Wirbel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Wirbel

Bei Wirbeln handelt es sich um knöcherne Elemente, die in ihrer Gesamtheit die Wirbelsäule darstellen. Sie haben eine wichtige Funktion im Stütz- und Bewegungsapparat des menschlichen Körpers, stellen über ihre Fortsätze die Ansatzpunkte für Muskeln und Bänder und schützen mit ihrer festen Struktur das in ihrem Wirbelkanal verlaufende Rückenmark. Neben Verletzungen sind vor allem durch Fehlbelastung und/oder Verschleiß entstandene degenerative Veränderungen für Blockierungen oder Schmerzzustände im Bereich der Wirbel.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wirbel?

Schematische anatomische Darstellung der Wirbelsäule und ihrer Gliederung, sowie der Wirbel.

Als Wirbel werden die knöchernen Strukturen des Körpers bezeichnet, die in der Gesamtheit aller Elemente das Grundgerüst der Wirbelsäule darstellen, in deren Kanal das Rückenmark verläuft.

Die Wirbelsäule des Menschen ist aus 32 bis 34 dieser Grundelemente aufgebaut und auf Grundlage der Lokalisation der Wirbel in fünf Abschnitte gegliedert: Sieben Wirbel (Halswirbel oder Vertebrae cervicales: C1 bis C7) bilden die Halswirbelsäule, zwölf Wirbel (Brustwirbel oder Vertebrae thoracicae: Th bis Th 12) die Brustwirbelsäule und fünf Wirbel (Lendenwirbel oder Vertebrae Lumbales: L1 bis L5) die Lendenwirbelsäule.

Hinzu kommen die fünf miteinander verschmolzenen Wirbel (Sakralwirbel oder Vertebrae sacrales) des Kreuzbeins sowie – individuell verschieden angelegt – drei bis fünf Wirbel (Steißwirbel oder Vertebrae coccygeae), die zusammen das Steißbein bilden und beim Menschen nur sehr rudimentär ausgeprägt sind.

Anatomie & Aufbau

Der größte Bestandteil des Wirbels ist der Wirbelkörper (Corpus vertebrae), der aufgrund seiner Masse die eigentliche Stützfunktion der Wirbelsäule übernimmt.

Die Wirbelkörper verfügen über eine Grund- und eine Deckplatte und sind jeweils durch die Zwischenwirbelscheibe (auch Bandscheibe), den sogenannten Discus intervertebralis getrennt. An der Rückseite der Wirbelkörper entspringt der Wirbelbogen (Arcus vertebrae), der zusammen mit den Körper das Wirbelloch (Foramen vertebrae) formiert. Alle Wirbellöcher aufeinander ergeben den Wirbelkanal (Canalis vertebralis), in dem das empfindliche Rückenmark verläuft und rundum geschützt wird.

Je zwei Zwischenwirbellöcher (Foramen intervertebralis) ermöglichen den Rückenmarksfasern den Abgang zu den zu versorgenden Körperstrukturen. Ausgehend vom Wirbel entspringen drei Fortsätze – zwei Querfortsätze (Processus transversus) und der am Rücken meist gut tastbare Dornfortsatz (Processus spinosus). Die Fortsätze dienen hauptsächlich dem Ansatz von Bändern und Muskeln.

Der erste Halswirbel, auch als „Atlas“ bezeichnet, verfügt über keinen Dornfortsatz. Während der Atlas mit dem zweiten Halswirbel „Axis“ über ein sogenanntes Radgelenk verbunden ist, stehen die übrigen (nicht miteinander verschmolzenen) Wirbel über je vier Gelenkfortsätze (Processus articulares) miteinander in Verbindung.

Funktion & Aufgaben

Die Wirbel übernehmen im Körper wichtige Funktionen – sowohl im Hinblick auf die Funktionalität des Stütz- und Bewegungssystems als auch auf den Schutz des Rückenmarks.

Durch das Zusammenfügen der einzelnen Grundelemente bilden sie die Wirbelsäule. Über spezielle Wirbelformen sorgen sie für physiologische Krümmungen der Wirbelsäule und ermöglichen so im Zusammenspiel mit den Bandscheiben ein effektives Abfangen von Stoßbelastungen. Mit ihren zahlreichen gelenkigen Verbindungen ermöglichen die Wirbel eine Vielzahl von Streck-, Beuge- und Drehbewegungen, auch in Kombination.

Dem Muskel- und Bandapparat bieten die Wirbel über ihre Fortsätze die notwendigen Ansatzpunkte. Die wichtige Versorgung der einzelnen Körpersysteme mit Fasern des Rückenmarks wird ebenfalls durch die Wirbel gewährleistet: Sie schützen durch ihren Wirbelkanal die empfindlichen Spinalnerven und leiten sie über eigene Austrittslöcher aus den Wirbeln den entsprechenden Körperstrukturen zu.


Krankheiten & Beschwerden

Die klassischen Beschwerden im Bereich der Wirbel sind auf Verletzungen, Verschleiß oder Krankheiten zurückzuführen:

  • Trümmerfrakturen der Wirbel durch Gewalteinwirkung von außen (beispielsweise Unfälle oder Stürze) mit der Gefahr des Querschnittsyndroms bei Rückenmarksverletzungen
  • Osteoporose der Wirbel mit dem zunehmenden Risiko eines Wirbelbruchs
  • Verschleißreaktionen der Wirbelsäule (Osteochondrose und Spondylose) durch langjährige Belastungen
  • Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthrose) mit der Folge des schmerzhaften Facettensyndroms
  • Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) durch Verschleiß oder Tumore mit dem Risiko von sensomotorischen Störungen oder Lähmungen durch die Quetschung des Rückenmarks
  • Morbus Scheuermann (juvenile Kyphose): Auf falsche Belastungen reagiert die im Wachstum befindliche Wirbelsäule mit Keilwirbelbildungen sowie Einbrüchen der Deckplatten der Wirbelkörper und bildet einen schmerzenden Rundrücken aus.
  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) durch eine Instabilität der Wirbelsäule
  • Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis) – beispielsweise durch bakterielle Infektionen oder eine rheumatische Grunderkrankung
  • Bandscheibenvorfall: Hier dringen Anteile der Bandscheibe in den von den Wirbeln gebildeten Kanal ein, wo sie die für die Beeinträchtigung des Rückenmarks typischen Beschwerdebilder wie Kribbeln, Lähmungen oder Schmerzen auslösen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hochschild, J.: Strukturen und Funktionen begreifen, Funktionelle Anatomie. Band 1: Wirbelsäule und obere Extremität. Thieme, Stuttgart 2019
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

Das könnte Sie auch interessieren