Blutwerte

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Laborwerte Blutwerte

Das Blut ist ein wichtiger Bestandteil des Körpers. Es stellt ein "flüssiges Organ" dar. Ein Mensch besitzt durchschnittlich fünf bis sieben Liter Blut. Es duchläuft den Körper in einem zirkulierenden Kreislauf und besitzt eine bedeutende Rolle als Teil des Abwehrsystems. Das Blut bewegt sich in einem ständigen Fluss zwischen Lunge, Herz und den anderen Organen bis hin zu den winzigen Gefäßen. Auf diese Weise wird der Körper mit allen lebensnotwendigen Stoffen versorgt und Ausscheidungsprodukte werden zu den zuständigen Organen transportiert.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Blutwerte?

Die Blutwerte dienen dem Arzt zur weiteren Diagnose von verschiedenen Krankheiten.

Blut setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Die weißen Blutkörperchen schützen den Körper gegen Infektionen und bekämpfen diese, wenn eine Infektion erfolgt ist. Weiße Blutkörperchen werden in der Medizin als Leukozyten bezeichnet.

Rote Blutkörperchen nennt man Erythrozyten und diese sind für den Transport des Sauerstoffs aus der Lunge in den gesamten Organismus zuständig. Der Eiweißstoff Hämoglobin ist ein Bestandteil der Erythrozyten. Hämatokrit nennt man den Anteil des Volumens der Erythrozyten am Gesamtblutvolumen.

Die Blutplättchen leisten einen wichtigen Beitrag zur Blutgerinnung und werden Thrombozyten genannt. Sie sorgen für die Schließung beschädigter Blutgefäße. Das Plasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes. Es besteht vorwiegend aus Wasser, in dem Substanzen wie Fette, Proteine, Glukose und Salze gelöst sind. Um Blut untersuchen zu können, muss eine Blutentnahme erfolgen. Man unterscheidet Kapillarblut, Venenblut und Arterienblut.

Welche typischen Blutwerte gibt es?

Blutwerte liefern wichtige Informationen über den Gesundheitszustand des Körpers und helfen bei der Diagnose und Überwachung von Krankheiten. Hier sind einige der wichtigsten Blutwerte:

Hämoglobin (Hb): Hämoglobin ist ein Protein in den roten Blutkörperchen, das Sauerstoff transportiert. Normale Werte sind wichtig für die Sauerstoffversorgung des Körpers.

Erythrozyten (rote Blutkörperchen): Sie transportieren Sauerstoff von der Lunge zu den Geweben. Eine zu niedrige Anzahl weist auf Anämie hin, während eine zu hohe Zahl auf Polyzythämie hindeuten kann.

Leukozyten (weiße Blutkörperchen): Diese Zellen sind ein wichtiger Teil des Immunsystems und helfen, Infektionen abzuwehren. Hohe oder niedrige Werte können auf Infektionen oder Immunerkrankungen hinweisen.

Thrombozyten (Blutplättchen): Sie sind für die Blutgerinnung verantwortlich. Abweichungen können auf Blutgerinnungsstörungen oder Erkrankungen des Knochenmarks hinweisen.

Blutzucker (Glukose): Die Messung des Blutzuckerspiegels hilft bei der Diagnose von Diabetes und der Überwachung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern.

Cholesterin: Gesamtcholesterin, LDL und HDL sind wichtige Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein hohes LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Elektrolyte: Natrium, Kalium, Calcium und Chlorid sind notwendig für die Nervenfunktion, den Wasserhaushalt und die Muskelkontraktion.

Leberenzyme (ALT, AST): Diese Enzyme zeigen die Leberfunktion an. Erhöhte Werte können auf Lebererkrankungen hinweisen.

Diese Blutwerte bieten einen umfassenden Überblick über die Gesundheit und können Ärzten helfen, Behandlungsentscheidungen zu treffen.

Wie hoch sind normale Referenzwerte

Referenzwerte für Blutwerte können je nach Labor und Patientengruppe leicht variieren, doch hier sind allgemeine Richtwerte für gängige Blutparameter:

Hämoglobin (Hb):

  • Männer: 13,0 - 17,5 g/dl
  • Frauen: 12,0 - 15,5 g/dl

Erythrozyten:

  • Männer: 4,5 - 5,9 Millionen/µl
  • Frauen: 4,0 - 5,2 Millionen/µl

Leukozyten:

  • Erwachsene: 4.000 - 11.000/µl

Thrombozyten:

  • Erwachsene: 150.000 - 450.000/µl

Blutzucker (Glukose):

  • Nüchtern: 70 - 100 mg/dl
  • Postprandial (2 Stunden nach dem Essen): <140 mg/dl

Cholesterin:

  • Gesamtcholesterin: <200 mg/dl
  • LDL: <100 mg/dl (optimal)
  • HDL: >40 mg/dl (Männer), >50 mg/dl (Frauen)

Elektrolyte:

  • Natrium: 135 - 145 mmol/l
  • Kalium: 3,5 - 5,0 mmol/l
  • Calcium: 8,5 - 10,5 mg/dl
  • Chlorid: 98 - 106 mmol/l

Leberenzyme:

  • ALT (GPT): <45 U/l (Männer), <35 U/l (Frauen)
  • AST (GOT): <35 U/l

Diese Referenzbereiche dienen als Orientierung. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und Schwangerschaft können die Referenzbereiche beeinflussen. Eine individuelle Interpretation sollte stets von einem Arzt erfolgen.

Blutwerte untersuchen (gesunde & kranke Blutwerte)

Eine häufige und einfache Blutuntersuchung ist die Blutsenkung. Hier wird die Geschwindigkeit ermittelt, mit der sich die Blutkörperchen in einem Röhrchen absetzen.

Frauen haben im Verhältnis zur Gesamtblutmenge weniger Blutzellen als Männer, so dass die Blutkörperchen etwas schneller sinken. Der Normalwert bei Männern nach einer Stunde liegt bei 3 bis 8 mm und nach zwei Stunden bei 6 bis 20 mm. Bei Frauen ist der Normalwert nach einer Stunde 3 bis 10 mm und nach zwei Stunden 6 bis 20 mm. Ist die Senkungsgeschwindigkeit erhöht, kann das einen Hinweis auf eine akute oder chronische Entzündung geben.

Das kleine Blutbild ermittelt die Werte der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. Der Normalwert der Erythrozyten beträgt bei Männern 4,5 bis 5,9 Mio./µl und bei Frauen 4,0 bis 5,2 Mio./µl. Der Hämoglobin-Wert sollte bei Männern 14,0 bis 18,0 g/dl und bei Frauen 12,9 bis 16,0 g/dl betragen.

Der Hämatokrit-Wert ist bei Männern 42% bis 52% und bei Frauen 37% bis 47%. Der Normalwert der Leukozyten beträgt 4000 bis 9000 Mio./µl. Der Thrombozytenwert liegt bei 140000 bis 440000 Mio./µl.

Das große Blutbild nennt man Differential-Blutbild. Es findet eine Untersuchung der Unterarten der weißen Blutkörperchen statt. Die Normalwerte des Differenzialblutbild sind Neutrophile Granulozyten (segmentkernig) 30-80%, Neutrophile Granulozyten (stabkernig) 0-5%, Eosinophile Granulozyten 0-6%, Basophile Granulozyten 0-2%, Monozyten 1-12% und Lymphozyten 15-50%. Eine weitere Untersuchung ist der Gerinnungstest. Der Quick-Test zeigt Störungen im Gerinnungssystem. Der Normalwert beträgt 70 bis 100%.

Die Zusammensetzung des Blutes spiegelt den Gesundheitszustand des Menschen wider. Für viele Krankheiten ergeben sich Hinweise durch die im Blut messbaren Werte. Blutwerte können nicht selbst normalisiert werden, aber eine gesunde Lebensweise leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung.


Krankheiten

Abweichungen der Blutwerte können auf Erkrankungen hinweisen. Eine Vermehrung der Erythrozyten bezeichnet man als Polyglobulie. Diese kann bei Lungenleiden, Herzerkrankungen oder hohen Flüssigkeitsverlust auftreten. Eine Verminderung der Erythrozyten nennt man Anämie. Diese kann durch starke Blutungen entstehen.

Ist die Anzahl der Leukozyten gesenkt, ist dies ein Hinweis auf eine Infektion durch Viren. Aber auch Medikamente können Leukozyten beeinflussen. Eine Steigerung der Leukozyten kann durch den Befall von Erregern, Parasiten, Bakterien oder Pilzen erfolgen. Eine bösartige Erkrankung ist die Leukämie.

Zu einer erhöhten Anzahl der Thrombozyten kann es durch Entfernung der Milz, Tumorerkrankungen, Verletzungen mit Blutverlust oder Infektionen kommen. Die Verminderung der Thrombozytenzahl kann durch Medikamente, Vitamin B12-Mangel, Infektionen oder allergische Reaktionen entstehen.

Tipps für optimale Blutwerte

Eine optimale Blutgesundheit kann durch einen gesunden Lebensstil unterstützt werden. Hier sind einige Tipps:

Ausgewogene Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist, liefert essentielle Vitamine und Mineralstoffe. Insbesondere Lebensmittel, die reich an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure sind, können die Gesundheit der roten Blutkörperchen unterstützen.

Hydration: Ausreichendes Trinken von Wasser ist wichtig für die Aufrechterhaltung des Blutvolumens und eine effektive Verteilung der Nährstoffe.

Regelmäßige Bewegung: Sport fördert die Durchblutung und kann dazu beitragen, den Cholesterinspiegel und die Blutzuckerwerte zu regulieren.

Nicht rauchen und mäßiger Alkoholkonsum: Rauchen beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung des Blutes und erhöht das Risiko für Herzerkrankungen. Alkohol sollte in Maßen konsumiert werden, um Leber- und Blutzuckerwerte stabil zu halten.

Regelmäßige medizinische Vorsorge: Regelmäßige Bluttests können helfen, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Gewichtsmanagement: Ein gesundes Körpergewicht kann helfen, Blutzucker und Cholesterinspiegel in einem optimalen Bereich zu halten.

Stressabbau: Chronischer Stress kann negative Auswirkungen auf Blutwerte haben. Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können zur Entspannung beitragen.

Diese Lebensstilmaßnahmen tragen dazu bei, gesunde Blutwerte zu fördern und das Risiko von Erkrankungen zu reduzieren. Es ist ratsam, gesundheitliche Veränderungen mit einem Arzt zu besprechen, um die besten Maßnahmen für eine optimale Gesundheit zu bestimmen.

Blutwerte für die Blutgerinnung

Die Blutgerinnung ist ein lebenswichtiger Prozess, der dem Körper hilft, Blutungen bei Verletzungen zu stoppen. Sie ist ein komplexes Zusammenspiel von Zellen, Proteinen und biochemischen Reaktionen, das das Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Blutfluss im menschlichen Körper aufrechterhält. Abweichungen in der Blutgerinnung können erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben.

Die Rolle der Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren:

Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, spielen eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung. Sie haften an der verletzten Gefäßwand und bilden einen Pfropf, der den Blutfluss stoppt. Gerinnungsfaktoren, hauptsächlich in der Leber synthetisierte Proteine, sind für die Bildung eines stabilen Blutgerinnsels unerlässlich.

Gerinnungsstörungen:

Störungen in diesem fein abgestimmten System können zu Blutungsneigung oder übermäßiger Gerinnung führen:

Hämophilie: Eine genetische Erkrankung, bei der dem Körper bestimmte Gerinnungsfaktoren fehlen, was zu schwerwiegenden Blutungen selbst bei kleinen Verletzungen führt.

Von-Willebrand-Syndrom: Eine häufige genetische Blutungsstörung, bei der das von Willebrand-Faktor-Protein, das bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielt, fehlt oder defekt ist.

Thrombophilie: Eine Gruppe von Erkrankungen, die das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) erhöht. Diese können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Lungenembolien oder Schlaganfällen führen.

Diagnose und Überwachung:

Die Überwachung der Blutgerinnung erfolgt häufig durch Bluttests wie die Messung der Prothrombinzeit (PT), der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) und des INR (International Normalized Ratio). Diese Tests geben Aufschluss über die Fähigkeit des Blutes zu gerinnen und können auf Gerinnungsstörungen hinweisen.

Behandlung und Prävention:

Die Behandlung von Gerinnungsstörungen erfordert häufig spezialisierte Medikamente:

Blutverdünner: Wie Warfarin und Heparin, die das Risiko von Blutgerinnseln verringern.

Gerinnungsfaktoren-Konzentrat: Zur Behandlung von Hämophilie und ähnlichen Erkrankungen.

Lebensstil:

Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Risiko von Gerinnungsstörungen zu verringern. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen können das Risiko von Blutgerinnseln senken.

Die Blutgerinnung ist ein komplexes, aber faszinierendes Thema, das für die menschliche Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Eine angemessene Überwachung und Behandlung können dazu beitragen, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019

Das könnte Sie auch interessieren