Lepra

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die auch als Aussatz bekannte Krankheit Lepra zählt zu den bakteriellen Infektionskrankheiten. Sie ist hochansteckend und verläuft nicht selten unbehandelt tödlich. Durch rechtzeitige Erkennung und Behandlung mit Antibiotika ist die Lepra jedoch heutzutage heilbar. In Deutschland tritt die Lepra aufgrund von sehr guten hygienischen Bedingungen nur noch sehr selten auf. In tropischen Ländern, wie Indien, finden sich jedoch noch häufiger Lepraerkrankte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lepra?

Typische Symptome der lepromatösen Lepra sind bakteriell infizierte Knoten durch Leprome in der Haut. Hierbei kommt es dann zu den bekannten Verstümmelungen und Narben oder ganzen Verlusten von einzelnen Körperteilen.
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Die Lepra wird wegen des weltweiten geografischen Vorkommens als Krankheit der armen Menschen bezeichnet. Sie ist auf Grund des Lebensraumes der Krankheitsüberträger vorwiegend in warmen Klimazonen zu beobachten.

Grundsätzlich ist die Lepra eine Infektionskrankheit. Sie kann demzufolge durch Ansteckung übertragen werden und ist mit den heutigen modernen medizinischen Methoden ursächlich und symptomatisch gut behandelbar.

Da die Lepra gleichzeitig viele Menschen befallen kann und weltweit etwa 12 Millionen Patienten von Lepra betroffen sind, gehört die Erkrankung zur Kategorie der Epidemien. Die Erkrankung ist begrenzt auf bestimmte Hautbereiche des Menschen. Die Erreger der Lepra lösen die typischen Symptome vorwiegend an den Nervenbahnen und Nervenenden, den Schleimhäuten und der Haut des Menschen aus.

Ursachen

Die Ursache der Lepra liegt in einem krankheitsauslösenden Erreger, der in der Bakteriologie als Bakterium Mycobakterium leprae bezeichnet wird. Dieser Erreger ist mit dem Tuberkel Bakterium, dem Erreger der Tuberkulose verwandt. Die Menschen infizieren sich durch den stetigen Kontakt mit bereits erkrankten Personen. Angenommen wird, dass eine Schwächung des Immunsystems durch mangelhafte Ernährung, unzureichende hygienische Zustände und die eingeschränkte existenzielle Versorgung den Organismus für das Ausbrechen der Erkrankung empfänglich macht.

Das von infizierten Patienten ausgeschiedenen Sekret der Nase und die eitrigen Hautirritationen enthalten eine massive Menge an Lepra Bakterien. Der Kontakt ist aus diesem Grund enorm ansteckend. Offene Wunden auf der Hautoberfläche und die Aufnahme von Tröpfchen durch die Atemwege ermöglichen eine fast unbegrenzte Übertragung des Erregers der Lepra.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome und Beschwerden bei Lepra sind sehr unterschiedlich und mannigfaltig. Am sichtbarsten sind natürlich die Symptome rund um das Gesicht. Eines der ersten Symptome zeichnet sich in Form von Taubheitsgefühlen im Sinne von taktilen Gefühlsstörungen aus. Im weiteren Verlauf kommt es zu typischen Hautflecken, die je nach Hauttyp dunkler oder heller in Erscheinung treten können.

Typische Symptome der lepromatösen Lepra sind bakteriell infizierte Knoten durch Leprome in der Haut. Hierbei kommt es dann zu den bekannten Verstümmelungen und Narben oder ganzen Verlusten von einzelnen Körperteilen. In späteren Stadien können auch innere Organe von der Krankheit befallen sein, sodass es ohne Behandlung zu einer Verkrüppelung des Betroffenen kommt. Diese werden häufig auch von Lähmungserscheinungen begleitet.

Bei der tuberkulösen Lepra sind die Beschwerden und Krankheitsmerkmale eher örtlich begrenzt. Häufig entstehen Verfärbungen der Haut in Form von Flecken. Auch hier kommt es im späteren Verlauf zur Lähmung. Im Gegensatz zur lepromatösen Lepra kann diese Form von selbst abheilen.

Krankheitsverlauf

Beim Krankheitsverlauf der Lepra wird zwischen der tuberkuloiden und der lepromatösen Form abgegrenzt. Die durch die Verstümmelungen so schreckensvoll gewordene Erkrankung zeigt dieses charakteristische Bild ausschließlich bei der tuberkuloiden Verlaufsform. Durch die Beeinträchtigung der Nervenbahnen besitzen die Betroffenen keinen Tastsinn in den Fingerspitzen. Außerdem werden die endständigen Glieder nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Durch die Schmerzunemfindlichkeit treten an den Gliedern zahlreiche Verletzungen auf, die zu den Verstümmelungserscheinungen führen.

Im Unterschied zur tuberkoloiden Lepra ist der lepromatöse Krankheitsverlauf wesentlich schwerwiegender. Die Haut und die Schleimhäute zeigen massive Erkrankungssymptome. Es treten knotenähnliche Verhärtungen auf, durch die Beeinträchtigung der Nervenfunktionen werden die Extremitäten teilweise gelähmt. Im weiteren Verlauf der Lepra treten die knotenartigen Geschwulstausprägungen im Gesicht, auf dem Rücken, den Händen und den Füßen aus. Die Patienten leiden unter reduzierter Schweißbildung, schubweise hohem Fieber und magern rapide ab. Haarausfall ist außerdem eine Folge der Erkrankung der Haut- und Nervenversorgungssysteme.

Komplikationen

Ob es bei der Lepra zu Komplikationen kommt, richtet sich nach der jeweiligen Form der Erkrankung sowie den Zeitpunkt des Therapiebeginns. Während die tuberkuloide Lepra eher einen milden Krankheitsverlauf aufweist und meist von selbst wieder abheilt, kann durch die lepromatöse Lepra, die als schwerste Lepraform gilt, die Krankheit sogar einen tödlichen Verlauf nehmen.

Ohne eine entsprechende Behandlung drohen schwerwiegende Folgeerscheinungen der Lepra. Häufig sind die Augen des Patienten von Komplikationen betroffen. So kann es zum Beispiel zu einer Madarosis (Ausfall von Wimpern und Augenbrauen) kommen, die jedoch keinen Einfluss auf das Augenlicht hat.

Dieses wird jedoch durch andere Auswirkungen wie eine Iritis, eine Iris-Atrophie oder eine Facialisparese (Gesichtslähmung) gefährdet. Des Weiteren besteht das Risiko von Haarausfall. Ebenso ist eine Muskelschwäche möglich. Zu den schwersten Auswirkungen der Lepra zählen Entstellungen und Verstümmelungen, bei denen es sich um sekundäre Veränderungen handelt.

Sie sind das Resultat der Zerstörung von sensiblen Fasern, wodurch es zu einer Sensibilitätsstörung kommt. Deswegen hat der Patient kein Tastgefühl mehr. Er kann weder Kälte, Wärme oder Schmerzen empfinden. Mitunter kommt es zu einer vollständigen Anästhesie. Ferner werden Rhagaden gebildet, die ein hohes Risiko für Sekundärinfektionen darstellen. Bereits durch kleinere Verletzungen entstehen Abszesse und Nekrosen. Im weiteren Verlauf können die nekrotischen Finger oder Fußzehen abfallen.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Taubheitsgefühle oder die charakteristischen Knötchen unter der Haut bemerkt werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Lepra ist eine schwere Erkrankung, die unbehandelt zum Verlust von Fingern und Fußzehen führen kann. Personen, die einen konkreten Verdacht haben, sollten deshalb unbedingt ärztlichen Rat einholen. Falls sich Verstümmelungen oder Narben entwickeln sollten, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die Angehörigen müssen den Betroffenen gut überwachen und bei ernsten Krankheitszeichen den Notarzt oder den ärztlichen Notdienst rufen.

Da Lepra heutzutage nur noch sehr selten auftritt, sollten zunächst die Symptome abgeklärt werden. Menschen, die an Tuberkulose leiden, erkranken häufig auch an Lepra und sollten deshalb enge Rücksprache mit einem Mediziner halten. Der Ausfall von Wimpern und Augenbrauen deutet auf eine fortgeschrittene Lepra hin, die sofort behandelt werden muss. Betroffene Personen sollten den Hausarzt einschalten oder sich an einen Internisten wenden. Weitere Ansprechpartner sind der Hepataloge oder der Gastroenterologe, je nach Symptombild und Auslöser der Erkrankung.

Behandlung & Therapie

Die medizinische Basistherapie zur Bekämpfung der Lepra stellt der Einsatz von hoch dosierten und wirksamen Arzneimitteln dar. Diese werden nicht einzeln verabreicht, sondern zur Erhöhung der therapeutischen Wirksamkeit meist in Kombination. Eingesetzt werden von den Medizinern fast ausschließlich Antibiotika. Diese sollen die Teilung und damit die Vermehrung der Erreger stoppen oder reduzieren. Um eine tuberkuloide Lepra zu behandeln, ist es notwendig, dass die Therapie mindestens über sechs Monate verlaufen muss.

Für die aggressivere und schwere Form muss die Therapie über zwei Jahre fortgeführt werden, um Heilungserfolge zu erzielen. Um bei nicht ausreichender Heilung die Behandlung fortsetzen zu können, werden von der pharmazeutischen Industrie sogenannte Reserve-Leprostatika angeboten. Die Behandlung von Lepra beinhaltet außerdem die Versorgung der Wunden und eine aktive Bewegungsbehandlung, um auftretende Lähmungsrescheinung frühzeitig zu minimieren und aufzuhalten.

Aussicht & Prognose

Das Auftreten der Erkrankung Lepra ist unmittelbar mit ärmlichen Lebensumständen verbunden. Gegenwärtig tritt die Infektionskrankheit vor allem in Südamerika, Südasien und Indien auf. Die Weltgesundheitsorganisation hat das Ziel erreicht, bis ins Jahr 2000 Neuerkrankungen nahezu auszurotten. In den Industriestaaten ist eine Erkrankung an Lepra nahezu ausgeschlossen. Ein starkes Immunsystem macht eine Ansteckung vergleichsweise unwahrscheinlich.

Nach einer Erkrankung hängt die Prognose von der Art der Lepra und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. So heilt die tuberkuloide Lepra größtenteils von allein aus; ohne ärztliche Behandlung führt die lepromatöse Form zum Tod. Eine frühe Diagnose geht meist mit einer günstigen Aussicht einher. Patienten müssen allerdings eine langfristige Behandlung in Kauf nehmen, die manchmal mit Nebenwirkungen verbunden ist. So sind Abwehrreaktionen des Körpers nicht unüblich. Beginnen Betroffene eine Behandlung erst, nachdem sich Verstümmlungen und Lähmungen schon eingestellt haben, sind diese nicht mehr rückgängig zu machen.

Heilt die Lepra ohne ärztliche Begleitung nicht von allein aus, schreitet sie immer weiter voran. Die Haut und Nerven werden nachhaltig geschädigt. Behinderungen, die zu einem Leben in Hilfsbedürftigkeit führen, sind üblich.

Nachsorge

Da Lepra verschiedene Ausprägungen zeigt, kann sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Nachsorge unterschiedlich intensiv verlaufen. Diese konzentriert sich zumeist in Form von Prävention darauf, die Beschwerden so lange wie möglich einzudämmen. Ohne ärztliche Behandlung erleiden Betroffene erhebliche Folgeschäden. Meist treten Beschwerden an den Augen auf, welche zu Komplikationen führen. Der Alltag der Betroffenen ist nur schwer allein zu bewältigen, weshalb die Hilfe von Angehörigen unabdingbar ist.

Zudem sollten Betroffene darauf bedacht sein, dass sie bei ihren Handlungen möglichst vorsichtig zu sein, um ihr Verletzungsrisiko zu mindern. Schon die kleinste Verletzung kann die Entstehung eines Abzesses begünstigen. Betroffene sollten regelmäßig einen Arzt aufsuchen, um die Einstellung der Medikamente sowie mögliche Nebenwirkungen zu überprüfen. Auch eine psychologische Betreuung der Angehörigen kann empfehlenswert sein.

Das können Sie selbst tun

Bei Verdacht auf Lepra muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Keinesfalls dürfen die Symptome, die anfänglich harmlos anmuten, selbst therapiert werden. Da Lepra extrem ansteckend ist, muss der Patient in aller Regel intensivmedizinisch betreut und isoliert werden.

Die meisten Lepra-Infektionen werden in Indien und den Nachbarstaaten Bangladesh und Myanmar, vormals Burma, sowie in Brasilien gezählt. Touristen und Geschäftsreisende sind normalerweise nicht gefährdet, solange sie sich in den Touristenvierteln und den Geschäftszentren der Großstädte aufhalten. Von Expeditionen in die Armenviertel indischer Metropolen ist aber aus medizinischen Gründen unbedingt abzuraten. Lepra sowie eine Reihe anderer in Europa bereits ausgestorbener Seuchen, sind hier noch alltäglich. Bei einer Konfrontation mit Leprakranken muss unbedingt jedweder Körperkontakt vermieden werden. Wegen der Gefahr einer Tröpfcheninfektion ist bereits die bloße körperliche Nähe zu infizierten Personen gefährlich. Wer nach einem solchen Vorfall Symptome wie Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen oder dunkle Flecken auf der Haut bemerkt, muss sich sofort in ärztliche Behandlung begeben und auf die Möglichkeit einer Lepra-Infektion hinweisen.

Es wird vermutet, dass ein geschwächtes Immunsystem, insbesondere aufgrund von Mangelernährung, die Anfälligkeit für Lepra erhöht. Maßnahmen, die das Immunsystem stärken, insbesondere eine gesunde, vitaminreiche Ernährung, können das Ansteckungsrisiko deshalb verringern oder zu einer schnelleren Genesung beitragen.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
  • Thomas, C. (Hrsg.): Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2010

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