Musculus psoas minor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Musculus psoas minor handelt es sich um einen speziellen Skelettmuskel. Der Muskel zählt zu der inneren Muskulatur der Hüfte. Das Besondere am Musculus psoas minor ist, dass nur ein Teil der Menschen über den Muskel verfügt. Es handelt sich also um einen inkonstanten Muskel, den lediglich etwa 50 Prozent aller Personen besitzen. In der medizinischen Fachliteratur wird der Musculus psoas minor in einigen Fällen auch als Bestandteil des Musculus iliopsoas gewertet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus psoas minor?

Die Aufgaben des Musculus psoas minor sind eher beschränkt. Da es sich um einen sehr kleinen Lendenmuskel handelt, der nicht bei allen Menschen vorhanden ist, ist seine Bedeutung nicht besonders groß.
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Die medizinische Bezeichnung Musculus psoas minor bedeutet in etwa so viel wie ‚kleiner Lendenmuskel‘. Der Musculus psoas minor ist ein sogenannter Skelettmuskel, der sich im Bereich der unteren Extremität befindet. Konkret liegt der Musculus psoas in der vorderen Schicht der hinteren Muskulatur der Hüfte.

Nicht jeder Mensch verfügt über den Musculus psoas minor. Stattdessen ist er nur bei circa der Hälfte aller Menschen vorhanden. Der Musculus psoas minor bildet eine funktionelle Einheit mit dem Musculus psoas major. Dabei handelt es sich um den großen Lendenmuskel. Ebenfalls Bestandteil dieser Funktionseinheit ist der Musculus iliopsoas, der Lenden-Darmbein-Muskel.

Der Musculus psoas entspringt dem zwölften Brustwirbel sowie dem ersten Lendenwirbel. Dabei verfügt der Musculus psoas über eine lange Sehne, die bis zu einer Faszie am Musculus psoas major reicht. Außerdem strahlt der Musculus psoas minor bis zum Arcus iliopectineus. Innerviert wird der Musculus psoas minor von den vorderen Ästen der sogenannten Nervi lumbales Nummer eins bis drei.

Anatomie & Aufbau

Der Anfang des Musculus psoas minor liegt im Körper des zwölften Brustwirbels und des ersten Lendenwirbels. Der Musculus psoas minor besitzt eine lange Sehne, die bis in eine spezielle Muskelbinde, die sogenannte Fascia iliaca, reicht. Diese Muskelbinde umschließt den Musculus psoas minor zusammen mit dem Muskel des Darmbeins und dem großen Lendenmuskel. Dadurch fügt sich der Musculus psoas minor in ein gebogenes Band, den Arcus iliopectineus. Dieses Band befindet sich zwischen der Eminentia iliopubica am Schambein und dem Leistenband (medizinischer Begriff Ligamentum inguinale).

Säugetiere mit vier Beinen besitzen ebenfalls einen Musculus psoas minor. Dieser nimmt seinen Ursprung nicht am Lenden-Darmbein-Muskel, sondern in einem winzigen Höcker im Bereich des Darmbeins, dem sogenannten Tuberculum musculi psoas minoris. Der Musculus psoas minor ist besonders lang und schmal und befindet sich in der Nähe des Hüftgelenks. Dabei weist er einen ventralen Verlauf auf, der sich am Iliopsoas orientiert. Die beiden Muskeln bilden zusammen die Untergruppe der sogenannten inneren Hüftmuskeln.

Die lange Sehne des Muskels schließt an die Eminentia iliopubica sowie das Pecten ossis pubis an. Darüber hinaus bestehen mehrere Verbindungen zur Fascia iliaca. Innerviert wird der Musculus psoas minor unmittelbar über Ausläufer des Plexus lumbalis. Prinzipiell befindet sich der Musculus psoas minor in den Tiefen des Abdomens. Aus diesem Grund lässt sich er sich von außen so gut wie nicht erfühlen. Bei jenen Menschen, die nicht über den Musculus psoas minor verfügen, findet sich in vielen Fällen ein zartes Ligament oder eine Verlängerung des Iliopsoas.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgaben des Musculus psoas minor sind eher beschränkt. Da es sich um einen sehr kleinen Lendenmuskel handelt, der nicht bei allen Menschen vorhanden ist, ist seine Bedeutung nicht besonders groß. Allein hat der Musculus psoas minor so gut wie keine Wirkung.

Er führt lediglich zu einer Neigung zur Seite, wenn er einseitig angespannt wird, und beugt die Lendenwirbelsäule, wenn er auf beiden Seiten angespannt wird. Dabei arbeitet er jedoch mit anderen Muskelpartien in der Umgebung zusammen. In erster Linie unterstützt er den Musculus ilipsoas. Da der Musculus psoas minor ein innerer Hüftmuskel ist, stabilisiert er auch das Becken sowie das Hüftgelenk. Sein Beitrag zu verschiedenen Bewegungen ist jedoch insgesamt eher gering.


Krankheiten

Im Zusammenhang mit dem Musculus psoas minor sind diverse Erkrankungen und Beschwerden möglich. Diese unterscheiden sich von Mensch zu Mensch in ihrer Ausprägung, dem Schweregrad der Symptome und dem individuellen Krankheitsbild.

Beim Psoas-minor-Syndrom handelt es sich zum Beispiel um eine Krankheit, bei der der Musculus psoas minor sehr starr ist und sich kaum bewegen lässt. Bei gesunden Personen liegt der Ursprung des Muskels im Becken. Bei den erkrankten Patienten zieht sich die Sehne in vielen Fällen bis zum sogenannten Femur. Aus diesem Grund ist sie sehr anfällig für stärkere Belastungen der Partie. Dabei ist oftmals nicht nur die Hüfte bewegungstechnisch eingeschränkt. Auch die Wirbelsäule kann von einer Fehlhaltung betroffen sein.

Außerdem steht der Musculus psoas minor in einigen Fällen in Zusammenhang mit Schmerzen im Bereich des unteren Bauches. Von diesen Beschwerden sind häufig jugendliche Frauen betroffen. Die Symptomatik wird mitunter als Appendizitis eingestuft, obwohl es sich tatsächlich um das Psoas-minor-Syndrom handelt. In einem solchen Fall sind die Beschwerden leicht zu lindern, indem die entsprechende Sehne durchtrennt wird. Sämtliche Beschwerden oder Schmerzen, die vom Bereich des Musculus psoas minor ausgehen, sind so rasch wie möglich einem geeigneten Arzt vorzustellen. Dieser leitet anschließend geeignete therapeutische Maßnahmen ein.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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