Kryptosporidiose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Kryptosporidiose wird eine Durchfallerkrankung bezeichnet. Sie entsteht durch Kryptosporidien.
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Was ist eine Kryptosporidiose?
Die Kryptosporidiose zählt zu den Durchfallkrankheiten und wird von dem Parasiten Cryptosporidium hervorgerufen. Die Kryptosporidien zählen zu den einzelligen Parasiten und kommen bei rund 40 Wirbeltierarten vor. Dazu gehören unter anderem Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde, aber auch Katzen, Hunde und Vögel.
Beim Menschen tritt nur selten eine Kryptosporidiose auf. Als gefährdet gelten jedoch Personen, die unter einer zellulären Immunschwächeerkrankung wie AIDS leiden. Die Kryptosporidien sind auf der ganzen Welt anzutreffen. Mitunter infizieren sie auch gesunde Menschen, die jedoch keine Symptome zeigen. Ausgeschieden werden die Parasiten mit dem Stuhl.
So ließen sich bei 1 bis 4 Prozent aller nichterkrankten Personen Kryptosporidien im Kot finden. Ein höheres Auftreten der Kryptosporidiose als in Industriestaaten lässt sich in Entwicklungsländern verzeichnen. Zu den gefährdeten Personen, die an einer Kryptosporidiose erkranken können, gehören neben AIDS-Patienten auch Menschen, die sich einer Immunsuppression aufgrund einer Organtransplantation unterziehen müssen.
Aber auch bei kleineren Kindern bis zu 24 Monaten besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. In Deutschland unterliegt die Kryptosporidiose der ärztlichen Meldepflicht.
Ursachen
Die Ausscheidung der Krankheitserreger aus dem Körper von Tieren findet durch Oozysten statt. Dabei handelt es sich um eiartige Fortpflanzungsstadien der Kryptosporidien. Der Mensch infiziert sich in den meisten Fällen durch verunreinigtes Wasser mit den Parasiten. Auch Trinkwasser oder Badewasser kann von den Keimen befallen sein.
Zudem besteht die Gefahr, dass Obst und Gemüse, dessen Reinigung mit kontaminiertem Wasser erfolgt, ebenfalls verunreinigt wird. Eine weitere Infektionsquelle stellt mit Kryptosporidien befallenes Fleisch dar. Darüber hinaus ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch durch Schmierinfektionen möglich.
Gelangen die Oozysten in den Körper des Menschen, dringen sie bis in den Dünndarm vor. Dort kommt es zur Freisetzung von infektiösen Sporozoiten. Durch Fortpflanzung können sich diese vermehren und im weiteren Verlauf weitere Oozysten bilden, die wiederum mit dem Kot ausgeschieden werden. Durch sie besteht etwa zwei Jahre lang ein Infektionsrisiko.
Weil dünnwandige Oozysten häufig im Darm aufplatzen, besteht die Gefahr einer Autoinfektion, was besonders für Menschen mit Immunschwäche gilt. Die Inkubationszeit der Kryptosporidiose liegt zwischen ein und zwölf Tagen. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung sieben bis zehn Tage nach Infektionsbeginn auf. Auch nach dem Abklingen der Symptome besteht noch mehrere Wochen ein Ansteckungsrisiko.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bemerkbar macht sich die Kryptosporidiose durch ausgeprägten wässrigen Durchfall. Dadurch droht ein erheblicher Verlust von Flüssigkeit. Des Weiteren können Beschwerden wie Fieber, Übelkeit, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust einsetzen. Verfügt der Mensch über ein intaktes Immunsystem, bilden sich die Beschwerden nach einer Woche wieder zurück.
Im Falle einer Immunschwäche oder bei Babys drohen jedoch Komplikationen. Dazu gehört vor allem eine Dehydratation (Abnahme der Körperflüssigkeit). Normalerweise beschränken sich die Symptome bei einer Kryptosporidiose auf die Darmregion. Leidet der Patient jedoch unter AIDS, sind auch Besiedelungen der Parasiten in anderen Körperregionen im Bereich des Möglichen. Dazu zählen in erster Linie die Leber sowie die Gallengänge.
Komplikationen
Weiterhin kann auch das Immunsystem aufgrund der Kryptosporidiose geschwächt sein, sodass die Patienten öfter an Infekten oder an Entzündungen erkranken. Komplikationen können dann auftreten, wenn die Betroffenen schon an einem geschwächten Immunsystem leiden und zum Beispiel auch an AIDS erkrankt sind. Auch die Leber und die Gallenblase können durch diese Krankheit erheblich geschädigt werden.
Die Behandlung der Kryptosporidiose richtet sich in der Regel nach der Ursache der Krankheit. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden allerdings wieder nach einigen Tagen, sodass es nicht zu besonderen Komplikationen oder Einschränkungen kommt. In anderen Fällen muss eine Behandlung mit Hilfe von Medikamenten stattfinden, damit die Beschwerden eingeschränkt werden können. Ohne Behandlung kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Falls der Betroffene auch an AIDS erkrankt ist, kann die Krankheit auch zum Tode führen, wenn sie nicht behandelt wird.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Durchfall, Fieber, Übelkeit, Bauchschmerzen und andere Anzeichen einer Kryptosporidiose bemerkt werden, bietet sich ein rascher Arztbesuch an. Die Durchfallerkrankung ist zwar zumeist nicht lebensbedrohlich, dennoch muss sie aufgrund des starken Flüssigkeitsverlustes ärztlich überwacht werden. Personen, die an den genannten Krankheitszeichen leiden, suchen optimalerweise sofort die Arztpraxis auf und lassen die Beschwerden abklären. Spätestens nach zwei bis drei Tagen muss medizinischer Rat eingeholt werden, insofern die Symptome sich in der Zwischenzeit nicht gebessert haben. Sollten weitere Beschwerden auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch.
HIV-Patienten und Menschen mit einer Immunschwäche sollten den verantwortlichen Facharzt über die Symptome informieren. Babys und Kleinkinder müssen mit Diarrhö in jedem Fall zum Kinderarzt gebracht werden. Im Extremfall sollten die Eltern das Kind in ein Krankenhaus bringen oder direkt den Rettungsdienst einschalten. Die Behandlung der Kryptosporidiose erfolgt durch den Allgemeinmediziner oder einen Internisten. Bei einem starken Flüssigkeitsverlust oder hohem Fieber ist womöglich eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig.
Behandlung & Therapie
Um eine Kryptosporidiose diagnostizieren zu können, bedarf es eines mikroskopischen Nachweises der Parasiten im Stuhl des Patienten. Zu diesem Zweck müssen mehrere Stuhlproben abgegeben werden. Die Proben werden an unterschiedlichen Tagen unter dem Mikroskop analysiert.
Darüber hinaus lassen sich auch Antigene der Kryptosporidien nachweisen, was jedoch weniger Aussagekraft hat. So ist dadurch nur eine Bestimmung auf Gattungsebene durchführbar. Eine histologische Diagnose lässt sich aus Gewebeproben, die mithilfe eines Endoskops aus dem Dünndarm gewonnen werden, vornehmen.
Verlauf und Dauer einer Kryptosporidiose richten sich danach, ob eine Immunschwäche vorliegt und wie groß deren Ausmaß ist. Bei den meisten Menschen verschwindet die Erkrankung nach ein bis zwei Wochen wieder und es besteht für den Rest des Lebens eine Immunität gegen die Parasiten.
Im Falle einer Immunschwäche wie AIDS nimmt die Krankheit jedoch oft einen chronischen Verlauf, sodass die Beschwerden weiterhin anhalten. Bei einer schweren Schwächung des Abwehrsystems besteht sogar die Gefahr eines tödlichen Krankheitsverlaufs.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Kryptosporidiose gilt als günstig. Wird eine medizinische Versorgung in Anspruch genommen, kommt es zu einer Gabe von Arzneien. Diese wirken innerhalb weniger Tage, so dass binnen zwei Wochen im Normalfall eine Genesung eintritt. Eine Besonderheit der Erkrankung ist, dass ein Wiederbefall im weiteren Verlauf des Lebens mit den krankheitsauslösenden Keimen nicht mehr möglich ist. Der Körper entwickelt eine Immunität gegenüber den Parasiten, die zu einer Kryptosporidiose führen.
Die Prognose verschlechtert sich bei Patienten, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Es kann zu Verzögerungen während des Heilungsprozesses kommen. Darüber hinaus ist eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität möglich. In besonders seltenen Fällen kollabiert das körpereigene Abwehrsystem. Dies kann geschehen, wenn der Patient ein hohes Lebensalter erreicht hat und zusätzlichen Erkrankungen leidet.
Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung, ist ebenfalls mit Verzögerungen der Genesung zu rechnen. Bei einem gesunden stabilen Immunsystem kommt es dennoch innerhalb weniger Wochen zu einer Linderung der Beschwerden. Der Organismus schafft es, sich gegen die Krankheitserreger erfolgreich durchzusetzen und diese abzutöten. Anschließend werden sie aus dem Körper auf natürlichem Weg abtransportiert. Bei Menschen, die Vorerkrankungen oder eine Immunschwäche haben, verschlechtert sich die Prognose erheblich, wenn sie eine medizinische Behandlung verweigern.
Vorbeugung
Bislang war es noch nicht möglich, eine spezifische Behandlung gegen die Kryptosporidiose zu entwickeln. Aus diesem Grund beschränkt sich die Therapie auf das Bekämpfen der Symptome. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören der Ausgleich von Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust.
Leidet der Patient unter AIDS, gilt eine hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) als wirkungsvoll. Eine klinische Verbesserung lässt sich zudem durch die Gabe des Breitbandspektrum-Antibiotikums Nitrazoxanid erreichen. Weitere hilfreiche Medikamente sind die Antibiotika Azithromycin und Paromomycin. Bei akuten Schüben der Kryptosporidiose erfolgt nicht selten eine Kombination aus Azithromycin und Nitrazoxanid.
Die Oozysten der Kryptosporidien sind gegen sämtliche Desinfektionsmittel widerstandsfähig. Um ihnen vorzubeugen, sollte Wasser abgekocht werden. So tötet heißes Wasser, das mindestens 30 Minuten auf 60 Grad Celsius erhitzt wird, die Parasiten sicher ab. Einer Ansteckung lässt sich durch sorgfältige Hygiene wie regelmäßiges Händewaschen im Anschluss an den Toilettengang oder vor dem Zubereiten von Nahrungsmitteln entgegenwirken. Wichtig ist, dass infizierte Personen auf Besuche in der Sauna oder im Schwimmbad verzichten.
Nachsorge
Bei der Kryptosporidiose sind die Maßnahmen einer Nachsorge oftmals stark eingeschränkt. Dabei sollte bei dieser Krankheit der Betroffene in erster Linie schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit es zu keinen weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Es kann bei der Kryptosporidiose nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass eine Untersuchung und eine Behandlung durch einen Arzt in der Regel immer notwendig ist.
Die meisten Patienten sind dabei auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Dabei sollte der Betroffene sich immer nach den Anweisungen des Arztes halten und diesen bei Fragen oder Unklarheiten kontaktieren. Ebenso ist auf eine regelmäßige Einnahme zu achten, wobei natürlich auch die richtige Dosierung beachtet werden sollte.
Bei anderen Schäden am Körper oder anderen Beschwerden sollte ebenso ein Arzt kontaktiert werden. In vielen Fällen sind die Patienten bei der Kryptosporidiose auf die Hilfe und die Pflege durch die eigene Familie angewiesen. Dadurch kann der Alltag des Betroffenen deutlich erleichtert werden. In vielen Fällen verringert die Kryptosporidiose jedoch die Lebenserwartung des Betroffenen, da eine vollständige Heilung meist nicht möglich ist.
Das können Sie selbst tun
Personen, die den Verdacht auf eine Kryptosporidiose haben, müssen zunächst mehrere Stuhlproben einreichen. Mit Hilfe der Proben kann der Arzt die Erkrankung feststellen und eine geeignete Therapie einleiten. Je nach Art der Behandlung können die Betroffenen selbst einige Maßnahmen ergreifen, um die Genesung zu fördern.
Grundsätzlich empfiehlt sich ein aktiver Lebensstil mit einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung. Der erhebliche Flüssigkeitsverlust kann durch die Aufnahme von ausreichend Wasser ausgeglichen werden. Auch Übelkeit und Bauchschmerzen lassen sich durch diätetische Maßnahmen reduzieren. Sollte es im Verlauf der Erkrankung zu Fieber kommen, muss sich der Patient schonen. Die Beschwerden gehen nach einigen Tagen wieder zurück, insofern das Immunsystem nicht weiter belastet wird.
Falls die Kryptosporidiose bei einem Kind auftritt, ist eine engmaschige ärztliche Überwachung angezeigt. Die Eltern sollten auf etwaige Beschwerden achten und bei Komplikationen umgehend den Kinderarzt aufsuchen. Spezielle Trinkfläschchen und Babynahrung helfen dabei, dem Kind trotz der Appetitlosigkeit ausreichend Nahrung zuzuführen. Bei einem positiven Verlauf genügen diese Maßnahmen als Unterstützung zur ärztlichen Behandlung. In schweren Fällen ist unter Umständen ein Klinikaufenthalt erforderlich. Die Eltern sollten hierzu mit dem verantwortlichen Mediziner sprechen.
Quellen
- Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013