Ampicillin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Ampicillin ist ein Antibiotikum aus der großen Gruppe der Penicilline. Aufgrund seines breiten Wirkungsspektrums wird Ampicillin erfolgreich gegen eine ganze Reihe bakteriell bedingter Infektionen eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ampicillin?

Der Wirkstoff Ampicillin ist ein Antibiotikum aus der großen Gruppe der Penicilline. Aufgrund seines breiten Wirkungsspektrums wird Ampicillin erfolgreich gegen eine ganze Reihe bakteriell bedingter Infektionen eingesetzt.

Ampicillin ist ein bakterienhemmender Arzneistoff und gehört zu den halbsynthetischen Beta-Laktam-Antibiotika. Es ist sowohl gegen grampositive als auch gegen gramnegative Bakterien wirksam. Auch zahlreiche gramnegative Stäbchenerreger sprechen gut auf den Wirkstoff an.

Da Ampicillin gegen ein großes Spektrum verschiedenster Erreger eingesetzt werden kann, zählt es zu den sogenannten Breitbandantibiotika. Besonders effektiv ist Ampicillin gegen Infektionen mit gramnegativen Stäbchenerregern, denn diese besitzen eine natürliche Resistenz gegen herkömmliche Penicilline.

Chemisch gehört der Wirkstoff zu den Amino-Penicillinen. Ampicillin ist säurestabil und passiert unbeschadet den Magentrakt, ohne durch die Magensäure angegriffen zu werden. Daher wird dieses Antibiotikum meist in Tablettenform eingenommen.

Pharmakologische Wirkung

Bakterien vermehren sich wie Körperzellen durch kontinuierliche Zellteilung. Befinden sich die Zellen in der Teilungsphase, müssen ständig neue Zellwände gebildet werden. In diesen Prozess greift der Arzneistoff Ampicillin ein. Der Wirkstoff besitzt in seinem chemischen Aufbau Strukturen, die den Zellwandaufbau der Bakterien hemmen – sogenannte Beta-Laktame.

Bakterien enthalten ein bestimmtes Enzym, das maϐgeblich an der Synthese – also am Aufbau – neuer Zellwände beteiligt ist. Die in dem Medikament enthaltenen Beta-Laktame docken an dieses Enzym an und blockieren so seine Rezeptoren. Nun ist das Enzym dauerhaft und irreversibel deaktiviert. Die Bakterien sind nicht in der Lage, intakte Zellwände aufzubauen und können sich nicht mehr teilen.

Der Wirkstoff Ampicillin tötet Bakterien also nicht ab, sondern unterbindet die Zellteilung und damit auch ihre Vermehrung. Nun ist das menschliche Immunsystem in der Lage, den nicht mehr teilungsfähigen Erreger abzutöten und über den Stoffwechsel zu eliminieren. In Tablettenform eingenommen, wird das Amino-Penicillin zu 30 – 60 % von der Darmschleimhaut aufgenommen und tritt in den Blutkreislauf über. Der nicht resorbierte Anteil des Wirkstoffes wird innerhalb kurzer Zeit über den Urin ausgeschieden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Ampicillin wird zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt, die auf herkömmliche Antibiotika nicht ansprechen. Eine Therapie mit Ampicillin ist bei einer Vielzahl akuter und chronischer Entzündungen erfolgversprechend. Dazu gehören unter anderem Infektionen der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs (HNO), der Nieren oder der Gallen- und Harnwege.

Aber auch Entzündungen der Geschlechtsorgane und der Haut sowie der Augen gehören zu den Anwendungsgebieten. Ampicillin wird auch zur prophylaktischen, also vorbeugenden Behandlung bei operativen Eingriffen oder Zahnbehandlungen angewendet, um die Entwicklung von Keimen schon im Vorfeld zu verhindern. Der Wirkstoff Ampicillin wird meist in Tablettenform verabreicht. Bei einem stationären Krankenhausaufenthalt ist auch die Gabe über intravenöse oder intramuskuläre Spritzen sowie Infusionen möglich.

Ampicillin muss mehrmals täglich eingenommen werden, da der Arzneistoff schnell vom Körper ausgeschieden wird. Nur so ist ein gleichbleibender Wirkstoffspiegel gewährleistet. Die Behandlungsdauer beträgt durchschnittlich 10 Tage. Meist ist schon wenige Stunden nach der Einnahme eine erste Besserung im Allgemeinbefinden spürbar – auch die Krankheitssymptome lassen deutlich nach.

Doch auch nach dem vollständigen Abklingen der Symptome muss die Einnahme einige Tage fortgeführt werden, um ein erneutes Auftreten der Erkrankung zu verhindern und künftigen Resistenzen entgegenzuwirken.

Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Ampicillin, einem Breitbandantibiotikum aus der Gruppe der Penicilline, sind mehrere wichtige Punkte zu beachten. Ampicillin wird zur Behandlung einer Vielzahl bakterieller Infektionen eingesetzt, darunter Atemwegs-, Harnwegs-, Magen-Darm- und Hautinfektionen.

Dosierung: Die Dosierung von Ampicillin variiert je nach Art und Schwere der Infektion sowie dem Alter und Gewicht des Patienten. Für Erwachsene beträgt die übliche Dosis bei mittelschweren bis schweren Infektionen 250 bis 500 mg alle sechs Stunden. Bei Kindern wird die Dosierung in der Regel nach dem Körpergewicht berechnet, häufig 50 bis 100 mg/kg/Tag, aufgeteilt in mehrere Dosen.

Verabreichung: Ampicillin kann sowohl oral als auch intravenös verabreicht werden. Bei der oralen Einnahme sollte das Medikament etwa eine halbe bis eine Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, da Nahrungsmittel die Absorption beeinträchtigen können. Es ist wichtig, die gesamte verordnete Menge auch nach dem Abklingen der Symptome einzunehmen, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig beseitigt ist und keine Resistenzen entstehen.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen: Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Hautausschlag. Patienten mit einer bekannten Allergie gegen Penicilline oder Cephalosporine sollten Ampicillin nicht einnehmen. Vor Beginn der Therapie sollte eine gründliche Anamnese durchgeführt werden, um allergische Reaktionen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.

Überwachung und Anpassungen: Bei längerer Anwendung oder hohen Dosen sollten regelmäßige Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion sowie des Blutbildes erfolgen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Anpassung der Dosierung erforderlich, um eine Akkumulation des Medikaments zu vermeiden.

Es ist entscheidend, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen und bei Auftreten ungewöhnlicher Symptome sofort medizinischen Rat einzuholen.

Risiken & Nebenwirkungen

Im Vergleich zu anderen Breitbandantibiotika wie Amoxicillin ist Ampicillin bei oraler Einnahme weniger gut verträglich. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass ein hoher Anteil des Arzneistoffs im Darm verbleibt und dort negativen Einfluss auf die natürliche Darmflora ausübt.

Die Darmflora des gesunden Menschen besteht aus nützlichen mikrobakteriellen Erregern, die Verdauungsprozesse regulieren und fördern. Ist die Darmflora durch Einwirkung des Medikaments geschädigt, kann es zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen. Wie bei allen Penicillinen ist auch bei Ampicillin die Möglichkeit einer Allergie gegeben.

Hautreaktionen wie Juckreiz und Rötungen gehören dazu. Sehr selten kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der sich u. a. in Atembeschwerden und heftigen Herz-Kreislaufreaktionen manifestiert. Sehr selten sind Hautveränderungen, Veränderungen des Blutbilds, Entzündungen der Nieren und Blutgefäße oder Schwellungen im Kehlkopfbereich.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Ampicillin umfassen mehrere Bedingungen und Faktoren, die die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung beeinträchtigen könnten. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Ampicillin, andere Penicilline oder Cephalosporine. Patienten mit einer solchen Allergie können schwere, potenziell lebensbedrohliche Reaktionen wie Anaphylaxie entwickeln.

Patienten mit einer Vorgeschichte von Asthma, Heuschnupfen oder anderen allergischen Reaktionen sind ebenfalls gefährdet und sollten Ampicillin nur unter strenger ärztlicher Überwachung einnehmen. Eine weitere Kontraindikation ist das Vorliegen einer infektiösen Mononukleose, da die Verabreichung von Ampicillin bei diesen Patienten häufig zu einem charakteristischen Hautausschlag führt.

Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz benötigen eine angepasste Dosierung oder alternative Antibiotika, da die normale Ausscheidung von Ampicillin über die Nieren erfolgt und eine Akkumulation des Medikaments zu toxischen Wirkungen führen kann. Auch bei Leberfunktionsstörungen ist Vorsicht geboten, da Lebererkrankungen die Metabolisierung und Clearance von Medikamenten beeinflussen können.

Schwangere und stillende Frauen sollten Ampicillin nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken durch den Arzt einnehmen, da Antibiotika die Plazentaschranke passieren und in die Muttermilch übergehen können. Schließlich ist bei Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa oder einer Clostridioides-difficile-Infektion Vorsicht geboten, da Antibiotika diese Zustände verschlimmern können.

Zusammenfassend ist es wichtig, dass Ärzte vor der Verschreibung von Ampicillin eine gründliche Anamnese und Bewertung der Patienten durchführen, um mögliche Kontraindikationen zu identifizieren und geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Ampicillin können verschiedene Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie beeinflussen. Eine bedeutende Interaktion besteht mit oralen Kontrazeptiva. Ampicillin kann die enterohepatische Rezirkulation von Östrogenen beeinträchtigen und dadurch die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel verringern, was das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft erhöhen kann. Frauen, die orale Kontrazeptiva verwenden, sollten zusätzliche nicht-hormonelle Verhütungsmethoden in Betracht ziehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wechselwirkung mit Allopurinol, das zur Behandlung von Gicht eingesetzt wird. Die gleichzeitige Einnahme von Ampicillin und Allopurinol kann das Risiko von Hautausschlägen erhöhen. Daher sollte diese Kombination nur mit Vorsicht und unter ärztlicher Überwachung angewendet werden.

Ampicillin kann auch die Wirkung von Antikoagulantien wie Warfarin verstärken. Dies kann zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen, da Ampicillin die Darmflora beeinflusst, die für die Synthese von Vitamin K verantwortlich ist, einem wichtigen Faktor der Blutgerinnung. Bei gleichzeitiger Verabreichung sollten die Gerinnungsparameter engmaschig überwacht werden.

Darüber hinaus können Wechselwirkungen mit Methotrexat auftreten, einem Medikament zur Behandlung von Krebs und Autoimmunerkrankungen. Ampicillin kann die renale Clearance von Methotrexat verringern und dessen toxische Wirkungen verstärken. Daher ist bei gleichzeitiger Anwendung eine sorgfältige Überwachung der Methotrexat-Spiegel erforderlich.

Bei der Verabreichung von Ampicillin zusammen mit Probenecid, das zur Behandlung von Gicht verwendet wird, kann es zu einer erhöhten Konzentration von Ampicillin im Blut kommen, da Probenecid die renale Ausscheidung von Ampicillin hemmt. Dies kann die Wirksamkeit des Antibiotikums verstärken, aber auch das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Ampicillin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um bakterielle Infektionen zu behandeln. Eine gängige Alternative sind Cephalosporine, eine Klasse von Antibiotika, die ähnlich wie Penicilline wirken, aber oft besser vertragen werden. Beispiele hierfür sind Cefalexin und Cefuroxim.

Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin sind ebenfalls wirksame Alternativen, insbesondere bei Atemwegs- und Hautinfektionen. Diese Antibiotika sind besonders nützlich bei Patienten mit Penicillinallergien.

Für Patienten mit schweren Infektionen oder multiresistenten Keimen können Fluorchinolone wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin eingesetzt werden. Diese Antibiotika sind breit wirksam, sollten jedoch wegen ihres Nebenwirkungsprofils mit Vorsicht verwendet werden.

Tetracycline, wie Doxycyclin, stellen eine weitere Alternative dar, insbesondere bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen, sexuell übertragbaren Krankheiten und bestimmten Hautinfektionen. Sie sind jedoch nicht für Kinder unter acht Jahren oder schwangere Frauen geeignet.

Bei Hautinfektionen und bestimmten Weichteilinfektionen kann Clindamycin verwendet werden. Es wirkt gut gegen viele grampositive Bakterien und Anaerobier.

Für Patienten mit speziellen Infektionen wie Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) kann Vancomycin eine geeignete Wahl sein. Dieses Antibiotikum wird oft intravenös verabreicht und ist sehr wirksam gegen resistente Bakterien.

Sulfonamide wie Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol) sind ebenfalls eine Option und werden häufig bei Harnwegsinfektionen und bestimmten Atemwegsinfektionen eingesetzt.

Diese Alternativen bieten effektive Behandlungsmöglichkeiten, wenn Ampicillin nicht vertragen wird, und sollten unter Berücksichtigung der spezifischen Infektion und des Gesundheitszustands des Patienten ausgewählt werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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