Dosierung langsam erhöht, ebenso soll ein abruptes Absetzen vermieden werden.

Mögliche Nebenwirkungen treten vor allem bei Behandlungsbeginn mit Betablockern auf und beinhalten einen zu starken Blutdruckabfall, Schwindel, Müdigkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Bradykardie, Schwitzen, Magen-Darm-Beschwerden, Muskelschwäche, Ödeme und Impotenz. Betablocker sollten nicht angewendet werden bei schweren peripheren Durchblutungsstörungen, schwerem Asthma, zu niedrigem Blutdruck und Bradykardie, besondere Überwachung ist bei Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz nötig.

Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung können Betablocker in der Schwangerschaft eingesetzt werden, sollten allerdings 72 Stunden vor dem Geburtstermin abgesetzt werden, um Bradykardie beim Neugeborenen zu vermeiden. Sportler sollten beachten, dass Betablocker den für bestimmte Sportarten verbotenen Substanzklassen der Doping-Liste zugeordnet sind.

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