Augenbrauen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Augenbrauen
Unsere Augenbrauen sind weit mehr als nur ein genetisch manifestierter Bestandteil der menschlichen Gesichtsbehaarung. Sie erfüllen wesentliche Schutzfunktionen, sind wichtiges mimisches Bindeglied in der nonverbalen Kommunikation und zugleich schmückendes „Beiwerk“.
Egal wie mannigfaltig sie sich in Form, Styling und Farbe auch präsentieren - ob nun zartblond, schmal und bogenförmig oder dunkel, breit und urwüchsig - erst die Augenbrauen geben dem Gesicht seine ganz individuelle, ausdrucksvolle Umrahmung.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Augenbrauen?
Die Augenbrauen (lat. Supercilium) gehören wie alle Körperhaare zu den sogenannten Anhangsgebilden der Haut. Es sind fadenförmige Gewebestrukturen, die aus den Epithelzellen der Dermis und Epidermis gebildet werden. Sie bestehen größtenteils aus dem Haarbaustein Keratin, einer Hornsubstanz.
In der Medizin werden die Augenbrauen den Terminalhaaren, den Kurz- und Borstenhaaren, zugeordnet. Die exakte Fachterminologie bezeichnet die Augenbraue als bogenförmigen, mit kurzen Haaren besetzten Hautwulst über dem Auge, zwischen Stirn und Augenlid. Die Struktur des menschlichen Haares ist im Wesentlichen gleich.
Anatomie & Aufbau
Es besteht im zentralen Kern aus dem Haarmark, aus Epithelzellen, umgeben von der Haarrinde aus pigmentreichen, verhornten Zellen und dem Haaroberhäutchen sowie von Schichten der Haarscheide. Das Haar gliedert sich in drei Abschnitte: den Haarschaft, die Haarwurzel und den Haarfollikel. Im Laufe seiner sich zyklisch wiederholenden Reproduktion wächst das Haar etwa 10 Wochen und fällt dann aus.
Für die Funktionsfähigkeit der Augenbrauen sind vier Gesichtsmuskeln verantwortlich:
- Der Augenbrauenheber (Musculus frontalis), auch Stirnmuskel oder Kopfhaubenmuskel genannt, ist wichtig für die Brauenhebung in vertikaler Ausrichtung.
- Der Augenbrauenrunzler (Musculus corrugator supercili) ermöglicht das Stirnrunzeln im gesichtsmittigen, nach unten verlaufenden Bereich.
- Der Augenbrauensenker (Musculus depressor supercili) senkt die Augenbraue im seitlichen mittleren Drittel – unter Co-Aktivität des Augenringmuskels (Musculus orbicularis).
- der Musculus procerus, einen schmalen mimischen Muskel, der sich auf der Nasenwurzel befindet, ist für die Senkung der Augenbraue im mittleren Drittel verantwortlich
Die dünne Lidhaut des Auges geht am unteren Augenbrauenrand in die dicke Stirnhaut über. Im Augenbrauenbereich ist der Augenringmuskel durch eine subkutane Fettschicht geschützt. Ein verformbares Fettpolster zwischen dem Augenringmuskel und der Knochenhaut ermöglicht schließlich die starke Beweglichkeit der Augenbraue.
Warum bei manchen Menschen die Augenbrauen blond, rötlich oder schwarz sind, darüber entscheidet das Vorkommen des zelleigenen Haarfarbstoffs Melanin. Dieses wird in den Melanozyten der Haarwurzel gebildet, als oxidatives Endprodukt der Melanosomenproduktion.
Unter enzymatischer Mitwirkung entwickeln sich die charakteristischen Pigmentausprägungen – von rötlich bis braun-schwarz. Erst durch die Kopplung von Cystein, einer schwefelhaltigen Aminosäure, und dem feinstrukturierten Rotpigment Phäomelanin entstehen die seltenen blonden Augenbrauenhaare.
Aufgaben & Funktion
Darüber hinaus sind die extrem beweglichen Augenbrauen ein wichtiges Kommunikationsinstrument. Durch das Hoch- oder Zusammenziehen der Brauen werden vielfältige Emotionen ausgedrückt: Erstaunen, Zorn, Skepsis oder Freude.
Die Ausprägung der Brauenbehaarung ist von vielen Faktoren abhängig. Alter, Geschlecht, Rasse, Gesundheitsstatus und genetische Faktoren spielen dabei eine Rolle. Kräftige Terminalhaare, wie Wimpern und Augenbrauen, sind ein gesundheitsästhetisch wichtiger Part der menschlichen Gesichtsbehaarung. Selbst Babys kommen schon mit zartem Augenbrauenflaum, dem Vellushaar, auf die Welt.
Ob nun der kosmetischen Augenbrauenbetonung als schönheitsspezifisches Merkmal Rechnung getragen wird, das obliegt allein der individuellen Einschätzung. Perfekt in Form gezupfte, gestylte, gefärbte oder geschminkte Augenbrauen gelten schon seit der Antike als weibliches – und auch männliches - Schönheitsideal.
Sie verleihen dem Auge einen ausdrucksvollen, markant konturierenden Rahmen, fokussieren den Blick und setzen ein schön geschminktes Augen-Make-up raffiniert in Szene. Natürlich gepflegte und professionell gezupfte Augenbrauen kaschieren zudem kleine Schönheitsmakel und Anomalien, wie Schlupflider, Knitterfältchen oder schrägstehende Augen.
Auch ohne starr befolgtes Beautydiktat zum aktuell propagierten dunkel-buschigen Naturwuchs – mit gekonnt akzentuierten Augenbrauen bekommt der effektvolle Augenaufschlag eine ganz besondere Dynamik.
Erkankungen
Kleine Hyperkeratosen im Bereich der seitlichen Augenbrauen prägen sich aus. Der Augenbrauenausfall tritt zumeist im Kindes- bzw. frühen Erwachsenenalter auf. Eine gezielt dosierte Hormontherapie beim Dermatologen verschafft hierbei akute Linderung und kurbelt das Brauenwachstum an.
Haarverlust bei Frauen hat viele Ursachen. Die weibliche Alopezie wird durch das Sinken des Östrogenspiegels und die gleichzeitige Zunahme des Testosterongehalts ausgelöst. Weitere begünstigende Faktoren sind körperlicher und emotionaler Stress, Kindesgeburt, Menopause, operative Eingriffe, Medikamenteneinnahme oder Pilzinfektionen.
In der ästhetisch-chirurgischen Fachpraxis und in spezialisierten Schönheitskliniken gibt es hierzulande bereits erfolgreich praktizierte Augenbrauen-Rekonstruktionsmethoden für Frauen und auch Männer. Bei der direkten Haarimplantation (DHI), Direct Hair Implementation, werden einzelne Haarfollikel aus der Kopfhaut entnommen und in Präzisionsarbeit wieder eingepflanzt.
Nach etwa drei bis vier Monaten wachsen die so implantierten Eigenhaare wieder nach. Das neue und minimal invasive Verfahren hat wesentliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Streifentechnik-Rekonstruktion. So beobachten Patienten deutlich weniger Blutungen und Narbenbildungen und weisen ein verringertes Infektionsrisiko auf.
Wichtig: Die DHI-Methode erfordert ein Höchstmaß an ästhetischem Fingerspitzengefühl, da jedes Haar einzeln und punktgenau in Wuchsrichtung gesetzt werden muss.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016