Leistungsdiagnostik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Leistungsdiagnostik erstellt ein Leistungsprofil, durch das Stärken, Fähigkeiten und Schwächen der untersuchten Patienten festgestellt werden. Es handelt sich um einen Teilbereich der Medizin. Hauptsächlich findet diese Leistungsmessung in der Sportmedizin Anwendung. Es gibt jedoch auch eine psychologische Leistungsmessung. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, welche physischen und psychischen Leistungen die Patienten erbringen können.
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Was ist die Leistungsdiagnostik?
Die Leistungsdiagnostik gibt dem Sportler und Patienten einen Überblick über seine aktuelle Ausdauerleistungsfähigkeit. Die Diagnostik erfasst das Pulsverhalten, misst die Stärken und Schwächen im Training, führt eine Spiroergometrie (Messung der Atemgase) durch und bestimmt die Laktat-Konzentration im Blut.
Die Untersuchung wird auf speziellen Ergometern und in Feldtests durchgeführt. Um die Durchführung der Leistungsdiagnostik effizienter zu gestalten, ist es wichtig, eventuell vorhandene Untersuchungsbefunde (z. B. EKG, MRT, Röntgen, Ultraschall), Medikamentenlisten oder Operationsberichte mitzubringen. Der Patient darf sich vor der Untersuchung keinem intensiven Training, ungewohnten muskulären Anstrengungen oder Wettkämpfen aussetzen, da diese körperlichen Belastungen das Untersuchungsergebnis verfälschen können. Die letzte leichte und fettarme Mahlzeit erfolgt zwei bis drei Stunden vor der Untersuchung.
Ziele & Grundlagen
Die menschliche Leistungsfähigkeit wird durch verschiedene Faktoren wie Körperbau, Größe, Gewicht und Konstitution bestimmt. Muskelkraft, Ausdauer, Wasser-Elektrolyt-Haushalt, Herz-Kreislauf-System, Temperaturregulation, Atmung und Stoffwechsel sind Vitalfunktionen, die unverzichtbar sind zur Umsetzung aller Leistungen, die Menschen täglich erbringen. Auch die psychische Verfassung, die aktuelle Lebenssituation, Krankheiten und Medikamente können die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Das Untersuchungsspektrum variiert je nach Ziel. Um eine Leistungserhebung bei Sportlern und Hochleistungssportlern durchzuführen, bedarf es aufwändigerer Methoden, als wenn ein gesunder Mensch oder Hobbysportler sein Leistungsspektrum kennen lernen und wissen möchte, welche Sportarten für ihn geeignet sind.
Leistungsdiagnostik ist gleichfalls für Menschen mit manifesten Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus sowie arterieller Hypertonie geeignet. So können die Mediziner ermitteln, wie stark ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist und ob sie unter der körperlichen Belastungen neue Symptome entwickeln oder die gewählte Therapie anschlägt. Einsatzgebiete sind neben der Sportmedizin vor allem Prävention und Rehabilitation. Für diese Patienten ist eine bewegungstherapeutische Betreuung induziert. Um eine geeignete und gesundheitsfördernde Bewegungstherapie zu verordnen, unterziehen die Mediziner die Patienten einer Leistungsdiagnose, vorzugsweise durch einen Lactattest oder eine Spiroergometrie (Ergospirometrie).
Mit dieser Untersuchung bestimmten sie die individuelle anaerobe Schwelle der Patienten. Auch Kinder und Jugendliche, die Sport in einem Verein oder einer Trainingsgruppe ausüben, wird eine Leistungsdiagnostik empfohlen. Im Schulsport ist die Erhebung dieser individuellen Gesundheitsdaten induziert, da auf diese Weise eventuell vorhandenen, aber bisher unentdeckten Schwächen (z. B. in der Motorik) durch sinnvolle Therapiemaßnahmen rechtzeitig entgegengewirkt werden kann. Sportler, die sich für eine anspruchsvolle, individuelle Sportart wie Bergsteigen, Paragliding, Marathon oder Felsklettern entscheiden, ist angeraten, eine individuelle Leistungserhebung durchführen zu lassen.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Der Patient bringt zur Durchführung der Leistungsdiagnostik Sportzeug und Turnschuhe mit, da die Mediziner die Untersuchung mittels verschiedener Trainingsarten durchführen. Um die Testdaten optimal auf das jeweils durchgeführte Training übertragen zu können, führen die Sportmediziner sportartspezifische Analysen an speziell für die Leistungsdiagnostik konzipierten Ergometern (Ergometrie) unter Laborbedingungen durch. Radsportler und Triathleten absolvieren eine Fahrrad-Ergometrie auf Hochleistungs-Ergometern. Bei Triathleten, Läufern und Ballsportlern wird die Laufband-Ergometrie angewendet. Ruderer unterziehen sich der Ruder-Ergometrie (Concept II), Kanufahrer, Boxer und Behindertensportler der Handkurbel-Ergometrie.
Der Laufband- Fahrrad- und Ruder-Check beinhaltet eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung, eine Körperfettbestimmung, die Lungenfunktionsdiagnostik mit paralleler Atemanalyse, ein EKG, ein Urin-Test, einen Laktat-Test sowie Blutdruckverhalten in Belastung, Ruhe und Erholung. Für Läufer, Schwimmer und alle Spielsportarten werden Feldtests für Gruppen durchgeführt. Beim Feldtest ermittelt ein Laktat-Stufentest die muskuläre Beanspruchung der Sportler. Auf dieser Grundlage wird die individuelle Trainingsherzfrequenz bestimmt, die eine gezielte Trainingssteuerung ermöglicht. Die Sportler werden mit einer stufenweisen Anhebung der Geschwindigkeit bis an ihre Grenzen ausgelastet. Am Ende jeder Trainingsfrequenz wird dem Patienten ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen (kapillar) entnommen, um eine Laktatmessung vorzunehmen.
Gleichzeitig wird die Herzfrequenz während der gesamten Trainingseinheit gemessen. Beim Feldtest kommen konstante Strecken unter realen Bedingungen (z. B. Stadionrunden, Laufstrecken) zum Einsatz. Mehrere Sportler werden gleichzeitig untersucht. Dieser Test eignet sich daher gut zur Leistungsdiagnostik bei Mannschaftssportarten. Anschließend werden die Laufgeschwindigkeit, die Pulsfrequenz und der Laktatwert im Blut gemessen. Mit der Laktatkurve lassen sich die individuellen Herzfrequenzen für ein Intervalltraining, ein Ausdauertraining oder ein Fettstoffwechseltraining ermitteln. Der Feldtest dient zur wichtigen Diagnostik vor einem Wettkampf, der Vorbereitung einer Wettkampfphase sowie der Saisonvorbereitung. Durch eine Wiederholung lassen sich die Effekte eines Ausdauertrainings ermitteln, so dass ein Leistungsaufbau über einen langen Zeitraum möglich ist.
Eine Leistungsverbesserung im anaeroben und aeroben Bereich ist nachweisbar. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 14 Jahren wird der „Körperkoordinationstest“ (KOT) durchgeführt, der das gesamte Bewegungsrepertoire erfasst, um psychomotorische Störungen und Bewegungsauffälligkeiten zu erkennen und den speziellen Förderbedarf festzustellen. Der „Wiener Koordinationspacours“ erfasst das Leistungsspektrum von Jugendlichen zwischen 11 und 21 Jahren. Dieser Test wird vorzugsweise bei Eignungsprüfungen an wissenschaftlichen Hochschulen (Sportstudium) und Sportgymnasien durchgeführt. Auch Bewerber für den Militär- und Polizeidienst müssen sich dieser Leistungserhebung unterziehen.
Die Molekulare Leistungsdiagnostik identifiziert genetisch bedingte Parameter sportlicher Leistungsfähigkeit und befasst sich mit der Regulation und Beeinflussung zellulärer Signalwege durch endogene und exogene Einflüsse. Sie dient der Leistungsoptimierung und erfasst das Vorhandensein unterschiedlicher ACTN3-Moleküle, die sich auf die Prädisposition zum Ausdauerathleten oder Sprinter auswirken. Im Kraftsportbereich findet die Leistungsdiagnose durch Isokinetische Muskelkraft-Messung, Kraftmessplatten, Weg- und Zeit-Messer, Beschleunigungssensoren und Dynamometer statt.
Ein weiteres Teilgebiet ist die psychologische Leistungsdiagnostik, die vor allem in berufsvorbereitenden und vorberuflichen Maßnahmen sowie in der Wiedereingliederung eingesetzt werden. Die Ärzte führen das kognitive Leistungspotential sowie handwerklich-motorische Tests durch. Im orientierenden Schulleistungstest werden Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik erhoben. Durch psychologische Fragebögen werden Problembereiche erfasst.
Quellen
- Diemer, F., Sutor, V.: Praxis der medizinischen Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2011
- Halle, M., Schmidt-Trucksäss, A., Hambrecht, R., Berg, A.: Sporttherapie in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2008
- Spring, H. et al.: Theorie und Praxis der Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2008