Listeria monocytogenes

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Listeria monocytogenes ist eine Bakterienart aus der Abteilung der Firmicutes. Der Keim gehört zur Gattung der Listeria. Die Gattungsbezeichnung Listeria wurde nach dem englischen Chirurgen Joseph Lister benannt. Die Artbezeichnung Monocytogenes wurde aufgrund der Monozytose gewählt, die häufig von Listeria monocytogenes ausgelöst wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Listeria monocytogenes?

Der Keim ist fakultativ-anaerob und ubiquitär vorhanden. Er ist weder auf spezielle Wirtsorganismen noch bestimmte Lebensräume beschränkt.
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Das Bakterium hat eine stäbchenförmige Gestalt und ist durch die ausgebildeten Flagellen beweglich (motil). Es hat einen ungefähren Durchmesser von 0,4 bis 0,5 Mikrometer und ist 0,5 bis 0,2 Mikrometer lang. Die Flagellen beziehungsweise Geißeln sind polar oder peritrich vorhanden, können also sowohl an einem oder beiden Enden auftreten oder über die gesamte Zelle verstreut sein.

Das Bakterium zeigt sich in der Gramfärbung positiv und ist kein Sporenbildner. Es besteht eine außerordentliche Widerstandsfähigkeit gegenüber negativen Umwelteinflüssen. Das Bakterium kann sowohl ausgedehnte Trockenperioden als auch hohe Temperaturen unbeschadet überstehen. Erhöhte Salzkonzentrationen und intensive Kälte stellen ebenfalls keine Gefahr für den Keim dar.

Durch einen hohen PH-Wert <4,4 wird eine Ansiedlung des Erregers verhindert. PH-Werte im Bereich von 4,4, bis 9,8, also sowohl im sauren als auch basischen Milieu, sind für eine Vermehrung von Listeria monocytogenes geeignet. Temperaturen von 30 bis 37 Grad Celsius bieten sich für eine schnelle Entwicklung des Keims an, aber auch normale Kühlschranktemperaturen bis 4 Grad Celsius können das Wachstum des Erregers nur begrenzt aufhalten. Durch sehr hohe Temperaturen wird das Bakterium jedoch sicher abgetötet. Pasteurisieren und Sterilisieren als auch herkömmliche Brat- und Kochvorgänge können den Keim somit unschädlich machen.

Koloniemorphologisch zeigt sich eine Ähnlichkeit mit Streptococcus agalactiae. Die großen, runden und blaugrauen Kolonien der beiden Keimarten können auf dem Agar leicht verwechselt werden. Eine leichte ß-Hämolyse ist auf Columbia- Blutagar ebenfalls bei beiden Bakterienarten vorhanden.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Der Keim ist fakultativ-anaerob und ubiquitär vorhanden. Er ist weder auf spezielle Wirtsorganismen noch bestimmte Lebensräume beschränkt. Listeria monocytogenes wurde in 37 Säugetierarten und 17 Vogelarten gefunden. Selbst in Meeresbewohnern wie Fischen und Schalentieren kann der Keim nachgewiesen werden. Die Infektionen liegen beim Menschen schätzungsweise bei 1-10%.

Die hohe Virulenz von Listeria monocytogenes ist vorallem durch die ausgeklügelten Abwehrstrategien des Erregers zu erklären. Durch das Toxin Listeriolysin 0 (LL0) kann der Keim sich aus der Phagozytose befreien und mit Hilfe des umgebenden Phagozyten ungehindert sämtliche Blutschranken des Körpers passieren. Weiterhin kann der Erreger auch unbemerkt Zellwände passieren, ohne sich extrazellulären Abwehrvorgängen aussetzen zu müssen.

Listerien sind trotz ihres fakultativ intrazellulären Parasitismus jedoch nicht auf Wirtsorganismen angewiesen und können auch im Boden, Wasser und auf verschiedenen Pflanzen überleben. Durch die Möglichkeit, auf zahlreichen verschiedenen Flächen einen Biofilm zu bilden, stellt Listeria monocytogenes einen echten Überlebenskünstler dar und kann in den verschiedensten Terrains nachgewiesen werden.


Krankheiten & Beschwerden

Listeria monocytogenes gilt als fakultativ pathogener Keim, der eine Vielzahl von Krankheiten auslösen kann. Die Erkrankungen werden als Listeriose zusammengefasst und können bei Mensch und Tier auftreten. Typische Infektionswege sind verunreinigte Lebensmittel und tierische Lebensmittel mit nicht vorhandener oder schlecht durchgeführter Sterilisierung oder Pasteurisierung. Listerien können aber auch durch Hautkontakt von Mensch zu Mensch, Mensch zu Tier usw. übertragen werden.

Eine typische Listerien- Infektion verläuft unbemerkt und ohne klare Symptomatik. Die Infektion kann durch weitere begünstigende Faktoren wie eine Immunsupprimierung zu einer akuten Erkrankung führen. So können weitere virale, bakterielle und parasitäre Infektionen an einer Listeriose mitwirken. Dieser Vorgang ist mit einer Inzidenz von 2 bis 15 Fällen auf eine Millionen Menschen im Jahr verzeichnet und somit äußerst selten.

Die klinische Manifestation zeigt sich zunächst durch influenzaähnliche Symptome wie Fieber sowie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der Verlauf ist bei immunkompetenten Menschen eher unauffällig und Symptome im Magen-Darm-Bereich bleiben die einzigen Beschwerden. Zu Komplikationen kann es bei immunsupprimierten Menschen kommen. Entzündungen, Lymphknotenschwellungen, Enzephalitis und Meningitis können hier auftreten. Besonders Entzündungen an Auge (Keratitis, Uveitis), Hals, Rachen, Harnblase und dem Nierenbecken wurden beobachtet.

Schwere Fälle der Enzephalitis und Meningitis wurden besonders bei alten Menschen verzeichnet. Hier besteht infolgedessen auch eine Sterblichkeitsrate von circa 70%. Bei schwangeren Frauen kann die Erkrankung ebenfalls schwere Folgen haben. So kann es durch die Infektion der Geschlechtsorgane zu Fehl- und Totgeburten kommen. Durch Listeriose betroffene Neugeborene haben eine hohe Sterblichkeitsrate. Nach einer geglückten Ausheilung werden Entwicklungsstörungen häufig beobachtet.

Aufgrund der schweren Symptomatik, die Listeria monocytogenes bei Immunsupprimierten und Schwangeren auslösen kann, ist ein Nachweis des Erregers meldepflichtig. Zur Behandlung der Listeriose werden verschiedene Antibiotika verabreicht. Besonders empfohlen wird das β-Lactam-Antibiotikum Ampicillin, dass in schweren Fällen mit Aminoglykosid kombiniert wird. Cotrimoxazol kann bei Unverträglichkeiten als Alternative in Betracht gezogen werden. Natürliche Resistenzen des Erregers sind besonders gegen Cephalosporine vorhanden.

Entsprechende Hygienemaßnahmen, besonders bei der Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln, sind zur reinen Prophylaxe immer angebracht. So können schon durch ordnungsgemäßes Braten und Kochen zahlreiche pathogene Stämme wie Listeria monocytogenes vernichtet werden. Delikatessen wie blutiges Steak sollten nur zubereitet werden, wenn genaue Informationen über die Herkunft und gute Gesundheit des Tieres bestehen. Da jedoch auch gesunde Tiere ohne offensichtliche Symptome Träger von Listeria monocytogenes sein können, erscheint ein Verzicht auf blutige und halb gegarte Delikatessen vernünftig.

Quellen

  • Kayser, F. H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003
  • Weiß, A., Barth, H., Schmidt, H.: Bakterielle Toxine. Behr's Verlag, Hamburg 2018

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