Leberzyste

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer sogenannten Leberzyste handelt es sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum. In der Medizin bezeichnet man eine Leberzyste auch als einen gutartigen Tumor. Die Erkrankung sollte nicht mit der Zystenleber verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Leberzyste?

Da eine Leberzyste nur in den seltensten Fällen mit einer klinischen Symptomatik einhergeht, wird ein erster Befund oftmals erst im Rahmen einer zufällig durchgeführten Ultraschalluntersuchung erhoben.
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In der modernen Medizin wird eine grundlegende Unterscheidung zwischen einer sogenannten Leberzyste sowie einer sogenannten Zystenleber getroffen.

So treten die Leberzysten in der Regel mit einer rundlichen Form in Erscheinung. Eine Leberzyste hebt sich stets vom umliegenden Gewebe ab. Darüber hinaus wartet eine Leberzyste mit einem weiteren markanten Merkmal auf. In Bezug auf die Statik wird die Flüssigkeit innerhalb der Zyste von einer relativ dünnen Wand umschlossen.

Für die Betroffenen stellt eine Leberzyste im ersten Moment jedoch keine große Gefahr da. Resultierend aus einem relativ langsamen Wachstum wird eine umfassende Behandlung oftmals erst nach mehreren Jahren notwendig.

Ursachen

Das Auftreten einer Leberzyste wird in der Regel durch unterschiedliche Faktoren begünstigt. Führende Mediziner benennen eine erbliche Veranlagung als eine der häufigsten Ursachen für eine Leberzyste.

Neben einer erblichen Veranlagung kommen auch sogenannte Fehlentwicklungen als Ursache für das Auftreten von Leberzysten infrage. So weist das Gewebe der Betroffenen bereits vor der Geburt eine krankhafte Veränderung auf. Sofern es sich bei der Leberzyste um eine parasitäre Leberzyste handelt, kommt in erster Linie eine Infektion mit einem Bandwurm als Ursache infrage.

Nicht selten entwickelt sich eine Leberzyste auch als eine Spätfolge von einer starken Gewalteinwirkung. Damit eine möglichst wirksame Therapie in Angriff genommen werden kann, muss eine Leberzyste jedoch möglichst exakt diagnostiziert werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In vielen Fällen ruft eine Leberzyste keinerlei Symptome oder Beschwerden hervor. Deshalb dauert es oft Jahre, bis die Erkrankung erkannt wird. Insbesondere bei erblich bedingten Zysten treten keine eindeutigen Krankheitszeichen auf, und der Hohlraum muss nicht zwingend behandelt werden. Gelegentlich können sich allerdings Gelbsucht, Schmerzen im Oberbauch und andere Beschwerden einstellen.

Auch zu Verdauungsproblemen und Essstörungen kann es kommen, oft einhergehend mit Appetitlosigkeit und einem schleichenden Gewichtsverlust. Weitere mögliche Essstörungen sind ein anhaltendes Völlegefühl und starker Heißhunger. Sehr große Zysten rufen starke Druckschmerzen hervor. Sie können außerdem zu Leberfunktionsstörungen und einem starken Unwohlsein führen.

Äußerlich kann eine Leberzyste meist nicht festgestellt werden. Lediglich größere Wucherungen rufen leichte Schwellungen hervor, die im Bereich des Oberbauchs festzustellen sind. Wird die Leberzyste frühzeitig behandelt, klingen die Symptome meist rasch wieder ab. Bereits nach wenigen Wochen sind die meisten Patienten vollständig beschwerdefrei.

Erfolgt allerdings keine oder eine unzureichende Behandlung, kann die Zyste weiter wachsen und ernste Leberschäden hervorrufen. Im Extremfall kommt es zum Leberversagen, welches unbehandelt tödlich verlaufen kann. Zuvor ruft die Zyste jedoch eindeutige Symptome hervor, welche die Betroffenen meist zu einem Arztbesuch bewegen.

Diagnose & Verlauf

Da eine Leberzyste nur in den seltensten Fällen mit einer klinischen Symptomatik einhergeht, wird ein erster Befund oftmals erst im Rahmen einer zufällig durchgeführten Ultraschalluntersuchung erhoben.

Sofern ein erster Verdacht auf eine Leberzyste besteht, wird eine Untersuchung mittels Computertomografie in Erwägung gezogen. Um eine möglichst detaillierte Darstellung der Leberzyste zu ermöglichen, wird im Rahmen der Untersuchung die Gabe eines sogenannten Kontrastmittels angeordnet. Nur so lässt sich feststellen ob die Zyste eventuell benachbarte Gefäße oder Zugänge zu anderen Organen gefährdet.

Neben den bildgebenden Verfahren wird zur Diagnose einer Leberzyste eine umfangreiche Blutuntersuchung angeordnet. Im Rahmen einer umfangreichen Blutuntersuchung lassen sich beispielsweise Parasiten als Ursache für eine Leberzyste nachweisen.

Komplikationen

Leberzysten können, abhängig von Größe, Ort und Ursache, zu vielgestaltigen Komplikationen führen. Große Leberzysten ab einer Größe von circa zehn Zentimeter können die umgebenden Organe verdrängen. Dies ist meist mit Schmerzen im Oberbauch verbunden, kann aber auch zu Rupturen und Blutungen führen. Größere Hämangiome können außerdem Funktions- und Durchblutungsstörungen im Lebergewebe hervorrufen.

Dies kann im schlimmsten Fall zum Organversagen führen. Häufiger entwickeln sich Gallenfisteln und Gallenzysten, die zum einen das Risiko einer Bauchfellentzündung erhöhen. Zum anderen kann eine übergreifende Gallenblasenentzündung schwere Folgesymptome wie Gelbsucht, Fieber und Schüttelfrost hervorrufen. Sämtliche Komplikationen sind mit starken Schmerzen und einem körperlichen Unwohlsein verbunden, welches langfristig auch die psychische Verfassung der Betroffenen beeinträchtigt.

Die Behandlung einer Leberzyste kann ebenfalls Komplikationen verursachen. So kann es während eines chirurgischen Eingriffs zu Nervenverletzungen und Blutungen kommen. Nach einer Operation können die Narben zu Funktionsstörungen führen. Außerdem können Blutungen, Nachblutungen und Infektionen auftreten, in deren Folge gesundheitliche Probleme (zum Beispiel Sepsis durch Nachblutung, Leber- oder Bauchfellentzündung durch Infektion) auftreten können. Die verordneten Arzneimittel können Allergien auslösen und diverse Nebenwirkungen hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter Appetitverlust, einer ungewollten Gewichtsabnahme oder Problemen des Verdauungstraktes, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Heißhungerattacken, einem Völlegefühl, Blähungen oder wiederholtem Aufstoßen nach der Nahrungsaufnahme, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei Schmerzen, einem unangenehmen Druckgefühl oder allgemeinem Unwohlsein, ist ein Arzt zu konsultieren. Breiten sich Schmerzen aus dem Oberbauch weiter aus oder nehmen sie an Intensität zu, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments sollte grundsätzlich die Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Schwellungen, Ödeme oder Veränderungen des Hautbildes sind untersuchen und behandeln zu lassen.

Werden Gelbfärbungen der Haut im Gesicht oder am Körper bemerkt, weist dies auf Störungen der Lebertätigkeit hin. Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, damit eine Behandlung eingeleitet wird. Kommt es zu einem Abfall des Leistungsniveaus, einem Krankheitsgefühl oder einer inneren Schwäche, benötigt der Betroffene Hilfe. Anhaltender Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen bieten ebenfalls Anlass zur Besorgnis. Ein Arztbesuch ist notwendig, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Erwachsene sollten grundsätzlich an regelmäßigen Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, um eine Früherkennung zu ermöglichen. Da die Leberzyste in schweren Fällen irreparable Organschäden oder einen tödlichen Verlauf auslöst, ist darüber hinaus bereits bei den ersten Beschwerden und Unregelmäßigkeiten ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung & Therapie

Sofern eine Leberzyste eindeutig diagnostiziert wurde, kann eine auf den Patienten abgestimmte Therapie in Angriff genommen werden. In Bezug auf die Wahl einer geeigneten Therapie wird neben der Größe der Leberzyste unter anderem ihre Lage berücksichtigt.

Nur wenn aufgrund der Größe sowie der Lage Komplikationen zu erwarten sind, wird eine operative Entfernung der Leberzyste durchgeführt. Parasitäre Zysten werden grundsätzlich operativ entfernt. So kann eine Ausbreitung der verursachenden Parasiten verhindert werden. Im Anschluss an die Operation werden dem Patienten spezielle Medikamente verabreicht.

Nicht selten rufen Leberzysten irreparable Schäden an der Leber hervor. In diesem Fall ist eine Lebertransplantation unumgänglich. Alternativ zur Operation wird vor allem bei flüssigkeitsgefüllten Zysten eine alternative Behandlungsmethode angeboten. Im Rahmen der sogenannten Punktion führt der behandelnde Arzt eine relativ dünne Nadel in die Zyste ein.

Durch die Verwendung eines bildgebenden Verfahrens kann die Nadel exakt positioniert werden. Die angestaute Flüssigkeit wird über die Nadel abgesaugt. In Bezug auf dieses Verfahren ist jedoch die sogenannte Rückfallrate zu berücksichtigen. Oftmals füllt sich der verbliebene Hohlraum in den meisten Fällen erneut mit Flüssigkeit. Eine weitere Behandlung ist dann zwingend anzuraten.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Leberzyste richtet sich nach der Lage sowie der Größe der Zyste. In den meisten Fällen bleibt die Leberzyste über viele Jahre unbemerkt oder wird aufgrund des langsamen Wachstums erst spät behandelt. Dennoch kann es zu Komplikationen und Widrigkeiten kommen. Ohne Kontrolluntersuchungen oder eine medizinische Behandlung besteht die Möglichkeit, dass ein Organversagen eintritt. Damit ist ein lebensbedrohlicher Zustand des Betroffenen gegeben.

Bei einer operativen Entfernung der Zyste wird der Patient im Normalfall nach dem Wundheilungsprozess als genesen aus der Behandlung entlassen. Im Anschluss erfolgt ein Kontrollbesuch, aber weitere Therapien sind nicht notwendig. Diese günstige Prognose verschlechtert sich, sobald es während der Operation zu Komplikationen gekommen ist. Wurde umliegendes Gewebe geschädigt, kann es langfristig zu Einschränkungen der Funktionsstörung kommen. Diese Entwicklung ist ebenfalls möglich, wenn die Zyste besonders groß ist oder an einer ungünstigen Position gelegen ist.

Stellen sich irreparable Schäden des Organs ein, wird eine Spenderleber benötigt. Andernfalls verkürzt sich die durchschnittliche Lebenserwartung des Betroffenen erheblich. Die Organtransplantation ist sehr komplex und kann zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen. Dennoch stellt diese Behandlungsmethode bei vorhandenen Organschäden die einzige Therapiemöglichkeit dar. Wird das Spenderorgan vom Organismus angenommen, ist das Überleben des Patienten gesichert.

Vorbeugung

Vor allem Besitzer von Haustieren können einer Leberzyste aktiv vorbeugen. Da eine parasitäre Leberzyste stets durch einen Bandwurm hervorgerufen wird, sollten die im Haushalt vorhandenen Haustiere einer regelmäßigen Wurmkur unterzogen werden. Sofern eine Leberzyste auf einer erblichen Veranlagung basiert ist eine wirksame Vorbeugung nicht möglich. Personen, welche bereits eine Therapie zur Behandlung von Zysten durchgeführt haben, können durch die Einnahme von speziellen Präparaten einer erneuten Bildung von Zysten vorbeugen. Diese Präparate haben jedoch oftmals starke Nebenwirkungen und sind mit dem Arzt abzusprechen.

Nachsorge

Nach der Behandlung von Zysten ist eine umfassende Nachsorge vonnöten. Der Patient muss in regelmäßigen Abständen einen Arzt konsultieren, der einen Check-up durchführen und weitere Maßnahmen in die Wege leiten kann. Es gilt, den Krankheitsverlauf zu überwachen und etwaige Beschwerden abzuklären. Sollten Anzeichen auftreten, dass sich erneut Zysten gebildet haben, muss eine Behandlung eingeleitet werden.

Zysten werden in der Regel im Rahmen einer Ultraschall- oder computertomographischen Untersuchung festgestellt. Sollten Komplikationen oder Beschwerden auftreten, muss erneut eine solche Untersuchung durchgeführt werden. Bei einem positiven Verlauf können die Arztbesuche nach und nach reduziert werden.

In den ersten Wochen der Remission sollte der Patient den regelmäßig einen Arzt konsultieren. Nach einigen Wochen, in denen keine Komplikationen festgestellt wurden, können die Arztbesuche auf einmal monatlich, dreimonatlich und schließlich halbjährlich reduziert werden. Patienten, bei denen eine Leberzyste diagnostiziert wurde, müssen sich bis an ihr Lebensende ärztlich untersuchen lassen, da ein erhöhtes Risiko für erneute Beschwerden besteht.

Die Nachsorge übernimmt in der Regel der Arzt, der bereits für die Behandlung der Zyste verantwortlich zeichnete. Je nach Symptombild müssen gegebenenfalls weitere Mediziner wie ein Ernährungsmediziner oder ein Internist hinzugezogen werden.

Das können Sie selbst tun

Patienten, die an einer Leberzyste leiden, bedürfen einer ärztlichen Behandlung. Begleitend zu der medizinischen Therapie kann mittels einiger Selbsthilfe-Maßnahmen gegen die individuellen Symptome vorgegangen werden.

Zunächst sollte die Ernährung umgestellt werden. Lebensmittel wie gedünstetes Gemüse, Getreide, Brot und Fruchtsäfte lindern die Beschwerden und beruhigen den gereizten Magen-Darm-Trakt. Bei Bauchschmerzen helfen bewährte Hausmittel wie eine Rollkur mit Kamillentee oder Entspannungsübungen. Der Arzt wird außerdem Bettruhe und Schonung empfehlen. Da es im Zusammenhang mit einer Leberzyste meist auch zu einem Gewichtsverlust kommt, müssen entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden: Viel trinken, trotz Beschwerden möglichst ausgewogen ernähren und bei Mangelerscheinungen Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Gegen Appetitlosigkeit und Völlegefühle helfen Appetitanreger aus der Drogerie.

Die Leberzyste selbst kann meist nur operativ behandelt werden. Betroffene sollten enge Rücksprache mit dem zuständigen Arzt halten und dessen Vorgaben einhalten. Vor allem nach dem Eingriff ist es wichtig, den Körper und insbesondere die Leber zu schonen. Begleitend dazu muss die Ursache für die Leberzyste ermittelt werden. Je nachdem, was der Auslöser ist, können dann vorbeugende Maßnahmen getroffen werden, um eine erneute Zystenbildung zu vermeiden.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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