Musculus frontalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Musculus frontalis oder Stirnmuskel gehört zum Musculus occipitofrontalis. Seine Funktion besteht im Wesentlichen aus dem Heben der Augenbrauen und dem Stirnrunzeln; er trägt somit zur Mimik und damit zur nonverbalen Kommunikation bei. Ein Schlaganfall, ausgelöst durch Unterversorgung des Gehirns mit Blut, kann die vorübergehende oder dauerhafte Lähmung des Musculus frontalis zur Folge haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus frontalis?

Anspannung (Kontraktion) und Entspannung (Relaxation) des Musculus frontalis tragen zur Mimik bei, die als nonverbale Kommunikation einen hohen Stellenwert für soziale Prozesse einnimmt.
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Unter der Haut der Stirn liegt der Musculus frontalis. Er ist Teil des Musculus occipitofrontalis, zu dem auch der Musculus occipitalis gehört, der am Hinterkopf liegt. Musculus frontalis und Musculus occipitalis sind längs über den Schädel miteinander verbunden.

Der deutsche Name des Musculus frontalis lautet Stirnmuskel oder – entsprechend einer seiner Funktionen – Augenbrauenheber. Der Musculus occipitalis ruft den gegenteiligen Effekt hervor: Er glättet die Stirn. Mediziner bezeichnen die zusammenarbeitenden Muskeln auch als Bäuche des Musculus occipitofrontalis.

Anatomie & Aufbau

Der Musculus frontalis entspringt der Kopffaszie an der Stirn und setzt an der Galea aponeurotica an, die ihn mit dem Musculus occipitalis verbindet. Im Querschnitt betrachtet liegt der Musculus frontalis zwischen zwei Gewebeschichten: der Haut und der Faszie, einem weichen Teil des Bindegewebes.

Muskeln, die zwischen diesen beiden Schichten liegen, heißen auch Hautmuskeln. Diese Gruppe der quergestreiften (Skelett-)Muskulatur spielt beim Menschen nur noch für die Mimik eine tragende Rolle; Tiere nutzen plötzliche Zuckungen der Hautmuskeln zum Teil auch gezielt, um Insekten zu verscheuchen. Hautmuskeln befinden sich nicht nur im Gesicht, sondern auch in anderen Regionen des Körpers.

Funktion & Aufgaben

Anspannung (Kontraktion) und Entspannung (Relaxation) des Musculus frontalis tragen zur Mimik bei, die als nonverbale Kommunikation einen hohen Stellenwert für soziale Prozesse einnimmt. Der Musculus frontalis ist unter anderem am Ausdruck von zwei Basisemotionen beteiligt: Ärger und Überraschung. Zusammen mit Freude, Angst, Trauer, Verachtung und Ekel bilden sie die sieben Basisemotionen nach Ekman, die kulturübergreifend alle Menschen spontan zeigen und erkennen können.

Sozialwissenschaftler und Psychologen bezeichnen sie deshalb auch als Universalemotionen oder Grundgefühle. Bei der Darstellung von Ärger löst der Musculus frontalis ein Stirnrunzeln aus, das die Augenbrauen zusammenzieht und Falten auf der Stirn bildet. Die Brauen neigen sich dabei innen stärker nach unten als außen. Drückt ein Gesicht hingegen Überraschung aus, heben sich die Augenbrauen und erhalten in der Regel eine stärkere Krümmung als im entspannten Zustand. Zur objektivierten Untersuchung emotionaler Gesichtsausdrücke erfasst das Facial Action Coding System (FACS) Muster aus An- und Entspannung der Muskeln und ordnet sie den jeweils zugrundeliegenden Emotionen zu.

Das FACS erkennt bereits schwache unbeabsichtigte Aktivität der Gesichtsmuskulatur. Der Musculus frontalis und die übergeordnete Einheit des Musculus occipitofrontalis unterstützen darüber hinaus indirekt den Schutz des Auges sowie dessen Blickrichtung. Das menschliche Auge ist ein komplexes Linsensystem, das sehr empfindlich auf Reizung reagiert. Übermäßiges Licht und nicht adäquate Reize (zum Beispiel aufgewirbelter Sand) können dem Sehorgan gleichermaßen schaden. Die Augenhöhle schirmt den Augapfel einigermaßen ab, reicht als einziger Schutzmechanismus allerdings nicht aus.

Wenn sehr starkes Licht auf die Netzhaut fällt, reagieren Menschen reflexartig mit einer Reihe von Abwehrbewegungen: Sie kneifen die Augen zusammen, wenden sich nach Möglichkeit ab, nutzen ggf. die Hände, um das Gesicht abzuschirmen – und runzeln die Stirn. Die Kontraktion des Musculus frontalis zieht die Augenbrauen zusammen und ruft eine leichte Wölbung über der Augenpartie hervor. Das Umgebungslicht hat es dadurch schwerer, ins Auge einzufallen und bis zur Netzhaut vorzudringen.


Krankheiten

Eine Lähmung des Musculus frontalis kann infolge eines Schlaganfalls (Apoplexia cerebri oder kurz Apoplex) auftreten. Die auch als Hirnschlag bekannte neurologische Erkrankung geht auf mangelhafte Blutversorgung des Gehirns zurück. Die möglichen Ursachen dieser Unterversorgung sind vielfältig: Blutgerinnungsstörungen, Thrombosen, Schäden der Gefäßwand (zum Beispiel Risse) mit anschließendem Blutverlust, Krämpfe und Blutungen im Gehirn gehören zu den häufigsten.

Musculus frontalis und andere Muskeln können dauerhaft oder vorübergehend Schaden nehmen und sowohl vollständig als auch nur teilweise gelähmt sein. Darüber hinaus ist eine bloße Schwäche der Gesichtsmuskulatur möglich; sie ist jedoch ebenfalls nicht bei jedem Schlaganfall gegeben. Welche Symptome sich manifestieren hängt davon ab, welcher Teil des Gehirns unterversorgt ist. Zu den typischen Anzeichen gehören Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Gleichgewichtsprobleme, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle und Gangstörungen. Einige Patienten weisen eine mangelhafte zeitliche und/oder räumliche Orientierung auf oder können keine Angaben über sich selbst machen.

Funktionelle sprachliche Einschränkungen, die Verständnis, Wortfindung oder andere Bereiche der Sprache betreffen, treten eventuell ebenfalls auf. Darüber hinaus wirken Menschen bei einem Apoplex oft allgemein verwirrt. Anzeichen für einen Schlaganfall verlangen unbedingt nach einer sofortigen Abklärung durch ausgebildetes Fachpersonal. Zur genauen Diagnostik greifen Ärzte in der Regel auf eine Computertomografie (CT) oder andere bildgebende Verfahren zurück. Der Scan macht die Struktur des Gehirns sichtbar und erlaubt somit mögliche Blutungen oder Anomalien genau zu lokalisieren.

Von der Ursache hängt im Einzelfall auch die Behandlung ab, die in den meisten Fällen zunächst überwiegend medikamentös erfolgt. Langfristig profitieren Patienten nach einem Schlaganfall auch von rehabilitierenden Maßnahmen, die potenziell eine Verbesserung einzelner Folgesymptome erreichen können.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014

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