Musculus biceps brachii

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Bizeps bezeichnet den Musculus biceps brachii. Er befindet sich beim Menschen im Oberarm, ist aber auch bei vierfüßigen Säugetieren (etwa Hunden) zu finden. In beiden Fällen ist er unter anderem dafür zuständig, den Arm oder das Vorderbein zu beugen.

Inhaltsverzeichnis

Was kennzeichnet den Musculus biceps brachii?

Der Bizeps ist dafür zuständig, den Unterarm aus seiner Grundstellung heraus zu drehen.
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Der Oberarmmuskel, der oft auch als „zweiköpfiger Muskel des Armes“ oder kurz als Bizeps bezeichnet wird, ist ein Skelettmuskel, der aus zwei Muskelköpfen besteht.

Er befindet sich auf der Ober- oder auch Vorderseite des Oberarms und ist dafür zuständig, den Arm zu beugen. Aus diesem Grund wird er auch „Armbeuger“ genannt.

Grundlegend wird auch der zweiköpfige Schenkelbeuger-Muskel als Bizeps bezeichnet. Jedoch ist die Bezeichnung beim Oberarmmuskel geläufiger als beim Musculus biceps femoris.

Anatomie & Aufbau

Unter dem zweiköpfigen Muskel des Armes versteht die Medizin einen Skelettmuskel, der sich im Oberarm befindet. Der Musculus biceps brachii besteht aus zwei Muskelköpfen: dem Caput longum (auch langer Kopf) und dem Caput breve (ebenso als kurzer Kopf bekannt). Diese beiden Köpfe sind für die Namensgebung des Muskels verantwortlich. Sie entspringen beim Menschen aus dem Schulterblatt. Die beiden Köpfe des Bizeps verbinden sich ungefähr dort, wo sie auch von außen sichtbar werden. Hier werden sie zu einem einzigen Muskelkörper oder Muskelbauch. Dieser Muskelbauch setzt unterhalb der Ellenbeuge, direkt am Muskelhöcker mit der Bezeichnung Tuberositas radii der Speiche (medizinisch Radius genannt), gemeinsam mit einer Sehne des Oberarms an. Diese Sehne geht zweigartig in die Aponeurosis musculi bicipitis (auch sehniger Muskelursprung) und in die Faszie des Unterarms (die Fascia antebrachii) über. Anders als beim Menschen besitzt der Bizeps bei vierfüßigen Säugetieren wie Hunden, Katzen und Pferden nur einen einzigen Ursprung am kleinen Knochenhöcker (Tuberculum supraglenoidale) des Schulterblatts. Dadurch weist der Bizeps in diesem Fall auch nur einen Kopf auf. Aus vergleichender anatomischer Sicht wird er aber in der Medizin trotzdem als zweiköpfig und somit auch als Bizeps betitelt.

Funktion & Aufgaben

Der Bizeps ist dafür zuständig, den Unterarm aus seiner Grundstellung heraus zu drehen, sodass der Daumen von innen nach außen und um die Hand herum rotiert – bis er vertikal nach oben und in die entgegengesetzte Richtung der Grundposition zeigt. Die Anatomie spricht bei dieser Funktion vom Supinieren. Befindet sich der Unterarm schon in einer supinierten Position, ist der Bizeps dazu in der Lage, ihn zurück in die Ursprungsposition zu bringen. Eine weitere Aufgabe des Bizeps ist die, den Unterarm im Ellenbogenbereich zu beugen.

Beide Köpfe weisen eigene Aufgaben auf, die sich im Einzelnen auf die gesamte Funktion des Bizeps auswirken. Der lange Kopf wird beansprucht, wenn der Oberarm vom Brustkorb ab- oder weggehoben werden soll. Der kurze Kopf ist für Bewegungsabläufe zuständig, bei denen der Arm zur Brust hin geführt werden soll.

Darüber hinaus wirken beide Muskelköpfe gleichzeitig auf den Bewegungsablauf ein, wenn der Arm vom Körper weg und nach vorne geführt werden soll. Die beiden Köpfe sind aber auch bei der Innenrotation des Armes notwendig. Hier arbeiten sie zusammen, sodass eine gleichmäßige Bewegung entsteht. Zudem sorgen sie im Zusammenspiel ebenso dafür, dass der Arm nicht zu weit gedreht. Dadurch beugen sie Verletzungen vor.

Ein Unterschied in der Funktion findet sich beim Bizeps erneut im Vergleich zwischen Mensch und Tier – bei vierfüßigen Säugetieren wirkt der Bizeps als Verbindung des Beines zum Schultergelenk und ist ausschließlich als Beuger des Ellenbogens tätig. Drehbewegungen sind bei Tieren wie Hunden, Katzen und Pferden nicht üblich und sind daher auch nicht vorgesehen. Aus diesem Grund ist der Bizeps bei ihnen weniger stark und kräftig ausgeprägt. Er ist außerdem etwas schwächer als der Bizeps des Menschen oder von anderen zweibeinigen Säugetieren.

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Krankheiten & Beschwerden

Das häufigste Leiden, welches mit dem Bizeps in Verbindung gebracht wird, ist beim Menschen die Bizepssehnenruptur. Bei dieser Ruptur reißen in der Regel die Ansatz- oder die Ursprungssehne des Muskels. Eine weitere und ähnliche Verletzung kann eine Zerrung des Muskels sein. In den meisten Fällen entstehen beide Verletzungen durch ein Trauma, wie es durch einen Unfall passieren kann.

Eine Ruptur oder Zerrung des Bizeps kann aber auch durch eine kurze oder aber langzeitige Überlastung des Oberarms zustande kommen. Bei älteren Menschen tritt eine Ruptur oder eine Zerrung des Muskels häufig infolge eines altersbedingten Verschleißes auf. Der Muskel wird mit dem Alter oft schwächer und somit anfälliger für Verletzungen.

Eine Erkrankung des Bizeps ist hingegen eine Pulley-Läsion. Von einer solchen spricht die Medizin, wenn eine unnatürliche Verlagerung der Ursprungssehne vorliegt. Eine solche Läsion kommt meist zustande, wenn sich die Sehne im Laufe der Zeit schräg in der Rinne des Schultergelenks verlagert. Das kann unter anderem durch eine Überlastung, aber auch durch einen Unfall passieren.

In seltenen Fällen liegt die Sehne bereits bei der Geburt entsprechend versetzt. Eine Verlagerung der Sehne sorgt mit der Zeit dafür, dass diese ausdünnt und somit anfälliger für Verletzungen ist. Oft endet die Pulley-Läsion darin, dass die Bizepssehne reißt. Aus diesem Grund spricht die Medizin auch übergreifend von einer solchen, wenn eine verlagerungsbedingte Verletzung der Sehne vorliegt.

Quellen

  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Platzer, W., Shiozawa-Bayer, T.: Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 2018
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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