Eingerissene Mundwinkel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eingerissene Mundwinkel, Mundwinkelrhagaden oder Faulecken charakterisieren häufig unangenehme, schmerzhafte und langwierige Beschwerden. Treten diese oberflächlichen Gewebedefekte wiederkehrend auf, sind die Mundwinkel zudem entzündet, bedarf die Erkrankung medizinischer Hilfe. Eingerissene Mundwinkel können verschiedene Ursachen haben.

Inhaltsverzeichnis

Was sind eingerissene Mundwinkel?

Eingerissene Mundwinkel können für die betroffene Person sehr unangenehm sein, da bereits das Sprechen und Essen mit erheblichen Schmerzen verbunden ist.
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Eingerissene Mundwinkel sind im Allgemeinen hartnäckig, unästhetisch und entzünden sich in den meisten Fällen. Sie verursachen schmerzende, vermehrt auch brennende Empfindungen.

Der Kontakt mit säurehaltigen, würzigen Nahrungsmitteln und Zahnpasta sowie abrupte Mundbewegungen verstärken die Schmerzen. Größtenteils genügt schon die Berührung mit der Zunge oder Speichelkontakt, um die Missempfindungen auszulösen.

Eingerissene Mundwinkel verfügen in der Regel über eine schlechte und langsame Heiltendenz. Tritt die Erkrankung des Öfteren auf und besitzt potenziell eine chronische Verlaufsform, bezeichnen Mediziner eingerissene Mundwinkel als Mundwinkelrhagaden, Faulecken, Perlèche oder Cheilitis angularis.

Ursachen

Zahlreiche Ursachen sind für eingerissene Mundwinkel und Mundwinkelrhagaden verantwortlich. Grundsätzlich wird das Leiden durch äußere Einflüsse begünstigt. Die Lippenhaut reagiert sehr sensibel auf Klimaveränderungen. Die Folge sind rissig spröde Lippen als Vorbote, eingerissene Mundwinkel folgen.

Auch die fortwährende Befeuchtung durch die Zunge oder Kauen an der Lippe begünstigen eingerissene Mundwinkel. Zudem können auch Infektionen Mundwinkelrhagaden entfachen. Infektionsauslöser sind entweder Bakterien (wie Streptokokken), Viren (beispielweise Herpes simplex) oder Pilze (wie Soor, Candida albicans oder Hefepilze). Als weiterer Auslöser für eingerissene Mundwinkel kommt Vitaminmangel infrage.

Insbesondere ein Defizit der Vitamine B2 (Riboflavinmangel) und Vitamin C sowie ein Mangel der Spurenelemente Zink und Eisen können maßgeblich sein. Weiterhin gelten Allergien als Krankheitsverursacher. Ferner kann ein unzureichend sitzender Zahnersatz für eingerissene Mundwinkel verantwortlich sein.

Darüber hinaus neigen Schwangere und Patienten, die sich einer Antibiotika-Therapie unterziehen müssen, zu Mundwinkelrhagaden. Begünstigt werden eingerissene Mundwinkel zudem durch allgemeine Erkrankungen, beispielsweise der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Neurodermitis. Nicht selten ist eine Kombination mehrerer Auslöser dafür verantwortlich, dass sich eingerissene Mundwinkel entwickeln können.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eingerissene Mundwinkel können für die betroffene Person sehr unangenehm sein, da bereits das Sprechen und Essen mit erheblichen Schmerzen verbunden ist. Häufig sind geringfügige Blutungen in den Mundwinkeln zu erkennen, die auf dieses Krankheitsbild hindeuten können. In vielen Fällen kommt es außerdem zu einem starken Brennen, wenn besonders säurehaltige Lebensmittel verzehrt werden.

Allerdings sind diese Symptome nur von kurzer Dauer, sofern keine Grunderkrankung besteht. Innerhalb von wenigen Tagen sollten die oben genannten Symptome verschwinden und eine erhebliche Besserung eintreten. Anders sieht es jedoch aus, wenn ein expliziter Vitaminmangel vorliegt. In einem solchen Fall werden die oben beschriebenen Symptome nicht so schnell verschwinden.

Schmerzen beim Essen und kleinere Blutungen an den Mundwinkeln bleiben so lange bestehen, bis der Vitaminmangel ausgeglichen wird. Wenn eingerissene Mundwinkel über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, dann sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Nur mit einer geeigneten Therapie und Behandlung, können dauerhaft eingerissene Mundwinkel beseitigt werden.

Typische Symptome bei eingerissenen Mundwinkeln sind geringe Blutungen und ein starkes Brennen bei der Nahrungsaufnahme. Unter Umständen kann es sogar zu einer Entzündung an den Mundwinkeln kommen, falls Bakterien in die offene Wunde gelangen. Das Brennen und die Schmerzen werden in so einem Fall stärker, sodass eine medikamentöse Behandlung unerlässlich wird.

Verlauf & Diagnose

Bevor eingerissene Mundwinkel entstehen, wird die Haut trocken und schuppig. Es bilden sich unangenehme Spannungsgefühle. Oftmals kommt es zu Berührungsschmerzen. Im späteren Verlauf der Erkrankung reißt die Haut, es können sich Entzündungen bilden. Oftmals kommt es zur Krustenbildung.

Bei immer wiederkehrenden Beschwerden, durch eingerissene Mundwinkel, muss ein Arzt konsultiert werden. Der Allgemeinmediziner oder Hautarzt kann die Ursache der Erkrankung diagnostizieren. Nach eingehendem Vorgespräch erfolgt eine augenscheinliche Untersuchung. So können Bläschen und bräunliche Krusten ein Indiz für einen Herpesvirus sein. Eingerissene Mundwinkel und weißliche Beläge in der Mundhöhle können einen Hinweis auf den Candida-Pilz liefern. Die genauen Erreger werden mittels eines Abstriches der Lippe, oftmals auch der Mundschleimhaut, bestimmt.

Nicht selten sind jedoch weitere medizinische Untersuchungen und Analysen, beispielsweise ein Allergietest oder eine Blutuntersuchung, erforderlich. Ist ein unzureichend sitzender Zahnersatz ursächlich für eingerissene Mundwinkel, muss ein Zahnarzt konsultiert werden.

Komplikationen

Bei eingerissenen Mundwinkeln kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen. In erster Linie wirken sich diese negativ auf den Alltag des Patienten aus. Es entstehen starke Schmerzen beim Essen und Trinken. Auch gewöhnliche Bewegungen wie Lachen oder Gähnen führen zu Schmerzen.

Dadurch wird die Lebensqualität des Patienten eingeschränkt, es kann ebenso zu psychischen Problemen und Depressionen kommen. In vielen Fällen kommt es zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme ist nicht mehr möglich, wodurch es zu Untergewicht und einer Dehydrierung kommen kann.

Auch entstehen dann Schmerzen, wenn Speichel auf die Mundwinkel kommt. In den meisten Fällen verschwinden die eingerissenen Mundwinkel wieder von alleine. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sie aufgrund von trockener Luft oder durch saures Essen entstanden sind. Hierbei ist keine besondere Behandlung notwendig, es können allerdings Cremes und Salben verwendet werden, um die Hautpartien zu beruhigen und den Prozess zu beschleunigen.

Allerdings können die eingerissenen Mundwinkel auch auf andere Symptome wie Diabetes hinweisen. Dabei ist eine genaue Untersuchung durch den Arzt notwendig. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und führt in den meisten Fällen zu einem Erfolg.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eingerissene Mundwinkel sind in der Regel harmlos und bedürfen, insofern sie nur gelegentlich auftreten und durch die Anwendung von Pflegecremes und das Verfolgen eines Schonverhaltens wieder abklingen, keiner akuten ärztlichen Abklärung.

Anders sieht dies aus, wenn die eingerissenen Mundwinkel trotz Pflege nicht abheilen. Sie können chronisch werden und bieten einen Angriffspunkt für Infektionen oder Pilze. Entsprechend sollte ein Arzt (in erster Instanz genügt der Hautarzt) mit der Behandlung betraut werden, wenn eingerissene Mundwinkel nicht binnen weniger Tage wieder abheilen. Auch dann, wenn Bereiche um die Mundwinkel herum gerötet werden, sich Schüppchen oder sonstige Anomalien bilden oder es zu Schmerzen in den Bereichen kommt, ist ein Gang zum Arzt angezeigt.

Bei oftmals auftretenden Mundwinkelrhagarden und solchen, die sich immer wieder besonders lang halten, kann eine Mangelerscheinung oder eine Krankheit ursächlich sein. Ein ausführliches Anamnesegespräch mit dem behandelnden Arzt kann die Ursache aufdecken. Meist liegt ein Nährstoffmangel zugrunde, der durch eine entsprechende Ernährung ausgeglichen werden kann. Ist eine Krankheit ursächlich, gilt es, diese zu identifizieren.

Gerade im Winter sind, aufgrund von Kälte und trockener Heizungsluft, die Risiken für Krustenbildung und Entzündungen erhöht, weshalb ein Gang zum Arzt aufgrund des schwierigen Abheilens der eingerissenen Mundwinkel schneller erfolgen sollte. Entzündungen und ähnliches lassen sich zudem umso besser behandeln, desto schneller ein Arzt die nötige Therapie beginnt.

Behandlung & Therapie

Die Therapie gegen eingerissene Mundwinkel ist ursachenabhängig. Vorrangig müssen die Mundwinkel trocken gehalten werden. Spezielle Pasten können die unerwünschte Flüssigkeit aufsaugen. Dadurch lässt sich sowohl die Keimausbreitung als auch die Keimvermehrung verhindern.

Um den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen, sollte der Patient auf würzige oder säurehaltige Nahrungsmittel sowie auf abrupte und heftige Mundbewegungen verzichten. Sind Bakterien Verursacher der Erkrankung, verordnet der behandelnde Arzt ein Antibiotikum. Dies wird vorzugsweise in Salbenform angewandt, um eine unmittelbare Bakterienbekämpfung zu erreichen.

Bei verursachenden Viren unterstützen antivirale Präparate die Heilung. Erzeugen Pilzerkrankungen eingerissene Mundwinkel, werden diese durch antimykotische Medikamente behandelt. Sind eingerissene Mundwinkel dagegen durch nachgewiesene Mangelerscheinungen des Körpers entstanden, so müssen vorhandene Defizite durch entsprechende Präparate oder eine ausgwogene und gesunde Ernährung wieder ausgeglichen werden.

Aussicht & Prognose

Die Aussicht auf eine vollständige Genesung ist bei eingerissenen Mundwinkeln sehr gut. Sobald Hinweise oder ärztliche Vorgaben zur Pflege der Lippen berücksichtigt werden, kommt es innerhalb weniger Tage zu einer vollständigen Heilung. Die Lippen werden oftmals spröde und im weiteren Verlauf kommt es zu den Beschädigungen der Mundwinkel. Wird der Betroffene bereits in der Anfangsphase aktiv, kann er den Heilungsprozess positiv beeinflussen.

Bei eingerissenen Mundwinkeln muss in den wenigsten Fällen ein Arzt aufgesucht werden. Oftmals helfen bereits Naturprodukte oder handelsübliche Hautpflegeprodukte für die Lippen. Meist entstehen die Hautveränderungen im Gesicht aufgrund des Wechsels der Jahreszeiten und den veränderten Pflegebedürfnissen der Haut. Sobald diese vom Betroffenen ausreichend erfüllt werden, heilen die Mundwinkel aus. Halten die Beschwerden dennoch an oder nehmen sie an Intensität zu, ist dies ein Anzeichen für eine Erkrankung, die behandelt werden muss.

Bei einem Pilz- oder Virusinfekt werden Medikamente verabreicht. Je nach Grunderkrankung kommt es zu einer Anwendung von Salben oder Tabletten. Die Linderung der Beschwerden setzt in kurzer Zeit ein. Nach ungefähr ein bis zwei Wochen kommt es im Normalfall zu einer Heilung. Eine Verzögerung kann eintreten, wenn der Patient an weiteren Krankheiten leidet oder sein Immunsystem stark geschwächt ist.


Vorbeugung

Eingerissene Mundwinkel lassen sich vorbeugen. Vornehmlich sollten die Mundwinkel trocken gehalten werden, um Viren und Bakterien keinen Nährboden zu bieten. Bei zugrunde liegender Kontaktallergie gegen Kosmetika ist deren Anwendung zu vermeiden.

Ferner lassen sich mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Vitamin- sowie Mineralstoffversorgung oftmals eingerissene Mundwinkel vermeiden. Gerade bei ungünstigen Wettereinflüssen ist es wichtig, dass Lippen und Mundwinkel nicht strapaziert werden. Spezielle Pflegeprodukte (Lippenbalsam) besitzen im Idealfall eine ausreichende Wirkung, sodass eingerissene Mundwinkel nicht entstehen.

Das können Sie selbst tun

Eingerissene Mundwinkel müssen nicht unbedingt von einem Arzt behandelt werden. In den meisten Fällen helfen einfache Maßnahmen und Hausmittel gegen die schmerzhaften Hautverletzungen.

Damit die Mundwinkel richtig abheilen können, sollten die Mundwinkel zunächst trocken und fettig gehalten werden. In den ersten Tagen sollte außerdem auf übermäßiges Gähnen verzichtet werden, da dies die Risse wieder öffnen kann. Generell gilt, nicht an den Mundwinkeln reiben, kratzen oder lecken.

Sinnvoller ist es, die verletzten Stellen mit geeigneten Lippenpflegeprodukten (z.B. Lippenbalsam oder Lippenpflegestifte) zu pflegen. Alternativ dazu kann eine Tinktur aus Zitronensaft, Honig und Salz auf die schmerzenden Stellen aufgetragen werden. Nach einigen Tagen können die Mundwinkel mit entzündungshemmenden Naturheilmitteln wie Teebaumöl oder Kamille behandelt werden.

Begleitend dazu müssen Lippen und Mundwinkel vor äußeren Reizen wie Kälte, Zugluft oder warmer und trockener Heizungsluft geschützt werden. Abhängig von der Ursache und der Ausprägung der Verletzung empfiehlt sich auch die Einnahme von Vitaminpräparaten und leichten Schmerzmitteln. Sollten die eingerissenen Mundwinkel trotz aller Maßnahmen nicht vollständig abheilen oder immer wieder aufreißen, empfiehlt sich ein Besuch beim Hausarzt.

Quellen

  • Bork, K., Burgdorf, W., Hoede, N.: Mundschleimhaut- und Lippenkrankheiten. Klinik, Diagnostik und Therapie Atlas und Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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