Kyphoplastie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kyphoplastie ist ein operatives Verfahren zur Therapie von schmerzhaften Wirbelkörperfrakturen. Mit Hilfe eines in den Wirbelkörper injizierten Zements wird dieser stabilisiert und wieder aufgerichtet. Das moderne Verfahren wird insbesondere bei von Osteoporose Betroffenen zur Schmerzreduktion angewandt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Kyphoplastie?

Die Kyphoplastie ist ein operatives Verfahren zur Therapie von schmerzhaften Wirbelkörperfrakturen. Mit Hilfe eines in den Wirbelkörper injizierten Zements wird dieser stabilisiert und wieder aufgerichtet.

Die Kyphoplastie stellt ein modernes minimalinvasives Operationsverfahren zur Behandlung überaus schmerzhafter Frakturen der Wirbelkörper dar. Durch die Injektion eines speziellen (Bio)Zements mit hohem Härtegrad oder eines PMMA-Kunststoffs (Polymethylmetacrylat bzw. Plexiglas) in die Frakturstelle wird der betreffende Wirbelkörper stabilisiert und rekonstruiert.

Vorderstes Ziel ist in erster Linie die Reduzierung von Schmerzsymptomen, die durch Knochenhautreizungen infolge des progressiven und kontinuierlichen Sinterns (Zusammenbrechen) des Wirbelkörpers bedingt werden. Generell wird zwischen substanzzerstörenden (u.a. Ballon-Kyphoplastie) und substanzerhaltenden (Radiofrequenz-Kyphoplastie) Verfahren differenziert.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Kyphoplastie wird in erster Linie zur schnellen und effektiven Linderung von Schmerzsymptomen, die einen eindeutigen Bezug zu einer Wirbelkörperfraktur in der unteren und mittleren Brustwirbelsäule sowie Lendenwirbelsäule zulassen, durchgeführt.

So kommt eine Kyphoplastie bei akut oder chronisch schmerzhaften Wirbelkörpereinbrüchen infolge von Osteoporose, unfallbedingten bzw. traumatischen Wirbelkörperfrakturen, die keine Trümmer- oder Berstungsbrüche darstellen, bei schmerzhaften malignen oder benignen Tumoren (u.a. Myelom, Hämangiom) des Wirbelkörpers sowie bei knochenauflösenden Knochenmetastasen, die mit einem drohendem Stabilitätsverlust des Wirbelkörpers einhergehen, zum Einsatz.

Zur kosmetischen Korrektur einer Wirbelsäulenverkrümmung ist das Verfahren nicht geeignet. Für eine Kyphoplastie stehen verschiedene Techniken wie substanzzerstörende (Ballon-Kyphoplastie) und substanzerhaltende (Radiofrequenz-Kyphoplastie) zur Verfügung. Bei der Ballon-Kyphoplastie wird, nachdem eine Kanüle in den betroffenen Wirbelkörper vorgeschoben wurde, durch diese ein kleiner mit röntgendichter Flüssigkeit gefüllter Ballonkatheter eingeführt und unter Röntgendurchleuchtungskontrolle entfaltet. Dies ermöglicht eine Korrektur des Wirbelkörpers sowie die Schaffung eines definierten Hohlraums, der auch bestehen bleibt, wenn die Flüssigkeit und der Ballon entfernt werden.

Anschließend wird in den Hohlraum ein spezieller Knochenzement injiziert, der in kürzester Zeit aushärtet und den Wirbelkörper stabilisiert. Liegt eine frische Fraktur vor, kann der Wirbel in einigen Fällen zudem wieder aufgerichtet werden. Während der injizierte Biozement bei Körpertemperatur aushärtet, muss ein PMMA-Kunststoff exotherm, d.h. unter Freigabe von Wärme an die angrenzenden Strukturen, auspolymerisiert werden. Zudem kann der Biozement langfristig im Rahmen von Knochenumbauprozessen durch normales Gewebe substituiert und resorbiert werden, wodurch zugleich die Synthese neuer Knochensubstanz stimuliert wird.

Ein neueres substanzerhaltendes Verfahren stellt die Radiofrequenz-Kyphoplastie dar, bei welcher im Inneren des betroffenen Wirbels lediglich kleine Gänge bzw. Hohlräume (Kavitäten) angelegt werden, in die ein gummiartiger Zement eingebracht wird. Der zähe Zement umfließt die Wirbelkörperstrukturen und verzahnt mit der vitalen Spongiosa (schwammartige Knochensubstanz), ohne diese zu destruieren (zerstören).

Anschließend härtet der Zement durch die Zugabe von Radiofrequenzenergie aus und erreicht eine hohe Viskosität. Der Wirbelkörper wird stabilisiert und kann in einigen Fällen wieder aufgerichtet werden. Postoperativ muss kein Korsett getragen werden und die Betroffenen sind in aller Regel im Anschluss an eine Kyphoplastie nach 24 bis 48 Stunden wieder mobil.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Wenngleich die Kyphoplastie ein minimalinvasives Verfahren darstellt, ist diese nicht vollkommen risikofrei. So besteht das sehr selten zu beobachtende Risiko, dass kleine Mengen des Zements aus dem Wirbel austreten und in die umliegenden Gewebestrukturen gelangen.

Der ausgetretene Zement kann in diesem Fall die Spinalnerven und das Rückenmark komprimieren (zusammenpressen) und zu schmerzhaften Beschwerden mit Nervenschädigung und- ausfällen wie Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen in den unteren Extremitäten führen. Darüber hinaus besteht in seltenen Fällen die Möglichkeit, dass während des operativen Eingriffs Teile des injizierten Zements in die Lunge abgeschwemmt werden und dort eine Lungenembolie hervorrufen.

Im Falle eines derartigen Zementaustritts sollte entsprechend immer die Lunge im Rahmen einer röntgenologischen Untersuchung postoperativ kontrolliert werden. Bei einer Kyphoplastie mit Kunststoff können infolge der exothermen Polymerisation durch die Hitzebildung benachbarte Strukturen beeinträchtigt werden. Diese Schädigungen sind in den meisten Fällen gering und werden durch den körpereigenen Neuaufbau von Knochensubstanz kompensiert.

Eine Kyphoplastie ist darüber hinaus ausgeschlossen, wenn eine Gerinnungsstörung vorliegt, da diese über Rückenmarkskanaleinblutungen zu Nervenschädigungen führen könnte.

Infektionen im Bereich des betroffenen Abschnittes der Wirbelsäule (bspw. Spondylitis, Osteomyelitis), eine Hinterkanteninstabilität (erhöhtes Risiko für eine Rückenmarksverletzung), ausgeprägte Verschleißerscheinungen an Wirbelkörpern, eine vorliegende Knochenauflösung mit Einbruch in die Rückenmarkshöhle, deformierte Halswirbelkörper, Bandscheibenbeschwerden sowie Schmerzsymptome im Rückenbereich, die nicht eindeutig einer Wirbelkörperfraktur zugeordnet werden können, stellen weitere Ausschlusskriterien für eine Kyphoplastie dar.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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