Lendenwirbel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die fünf Lendenwirbel (Vertebrae lumbales) des menschlichen Körpers bilden einen Teil der Wirbelsäule. Da die Lendenwirbelsäule durch das Gewicht und die Mobilität des Rumpfes eine besondere Belastung zu tragen hat, führen Schäden oder Beeinträchtigungen an den Lendenwirbeln häufig zu massiven Schmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Lendenwirbel?

Die Lendenwirbelsäule ist für das Tragen der gesamten Rumpflast zuständig und gibt dieses Gewicht an das Kreuzbein weiter. Sie stabilisiert den Rumpf und ermöglicht das aufrechte Stehen.
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Die Lendenwirbelsäule setzt sich beim Menschen aus fünf Lendenwirbeln zusammen und liegt im unteren Bereich der Wirbelsäule. Sie beginnt unter der Brustwirbelsäule und verläuft bis zum Kreuzbein (Os sacrum). Im Vergleich zu den anderen Wirbeln der Wirbelsäule sind die Lendenwirbel größer und haben alle eine ähnliche Grundform, die einer Bohne ähnelt.

Sie sind von kranial (das heißt von oben beziehungsweise zum Kopf hoch) nach kaudal (das heißt nach unten, zu den Füßen hin) von eins bis fünf nummeriert. Der fünfte Lendenwirbel kann dabei mit dem ersten Wirbel des Kreuzbeins verwachsen sein, was als Sakralisation bezeichnet wird. Von der Seite gesehen ist die Wirbelsäule leicht gekrümmt. Diese Krümmung wird bei einem Normalzustand Lordose genannt. Bei einer verstärkten Krümmung kommt es zum Hohlkreuz oder einer sogenannten Hyperlordose. Das Gegenteil davon ist der Flachrücken.

Anatomie & Aufbau

Jeder Lendenwirbel besteht aus einem Lendenwirbelkörper (Corpus vertebrae), dem Lendenwirbelbogen (Arcus vertebrae), vier kleinen Wirbelgelenken, dem Dornfortsatz (Processus spinosus), dem Querfortsatz (Processus transversus) und dem Wirbelloch (Foramen vertebrale). Der Wirbelbogen ist über zwei kräftige Füßchen, die Pediculi arcus vertebrae, mit dem Wirbelkörper verbunden. Gemeinsam bilden Wirbelkörper und Wirbelbogen das Wirbelloch. Der Dornfortsatz sitzt auf dem Wirbelbogen, der Hilfsfortsatz (Processus accessorius) entspringt dem Wirbelbogen von unten und kommt nur bei den Lendenwirbeln vor. Außerdem befinden sich am Wirbelbogen auf beiden Seiten oben und unten die vier Gelenkfortsätze (Processus articularis superior und cranialis sowie Processus articularis inferior und caudalis), die eine bewegliche Verbindung zu den darüber und darunter liegenden Wirbeln ermöglichen. Seitlich des oberen Gelenkfortsatzes befindet sich zudem der Zitzenfortsatz (Processus mamillaris). An beiden Seiten der Lendenwirbel befindet sich der Querfortsatz, der bei den Lendenwirbeln vergleichsweise lang ist. Die Wirbellöcher benachbarter Wirbelkörper bilden gemeinsam mit den Wirbelbögen einen knöchernen Kanal, den Wirbelkanal, der auch als Rückenmarks- oder Spinalkanal bezeichnet wird. Zwischen benachbarten Wirbelkörpern befinden sich außerdem Öffnungen, aus denen die Rückenmarksnerven austreten können.

Funktion & Aufgaben

Die Lendenwirbelsäule ist für das Tragen der gesamten Rumpflast zuständig und gibt dieses Gewicht an das Kreuzbein weiter. Sie stabilisiert den Rumpf und ermöglicht das aufrechte Stehen. Die Lendenwirbelsäule kann in verschiedene Richtungen bewegt werden und ermöglicht so verschiedene Bewegungsabläufe. Hauptsächlich sind Beuge- und Wiederaufrichtbewegungen sowie Bewegungen zur Seite möglich.

Hierbei ist eine Beugung und Streckung bei einer gesunden Lendenwirbelsäule von 70 Grad möglich. Zur Seite ist eine Neigung von 25 Grad möglich. Lediglich Drehbewegungen sind aufgrund des Aufbaus der Wirbelkörper und der Stellung der Wirbelgelenke nur eingeschränkt möglich. Das Rotationsvermögen liegt daher nur bei ungefähr zwei Grad. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Die zwischen den einzelnen Lendenwirbeln liegenden Bandscheiben (Disci intervertebrales) haben eine Pufferfunktion. Die Lendenwirbel sind von der Lendenmuskulatur umgeben, der sie Ansatzpunkte bieten. Die Muskeln schlingen sich dabei seitlich um die Dornfortsätze. Die Lendenwirbelsäule kooperiert mit der Rückenmuskulatur bei ihren Funktionen und wird von ihr unterstützt. Die Lendenwirbel schützen gemeinsam mit den Bandscheiben und der Muskulatur den Spinalkanal mit dem darin verlaufenden Rückenmark mit Nerven und Gefäßen. Das Rückenmark endet dabei im erwachsenen, menschlichen Körper ungefähr auf der Höhe des zweiten Lendenwirbels. Unterhalb davon verlaufen pferdeschweifartig angeordnete Spinalnervenwurzeln, die Cauda equina. Das jeweils zwischen zwei Wirbeln gelegene Zwischenwirbelloch oder Foramen intervertebrale ermöglicht den Durchtritt von den jeweiligen Spinalnerven.


Krankheiten & Beschwerden

Rückenschmerzen betreffen häufig den Lendenwirbel-Bereich der Wirbelsäule, da die Lendenwirbelsäule den stärksten Belastungen ausgesetzt ist. Unter dem Lendenwirbelsäulensyndrom, kurz LWS-Syndrom, werden Rückenbeschwerden unterschiedlichster Ursache zusammengefasst. Es kommt zu lokalen, meist dumpfen und ziehenden Rückenschmerzen, die bis in das Steißbein und die Beine ausstrahlen können.

Die Schmerzen können je nach Ursache akut oder chronisch auftreten. Bei einer Lumbago, die umgangssprachlich auch als Hexenschuss bezeichnet wird, kommt es zu akuten Kreuzschmerzen. Starke reflektorische Muskelverspannungen führen zu einer Bewegungseinschränkung der Lendenwirbel und zu starken Schmerzen. Eine Lumbago tritt häufig nach dem Heben schwerer Lasten, dem Bücken oder ruckartigen Bewegungen auf, kann aber auch durch eine vorangegangene Fehlhaltung bedingt sein.

Chronische Kreuzschmerzen können aufgrund von Haltungsschäden, entzündlichen Veränderungen wie dem Morbus Bechterew oder einer zunehmenden Verkleinerung der Zwischenwirbelräume auftreten. Eine Spondylarthrose, bei der es zu Veränderungen der Wirbelgelenke kommt, kann ebenfalls zu chronischen Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich führen.

Durch eine Schädigung der Bandscheiben zwischen den Lendenwirbeln kann es zum Bandscheibenvorfall kommen, bei dem Nerven oder Teile des Rückenmarks durch Bandscheibengewebe zusammen gedrückt werden und dadurch Schmerzen verursachen. Für einen Bandscheibenvorfall charakteristisch ist die Ausstrahlung des Schmerzes in das Bein.

Eine starke Quetschung der Cauda equina, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, führt zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Bei einer spinalen Stenose ist der Spinalkanal eingeengt, bei der Spondylolisthesis sorgen Unterbrechungen der Wirbelbögen für eine Instabilität der Lendenwirbel bis hin zum Wirbelgleiten. Die Scheuermann-Krankheit ist eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule, bei der es zu schmerzhaften Fehlhaltungen kommen kann. Selten treten Rückenschmerzen durch Tumorerkrankungen auf.

Quellen

  • Hochschild, J.: Strukturen und Funktionen begreifen, Funktionelle Anatomie. Band 1: Wirbelsäule und obere Extremität. Thieme, Stuttgart 2019
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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