Multipler-Schlaf-Latenz-Test
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Behandlungen Multipler-Schlaf-Latenz-Test
Der multiple Schlaf-Latenz-Test ist ein diagnostischer Apparatetest in der Schlafmedizin, er wird insbesondere bei Schlafstörungen, Einschlaf- und Durchschlafstörungen, sowie in der Narkolepsiediagnostik eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der multiple Schlaf-Latenz-Test?
Der multiple Schlaf-Latenz-Test ist eine Entwicklung amerikanischer Schlafforscher und wird daher original auch als Multiple Sleep Latency Test bezeichnet, im deutschen Sprachgebrauch konnte sich die englische Bezeichnung aber nicht durchsetzen.
Den ersten klinischen Einsatz hatte der multiple Schlaf-Latenz-Test im Jahre 1976. Es ging damals um die Erforschung einer Tendenz zur vermehrten Tagesschläfrigkeit. Schon bald konnten sogenannte Sleep Onset Perioden des REM-Schlafes nachgewiesen werden, die bis heute in der Narkolepsiediagnostik bedeutsam sind. MSLT ist der wichtigste schlafmedizinische Test zum sicheren Nachweis einer Narkolepsie.
In der Schlafmedizin wird der multiple Schlaf-Latenz-Test auch mit der Buchstabenfolge MSLT abgekürzt. Werden Patienten beim Arzt vorstellig, die unter einer vermehrten Tagesschläfrigkeit leiden, dann wird zur Abklärung der Ursache neben der Polysomnografie im sogenannten Schlaflabor auch der multiple Schlaf-Latenz-Test eingesetzt. Insbesondere eine Narkolepsie, die zum spontanen Tiefschlaf auch tagsüber führen kann, geht typischerweise mit verfrüht auftauchenden REM-Perioden einher. Diese können zur Diagnosesicherung mit Hilfe des multiplen Schlaf-Latenz-Tests in der grafischen Auswertung sichtbar gemacht werden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Elektrosensoren können bei der Testdurchführung registrieren, ob, wann und wie tief ein Proband einschläft. MSLT besteht aus mehreren Durchgängen. Im Gegensatz zur ambulanten Polysomnografie gibt es beim multiplen Schlaf-Latenz-Test kein tragbares Aufzeichnungsgerät, dass der Patient mit nach Hause nehmen kann. MSLT muss also zwingend in einem Schlaflabor durchgeführt werden. Die meisten Schlaflabore sind in deutschen Krankenhäusern den internistischen Abteilungen angegliedert.
Die deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin empfiehlt fünf Durchgänge in einem 2-Stunden-Intervall, diese Messintervalle beginnen etwa drei Stunden nach der nächtlichen Polysomnografie, welche einem multiplen Schlaf-Latenz-Test also in der Regel vorgeschaltet ist. Um den Schlaf-Wach-Rhythmus eines Probanden sicher beurteilen zu können, ist das Führen eines sogenannten Schlaftagebuchs erforderlich. Bei der ausführlichen Version des MSLT soll der eigentlichen Testdurchführung eine durchgehende Schlafperiode von sechs Stunden vorausgegangen sein. Die verkürzte Testversion wird nur dann aussagekräftig sein, wenn darin bereits mindestens zwei verkürzte REM-Schlafphasen, SOREM, aufgetreten waren.
Vor der Durchführung des Tests müssen alle stimulierenden oder sedierenden Arzneien abgesetzt werden, um ein unverfälschtes Ergebnis erhalten zu können. Auch Nahrungsaufnahme oder Koffeinkonsum können die Testwerte verfälschen. Am Testtag sollen schwere körperliche Arbeiten ebenso vermieden werden, wie eine zu lange Sonnenexposition.
Der MSLT umfasst als Volltest EEG, EOG, EMG sowie EKG. Es werden also die Gehirnströme gemessen, die zuckenden Bewegungen der Augenlider während der REM-Schlafphase, die Reaktion der Skelettmuskulatur sowie die Erregungsleitung des Herzens. Nachdem der Patient eine angenehme Position eingenommen hat, wird er aufgefordert, einzuschlafen. Ist dies geglückt, wird der Patient nach der Messung wieder aufgeweckt und aufgefordert das Bett zu verlassen, um bis zum nächsten Durchgang am Schlafen gehindert zu werden.
Die Auswertung umfasst insbesondere die Analyse des REM-Schlafverhaltens, sowie Einschlaflatenz und Schlafstadien. Kann der Patient nicht einschlafen, dann endet ein Messzyklus nach 20 Minuten. Aus allen Messparametern des MSLT entsteht ein visuelles Bild, das sogenannte Hypnogramm. Die klinische Beurteilung einer Tagesschläfrigkeit bei Narkolepsie wird sich nie nur auf die Ergebnisse des MSLT stützen, sondern auch auf bestimmte Blutwerte, körperliche Untersuchungen und Anamnese.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Zur korrekten Durchführung des Tests hat die deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin Richtlinien herausgegeben, nicht jedes Schlaflabor hält sich jedoch daran, sodass es in der Testdurchführung durchaus Variationen geben kann. Die Durchführung des MSLT gilt als besonders personalintensiv, denn der Patient muss vor, während und auch nach dem Test ständig beobachtet werden. Nur ärztliches und nichtärztliches Personal mit ausreichend Erfahrung in der Schlafmedizin sollte mit der Durchführung des MSLT betraut werden.
Bei zu großen Messwertabweichungen kann der Test auch wiederholt werden, was sich an einigen Schlafzentren auch schon als Standard etabliert hat, um möglichst viele Fehlerquellen auszuschließen. Besonders die Testergebnisse nach einer ersten Nacht im Schlaflabor sind häufig nicht verwertbar, Schlafmediziner sprechen auch vom First-Night-Phänomen.
Vom sogenannten multipler Wachbleibetest unterscheidet sich MSLT vor allem durch die liegende Körperhaltung, der Raumhelligkeit sowie in der Aufforderung wach zu bleiben, anstatt einzuschlafen. Um wirklich valide Testergebnisse zu erhalten, sind standardisierte Testbedingungen nach den Vorgaben der deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin einzuhalten. Das Einhalten der Testvorgaben sollte anhand einer Liste für jeden Patienten abgearbeitet und dokumentiert werden.
Auch auf den Schlafraum selbst kommt es an. Dieser sollte völlig abgedunkelt werden können, ohne Restlichteinfach durch offene Vorhänge oder Straßenlaternenbeleuchtung. Absolute Ruhe im Schlafraum ist ebenfalls zwingend. Da dies nicht immer gewährleistet werden kann, können auch Ohrstöpsel zur Eliminierung von Restgeräuschen eingesetzt werden. Ebenfalls von hoher Bedeutung für valide Ergebnisse ist eine optimale Temperierung des Schlafraums.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010