Monozyten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Monozyten

Monozyten sind Zellen des menschlichen Blutes. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten]) und spielen eine Rolle bei der Immunabwehr.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Monozyten?

Während der kurzen Zeit, in der die Monozyten im Blut zirkulieren, ist ihre Hauptaufgabe die Phagozytose. In ihrem Inneren verfügen die Zellen über zahlreiche Lysosomen
© designua – stock.adobe.com

Monozyten sind Teil des menschlichen Blutes. Sie gehören zur Zellgruppe der Leukozyten und spielen somit eine Rolle bei der Abwehr. Wie viele andere Leukozyten auch können Monozyten das Blut verlassen und ins Gewebe wandern.

Dort entwickeln sie sich zu Makrophagen. Makrophagen sind Fresszellen. Sie entfernen Zellreste, zerstören Tumorzellen, fressen Bakterien, andere Erreger und Fremdkörper und dienen der Wundheilung.

Anatomie & Aufbau

Monozyten sind in ihrem äußeren Erscheinungsbild sehr variabel. Sie haben einen Durchmesser von 4 bis 21 µm. Damit gehören sie zu den größten Blutkörperchen innerhalb der Zellgruppe der Leukozyten. Etwa drei bis acht Prozent aller Leukozyten sind Monozyten.

Wie ihr Name schon verrät, verfügen sie über einen einzelnen Zellkern. Dieser ist recht groß und meist bohnenförmig. Im Vergleich zu anderen Zellen und zu seiner Größe enthält er relativ wenig Zytoplasma. Monozyten sind nicht homogen, das bedeutet, dass es verschiedene Untergruppen gibt. Typischerweise tragen die Zellen an ihrer Oberfläche den Oberflächemarker CD14. Es gibt aber auch Monozyten, die neben dem CD14 Marker noch zusätzlich den Oberflächenmarker CD16 tragen. Anhand der Kombinationen verschiedener Oberflächenmarker lassen sich drei Subpopulationen bei den Monozyten unterscheiden. Es handelt sich dabei um die "Classical monocytes" (CD14++CD16-), "Intermediate monocytes" (CD14++CD16+) und "Non-classical monocytes" (CD14+CD16++).

Gebildet werden Monozyten im Knochenmark im Rahmen der Monozytopoese. Die Monozytopoese ist ein Teil der Hämatopoese. Während der Reifung durchlaufen die Zellen verschiedene Stadien. Vom Hämozytoblasten entwickeln sie sich über den Monoblasten und den Promonozyten hin zum fertigen Monozyten. Sowohl die Monozyten als auch die neutrophilen Granulozyten entwickeln sich aus der bipotenten Stammzelle CFU-GM. Erst in einem späteren Differenzierungsstadium spalten sich die Zelllinien der Monozyten und Granulozyten auf. Beeinflusst wird die Bildung der Zellen von den Wachstumsfaktoren GM-CSF (Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierender Faktor) und M-CSF (Monozyten Kolonie-stimulierender Faktor).

Monozyten zirkulieren nur für etwa 12 bis 48 Stunden im Blut, danach wandern sie meistens in die umliegenden Gewebe und differenzieren sich dort weiter in verschiedene Zellformen.

Wichtigster Speicherort der Monozyten ist die Milz. Von hier können sie bei akutem Bedarf in großer Zahl freigesetzt werden.

Funktion & Aufgaben

Während der kurzen Zeit, in der die Monozyten im Blut zirkulieren, ist ihre Hauptaufgabe die Phagozytose. In ihrem Inneren verfügen die Zellen über zahlreiche Lysosomen. Lysosomen sind Zellorganellen, die Verdauungsenzyme enthalten. Treffen die Monozyten nun auf einen Erreger oder Fremdkörper nehmen sie ihn in ihr Zellinneres auf. Dort wird er durch die Lysosomen unschädlich gemacht und verdaut.

Die Monozyten gehören zur unspezifischen zellulären Abwehr. Sie fressen nicht nur Erreger und Fremdstoffe, sondern produzieren auch Zytokine, Chemokine, Wachstumsfaktoren und Komplementfaktoren. Die meisten dieser Stoffe spielen eine Rolle bei immunologischen Reaktionen und bei Entzündungsprozessen innerhalb des Körpers. Man bezeichnet sie deshalb auch als Mediatoren.

Monozyten sind zudem in der Lage, einen Teil des von ihnen phagozytierten Materials auf ihrer Oberfläche zu präsentieren. Man spricht hier auch von einer Antigen-Präsentation. Die Lymphozyten erkennen diese präsentierten Antigene und produzieren daraufhin Antikörper. Damit können weitere dieser Erreger schneller unschädlich gemacht werden. Wenn die Monozyten ins Gewebe eingewandert sind, bezeichnet man sie als Makrophagen.

Makrophagen erkennen körperfremde Proteine im Gewebe. Auch sie nehmen diese Fremdproteine im Rahmen der Phagozytose auf und zerkleinern sie intrazellulär. Auch sie setzen chemische Lockstoffe frei, um weitere Makrophagen und andere Abwehrzellen anzulocken. Zudem setzen sie Zytokine frei, welche eine lokale Entzündung verursachen. Die Antigenpräsentation bei den Makrophagen erfolgt durch das MHC-II-Molekül.

Doch die Makrophagen kümmern sich nicht nur um körperfremde Materialien, sie beseitigen auch alte oder defekte Zellen des eigenen Körpers. Wurde die Infektion erfolgreich bekämpft, sind die Fresszellen auch an der Heilung beteiligt. Sie fördern die Bildung von Narbengewebe und die Bildung von neuen Blutgefäßen.

Einige Makrophagen haben in Organen spezielle Funktionen. So sitzen beispielsweise im Hoden Makrophagen, die eine Subtanz sezernieren, die benachbarte Zellen benötigen, um Testosteron herstellen zu können.


Krankheiten

Ist die Anzahl von Monozyten im Blut vermindert, spricht man von einer Monozytopenie. Die untere Normgrenze liegt dabei bei 200 Zellen pro Mikroliter Blut. Monozytopenien treten meist im Rahmen von Leukämien auf. Einen Anstieg der Monozyten bezeichnet man als Monozytose. Die Monozytose ist eine Unterform der Leukozytose.

Eine Monozytose findet sich bei chronischen Entzündungen, bei Nekrosen und bei Krankheitsprozessen mit vermehrter Phagozytose. Beispielsweise kommt es bei einer systemischen Histoplasmose oder bei einer Leishmaniose zu einer Monozytose.

Eine Erkrankung, bei der die Monozyten eine wichtige Rolle spielen, ist die Tuberkulose. Bei der Tuberkulose gelangt der Erreger, das Mycobacterium tuberculosis, über die Atemwege in die Lunge. Dort nehmen die Makrophagen den Erreger auf. Die Erreger verfügen jedoch über eine Schutzschicht, sodass sie von den Makrophagen nicht abschließend verdaut werden können. Um den Körper trotzdem vor den Bakterien zu schützen, werden weitere Monozyten aus dem Blut geholt.

Diese wandeln sich in sogenannte Epitheloidzellen um und umlagern den Makrophagen mit dem Bakterium wie ein Schutzwall. Die Zellen innerhalb dieses Schutzwalls sterben ab, die Erreger bleiben aber gefangen. Problematisch wird es erst, wenn der Schutzwall durch eine Immunschwäche nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die Erreger können dann auch Jahre nach der Erstinfektion freigesetzt werden und eine Reinfektion verursachen.

Quellen

  • Kreuzer, K. A.: Referenz Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

Das könnte Sie auch interessieren