Mesolimbisches System

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Mesolimbisches System

Das mesolimbische System des Menschen wird als positives Belohnungszentrum bezeichnet. Es ist Teil des zentralen Nervensystems. Verortet ist es im Großhirn des menschlichen Organismus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das mesolimbische System?

Das mesolimbische System hat die Aufgabe, Lern-, Verhaltens- und Erfolgsprozesse des Menschen zu steuern. An Konditionierungsprozessen ist das mesolimbische System maßgeblich beteiligt.
© Vector Tradition – stock.adobe.com

Das mesolimbische System wird auch als Area tegmentalis ventralis bezeichnet. Es setzt sich zusammen aus dem Nucleus accumbens und Teilen des limbischen Systems. Aus diesem Grund ist es auch unter dem Namen mesolimbisches System bekannt. Als Teil des zentralen Nervensystems gehört es zum Großhirn des menschlichen Organismus.

Das mesolimbische System wird als das Belohnungssystem oder positives Belohnungszentrum bezeichnet. Es ist verantwortlich für Erkrankungen wie Sucht, aber auch für die Reiz-Belohnung-Konditionierung. Sobald es aktiviert wird, entwickelt der Mensch ein gesteigertes Verlangen. Das Hormon Dopamin ist daran intensiv beteiligt. Daher wird das mesolimbische System auch als mesolimbisches dopaminerge System bezeichnet. Alle Prozesse, die mit dem Botenstoff Dopamin in Verbindung stehen, finden hier ihren Ursprung oder ihre Beteiligung. Positive Erlebnisse schütten aus neurowissenschaftlicher Sicht im mesolimbischen System sogenannte Glückshormone aus.

Diese führen dazu, dass sich der Mensch Freude empfindet und sich zufrieden fühlt. Auslösende Reize können Verliebtheit, Erfolge, aber auch Substanzen sein, die eine Abhängigkeit bewirken. Die positiven Gefühle helfen beim Lernen und haben eine wichtige soziale Funktion. Darüber hinaus sind erregende Gefühle wichtig im Prozess der Fortpflanzung.

Anatomie & Aufbau

Das mesolimbische System besteht aus dem Nucleus accumbens und Teilen des limbischen Systems. Er wird zum Corpus striatum gezählt und befindet sich in den Basalganglien. In ihm befinden sich Dopaminrezeptoren, die auf den Transmitter Dopamin reagieren.

Dopamin ist ein Hormon aus der Gruppe der Katecholamine und hat eine erregende Wirkung. Die Zellkörper haben ihr Endköpfchen im Nucleus accumbens. Darüber hinaus ziehen sie in Teile des limbischen Systems. Dazu zählen insbesondere die Amygdala und der Hippocampus. Die Amygdala wird als Mandelkern oder Corpus amygdaloideum bezeichnet. Sie befindet sich paarig im menschlichen Gehirn. Die Amygdala besteht aus mehreren Einzelkernen. Einer davon ist im temporalen Cortex verortet.

Die Mehrzahl befindet sich in der Nähe des Gyrus parahippocampalis. Ihre kortikalen Anteile werden dem Paläocortex zugeordnet. Der Hippocampus befindet sich beidseitig im Schläfenlappen. Sein rostrales Endstück, also der Bereich, der sich zum Gesicht des Menschen erstreckt hat eine tatzenartige Struktur. Der Hippocampus besteht aus drei Schichten. Er wird dem Archicortex zugeordnet und besteht aus dem Gyrus dentatus, dem Ammonshorn und dem Subiculum.

Funktion & Aufgaben

Das mesolimbische System hat die Aufgabe, Lern-, Verhaltens- und Erfolgsprozesse des Menschen zu steuern. An Konditionierungsprozessen ist das mesolimbische System maßgeblich beteiligt. Durch eine Belohnung lernt der Mensch am Besten. Diese Vorgehensweise ist insgesamt erfolgversprechender. Eine positive Belohnung wird vom Menschen als effektiver und langanhaltender als Strafe oder eine negative Verstärkung wahrgenommen.

Ein als positiv empfundener Verstärker verbessert damit das Lernen und Verhalten. Auf diesem Weg können sozial erwünschte Verhaltensweisen vermittelt werden. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Erziehung des Menschen. Darüber hinaus kann bei dem Ziel nach einem größeren Wissenserwerb eine Belohnung hilfreich sein. Das mesolimbische System ist bei der Entstehung der positiven Emotionen beteiligt.

In der Amygdala werden neben Emotionen wie Furcht und Angst auch die positiven Emotionen gebildet. Dazu zählen Freude, Glück, Hoffnung oder Zuversicht. Emotionen, die mit dem Lustempfinden in Verbindung stehen haben eine elementare Bedeutung. Sie stehen im Zusammenhang mit der menschlichen Fortpflanzung und dem Sexualleben als Triebbefriedigung. Das Erfolgserleben wird im mesolimbischen System reguliert. Die Motivation oder das Wohlbefinden gehören zu den Funktionen, die vom mesolimbischen System initiiert werden. Über die Lebensspanne nutzt der Mensch das mesolimbische System gezielter.


Krankheiten

Dopaminerge Systeme haben eine große Bedeutung bei schizophrenen Erkrankungen. Bei einigen Formen der Schizophrenie ist eine Überaktivität des Transmitters Dopamin zu finden.

Ursächlich ist es nicht der Grund einer Schizophrenie, aber eine Beteiligung kann nachgewiesen werden. Medikamente, die eine Verringerung der Aktivität des Dopamins bewirken, führen zur einer Linderung der Symptome. Ist die Dosis jedoch zu hoch, besteht die Gefahr, dass sich ein medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom entwickelt.

Eine Suchterkrankung kann viele Auslöser haben. Sie sind individuell und können von Drogen wie Heroin oder Kokain bis zum Glücksspiel oder Alkohol reichen. Die Heilung einer Suchterkrankung findet meist lebenslang statt. Sie geht mit Symptomen wie heftiges Verlangen und starken körperlichen Beschwerden einher. Je nach Sucht und dem Stoff der Abhängigkeit, schaffen es die meisten Menschen nicht, ohne professionelle wie auch soziale Unterstützung des Umfeldes. Im Mittelpunkt steht neben einer häufig notwendigen Entgiftungskur die kognitive Therapie. Durch sie lernt der Patient den Übergang von einer gesunden Bedürfnisbefriedigung und hin zur Sucht. Dies bildet die Basis, damit der Stoff, der die Sucht auslöst, nicht durch einen anderen ersetzt wird.

Bei der Zufuhr von Medikamenten wird darauf geachtet, dass Opiatrezeptoren gehemmt werden. Darüber hinaus wird die instrumentelle Konditionierung als Therapie verwendet. Verhaltenstherapien sollen das Bewusstsein schärfen und dabei helfen, sich schlechte Angewohnheiten abzugewöhnen. Implizite Vorgänge müssen unterbrechen werden. Der Patient lernt, wie er Situationen und Konfrontationen mit der Substanz, die seine Sucht auslöst, meidet. Das halten von Abstand ist ein wichtiger Lernprozess. Darüber hinaus wird ein alternatives Verhalten erlernt und darin eine Verstärkung dargeboten.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Weniger, W.: Gehirn und Nervensystem. Facultas, Wien 2019

Das könnte Sie auch interessieren