Menkes-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Menkes-Syndrom
Das Menkes-Syndrom ist eine X-Chromosomal rezessiv vererbte Störung des Kupferstoffwechsels, bei der der Darm das Spurenelement nicht ausreichend resorbiert. Die Unterversorgung mit Kupfer manifestiert sich in den Muskeln, im Nervensystem und im Skelett. Die Krankheit ist bislang unheilbar und prognostisch ungünstig.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist das Menkes-Syndrom?
Das Menkes-Syndrom wird auch als Menkes-Krankheit bezeichnet. Diese Erkrankung entspricht einer erblichenStoffwechselkrankheit. Die Krankheit beinhaltet vor allem eine Störung des Kupferstoffwechsels. Kupfer ist das dritthäufigste Spurenelement im menschlichen Körper. Sowohl das Skelett und die Muskeln, als auch das Gehirn und die Leber enthalten Kupfer. Zusätzlich ist der Stoff an der Bildung des Bindegewebes beteiligt.
Als Bestandteil von Enzymen wie Superoxiddismutase schützt das Spurenelement den Körper außerdem vor freien Radikalen und oxidativem Stress. Kupfer übernimmt abgesehen von diesen Funktionen auch Aufgaben in der Energiegewinnung. Kupfermangel wirkt sich dementsprechend negativ auf den Körper aus.
Ein chronischer Kupfermangel liegt im Rahmen der Menkes-Krankheit vor. Namensgeber des Syndroms ist der Erstbeschreiber J. H. Menkes, der die Erkrankung im 20. Jahrhundert dokumentiert hat. Andere Erkrankungen mit Kupfermangel als Leitsymptom sind solche wie Morbus Wilson, der mit vergleichbaren Beschwerden einhergeht. Bei einer Prävalenz von eins zu 100.000 ist die Menkes-Krankheit etwas seltener als Morbus Wilson.
Ursachen
Die Menkes-Krankheit liegt genetisch an der Stelle X 13.3. vor und betrifft daher nur Jungen. Mädchen können den Defekt tragen, ohne Probleme zu haben. Anders als Jungen sind sie mit einem zweiten X-Chromosom ausgestattet. Das Genprodukt des zweiten, gesunden Chromosoms kann die Beeinträchtigungen des ersten daher aufheben. Die Vererbung des Menkes-Syndroms verläuft X-Chromosomal rezessiv.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Während der ersten acht bis zehn Lebenswochen sind Säuglinge mit dem Menkes-Syndrom meist symptomlos. Erst nach rund zwei Monaten stellt sich eine starke Muskelschwäche ein. Fütterungsprobleme und Entwicklungsstörungen treten auf. Der Kupfermangel im Gehirn kann sich in epileptischen Anfällen und Bewegungseinschränkungen äußern.
Auf der wenig elastischen Haut der Patienten zeigen sich oft schuppende Ausschläge. Die Haare, Wimpern und Augenbrauen verkrümmen sich, werden brüchig und nehmen weiße bis silbergraue Färbung an. Das Gesicht wirkt meist ausdruckslos und eingefallen. Zusätzlich können Skelettveränderungen wie eine Trichterbrust auftreten. Leistenbrüche sowie Nabelbrüche begleiten häufig das Krankheitsbild. Je nach Verlaufsform können schon zu dieser Zeit schwere Knochenbrüche und Gefäßveränderungen auftreten.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei Verdacht auf die Menkes-Krankheit nimmt der Arzt eine Urin- und Plasmaprobe. Das Plasma überprüft das Labor auf das Kupferspeicherprotein Caeruloplasmin. In beiden Proben ermittelt man zusätzlich den allgemeinen Kupferspiegel. Röntgenaufnahmen erhärten mit Wirbelanomalien und Schaltknochen den Verdacht auf die Menkes-Krankheit. Auch Zelluntergänge im Thalamus oder Kleinhirn können den Verdacht erhärten.
Diese Erscheinungen lassen sich gegebenenfalls über ein MRT beobachten. Eine molekulargenetische Untersuchung des Gens ATP7A kann abschließend den Nachweis einer Mutation erbringen. Die Prognose ist für Patienten mit Menkes-Syndrom im Allgemeinen ungünstig. Die meisten Betroffenen erreichen das Erwachsenenalter nicht. In besonders schweren Fällen sterben die Patienten noch in der Säuglingsphase. Die Art und Lokalisation der Genmutation hat den größten Einfluss auf die Prognose. Eine Früherkennung der Krankheit kann sich prognostisch positiv auswirken.
Komplikationen
Weiterhin treten auch nicht selten epileptische Anfälle auf, die zu starken Schmerzen führen können. Die Haut der Betroffenen ist gerötet und schuppt meistens. Auch die Muskeln im Gesicht können kaum bewegt werden, sodass die Betroffenen oft teilnahmslos und abgeschlagen wirken. Nicht selten sind auch die Eltern durch das Menkes-Syndrom betroffen und leiden dabei an psychischen Beschwerden oder an Depressionen.
Eine direkte und kausale Behandlung des Syndroms ist leider nicht möglich, sodass die Behandlung nur auf die Einschränkung der verschiedenen Beschwerden abzielt. Dabei kommt es allerdings nicht zu weiteren Komplikationen. Die Betroffenen sind dabei auf Medikamente angewiesen. Ebenso können verschiedene Therapien die Beschwerden lindern. In der Regel wird durch das Menkes-Syndrom die Lebenserwartung des Patienten nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Treten bei einem neugeborenen Kind im zweiten oder dritten Lebensmonat Unregelmäßigkeiten auf, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Das Menkes-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine starke Muskelschwäche, außerdem kommt es zu Problemen bei der Nahrungszufuhr. Die Beschwerden sind in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht vorhanden, zeigen sich jedoch bereits innerhalb der ersten acht Lebenswochen. Können Eltern feststellen, dass es bei ihrem Nachwuchs zu einer Abnahme der Muskelkraft kommt, sollte schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden. Einschränkungen der Mobilität oder Auffälligkeiten der Bewegungsabläufe sind weitere Anzeichen einer vorliegenden Störung. Sie sind unverzüglich von einem Kinderarzt begutachten zu lassen. Leidet das Kind an epileptischen Anfällen, ist größte Sorgfalt geboten.
Nach jedem Anfallsleiden sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit eine umfangreiche medizinische Untersuchung erfolgen kann. Bei Wachstumsstörungen oder Unregelmäßigkeiten bei der Entwicklung des Kindes ist ein Arzt aufzusuchen. Häufige Knochenbrüche oder Veränderungen des Skelettsystems weisen auf Unstimmigkeiten hin und sollten untersucht werden. Auffälligkeiten des Hautbildes, Schuppungen der Haut oder Besonderheiten der Haare, Augenbrauen sowie Wimpern sind einem Arzt vorzustellen. Da die Erkrankung eine schlechte Prognose hat, ist bei Veränderungen schnellstmöglich ein Arztbesuch anzuraten. Je eher Symptome behandelt werden, desto optimaler können Mediziner die Lebensqualität des Kindes im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten gestalten.
Behandlung & Therapie
Das Menkes-Syndrom ist unheilbar. Es stehen bislang lediglich symptomatische Therapien zur Verfügung. Die Krankheit verhindert die Aufnahme von Kupfer im Darm. Daher kann über orale Kupfergabe therapeutisch nichts ausgerichtet werden. Stattdessen muss Kupfer parenteral gegeben werden, denn so muss der Stoff nicht den Magen-Darm-Trakt passieren. In der Regel wird Kupferhistidinat verabreicht. Diese Substanz hat sich als verträglichste und zugleich effektivste Therapieform erwiesen. Das Kupferhistidinat wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt.
Als Kupfertransportprotein kommt es so im Blut vor und dringt über die Blut-Hirn-Schranke bis ins Gehirn durch. Die Behandlung beginnt im Idealfall, bevor das Nervensystem von Schädigungen betroffen ist. Wenn erst später mit der Therapie begonnen wird, kann die Substanz den fortschreitenden Krankheitsverlauf in der Regel nicht mehr verzögern. Die neurologische Entwicklung der Betroffenen wird durch die frühzeitige Gabe des Kupferhistidinats in den meisten Fällen positiv beeinflusst.
Die Manifestation der Erkrankung am Bindegewebe lässt sich über diese Therapieform allerdings nicht beeinflussen. Eine ursächliche Therapie liegt bislang nicht vor. In der Zukunft wird die Medizin über den Austausch des mutierten Gens eventuell eine ursprüngliche Behandlung entwickeln. Im Tierversuch wurde durch einen ATP7A-Genzusatz bereits Heilung erzielt.
Aussicht & Prognose
Das Menkes-Syndrom hat eine ungünstige Prognose. Der Patient leidet unter einer erblich bedingten Störung der Stoffwechsels. Da Veränderungen der Genetik nicht möglich sind, können Ärzte lediglich die auftretenden Symptome so gut wie möglich behandeln.
Charakteristisch für die Erkrankung sind Entwicklungsstörungen und ein Anfallsleiden. In den ersten Lebensmonaten zeigen sich meist keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Das führt dazu, dass die Erberkrankung erst nach einigen Jahren in Erscheinung tritt und diagnostiziert werden kann. Es kommt zu einer Gabe von Medikamenten, da die Aufnahme von Kupfer im Darm verhindert wird. Ohne eine medizinische Versorgung ist mit starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Es kommt zu einer Muskelschwäche, Schmerzen, einer herabgesetzten Lebensqualität sowie zahlreichen Folgestörungen. Zur Linderung der Beschwerden ist der Betroffene lebenslang auf eine medikamentöse Behandlung angewiesen. Sobald die verschriebenen Arzneien abgesetzt werden, sind unverzüglich Rückbildungen der Unregelmäßigkeiten zu dokumentieren.
Die Prognose ist deutlich verschlechtert, wenn das Nervensystem bereits von Schädigungen betroffen ist. Dies ist vor allem dann gegeben, wenn die Diagnosestellung in einem fortgeschrittenen Stadium erfolgt. Die neurologische Entwicklung lässt sich in diesen Fällen nicht mehr beeinflussen. Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung kann der Krankheitsverlauf in einem erheblichen Umfang positiv unterstützt werden. Dennoch gibt es derzeit keine Behandlungsmöglichkeit, um die Erkrankung am Bindegewebe ausreichend zu therapieren.
Vorbeugung
Da das Menkes-Syndrom einer erblichen Genmutation entspricht, lässt sich der Erkrankung bislang nicht vorbeugen. Das Risiko für ein erkranktes Kind kann während der Kinderplanung unter Umständen durch eine molekulargenetische Sequenzanalyse eingeschätzt werden.
Nachsorge
Da die Behandlung des Menkes-Syndroms relativ komplex und langwierig ist, konzentriert sich die Nachsorge auf einen selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung. Betroffenen sollten versuchen, trotz der Widrigkeiten eine positive Haltung einzunehmen. Um diese aufzubauen, können Entspannungsübungen und Meditation helfen, den Geist zu beruhigen und zu fokussieren.
Das Menkes-Syndrom ist mit verschiedenen schwerwiegenden Komplikationen und Beschwerden verbunden, welche sich alle sehr negativ auf die Lebensqualität und auch auf den Alltag des Betroffenen auswirken können. Daher sollte schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Krankheit ein Arzt kontaktiert werden, damit es nicht einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.
Die anhaltende Muskelschwäche und Störungen der kindlichen Entwicklung können zu Mobbing oder an Hänseleien im Alltag führen. Sofern sich psychische Verstimmungen abzeichnen, die länger anhalten, sollte ein Psychologe hinzugezogen werden und dies abklären. Mitunter kann eine Therapie helfen, die Erkrankung und den Behandlungsprozess besser anzunehmen.
Das können Sie selbst tun
Zunächst gilt es, die Beschwerden durch orthopädische und physiotherapeutische Maßnahmen zu lindern. Die betroffenen Kinder benötigen vor allem in den ersten Lebensjahren viel Unterstützung und Zuneigung. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass sich der Erkrankte viel bewegt und sich gesund ernährt. Zwar lindert dies die Symptome nicht, es verbessert jedoch das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Kindes. Begleitend dazu sollte mit dem Kind über die Erkrankung gesprochen werden. So lernt es, die Symptome und deren Auswirkungen zu verstehen und kann in den meisten Fällen besser damit umgehen.
Bei einem schweren Verlauf ist therapeutische Unterstützung angezeigt, da die betroffenen Kinder in den meisten Fällen vor dem Erwachsenenalter versterben. Welche Maßnahmen im Detail zu ergreifen sind, sollte im Hinblick auf die Verfassung des Kindes und in Rücksprache mit dem zuständigen Arzt geklärt werden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Murken, J., Grimm, T., Holinski-Feder, E., Zerres, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Humangenetik. Thieme, Stuttgart 2011
- Schauder, P., Ollenschläger G.: Ernährungsmedizin. Elsevier, München 2006